1-Methoxy-4-(2-Propenyl)-Benzen: Wenn ich in meinen Kursen dieses Wort verwenden würde, käme vermutlich niemand mehr ;-). 1-Allyl-4-Methoxybenzen würde vermutlich auch nicht zu einem großen Publikum führen. Nehme ich das Wort Methylchavicol in den Mund, schmunzeln zumindest die “alten Hasen” und erfreuen sich an den wunderbar entkrampfend wirksamen Eigenschaften dieses Moleküls. In den meisten Aromatherapie-Büchern ist der Einfachheit halber von Estragol die Rede. Alle vier Wörter meinen den gleichen estragon-artig-würzigen Duft, benennen dieses Phenylpropan. Es ist der Hauptbestandteil des namensgebenden ätherischen Öles (bzw. Würzkrautes), es kann auch der Hauptinhaltsstoff von einigen Basilikumölen sein (je nach Herkunft und Chemotyp), diese werden in der Aromatherapie viel mehr eingesetzt als Estragonöl.

Weil dieser Stoff so wunderbar bei Stresszuständen und stressbedingten Symptomen einzusetzen ist, nenne ich Basilikumöl gerne “Scheiß-Egal-Öl”, das hört sich flapsig-respektlos-unanständig an und nicht annähernd so kompliziert wie obige Begriffe, doch können es sich fast alle Kursteilnehmer auf Anhieb merken 😉 . Es ist ein Öl, das bereits in winzigen Konzentrationen der überlasteten Seele hilft und somit immer stark verdünnt eingesetzt werden sollte (1% und weniger), mehr würde ohnehin eher stinken. Die Kombination mit Bergamotte, Mandarine und/oder Orangenschalenöl duftet und wirkt besonders gut.

Wirkung auf das Zentrale Nervensystem

Der Einfluss dieses Moleküls auf die Reiz-Weiterleitung im Nervensystem (insbesondere auf die Natriumkanäle) wird in dieser ganz neuen brasilianischen wissenschaftlichen Arbeit beschrieben: Silva-Alves KS, Ferreira-da-Silva FW, Peixoto-Neves D, Viana-Cardoso KV, Moreira-Júnior L, Oquendo MB, Oliveira-Abreu K, Albuquerque AA, Coelho-de-Souza AN, Leal-Cardoso JH. Estragole blocks neuronal excitability by direct inhibition of Na+ channels. Braz J Med Biol Res. 2013 Dec 2;46(12):1056-1063, diese Studie gibt es kostenlos (in englischer Sprache). Allerdings sind Kenntnisse in Zellphysiologie nötig, um diesen Text zu verstehen 🙁 die Quintessenz dieser Studie lautet, dass ätherische Öle, die reich an Estragol sind, eine lokalanästhetische Wirkung haben müssten.

Methylchavicol ist übrigens ein chemischer (zweieiiger) Zwilling (Isomer) von Anethol, dem Hauptbestandteil von Fenchelöl, Anisöl, Ravensaraöl (nicht zu verwechseln mit Ravintsara!) und manchen Agastacheölen (Anisysop). Beide oben abgebildeten Öle (Basilikum und Fenchel) sind unschlagbar bei krampfhaften Bauchbeschwerden, vor allem wenn sie durch eine Wärmflasche unterstützt werden. In meinem Aromachemie-Rap (der den vergnüglichen Abschluss meines beliebten Kurses – inzwischen auch als ausführlicher E-Learning-Kurs namens “Freundliche Moleküle” – bildet) heißt es dazu – auch leicht zu merken: “Estragol und Anethol die sind nicht arm, vertreiben jede Luft aus deinem Darm”.

Riechstörungen und Riech-Training

Zudem kann Basilikumöl Wunder wirken bei unspezifischer Anosmie, d.h. wenn jemand nicht mehr riechen kann, ist es möglich durch mehrmals tägliches Schnuppern an diesem Duft irgendwelche stockenden Nervenübertragungen zwischen Nase und Gehirn/Riecharealen wieder zu aktivieren. Ich erläutere dieses Thema auf dem Artikel zu Riechstörungen und entsprechendem Training nach einer Covid-19-Infektion (mehr dazu schrieb ich bereits hier und hier, auch über die vermeintlichen Gefahren des isolierten Inhaltsstoffes gibt es dort Informationen und Links). Ein praktisches Set für ein Riechtraining ist in unserem Shop zu finden. Wer auf Facebook unterwegs ist, kann sich hier mit Anosmie-Betroffenen austauschen.

PS Wer meinem Musikstudenten-Sohnemann einen riesigen Gefallen tun möchte, schaut und hört mal sein erstes Musikvideo an und schenkt ihm ein ‘like’ (wenn’s gefällt, Achtung, Ohrwurm-Gefahr!), hier geht’s zum Youtube-Video(gerne auch weitergeben an Musikfreunde).

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