Ich finde es immer wieder spannend, mich mit der Wirkweise von natürlichen Düften zu beschäftigen. Und mit dem Geruchssinn des Menschen, der auf geradezu unheimliche Weise auf duftende Moleküle reagieren kann. Dennoch werden beide, das Riechen und diese Duftstoffe, von der Forschung nicht sonderlich ernst genommen. Um so erhebender ist das Gefühl, wenn ich neue Studien dazu ausgraben kann!

Ich habe immer wieder mal sehr bewusst sehr intensiv von Gerüchen geträumt. Stellt sich nicht nur mir die Frage: Kann sich das menschliche Gehirn überhaupt Düfte  vorstellen, sie sozusagen derart denken, dass Impulse der Nervenzellen ausgelöst werden, die auch beim Riechen von echten Duftmolekülen entstehen? Produzieren die Neuronen dann tatsächlich elektrische Signale, die mit modernen bildgebenden Verfahren sichtbar werden? Erst neuerdings unterstützen immer mehr Wissenschaftler die Idee, dass da draußen tatsächlich Menschen mit einer “mentalen Nase” herum laufen. Ich denke mal, dass ich dazu gehöre, ich kann mir Duftmischungen sozusagen im Kopf vorstellen. Ob sie frisch oder dumpf duften, ob die Einzeldüfte zusammenpassen, ob sie zur betreffenden Person passen. Über dieses Thema unterrichtet uns eine hoch interessante Dissertation (Doktorarbeit), von Heike Astrid Weitz, letztes Jahr an der Technischen Universität Dresden angefertigt: Mentale Geruchsvorstellungen im Schlaf. Wer von euch kann sich an Träume mit deutlichem Geruchserleben erinnern?

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Auch letztes Jahr wurde eine bahnbrechende Erkenntnis publiziert, welche belegt, dass ätherische Öle nicht nur antibakteriell wirken, indem sie die Biester abtöten, sondern indem sie auch ihre Kommunikationsprozesse untereinander empfindlich durcheinander bringen können. Wie wenn eine Armee, die gerade auf Angriffskurs ist, durch laute Musik und bunte Laserprojektionen am Himmel von ihrem Ziel abgelenkt wird. Somit gibt es nun erste Erklärungsansätze, warum Mischungen mit Ölen, die nicht primär antiseptisch wirken (im Sinne von Keime abtöten), dennoch beim Kampf gegen Infektionen hilfreich sein können.

Vor zwei Wochen fand in Heidelberg eine Tagung statt, auf der neueste Erkenntnisse über die Wechselwirkung von Emotionen und Geruch vorgestellt wurden. An der Ruhr-Universität Bochum forscht das Team von Bettina Pause intensiv zu diesem Thema:

So konnte mit verschiedenen psychophysiologischen Methoden erstmals gezeigt werden, dass bei sozial Ängstlichen eine Hyperreaktivität in Reaktion auf chemosensorische Angstsignale [Duftstoffe im Schweiß] und auf chemische Aggressionssignale besteht. Ebenfalls unter dem Einfluss verschiedener Chemosignale, welche entweder während Angst auslösenden Situationen oder sportlicher Betätigung gewonnen wurden, veränderte sich die Risikobereitschaft von Probanden, die diese Chemosignale präsentiert bekamen.

Spannend finde ich auch eine neue Diplomarbeit (Uni Wien), die eine Untersuchung am Grad der Anspannung von Frauen, die gerade ihre Monatsblutung haben, vorstellt. Es wurde genau untersucht, wie die “verblindeten” Frauen (sie atmeten während des Experimentes Luft aus Atemmasken ein) auf eine selbst durchgeführte Unterbaucheinreibung mit neutralem fetten Öl und mit verdünntem Ylang Ylang-Öl (Abbildung Ylangblüte, Priscila Botelho) reagierten: Über die Wirkung von und mit ätherischen Ölen bedufteten Massageölen auf die Befindlichkeit der Frau von Sabanija Alvin.

Über die bereits belegten Erkenntnisse, dass ätherische Öle unterschiedliche Strukturen der bakteriellen und den menschlichen Zellmembranen beeinflussen und somit für die einen zerstörerische und für die zweiten gesundheitsfördernde Maßnahmen einleiten, habe ich schon an anderer Stelle geschrieben (beispielsweise hier und hier (einfach das Wort ‘Zellmembran’ in das Blog-Suchfeld hier oben rechts eingeben).

Und derer Erkenntnisse liegen so unendlich viele in der weiten Welt des Web! Man muss sie nur lesen! Und davon erzählen. Und somit die grandiosen und gesundheitsfördernden Anwendungsmöglichkeiten von ätherischen Ölen “unters Volk” bringen. Ich jedenfalls werde in den kommenden zwei Wochen über die obigen Themen und über vieles mehr in Deutschland referieren. Zwar geht es offiziell um “Chemie der ätherischen Öle” und um “Botanik der Ätherisch-Öl-Pflanzen”, doch an diesen Zweitage- und Dreitage-Seminaren geht es genau um obige Themen, die freilich das Duftmolekül im Zentrum haben, denn so funktioniert die Welt der Wissenschaft: Der Wirkstoff und seine Effekte auf den Menschen wollen erklärt werden. Natürlich bewirken die Öle darüber hinaus noch vieles, vieles mehr, vor allem mit unseren Emotionen, doch das ist Thema eines ganz anderen Kurses! Also, wer noch kurzentschlossen dabei sein möchte, kann dies entweder am traumhaften Bodensee oder am idyllischen Ammersee (bei München):

  • Botanik – Das Wunderwerk Pflanze

Warum sie duftet, wie sie uns gut tut und wie sie unsere Gesundheit schützen kann

8.-10. Juli 2010, Ort: Konstanz, Infos: Doris Ilg-Hewelt, Aroma-Institut am See

  • Duft-Tanz der Moleküle

Die faszinierende Welt der Duftbausteine – Aroma-Chemie einfach und interaktiv

16. und 17. Juli 2011, Ort: Raisting am Ammersee (bei München), Infos: Neumond