Hier nun des Rätsels Lösung. Das Feld von Wolfgang Burger ist 100 Meter lang, darauf wachsen an unterschiedlichen Stellen unterschiedliche Streifen von verschiedenen aromatischen Kräutern nach zertifiziertem kontrolliert biologischem Anbau (kbA). Keine Gifte, keine synthetischen Dünger und reichlich lästige Beikräuter, die von Hand gejätet werden müssen. Insgesamt ist der Kräuteracker 50 Meter breit. Neben Melisse gedeihen dort Angelikapflanzen (zum Haus hin), Pfefferminze (vorne), römische Kamille, Kümmel, Schafgarbe, Salbei, Indianernessel (Monarda fistulosa), Bergamottminze und diverse Artemisia-Arten.
Für unsere Berechnungen legen wir eine Feldbreite von 10 Metern zu Grunde. Die Anbaufläche der jeweiligen Pflanzen variieren von Jahr zu Jahr, so lässt es sich aber gut ausrechnen. Auf diesem Foto werden gerade 10 Reihen mit Melissenpflanzen von KursteilnehmerInnen gejätet – das ist wichtig vor dem Schneiden. Das sind nur circa 5 Meter Breite.
Die Schneidemaschine ist 1 Meter breit und kappt zwei Melissenpflanzen, die nebeneinander stehen. Sie muss das obige Feld also fünf mal auf und ab fahren, um alles zu ernten – 500 Meter, einen halben Kilometer. Im Jahr des Fotos gab es also circa 1 LITER ätherisches Melissenöl, da meistens zweimal pro Jahr geerntet werden kann. Aber nur ein paar Jahre lang, dann muss alles neu angebaut werden. Bei langen Schlechtwetterperioden kann das Ergebnis wesentlich schlechter ausfallen.

Damit sich der Aufwand einigermaßen lohnt, müssen auch andere Pflanzen angebaut werden. Wie beispielsweise Pfefferminze, daraus lässt sich die zehnfache Menge an ätherischem Öl gewinnen. Und das Pfefferminze-Öl von Wolfgang Burger und Georg Effner ist traumhaft! Es ist in meiner effektiven “Waffe” gegen Kopfschmerzen enthalten.
Übrigens: Wenn das Melissenöl direkt an Endverbraucher verkauft werden würde, könnte dieser Liter zwischen 16.000 und 18.000 Euro (je nach Chemotyp) bringen, der Liter Pfefferminzeöl allerdings nur um die 900 Euro (Preisliste hier).
In diesem Preis sind neben den Bio-Pflänzchen und der Handarbeit auch Wasser- und Strom zum Destillieren, Fläschchen, Etiketten, Kosten für Analysen und Zertifizierungen und anderer “Kleinkram” enthalten. Wenn Teile davon an andere Ölefirmen verkauft werden, erhalten die zwei schwer arbeitenden Männer wesentlich weniger. Unnötig zu sagen, dass sie von diesem ihren Idealismus nicht leben können. Aber sie freuen sich, wenn Gruppen zum Helfen kommen, wie am kommenden Samstag. 30 fleißige Hände haben so ein Feld flugs gejätet, währenddessen können die hauptamtlichen vier Hände von Wolfgang und Georg wichtigere Arbeiten erledigen. So ein Praxis-Tag hat uns bislang immer viel Spaß gemacht – auch wenn viele der TeilnehmerInnen am späten Nachmittag immer total kaputt waren: Das Gewinnen von wenigen Millilitern ätherischer Öle aus respektvollem Umgang mit der Natur ist Knochenarbeit.
Foto Erntemaschine und Zahlen in Tabelle: Georg Effner