Vielen Menschen ist nicht bewusst, aus welchen Pflanzen das grüne Blattwerk in hübschen Blumensträußen besteht. Oft enthalten diese Zweiglein mit eigentümlich ‘plattgedrückten’ Stielen. Wer weiß schon, dass es sich um eine wunderschöne Duft- und Räucherpflanze handelt, welche seit biblischen Zeiten bekannt ist! Deren Harz liefert das kostbare, grün-frisch-herb duftende Mastix- oder Pistacheöl. Ihr wissenschaftlicher Name lautet Pistacia lentiscus, sie ist mit den leckeren Knabber-Pistazien verwandt.

Diese hübschen Sträucher wachsen rund um das Mittelmehr, die Blätter und noch mehr das Harz wirken sehr adstringierend (zusammenziehend), wenn man sie kaut. Im ländlichen Griechenland wird das Harz wie Kaugummi gekaut, es regeneriert und desinfiziert wundes Zahnfleisch und erfrischt den Atem. Es wird auch als Abdichtungsmittel für Weinfässer eingesetzt und gibt so (eher billigem) griechischen Retsina- Wein seinen unverwechselbaren Charakter (Retsina bedeutet Harz/Geharzter). Gute Retsina-Wein-Fässer werden mit dem Harz der Aleppo-Kiefer (Pinus halepensis) abgedichtet. Schauspieler kennen das Harz auch als Klebstoff für künstliche Bärte (Dank an Peter und Helge), es wird für viele andere technische Zwecke es eingesetzt.

In pharmakologischen Untersuchungen konnte ein Schutz vor Magengeschwüren gezeigt werden, vermutlich durch eine Reduzierung der Produktion von Magensäure und einen ergänzenden Puffereffekt. Aber auch eine Wirkung gegen den ‘Magenschreck’ Helicobacter pylori, der sogar für Magenkarzinome verantwortlich sein könnte, wird diskutiert. In entsprechenden Tests führte eine Mastix-Konzentration von 125 µg/ml zu einer 50-prozentigen und 500 µg/ml zu einer 90prozentigen Vernichtung des Magenkeims.

Desweiteren wurde – wie bei vielen monoterpenreichen ätherischen Ölen auch – eine antiarteriosklerotische Eigenschaft gefunden, diese wird mit verminderten Oxidationswerten des ‘bösen’ Cholesterin LDL erklärt. In einer kleinen randomisierten Doppelblindstudie mit 20 Teilnehmern wurde das Kauen eines Mastix-haltigen Kaugummis und die Entwicklung von Zahnplaque untersucht. Durch vierstündiges Kauen dieses Kaugummis reduzierte sich die Menge der plaqueverursachenden Bakterien signifikant. Untersuchungen an isolierten Bakterienkulturen belegen nicht nur eine bakteriostatische Wirkung bei Helicobacter pylori sondern auch bei Staphylococcus aureus, Lactobacillus plantarum, Pseudomonas fragi und Salmonella enteridis Quelle: Heike Lück-Knobloch.

Das ätherische Öl, das nach senkrechtem Anritzen der Rinde des 3 bis 4 Meter hohen Strauches aus dem austretenden so genannten Terpenharz destilliert wird, enthält bis zu 50 Prozent Monoterpene, welche für die schmerzlindernde und entzündungshemmende (also einer Hydrokortison-Anwendung vergleichbare) Wirkung verantwortlich sind:

  • 6,5–20 % alpha-Pinen
  • 7-10% Limonen
  • 4–15 % beta-Myrcen
  • 1,5–15 % Sabinen
  • 0,2–0,8 % delta-Caren
Dazu Spuren von Sesquiterpenen sowie Sesquiterpenolen und folgende Monoterpenole und Monoterpenester:
  • 33-44% Terpineol-4 (antibakteriell und aquaretisch wirksam)
  • 7-10% Bornylacetat (entkrampfend wirksam)
In meinem Fachbuch Aromatherapie für Pflege- und Heilberufe habe ich folgende Indikationen aufgeführt:
  • Varizen, Hämorrhoiden
  • Thrombophlebitis
  • Prostatitis
  • Sinusitis
  • spastische Kolitis
  • Ulcus ventriculi

Ich wende dieses recht teure, sehr milde und schleimhautverträgliche ätherische Öl fast ausschließlich für Salben und Zäpfchen gegen Beschwerden durch schmerzende Hämorriden an. Die zusammenziehende und entzündungshemmende Wirkung entfaltet sich bereits bei ganz hohen Verdünnungen von ein bis zwei Prozent. Schwangere sind für diese Hilfe oft sehr dankbar. In Frankreich werden Männer mit Problemen der Vorsteherdrüse mit entsprechenden Zäpfchen versorgt. Die magenschützende Wirkung wird im englischsprachigen Bereich durch einzunehmende Kapseln mit dem Harz erreicht.

In frisch-herbe Rasierwässer oder Eau de Colognes kann man mit Spuren dieses Duftes eine fein-herb-grüne Komponente zaubern. Ideal mit Zitrusdüften, Zedernholzöl und anderen Holzölen. Das recht preisintensive Öl ist erhältlich in Bio-Qualität von Oshadhi und in drei unterschiedlichen Qualitäten (als Absolue, Bio oder Wildsammlung) von Maienfelser.

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