Ich habe bereits Nerolihydrolat (oder Orangenblütenwasser) von unterschiedlichsten Firmen verwendet und war lange Zeit der Meinung, dass es nicht mein Ding ist. Alle hatten einen undefinierbaren muffig riechenden Beigeruch, auch wenn immer der typische Neroliduft im Vordergrund stand. Bei WADI (Ätherische Öle Prof. Dr. Wabner) wurde ich irgendwann fündig und seitdem zählt dieses wundervolle Gesichtstonikum zu meinen Lieblingen. Ich habe als Kleinkind mit meinen Eltern einmal eine Reise durch Südfrankreich gemacht, damals kaufte meine Mutter wohl ein Parfüm, das sehr speziell nach Neroli und Petit Grain duftete. Es gab zu dieser Zeit auch Erfrischungstüchlein, die diesen herben Duft trugen, das Aufreißen der metallischen Verpackung war für mich immer wieder aufregend. Bei Hydrolaten kann es also noch langwieriger sein als bei ätherischen Ölen, bis man “seines” gefunden hat, bei Nerolihydrolat lohnt sich die Suche unbedingt.
  • Citrus aurantium L [flos/Blüte] (Rutaceae/Rautengewächse)

Herstellung: Destillation der Blüten des Bitterorangenbaumes

pH-Wert: 3,8-4,5*, Haltbarkeit gut, circa zwei Jahre

Geruch/Geschmack: blumig-herb an Kölnisch Wasser erinnernd

Inhaltsstoffe im lipophilen Anteil: Linalool, alpha-Terpineol, cis-Phytol

Körperliche Wirkung und äußerliche Anwendung: als pflegendes Gesichtswasser für jede Haut (auch 1:1 mit Rosenhydrolat), als After Shave (mit einigen Tropfen Jojobaöl, Rosmarinöl und Lavendelöl verschüttelt), als Grundlage von Akne-Roll-ons, als Grundlage für eine Art Franzbranntwein zur Lockerung der Muskulatur, fördert das Loslassen (insbesondere von verkrampfender Atemmuskulatur)

Seelische Wirkung und Einnahme: entspannend, entkrampfend, regenerierend, zum Verdünnen von Bachblüten, als Grundlage für entspannend wirksame Raumsprays, pur in die Duftlampe oder den Vernebler; in angespannten Situationen, bei Wechseljahres-Stimmungsschwankungen und nach traumatischen Erlebnissen, auch für unruhige Babies und hyperaktive Kinder: vier Wochen lang (vor Prüfungen) jeden Tag einen Teelöffel in einem Glas Wasser trinken, nach ayurvedischer Lehre bei einem zuviel an Vata (bei mit Alkohol konservierten Hydrolaten, meistens 13-15%,  diesen ggfs. durch leichtes Erwärmen oder Stehenlassen abdampfen); weit verbreitet in der Herstellung von Backwaren, Konfekt, Curries, Lassi (Milkshakes) etc.

Bei einer Bekannten wurde dieses Hydrolat zum unentbehrlichen Begleiter während ihr fast ein Jahr währenden Brustkrebs-Behandlung, sie konnte nach der Operation sogar gänzlich auf Schmerzmittel verzichten, wenn sie rechtzeitig Nerolihydrolat auf die Narben der Lymphknotenentfernung und auf ihren Nacken sprühte.

2. Merksatz zu Hydrolaten: Es gibt zu jedem destillierten ätherischen Öl ein Hydrolat, auch wenn dieses nicht bei Ihrem Lieblingshändler erhältlich ist. Es gibt auch Hydrolate von Pflanzen, deren ätherisches Öl nicht gewonnen wird oder die keine Öle enthalten, beispielsweise Hamamelis (Zaubernuss) und Kornblume. Von alkoholischen Extrakten (Vanille, Tonka), Resinoiden (Benzoe, Myrrhe) und Absolues (Jasmin, Champaca, Osmanthus) gibt es kein Hydrolat. * nach Suzanne Catty

Mehr zum Thema zu den wichtigsten Indikationen und zu vielen weiteren Pflanzenwässern gibt es im Hydrolate-Buch von Eliane Zimmermann (2. Auflage).