Ich bekam dieser Tage das Angebot, für eine große und bunte Website zu werben, wo Retortendüfte Raumbeduftungsmöglichkeiten in allen Farben, Varianten und Preiskategorien angeboten werden. Mir wurde wieder einmal bewusst, was für ein riesiger Markt inzwischen entstanden ist.

Parallel dazu kam die Anfrage einer besorgten Person, die von ihrer Heilpraktikerin ein ätherisches Öl für ihr spezielles Gesundheitsproblem empfohlen bekommen hatte. Sie fragte dann bei mir besorgt nach (bin ich denn Aroma-Pedia???? 😉 ), wo sie denn dieses Öl ohne das Andreaskreuz bekommen könnte. Deswegen muss ich hier mal klar darstellen, warum dieses lästige Zeichen – zumindest auf naturreinen ätherischen Ölen – keine Sorge bereiten sollte. Und ich hoffe, dass diese Person nicht ihr empfohlenes “Aroma-Öl” ohne Andreaskreuz kaufen wird, denn dann wird es höchstwahrscheinlich nicht geeignet sein, um ihr gesundheitliches Problem zu korrigieren, vielmehr könnte es ihr dann sogar schaden. Oder sie erwischt bereits ein ganz neues Öl, denn viele Ölefirmen deklarieren seit Kurzem einen Teil ihrer ätherischen Öle als Kosmetika und brauchen dann das Andreaskreuz nicht mehr aufzudrucken. Auch wenn der Inhalt der Gleiche geblieben sein wird. Zitrusöle werden allerdings vermutlich mit dem orangefarbenen Warnhinweis gebrandmarkt etikettiert verbleiben, da sie, würden sie per Umdeklarierung zum Kosmetikum mutieren, ohne Furocumarine daher kommen müssten und gerade diese Stoffe machen die stark stimmungsaufhellende Wirkung dieser Ätherisch-Öl-Gruppe aus.

Eliane Zimmermann AiDA Aromatherapy

Ich weiß gar nicht mehr, wann das fatale Zeichen, das wir als Warnung auf Maler- und Lackiererzubehör und auf heftigen Putzmitteln kennenlernten, für die Etiketten ätherischer Öle Pflicht wurde. Ich war alarmiert und ging davon aus, dass der Verkauf einbrechen würde. Denn aufmerksame Kunden werden davon verunsichert. Öleanbieter hatten immense Kosten zu tragen, weil die Etiketten neu designt werden mussten und bei nicht allzu farbigen Etiketten musste eine zusätzliche Farbe in der Druckerei mit finanziert werden. Doch insgesamt lief alles ganz gut ab, ich weiß jedoch freilich nicht, ob die synthetischen Aromaöle (dieser Name bezeichnet meistens Duftlampenöle aus der Retorte) nicht Aufwind bekamen und seitdem besser verkaufbar sind. Denn ein Duftkompositeur kann in seinem Labor eben die Stoffe, die in einem naturreinen Öl zur Andreaskreuz-Pflicht führen, einfach weg lassen und vermeintlich harmlose Nuancen nach Belieben hinzufügen. Je fruchtiger und quietschiger es duftet, desto besser.

Das Andreaskreuz mit dem Xn wurde gemäß der global geltenden Gefahrstoff-Verordnung für fast alle ätherische Öle eingeführt, da sie mehr als 10 Prozent flüchtiger Monoterpene enthalten. Es signalisiert, wie auch der Text dazu, dass wenn man diese Produkte (in größeren Mengen) verschluckt, sie die Lunge reizen können. [Demnächst wird ein noch harscherer Warnsatz Pflicht.] Es handelt sich nicht um per se  giftige, sondern um stark flüchtige Inhaltsstoffe, die aus winzigen Molekülen bestehen (und bei falscher Anwendung Schäden verursachen können). Es wird bei dieser Kennzeichnung nicht unterschieden, ob es sich um einen chemischen und auch in winzigen Mengen toxischen Stoff handelt oder um natürlich und in ganz vielen Lebensmittel vorkommende Moleküle.

Auch Zitronen und Orangen müssten vermutlich diesen Aufkleber tragen, wenn die Vorschriften konsequent wären, denn die Schalen enthalten u.U. mehr als 10% dieser flüchtigen Monoterpene. Auch Tomaten, Aprikosen, Kirschen, Sellerie, Zwiebeln, Knoblauch, Bärlauch etc enthalten diese flüchtigen Moleküle namens Monoterpene. Interessant ist, dass eines dieser Monoterpene (Limonen) sogar antitumoral wirkt, wie in etlichen wissenschaftlichen Arbeiten Studien nachgewiesen werden konnte. Diese Moleküle sind sind also bei korrekter Anwendung sogar ur-gesund (nur nicht zum Trinken geeignet, wie auch Kochsalz nicht zum Auslöffeln geeignet ist.)

Ich habe dieses Thema bereits beschrieben, beispielsweise hier  und hier (auf gefettete Wörter klicken!). Wer wirklich verlässliche Öle kaufen möchte, kann Firmennamen hier direkt über den aktiven Link anschauen! Ich kenne alle aufgeführten Firmengründer und/oder Geschäftsführer (oder entscheidende MitarbeiterInnen) persönlich. Diese Liste bedeutet natürlich nicht, dass es nicht noch andere zuverlässige Firmen gäbe, ich kann nicht alle kennen!