Ich bekomme immer wieder verunsicherte Anfragen, ob und welche ätherischen Öle eine Frau während der Schwangerschaft verwenden kann. Dazu zunächst zwei Hinweise:

  • In seriösen Büchern wird manchmal mehr gewarnt als im realen Leben tatsächlich nötig wäre. Denn als Autorin kenne ich ja nur wenige meiner Leserinnen und kann nicht ahnen, ob unbekannte Leserinnen beispielsweise einen Hang zum Übertreiben haben wie “was, nur zwei Tropfen, das ist doch alles Natur, ich nehme mal 10 Tropfen“. Darum versuche ich – wie auch viele KollegInnen – möglichst niedrige Rezepturen zu veröffentlichen und auch Warnungen vor bestimmten Ölen auszusprechen, die wir im wirklichen Leben dennoch einsetzen würden oder eben höher dosieren würden.
  • Die Nase einer schwangeren Frau ist meistens extrem sensibel, manchmal ist sie schon durch Allerweltsgerüche so gereizt, dass der betreffenden Frau oft schlecht wird. Meine und unsere Erfahrungen sind, dass schwangere Frauen sehr gut “der Nase nach” gehen können und ein sehr genaues Gespür haben, welche Öle sie wann und in welchen Mengen einsetzen können.

Im Folgenden dennoch ein paar grundsätzliche Hinweise zum Gebrauch von ätherischen Ölen in dieser Zeit, in der frau ein anderes – hochempfindliches – Lebewesen schützen muss. Die Anlagen des werdenden Menschen entstehen vor allem im ersten Schwangerschaftsdrittel (Trimenon), anschließend wachsen und verfeinern sich die angelegten Organe und Körperteile; in diesen nun folgenden beiden Dritteln geht es im Wesentlichen um das Wachstum. Somit sind besonders in den ersten zwölf bis fünfzehn Wochen der Schwangerschaft toxische Substanzen sowie alle Öle zu meiden, die stark durchblutungsfördernd und somit blutungsauslösend oder gar krampfartige Erscheinungen auslösend wirken könnten. Insbesondere sind sehr empfindliche Frauen und solche mit bereits unglücklich verlaufenen Schwangerschaften von diese Warnhinweisen betroffen, gesunde Frauen können bei entsprechender Indikation und betreut durch eine sachkundige Hebamme auch die folgenden Öle verwenden.

  • Achillea millefolium, Schafgarbe (wegen des Kampfergehaltes, der einen starken Einfluss auf das Nervensystem hat und durchblutungsfördernd wirkt)
  • Cinnamomum verum cort & fol, Zimtblätter und Zimtrinde aus Sri Lanka und Cinnamomum aromaticum, Cassiazimt aus China (wegen der extrem starken Durchblutungsförderung)
  • Foeniculum vulgare, Fenchel (wegen der leicht östrogenähnlichen Wirkung)
  • Melaleuca viridiflora, Niaouli (weges des den Hormonhaushalt regulierenden Inhaltsstoffes Viridiflorol)
  • Pimpinella anisum, Anis (wegen der leicht östrogenähnlichen Wirkung)
  • Aloysia triphylla/Lippia citriodora (wegen der bei manchen Frauen wehenauslösenden Wirkung)
  • Salvia officinalis, Salbei (wegen der leicht östrogenähnlichen Wirkung und des manchmal hohen Gehaltes an Thujon und Kampfer, die einen starken Einfluss auf das Nervensystem haben, Thujon wirkt im Labor abortiv)
  • Ocimum basilicum, Basilikum (wegen des bei manchen Ölen hohen Gehaltes an Methylchavicol, welches einen starken Einfluss auf das Nervensystem hat und auch die Leber [nur in verrückter Dosierung] schädigen kann)

Auch sollten vor allem empfindliche Frauen in dieser Zeit mit den Ölen anderer Lippenblütler wie Thymian, Oregano, Bohnenkraut vorsichtig sein. Selbstverständlich müssen während der ganzen Schwangerschaft alle ätherischen Öle vermieden werden, die bestimmte Monoterpenketone enthalten, da diese das Nervensystem des Kleinen überstrapazieren können und bei Fehlanwendung abortiv wirken können.

  • Hyssopus officinalis, Ysop
  • Salvia officinalis, Salbei
  • Lavandula stoechas, Schopflavendel
  • Thuja occidentalis, Thuja/Lebensbaum
  • Mentha pulegium, Flohminze
  • Cinnamomum camphora, Kampfer
  • Rosmarinus officinalis Ct. Borneon, Rosmarin

Auch die seltenen Öle mit Sabinylacetatgehalt sind nicht erlaubt, da dieser Inhaltsstoff zu den wenigen Estern gehört, die (embryo-) toxisch wirken, z.B. Salvia lavandulifolia (Lavendelsalbei) und Juniperus sabina (Sade, eine Wacholderart). Methylsalicylat-haltige Öle müssen auch gemieden werden (Betula lenta, Birke; Gaultheria fragrantissima, Wintergrün und Syzygium aromaticum, Gewürznelke).

Nur in Ausnahmefällen und unter Aufsicht einer in Aromatherapie erfahrenen Person sollten stark phenolhaltige Öle (z.B. Oregano, Bohnenkraut, Thymian Ct. Carvacrol und Ct. Thymol, Bay, Tulsi und Gewürznelke) verwendet werden. Auch stark 1,8-Cineol-haltige Öle sollten mit Bedacht verwendet werden (Eukalyptus globulus, Myrtus communis Ct. Cineol, Rosmarinus officinalis Ct. Cineol). Und mentholhaltige Öle (Mentha piperita, Mentha arvensis) nur wenig und nur wirklich bei Bedarf. Aber immer daran denken: die Nase mit entscheiden lassen!!!

Umgekehrt, welche Öle kann eine schwangere Frau “einfach so” zum Wohlfühlen, Entspannen, und Loslassen verwenden oder auch bei Schnupfen, Rückenschmerzen, Krampfadern? Neben allen Ölen die ihr gut tun und die maximal 1-prozentig verdünnt werden (beispielsweise 2 Tropfen auf 10 ml Mandelöl) sind die Klassiker sicherlich:

  • Lavandula angustifolia, Echter Lavendel (nicht zu verwechseln mit oft kampferhaltigem billigem Lavandin)
  • CItrus reticulata, Mandarine und andere Zitrusschalenöle
  • Rosa damascena, Rose sowie Citrus aurantium flos, Neroli und alle Blütendüfte (in Maßen!)

dazu:

  • Vanilla planifolia, Vanille
  • Styrax tonkinensis, Benzoe
  • Eucalyptus staigeriana, Zitronenduftender Eukalyptus
  • Myrtus communis Ct. Myrtenylacetat, Nordafrikanische Myrte
  • Backhousia citriodora, Zitronenmyrte
  • Santalum album, Sandelholz
  • Boswellia sacra, Weihrauch
  • Pogostemon cablin, Patchouli

Ist das Baby dann erfolgreich “ausgebrütet” entstehen wieder neue Fragen. Auf meiner Website finden Sie hier ein paar dufte Tipps.

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