Nach meinem Artikel über die Vorbeugung von Mukositis bei Bestrahlungstherapien, welcher Gegenstand eines wunderbaren Vortrages auf der Botanica2012-Konferenz in Dublin war, habe ich heute meine Aufzeichnungen gesichtet und berichte euch von weiteren Erkenntnissen, die man auf dieser internationalen Versammlung von Aromatherapie-Fachleuten erfahren durfte.
Kaum jemandem in Europa ist bekannt, das die japanische Aromatherapie-Szene sehr groß und aktiv ist, die Forschung mit ätherischen Ölen ist sehr weit fortgeschritten im Land der aufgehenden Sonne. In diesem Bereich sind jedoch die Sprachbarrieren noch größer als bei der oft fehlenden Übersetzung von englischsprachigen Texten ins Deutsche. Da ich ab und zu etwas für die renommierte japanische Fachzeitschrift Aromatopia schreibe und dann Belegexemplare geschickt bekomme, erhalte ich eine winzige Ahnung davon, welche hochkarätigen Autoren über die anspruchsvollsten Themen berichten. Leider sind es auch für mich weitestgehend nur unendlich viele Seiten voll mit Hieroglyphen.
Umso schöner war es, dass die Forscherin Naho Maruyama von der Teikyo University (Institute of Medical Mycology) nach Dublin kam und einen überaus dichten und ausführlichen Vortrag über die neuesten Erkenntnisse bezüglich der Anti-Pilz-Wirkung von ätherischen Öle berichtete. Ihr in Japan auch sehr bekannter Kollege, der Forscher Shigeru Abe war zwar angekündigt, konnte jedoch nicht kommen, es wurde zudem berichtet, dass einer der ganz großen und überaus engagierten Ätherisch-Öl-Forscher Japans, Dr. Shigeharu Inoue, am 19. Mai 2012 im Alter von 81 Jahren verstorben ist.
Sie können unser ausführliches webSeminar zum Thema als Aufzeichnung erwerben. Es ist vollgepackt mit Rezepten, Links und Informationen rund um den Intimbereich ist, zum Kauf geht es hier oder auf das Bild klicken.
Eine Rezept-Idee finden Sie unter Aroma-Schule auf dieser Seite. Im Folgenden finden Sie Links zu einigen Studien von Frau Maruyama und eine Liste der gleichzeitig entzündungshemmenden ätherischen Öle.
Fünf Sätze, die Frau Maruyama zur antimykotischen Wirkung von ätherischen Ölen sagte, fand ich bemerkenswert:
- Ätherische Öle wirken aus der Sicht ihres Forschungsteams stärker antimykotisch (gegen Pilze) als antibakteriell.
- Ätherische Öle sind aufgrund ihres niedrigen Molekulargewichts oft wirksamer als herkömmliche antimykotische Medikamente/Salben, deren Moleküle zu groß sind, um beispielsweise gut in das Nagelbett und in die Tiefen der (Fuß)Nägel einzudringen. In manchen Fällen sei eine Kombination aus beiden Ansätzen sinnvoll.
- Ätherische Öle können verhindern, dass der Pilz sich vom Entwicklungsstadium der Hefe in das fadenförmige, sich unkontrolliert ausbreitende Stadium der Mycelien übergeht. Oft muss man sich mit diesem “In-Schach-Halten” der Pilzinfektion zufrieden geben, oft ist die Infektion nicht wirklich zu heilen. [Wer sich mit dem “Liebesleben” der Pilze und Hefen beschäftigen möchte, kann dies hier tun, das ist eine Wissenschaft für sich.]
- In hohen Konzentrationen wirken ätherische Öle antimykotisch, in niedrigeren Konzentrationen wirken sie gegen das Mycelienwachstum (leider wurden diese Mengen nicht spezifiziert).
- Ätherische Öle wirken in Kombination mit Wärme besonders effektiv gegen pathogene Pilze, beispielsweise in einem 20-minütigem Fußbad (bis zu 42 Grad C). Die Durchblutung wird angeregt und die Penetration der Öle wird verstärkt.
Allerdings verwendet man an der Universität von Naho Maruyama 32 Tropfen in einem Fußbad, das sind Mengen, die man hierzulande auch bei der Verwendung von sanften Ölen nicht einsetzen würde (allenfalls im Privatbereich). Sie setzen dort Palmarosa (Cymbopogon martinii), Rosengeranie (Pelargonium asperum) und Teebaum (Melaleuca alternifolia) zu gleichen Teilen ein. Mit dieser einmal pro Tag vorgenommenen Anwendung kann man laut Frau Maruyama den Fußpilz in vier Tagen loswerden.
Bemerkenswert fand ich auch die Art, wie in ihrem Labor (manche) Aromatogramme hergestellt werden: Man arbeitet mit dem reinen “Dampf” der ätherischen Öle, diese berühren also die Pilzekolonien gar nicht, sondern werden durch die flüchtigen Moleküle in Schach gehalten. Die Studien wurden mit Fuß-und Nagelpilz (Trichophyton rubrum und T. mentagrophytes) sowie mit Vaginal- und anderen die Schleimhäute befallenden Pilzen (Candida albicans) vorgenommen. Sowohl Pelargonium asperum (Foto oben) als auch der Hauptinhaltsstoff Geraniol zeigte einen sehr guten antimykotischen Effekt. Im Falle von oralem und vaginalem Pilzbefall ergab sich bei Studien mit Mäusen, dass das vorherige Gurgeln bzw. Waschen mit den ätherischen Ölen (oder der Ölemischung) eine deutlichere positive Wirkung hat als nur das Einreiben einer Ölemischung.
Ich entfernte kürzlich die Paywall aus diesem ausführlichen Artikel, obwohl er zu den Meistgelesenen gehört: Sind diese Informationen und Studien dir/Ihnen etwas wert? Seit 2008 kann dieses Aromatherapie-Magazin ohne Paywall gelesen werden. Alle aktuellen und insgesamt gut 850 älteren – jedoch meistens zeitlosen – Artikel über die Aromatherapie und die Aromapflege stehen euch und Ihnen hier kostenlos zur Verfügung. Meine durch Idealismus angetriebenen Recherchen, Übersetzungen, Zusammenfassungen und Einschätzungen verschenke ich, die technischen Kosten zum Betreiben einer datensicheren Website werden jedoch nicht weniger. Eine Spende kann zur Deckung dieser unsichtbaren Leistungen beitragen – auch kleine Beträge wie 3-5 € oder beispielsweise Samentütchen für mein Baum-Pflanz-Projekt sind willkommen. Ich freue mich zudem über eine Wertschätzung meiner Arbeit. Hier geht es zum Spendenformular.
Zudem betonte die Forscherin, dass der antiinflammatorische Effekt (Hemmung der Entzündung) von ätherischen Ölen nicht unterschätzt werden sollte, dieser hilft in der Praxis immer, dass sich das von den Mikroben infizierte und geschädigte Gewebe regeneriert. Man hat sich bei diesen Untersuchungen auf die Aktivitäten der neutrophilen Granulozyten (weiße Blutkörperchen, Teile des Immunsystems) konzentriert, diese siedeln sich an von Keimen befallenes Gewebe und helfen diese abzuwehren. Sie können in ihrem Abwehrkampf jedoch auch zu übermäßigen Entzündungsreaktionen führen. Folgende ätherische Öle hatten einen positiven Effekt auf Entzündungen, die durch das Zytokin TNF-alpha ausgelöst werden (in absteigender Reihenfolge, also die oberen wirkten bereits in kleinen Mengen – in vitro)
- Lemongrass (Cymbopogon citratus in unserem Shop )
- Rosengeranie (Pelargonium asperum in unserem Shop
- Spearmint (Mentha spicata in unserem Shop)
- Thymian (Thymus vulgaris [Chemotyp nicht angegeben, vermutl. Thymol) in unserem Shop)
- Patchouli (Pogostemon cablin in unserem Shop)
- Deutsche Kamille (Matricaria recutita in unserem Shop)
- Lavendel (Lavandula angustifolia in unserem Shop)
- Teebaum (Melaleuca alternifolia in unserem Shop)
- Eukalyptus (vermutl. Eucalyptus globulus in unserem Shop)
(danke auch für dieser Art der Unterstützung!) Für alle Details können folgende drei Tierbeobachtungen der Forschergruppe kostenlos runtergeladen werden:
- Maruyama N, Takizawa T, Ishibashi H, Hisajima T, Inouye S, Yamaguchi H, Abe S. Protective activity of geranium oil and its component, geraniol, in combination with vaginal washing against vaginal candidiasis in mice. Biol Pharm Bull. 2008 Aug;31(8):1501-6
- Abe S, Maruyama N, Hayama K, Inouye S, Oshima H, Yamaguchi H. Suppression of neutrophil recruitment in mice by geranium essential oil. Mediators Inflamm. v.13(1); Feb 2004
- Abe S, Maruyama N, Hayama K, Ishibashi H, Inouye S, Oshima H, Yamaguchi H. Suppression of tumor necrosis factor-alpha-induced neutrophil adherence responses by essential oils. Mediators Inflamm. 2003 December; 12(6): 323–328
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Danke Eliane, wieder ein sehr guter Artikel von dir 🙂
Was würden wir nur ohne Deine unermüdliche Arbeit tun? Und Du tust es immer noch kostenlos :einwenigdenKopfschüttel:
Danke Dir
Knuddel
Danke Eliane!
danke, gerne, dieses wissen muss einfach bekannt gemacht werden!
ja, anna, das habe ich heute auch gedacht, es hat über drei stunden gebraucht, bis dieser text rund war. doch ich habe mir heute auch von euren provisionen eine amazonbestellung genehmigt! (drei bildbände, die ich mir sonst nicht gönnen würde 😉 )
Liebe Eliane,
danke für die immer wieder spannenden Artikel und die viele Mühe die dahinter steckt.
Ich habe letztens eine Studie über portugiesischen Lavendel entdeckt. Hier bewies sich das a-Pinen als aktivster antifungaler Effekt.
http://www.carstens-stiftung.de
Ins Suchfeld, Lavendelöl hemmt den Pilzbefall eingeben.
Liebe Grüße aus dem sonnigen Weeze
Kordula
Liebe Elliane,
DANKE!!
Dankbarkeit entsteht aus Demut, im Wissen, dass Geschenke
nicht selbstverständlich sind.
Bewahre von Dankbarkeit besteht darin, dass ich für alles,
was ich Gutes empfangen habe, Gutes tue.
(Albert Schweitzer 1875-1965, elsässischer Theologe, Arzt)
Ich hoffe, dass uns das allen gelingt um diese Welt ein wenig besser zu machen.
Liebe Grüße
Gordana
Eine sehr informative Seite, die für Betroffene mit Sicherheit viele wertvolle Hinweise bereithält. Gutes Schuhwerk und eine regelmäßige Pflege, die unter Umständen auch von der kosmetischen oder medizinischen Fußpflege durchgeführt werden sollte, sind bei Problemfüßen das A und O. Aus naturheilkundlicher Sicht gibt es – neben der Pflege und Vorsorge – viele bewährte Behandlungsmöglichkeiten. In einigen meiner Beiträge bin ich näher auf diese Möglichkeiten eingegangen (https://www.wirksam-heilen.de/blog/zeigt-her-eure-fuesse/).
Herzlichst Bärbel Puls – Verlag Wirksam Heilen (www.wirksam-heilen.de/blog/)
Vielen Dank für diese Hinweise! Auch Sie haben spannende Themen auf Ihrer Seite.
Danke ganz herzlich 🙂 ich finde es ist wahnsinnig wichtig, solche Informationen einem möglichst großen Kreis zugänglich zu machen. Je besser wir über naturheilkundliche und alternative Behandlungsoptionen Bescheid wissen, umso besser können wir – im Fall der Fälle – entscheiden.
Hallo ich hätte eine Frage wir verwenden für unsere Frühchen einmal in der Woche Aprikosenkernöl als Hautpflege
Jetzt kam der Kommentar über das Öl würde zuviel Vit E aufgenommen werden
Ist das richtig ?
Ich wäre dankbar für Erfahrungen
Wer sagt das? Da ich kein Labor besitze und auch noch keine Frühchen mit Aprikosenkernöl gepflegt habe, muss ich leider mit Erfahrungen passen. Ich kenne Studien zur hervorragenden Verträglichkeit von nativem Kokosfett bei Frühchen (und berichtete in einer Ausgabe unserer aromaMAMA®-Ausgaben darüber https://www.shop-vivere.de/produkt-kategorie/magazine/ ), zum Aprikosenkernöl kenne ich diese nicht. Ersteres wäre also eine Alternative, wenn Unsicherheit herrscht. Oder es sollen die Vorzüge der inerten Mineralöle angepriesen werden, Befürworter dieser toten Materie lehnen Pflanzenöle gerne ab.
[…] Blog-Beitrag über Studien zum Einsatz ätherischer Öle bei Fußpilz […]