Man braucht kein Chemiker zu sein, um zu erkennen, dass bestimmte Duftstoffe, welche wir in ätherischen Ölen in Spuren finden, sehr ähnlich gebaut sind wie die Moleküle, die vor allem in unserem Gehirn die (Glücks-)Gefühle steuern. Indolverbindungen ([1H-Benzo(b)pyrrol] pur stinkend, in allerhöchster Verdünnung duftend, zB in den Absolues von Ginster, Jasmin, Orangenblüten, Tuberose) spielen beim Umbau von der “Neuro”-Aminosäure Tryptophan in den Neurotransmitter Serotonin und das Hormon Melatonin eine Rolle. Tryptophan gilt als “Happylizer” und als “Antidepressions-Aminosäure”.

Wenn die Aminosäure Dihydrophenylalanin, genannt L-Dopa in den Neurotransmitter Dopamin und dann in Adrenalin/Noradrenalin umgebaut wird, entsteht in einer metabolischen Rückkopplung der Duftstoff Vanillin-Mandelsäure.

Ätherische Öle, deren Inhaltsstoffe Stickstoff (N-Atom) enthalten, wirken besonders neurotrop, die entsprechende funktionelle Gruppe ist  –NH2 (Amine). Der neroliartige Duftstoff Methylanthranilat gehört dazu, er beglückt AnwenderInnen in Zitrusschalenölen, auch im Tuberoseabsolue und vor allem im Petit Grain Mandarinier.

  • Methylanthranilat=Methyl 2-Aminobenzoat [C8H9NO2]
  • Methyl N-Methylanthranilat=Dimethylanthanilat=Methyl 2-Methylaminobenzoat  [C9H11NO2]

Anthranilsäure [C7H7NO2] ist eine Zwischenstufe der Biosynthese von Tryptophan. 4-Hydroxy-3-Methoxybenzaldehyd ist ein bekannter “Glücksstoff”, den die meisten von euch in der Küche verwenden: der Duftstoff der Vanille auch genannt Vanillin. Viel und schlecht kopiert in fast allen süßen Lebensmitteln zu finden, zudem süchtig machend ab der ersten Mahlzeit. Denn er befindet sich in Spuren in der Muttermilch und in größeren Mengen – in synthetischer Form – in so ziemlich allen Babyersatzmilchen und Breien und eigentlich in so ziemlich allen Süßspeisen und Süßigkeiten. Er wird aus schwefelig-stinkenden Zellulosemassen hergestellt, wie ich bereits hier beschrieb. Natürlicherweise ist Vanillin in Spuren sogar in Olivenöl, Butter, Himbeeren, Haferflocken und fassgereiften Weinen zu finden.

Etliche Riechstoffe  sind also unentbehrlich beim “Aufbau” von Glücksgefühlen, sie entstehen im Gehirn des Menschen. Andere Riechstoffe können die Blut-Hirn-Schranke passieren (Buchbauer & al 1993) und an Rezeptoren für “Gefühlsstoffe” andocken:

  • GABA-Rezeptoren (Aoshima & Hamamoto 1999)
  • Glutamat-Rezeptoren (Elisabetsky & al 1999)
  • Dopamin D2-Rezeptoren (Okugawa & al 1999)
  • Serotonin 5-HT2A-Rezeptoren  (Okugawa & al 1999)

Die antidepressive Botschaft dieser (und anderer Düfte) lautet: Lass die Seele baumeln! Darüber werde ich nächste Woche (06./07. Oktober 2010) in einem Seminar im bislang nicht besonders aromatherapie-verwöhnten mittleren Westen Deutschlands referieren (von wegen, es findet immer nur alles im Süden statt!), in der Nähe der Edelstein-Stadt Idar-Oberstein; es sind noch zwei Plätze zu haben!

Psycho-Aromatherapie vom Alltag bis zur Palliativpflege – Wie ätherische Öle unsere Glückshormone ankurbeln können

Der Mensch ist mehr “Nasentier” als ihm bewusst ist. Pflanzen mit ihren vielfältigen Geruchsstoffen begleiten ihn seit Anbeginn der Zeit. Düfte entscheiden nachweislich über Emotionen, Reaktion, Appetit und sogar Partnerwahl – auch heute noch. Viele Inhaltsstoffe von ätherischen Ölen entsprechen in ihrem molekularen Aufbau unseren Gehirnbotenstoffen und können sie entscheidend beeinflussen. In diesem Workshop lernen Sie, wie Sie viele “Psycho Öle” für Ihr persönliches Wohlbefinden anwenden können und wie gezielte Duftarbeit von Konzentrationsstörungen bis zu demenziellen Veränderungen wertvolle Unterstützung bieten kann. Info und Anmeldung: Vivere Aromapflege