Nach den zwei eher streng riechenden Hydrolaten der letzten zwei Tage heute eines, das nur zart krautig-rindenartig bis gar nicht duftet (je nach Anbieter) und wohl – bis auf zwei Ausnahmen (Maienfelser und Oshadhi, bei Farfalla 12% Alkohol, als Gesichtswasser geeignet) nur mit großzügigem Alkoholzusatz erhältlich ist. Es gibt nicht das entsprechende ätherische Öl. Die Gesichtswässer einer international bekannten Luxus-Kosmetikmarke (fängt mit Cl an und endet mit que) bestehen aus unterschiedlichen Anteilen an Hamameliswasser, Nr. 2 besteht weitestgehend daraus plus Wasser, Alkohol, Menthol, Konservierungsmittel und Farbstoff (das kann man sich zu einem Bruchteil schnell selbst zusammenrühren).

Dieses ist meines Wissens nach das einzige Hydrolat, zu dem es ein paar wissenschaftliche Studien und Texte gibt. Eine Salbe mit Hamamelisextrakt (und einer Lecithinart) wurde bei einem Erythem (Hautausschlag) mit jeweils einem Kortison -und einem Kamillenpräparat verglichen. Das Kortisonpräparat half zwar besser, doch auch die Hamameliszubereitung wies eine deutlich entzündungshemmende Wirkung auf. [Korting HC, Schäfer-Korting M, Hart H, Laux P, Schmid M. Anti-inflammatory activity of hamamelis distillate applied topically to the skin. Influence of vehicle and dose. Eur J Clin Pharmacol. 1993;44(4):315-8.]. Auch an der LMU München machte man zwei Jahre später eine ähnliche, dieses mal Doppelblindstudie, mit Menschen mit schwerem atopischem Ekzem (Neurodermitis). Das Kortisonpräparat war zwar wieder der Sieger, doch die schweren Symptome wurden auch durch die Hamameliszubereitung gelindert. [Korting HC, Schäfer-Korting M, Klövekorn W, Klövekorn G, Martin C, Laux P. Comparative efficacy of hamamelis distillate and hydrocortisone cream in atopic eczema. Eur J Clin Pharmacol. 1995;48(6):461-5.]  An der Uni Freiburg wurden kürzlich Untersuchungen mit einem Zaubernuss-Hautpräparat veröffentlicht [Reuter J, Wölfle U, Korting HC, Schempp C. Which plant for which skin disease? Part 2: Dermatophytes, chronic venous insufficiency, photoprotection, actinic keratoses, vitiligo, hair loss, cosmetic indications. J Dtsch Dermatol Ges. 2010 Nov;8(11):866-73.]

Herstellung: Destillation der Rinde und der Blätter des im Winter blühenden Strauches

pH-Wert: 4-4,2, Haltbarkeit unter einem Jahr*

Geruch/Geschmack: zart krautig-rindenartig

Inhaltsstoffe im wässrigen Anteil: (nur in kommerziell erhältlichen wässrigen Extrakten: 2-9% Gerbstoff Tannin)

Körperliche Wirkung und äußerliche Anwendung: Eines der wenigen wirklich überzeugenden Adstringentia in der Naturheilkunde: Es wirkt zusammenziehend bei Varizen (Krampfadern) und Hämorriden (Krampfadern am Anus) sowie bei fettiger, grobporiger Haut. Gleichzeitig lindert es Entzündungen und verringert Ödeme (Wasseransammlungen). Es wirkt stark antioxidativ und ist ein wahres Anti-Aging-Mittel für reifere Haut. Bei Schuppenflechte (Psoriasis) und juckenden Insektenstichen kann es starke Linderung bringen (1:1 mit Rosenhydrolat aufsprühen). Gut zum Gurgeln bei Neigung zu Zahnfleisch- und Nasenbluten (1:1 mit Cistrosenhydrolat) und als Grundlage für ein selbst gemachtes Deo, Rezepte hier

Seelische Wirkung und Einnahme: unbekannt, wird üblicherweise nicht eingenommen

8. Merksatz zu Hydrolaten: Die Ergiebigkeit von Hydrolaten ist viel höher als das entsprechende ätherische Öl, das bei der jeweiligen Destillation entsteht. Ein bis fünf Kilo Hydrolat erhält man pro Kilo Pflanzenmaterial. Bei der Rosendestillation ist es möglich, aus 200 kg Rosenblütenblättern 200 kg Rosenhydrolat zu destillieren. * nach Suzanne Catty 

Mehr zum Thema sowie 12 heraustrennbare Taschenkärtchen zu den wichtigsten Indikationen gibt es im Hydrolate-Buch von Eliane Zimmermann, hier (klick!) zu bestellen.