Das Thema ‘Wie lange halten einzelne ätherische Öle’ begegnet mir mindestens einmal im Monat, darum widmeten Sabrina Herber und ich diesem umfangreichen Themenbereich sowohl die Podcast-Folge Ewiges Leben? (Link) sowie ein ganzes Magazin. Denn die “Haltbarkeit” – oder besser die maximale Verträglichkeit – von ätherischen Ölen hängt von diversen Faktoren ab.

In unserem Magazin Duftdetektiv, erhältlich in unserem Shop, stellen wir alle relevanten Faktoren zusammen.

Wir erläutern neben vielen Beispielen rund um die Stabilität von ätherischen und fetten Ölen sowie Hydrolaten, auch Fragen, die uns regelmäßig erreichen wie: Warum wird Rosenöl und Jojoba manchmal fest? Schadet das? Was bedeutet der Bodensatz bei manchen Ölen und Hydrolaten? Ferner geben wir eine Anleitung zur eigenen sensorischen Prüfung der eingekauften Rohstoffe und eine Kopiervorlage für Dein eigenes “Duft-Tagebuch” für jedes Öl, damit die Stabilität jedes Produktes im Fokus bleiben kann.

Lerne Deine Öle kennen, sie mit deinen eigenen “Sensoren” zu prüfen und deren Haltbarkeit positiv durch den sorgfältigen und umsichtigen Umgang, zu verlängern. Du bekommst Informationen wie du mit deinen Naturdüften besonders schonend umgehst, welche davon besonders empfindlich sind und das auf dem Etikett bestimmte Informationen lt. Gesetzgeber vorhanden sein müssen. Das bedeutet auch, dass das Etikett mit Gefahrenstoff-Piktogrammen keine Aussagekraft bezüglich der Qualität in Flasche hat!

Einer Kursteilnehmerin, die vor Jahren teilweise sehr kostbare Öle erstanden hatte und in der Ausbildung inzwischen gelernt hat, dass Öle die einen hohen Anteil an Monoterpenen enthalten (zB Zitrusöle, Nadelöle) nicht sehr lange in angebrochenem Zustand gelagert werden sollten, antwortete ich in Stichworten zu einigen ihrer duften Kostbarkeiten (Liste weiter unten).

Absolute Haltbarkeits-Angaben sind nicht möglich

Natürlich kann man hierzu keine absoluten Angaben machen, denn beispielsweise Cistrosenöl ist nicht gleich Cistrosenöl, Lavandula angustifolia aus England kann ganz anders sein als Lavandula angustifolia aus Kroatien. Jeder Firma hat andere Lieferanten, die Natur liefert Jahr für Jahr sehr unterschiedliche Zusammensetzungen. Die Art der Ernte, der Verarbeitung, des Transportes, der Lagerung, der Abfüllung – alles das beeinflusst die Haltbarkeit schon vor dem Weiterverkauf an EndverbraucherInnen. Und wie man dann selbst mit den Ölen nach dem Öffnen umgeht, spielt vielleicht die entscheidenste Rolle.

Wir dürfen sie weder zu warm (nie über 18-20 Grad C) noch zu kalt (möglichst nicht unter 5 Grad C, angebrochene Flaschen möglichst nicht im Kühlschrank) lagern. Wir sollten sie nicht ständig auf und zu machen. Man soll Flaschen mit einem beträchtlichen Sauerstoffspiegel über dem Öl (halbvoll) schnell aufbrauchen. Ich entscheide im Zweifelsfalle mit meiner feinen Nase und auch – bei Ölen, die reich an Monoterpenaldehyden sind wie Lemongrass (Abbildung oben) und meiner geliebten Zitronenmyrte – über den Tastsinn, denn plötzlich klebrig werdende ätherische Öle, die einst fein flüssig waren, sind ein Indiz, dass hautreizende Vorgänge begonnen haben (damit sind nicht klebrige alkoholische Harz-Extrakte wie aus Benzoe gemeint!).

Zur Haltbarkeit von Zitrusölen, die nur ein knappes Jahr nach Öffnen des jeweiligen Fläschchens betragen kann, habe berichtete ich bereits (rechts in der Rubrik ‘Haltbarkeit – einfach anklicken’), zu anderen Ölen kann man sehr generell Folgendes sagen (die Zeitangaben beziehen sich auf ordnungsgemäß verdünnte Anwendungen auf der [empfindlichen] Haut, für die Duftlampe o. ä. können die Öle bei Gefallen und individueller Verträglichkeit der feinen Schleimhäute der Nase ggfs. noch länger verwendet werden):
  • Zitrusöle: 8-12 Monate
  • Nadelöle, Zypresse & Wacholder: 1,5-2 Jahre
  • zitronig duftende Öle, die einen hohen Anteil an Citral und ggfs auch Citronellal enthalten: 1-1,5 Jahre
  • Weihrauch, Palo Santo, Elemi-Harz, Mastix und andere Öle, die reichlich Monoterpene enthalten: circa 2 Jahre
  • Öle wie Rosenholz, Ho-Blätter, Linaloebeeren, die reichlich Linalool enthalten: circa 2 Jahre
  • Eukalyptus, Ravintsara, Cajeput und ähnlich duftende Öle mit viel Eucalyptol: circa 2 Jahre
  • zitronig duftende Gräser- und Blätteröle (Lemongrass, Citronella, Litsea, Zitroneneukalyptus etc): maximal 2 Jahre
  • Kräuter-/Blätteröle (Bohnenkraut, Basilikum, Lavendel etc): 2-3 Jahre
  • Gewürze (Zimt, Nelke, Muskat): bis zu 5 Jahre (Pfeffer eher 2-3 Jahre)
  • destillierte Blütendüfte (Neroli, Ylang, Rosengeranienblatt): bis zu 3 Jahre
  • Blütenabsolues (Rose, Jasmin, Tuberose etc): 5 Jahre, bei unempfindlicher Haut viel länger
  • Holzöle (Zedern, Sandelholz): 6-8 Jahre und mehr
  • Harze (Resinoide wie Tolu, Copaiva, Benzoe): 5 Jahre und mehr
  • schwere Wurzel- oder wurzelartige Düfte wie Iris, Vetiver und Patchouli: 10 Jahre und mehr

Kiefern- wie auch Tannennadel- und Fichtenöl kann – je nach Sorgfalt bei der Destillation – nur circa 1,5 Jahre hautverträglich sein. Beim Familienbetrieb BERGILA in Südtirol wir auf den Ausschluss von Sauerstoff während der Destillation geachtet, darum halten deren sehr besondere Nadelöle deutlich länger (in unserem Shop erhältlich)

Ich darf mit der Erlaubnis der Fragenden die Liste veröffentlichen, die sie mir schickte und dazu die Kommentare, die ich ihr schickte. Vielleicht beantwortet das ähnliche Fragen von euch.
  • Anis: sollte, wenn es relativ voll ist, bis zu 5 Jahre haltbar sein, halbvoll für die Duftlampe sicherlich noch ein paar Jahre mehr
  • Benzoe Siam: je älter desto besser (es gibt kein ätherisches Öl aus Benzoe, es handelt sich immer um einen alkoholischen Extrakt)
  • Cistrose (war nicht lang haltbar, oder? da hatte ich 5 ml von, wenn ich bedenke, was das heute kostet …): für parfümige Mischungen, da man es ohnehin nur in Spuren aushält, bis zu 10 Jahre, also grundsätzlich je älter desto besser, für Wundheilungszwecke jedoch nicht länger als gut 2 Jahre
  • Eichenmoos (ich hab mal Parfüme gemischt, das war in den Herrenparfümen drin!): ohnehin nur für sehr robuste Haut geeignet, soll sehr allergen sein (da oft verunreinigt), nur in Spuren in Mischungen verwenden, jedoch je älter desto besser
  • Eisenkraut (Zitronenverbene 100 %): sollte nicht älter als 3 Jahren sein, um auf die Haut zu kommen, für Duftlampenmischungen sicherlich noch gut, wenn es bis zu 6 Jahre alt ist, duftet ja wunderschön (sollte am Deckelbereich nicht klebrig sein, je klebriger vor allem die Aldehyde sind, desto zersetzter sind sie mutmaßlich und haben sich bereits in Säuren umgebildet)
  • Eucalyptus globulus: angebrochen nur zwei Jahre für Hautanwendungen, noch ein Jahr etwa für die Duftlampe
  • Gewürznelkenknospe: wenn relativ voll, sollte es 5 bis 6 Jahre gut sein, wenn viel Sauerstoff drüber ist, Vorsicht bei empfindlicher Haut, für Duftlampenmischungen bis zu 10 Jahre
  • Honig: sollte, wenn es relativ voll ist, bis zu 5 Jahre haltbar sein
  • Iris 1% (Absolue in Alkohol): verliert nach 2 bis 3 Jahren an Qualität
  • Jasmin sambac: je älter desto besser, höchstens Vorsicht bei sehr empfindlicher Haut; eine parfümistische Kostbarkeit!
  • Kamille blau (100%): angebrochen nur drei Jahre für Hautanwendungen oder wenn es mehr braun-gelblich-grünlich als blau aussieht noch kürzer
  • Römische Kamille (100%): sollte, wenn es relativ voll ist, bis zu 5 Jahre haltbar sein, angebrochen bei empfindlicher Haut sehr vorsichtig oder gar nicht
  • Karottensamen: da es vorwiegend ein Hautpflege und nicht ein Wohlduft-Öl ist gebe ich ihm nur 3 Jahre zur Behandlung von empfindlicher und gereizter Haut
  • Melisse (100 %): sollte nicht älter als 3 Jahren sein, um auf die Haut zu kommen, für Duftlampenmischungen und antivirale Raumsprays sicherlich noch bestens, wenn es bis zu 6 Jahre alt ist, duftet ja wunderschön (sollte am Deckelbereich nicht klebrig sein, je klebriger vor allem die Aldehyde sind, desto zersetzter sind sie mutmaßlich und haben sich bereits in Säuren umgebildet)
  • Myrte: angebrochen nur circa drei Jahre für Hautanwendungen, noch ein Jahr etwa für die Duftlampe
  • Neroli (100 %): wenn relativ voll, sollte es 5 bis 6 Jahre gut sein, wenn viel Sauerstoff drüber ist, Vorsicht bei empfindlicher Haut, für Duftlampenmischungen bestens (1 Teil Zitronenverbene, 1 Teil Vanille, 1 Teil Neroli, 1 Teil Honig, 1 Teil Tonka und 5 Teile Grapefruit)
  • Sandelholz: je älter desto besser, eine parfümistische Kostbarkeit!
  • Schafgarbe: angebrochen nur drei Jahre für Hautanwendungen oder wenn es mehr braun-gelblich-grünlich als blau aussieht
  • Tolu Resinoid: je älter desto besser
  • Tonka-Extrakt: fünf Jahre und mehr haltbar, höchstens Vorsicht bei sehr empfindlicher Haut (es gibt kein ätherisches Öl aus der Tonkabohne, es handelt sich immer um einen alkoholischen Extrakt)
  • Vanille-Extrakt: sollte, wenn es relativ voll ist, bis zu 5 Jahre haltbar sein, etwas leerer für die Duftlampe sicherlich noch ein paar Jahre mehr (es gibt kein ätherisches Öl aus der Vanilleschnote, es handelt sich immer um einen alkoholischen oder Hexan-Extrakt)
  • Vetiver Boubon (wenn ich die Flasche aufkriege, die ist ziemlich verklebt): dieses Öl klebt so oder so, also auch frisch!!! je älter desto traumhafter und bleibt auch sehr hautverträglich, eine parfümistische Kostbarkeit!
  • Ylang-Ylang: angebrochen nur circa zwei Jahre für Hautanwendungen, auf starke Verdünnung achten, kann hautreizend sein; noch zwei bis drei Jahre mehr für unempfindliche Haut und die Duftlampe
  • Ylang-Ylang Komplettdestillation: angebrochen circa vier Jahre, noch zwei bis drei Jahre mehr für unempfindliche Haut und für die Duftlampe, für Hautanwendungen auf starke Verdünnung achten, kann hautreizend sein
  • Zimtrinde: wenn relativ voll, sollte es 5 bis 6 Jahre brauchbar sein, wenn viel Sauerstoff drüber ist, Vorsicht bei empfindlicher Haut, für Duftlampenmischungen bis zu 10 Jahre

Podcast-Folge zum Thema Haltbarkeit:

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