Eben kam der Briefträger und brachte mir ein Buch. Nicht irgendein Buch. Sondern eines für das ich das Geleitwort geschrieben habe: Aromaküche – Gaumenfreuden mit ätherischen Ölen (für nähere Infos und Bestellmöglichkeit anklicken, ich danke für die kleine Provision!).

Welch eine Freude, welch ein Trost! Denn momentan bin ich nicht der Glückspilz, als den ich mich darin beschrieb: Mein Grafikprogramm hat mir vorhin eine große fast fertige Datei mit 112 Seiten zerlegt. So kam diese kleine Ablenkung mehr als gelegen.

Eliane Zimmermann AiDA AromatherapySabine Hönig und Ursula Kutschera haben eine Lücke gefüllt, welche das zeitweilige Verschwinden von Maria Kettenrings Aroma-Küche-Buch hinterließ (es wird derzeit für über 80 Euro gehandelt, das Werk der Aromaküche-Pionierin wird jedoch bald neu aufgelegt). Die österreichischen Autorinnen kommen nicht aus der Gastronomie-Branche sondern kochen für einen abwechslungsreichen und gesunden Alltag.

Eliane Zimmermann AiDA AromatherapyUrsula war hier in Irland auf einer Botanikwoche zu Besuch und rund um die gemeinsamen und reichhaltigen Mahlzeiten dachte ich damals laut vor mich hin: Man müsste endlich wieder ein Aromakochbuch schreiben. Vielleicht habe ich einen Samen gesät… Hier eine Kostprobe aus meinem Vorwort:

Ich bin ein Glückspilz, mir werden immer wieder Herzenswünsche erfüllt. Doch einer widersetzte sich für lange Zeit: der Ruf nach einem Kochbuch mit schnell umsetzbaren duften Rezepten, gezaubert mit gesunden ätherischen Ölen. In vielen Kursen und Vorträgen forderte ich immer wieder TeilnehmerInnen dazu auf, bewährte Anleitungen für leckere Gerichte zusammen zu stellen. Kleinere Heftchen und unsortierte Ordner entstanden. Ich fing sogar selbst mehrfach an, eine Aromaküche-Sammung mit appetitlichen Fotos anzulegen (denn Kochen ohne ätherische Öle ist für mich wie eine Küche ohne Salz). Nichts von all den Vorhaben jedoch hat den Weg in die Küchen von Fans der abwechslungsreichen Gesundkost angetreten. Bis jetzt.

Es war ein langer Weg, seit das Kochen mit ätherischen Ölen Mitte der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts das Licht der Küche erblickte. Es passierte, als ein Ehepaar in München etwas gegen die Folgen der Katastrophe in Tschernobyl tun musste: In ihrem vegetarischen Restaurant konnten Maria und Thomas Kettenring ihre Speisen nicht mehr mit frischen Würzkräutern zubereiten, die radioaktive Strahlung vieler Zutaten war zu hoch. Gleichzeitig suchten die beiden leidenschaftlichen Koch- und Ernährungsprofis Alternativen zur immer penetranter werdenden synthetischen Aromatisierung von Lebensmitteln. Nicht umsonst hatten sie sich bereits bei einer der ersten deutschen Ätherisch-Öl-Firmen engagiert. Dort entdeckte man bald, dass Kräuter, selbst wenn sie nach der Ernte radioaktiv belastet waren, nach der Wasserdampfdestillation ein ‘sauberes’ ätherisches Öl ergaben. Was lag näher, als damit zu kochen?! Da es sich bei natürlichen ätherischen Ölen um hochkonzentrierte Kräuter- und Gewürzeauszüge handelt, musste allerdings viel experimentiert werden, um herauszufinden, wie man den damit gewürzten Speisen raffinierten Geschmack und gesundheitlichen Wert gleichermaßen verleiht. Das erste deutschsprachige Aroma-Kochbuch entstand und erschien in mehreren erweiterten Auflagen, auch bekannte Köche widmen sich inzwischen dieser ‘aromatischen Kunst’.

Während die industriell parfümierte Nahrung nach wie vor auf dem Vormarsch ist und von gesetzlicher Seite nicht sonderlich in die Schranken gewiesen wird, sehen sich Anwender und Hersteller von natürlichen ätherischen Ölen mit immer mehr Regulierungen und Einschränkungen konfrontiert. Dabei ist das Würzen mit Pflanzen, die reich an Naturaromen sind, sicherlich so alt wie die Menschheit. Zu Zeiten, als menschenartige Geschöpfe noch auf allen Vieren gingen, lockten flüchtige, fein duftende Moleküle den Weg zur gesunden und bekömmlichen Nahrung. Auch alle Kreaturen mit aufrechtem Gang wissen intuitiv durch den Gebrauch der Nase, wann ein Lebensmittel verdorben ist. Doch nach und nach ersetzen nicht nur maskierende Geruchstoffe, sondern auch bunte Verpackungen und penetrante Werbung die Arbeit dieser wertvollen ‘Antenne’ mitten im Gesicht. Der Homo sapiens ist inzwischen dabei, die Fähigkeit, Gesundes von Verdorbenem zu unterscheiden. Wertlose Füll- und Quellstoffe, allergisierende Geliermasssen, hyperaktivierende hormonartige Gebilde, alzheimerfördernde Süßpulver und aquarellkastenbunte Farbsubstanzen führen zum Verlernen von Riech- und Geschmackrezeptoren. Vielleicht trägt diese olfaktorische Faulheit sogar zur Entstehung von Demenzen bei, denn in einem sehr frühen Krankheitsstadium verkümmert das winzige Organ im Gehirn, das gleichermaßen Erinnerungsvermögen und Geruchsinn verarbeitet, der Hippocampus.

Es ist also wieder höchste Zeit für ein Rezeptbuch, in dem aufgezeigt wird, wie einfach es sein kann, sich gesund, lecker und raffiniert gewürzt zu ernähren. Keine mühsame Haute Cuisine, sondern alltagstaugliche Leckereien, die im Handumdrehen gezaubert werden können. Vom Salatdressing bis zum peppigen Getränk gibt es im Reich der AromaköchInnen nichts, was nicht durch natürliche ätherische Öle aufgewertet werden könnte, zur Förderung der Gesundheit und zur Freude des wählerischen Gaumens. Ich wünsche mir für dieses Buch nun eine rege Verbreitung!

Als Vegetarierin freue ich mich insbesondere über fleischlose und sogar vegane Kochideen. In den nächsten Tagen werde ich über ein ganz anderes Buch berichten, das kürzlich ganz überraschend den Weg zur Grünen Insel und zu unserem Briefkasten fand.