Es ist schon ein Weilchen her, dass diese sehnlichst erwartete überarbeitete Neuauflage von “Aromatherapie – Grundlagen • Wirkprinzipien • Praxis“, herausgegeben von Prof. Dr. Wabner und Dr. Christiane Beier erschien (Oktober 2011). Ich habe mir die Unterschiede genau angeschaut, denn es wurde schon vermutet, dass tüchtig gestrichen wurde: Aus 582 Seiten wurden 542 Seiten, obwohl nun viele Fotos für eine freundlichere Erscheinung dazu kamen.

Eliane Zimmermann AiDA Aromatherapy

Als studierte Typographin war mir jedoch klar, dass diese vermeintliche Schrumpfung vor allem an der lesefreundlicheren Zweispaltigkeit liegt, denn viele große Tabelllen hatten ungemein viel Platz gefressen (für drei kurze bzw. Zahlenspalten benötigt man nunmal nicht eine ganze Buchseitenbreite). In meinem Grafik-Design-Studium wurde uns eingebläut, dass Spalten mit weit über 35 Anschlägen zu Ermüdungs- und Langeweile-Erscheinungen führen, insbesondere bei Fachbüchern muss diese Erkenntnis beachtet werden. Also muss entweder die Schrift entsprechend groß sein oder die Spalte entsprechend schmal. Dieses neue Layout trägt zu wesentlich mehr Übersichtlichkeit bei. Hier die ersten sieben Seiten im Vorher-Nachher-Modus. Die neue Leitfarbe passt besser zur smaragdgrünen Erkennungsfarbe des bekannten medizinischen Fachverlages Urban & Fischer bei Elsevier.

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Kästen in unterschiedlichen Farben strukturieren das umfangreiche Werk nun besser. Es sind bei vielen Abschnitten weeeesentlich mehr Studien hinzu gekommen, insbesondere der Abschnitt ‘Aromatherapie in der Onkologie’ lag Dr. Wabner sehr am Herzen. Knapp sieben Spalten sind mit entsprechenden Referenzen versehen, die es Fans – jedoch insbesondere Feinden – der klinischen Arbeit mit ätherischen Ölen ermöglichen werden, wissenschaftliche Erkenntnisse in der Tumoreindämmung nachzulesen. Wenn ich richtig gezählt habe, sind es 98 Möglichkeiten, sich selbst davon zu überzeugen, dass Pflanzen uns mit ätherischen Ölen OFFEN-SICHTLICH eine Waffe zur Verlangsamung des Tumorwachstums und vor allem zur Prävention zur Verfügung stellen. (Eigentlich müsste jeder hochnäsige Kritiker, welcher der seriösen Aromatherapie Esoterik, Placebowirkung und Unwirksamkeit unterstellt, für zwei Wochen in eine einsame Berghütte in ein schickes Hotelzimmer gesperrt eingeladen werden, vollgestopft mit diesen und mehr kompletten Studienpapieren, um sich von den vielen Erkenntnissen, an denen weltweit viele Wissenschaftler forschen, zu überzeugen.)

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Dr. Wabner und sein Team haben ein unglaublich komplexes Kompendium zusammengestellt, in dem sowohl ausführliche Pflanzenprofile als auch erprobte Rezepturen,vorgestellt werden. Es werden nicht nur bewährte Lösungen bei unzähligen häufigen Erkrankungen und Beschwerden aufgeführt, sondern auch Vorschläge für seltenere medizinische Probleme aufgelistet.

Eine der Aroma-Frauen der ersten Stunde, die überaus engagierte Heilpraktikerin Margret Demleitner, ist vor allem für diesen Bereich verantwortlich. Die sympathische Gynäkologin Dr. Dorothee Struck hat sich um den kleinen Abschnitt “Aromatherapie in der Geburtshilfe” gekümmert (sie hat bereits vor gut sieben Jahren einen ‘aromatischen’ Beitrag zum hochkarätigen Fachbuch Geburtshilfe integrativ [im gleichen Verlag] geschrieben). Neben den 135 beschriebenen ätherischen Ölen finden wir übrigens auch die Vorstellung von 34 fetten Ölen sowie von 10 Hydrolaten.

Wenn in einer zukünftigen Auflage bei den jeweiligen Porträts der Öle jeweils zwei oder drei oder vier wissenschaftliche Studien übersetzt und erläutert werden würden (und nicht nur Autoren, Titel, Publikation aufgelistet würden), wäre das Buch perfekt für Aroma-Pflegende, die sich nur zu oft mit dem Ruf nach Studien gegenüber ihren Vorgesetzten durchsetzen müssen (“bringen Sie erstmal Studien zur Unbedenklichkeit und zur Wirksamkeit bei!“). Wissenschaftliche Texte auf Englisch sind eben nicht jedermanns Sache. Auch würde ich mir das Vorwort ohne Telegramm-Stil wünschen (ja, ich lese fast immer die Vorwörter!). Aber fast-perfekt ist ist auch prima!