Ob ich Studien zur Raumbeduftung kenne, die belegen, dass die Raumluft mit ätherischen Ölen eher gesundheitsförderlich ist statt gefährlich und die Menschen schädigend. Prompt bekomme ich “zufällig” und ohne danach zu fragen von einer meiner kompetentesten englischsprachigen Kolleginnen den Link zu einer neuen wissenschaftlichen Arbeit von einem Team von Forschern von der Universität Milano (Mailand, Italien).
Ich habe bislang allerdings nur das vielversprechende Abstract (Zusammenfassung) und noch nicht die volle Studie vorliegen. In einer Pflegeeinrichtung mit 112 auf zwei Etagen verteilten Betten (circa 1060 qm) wurde fünf Monate lang beobachtet, wie sich das Standard-Hygiene-Protokoll und dieses zusammen mit Beduftung durch ätherische Öle kombiniert auswirkt. Vor und nach der Raumduft-Maßnahme wurden mikrobiologische Abstriche (von Oberflächen) gemacht. Die Ergebnisse zeigten, dass in beiden Varianten die Keimlast (Pilze und Bakterien) sich um durchschnittlich 90 Prozent reduzierte (gesamt p < 0.01 und p < 0.05 für Hefen und Pilze).
Spannend ist die Reduktion von benötigten Medikamenten:
- 70% weniger Antibiotika-Einnahmen
- 100% weniger Einnahmen von schleimlösenden Produkten
- 100% weniger Einnahmen von bronchienerweiternden Mitteln
- 67% weniger Bedarf an steroidalen entzündungshemmenden Medikamenten
- 33% weniger Bedarf an nichtsteroidalen entzündungshemmenden Medikamenten
Es wird zudem wird angemerkt, dass keine unerwünschten Nebenwirkungen auftraten. Die Autoren folgern, dass die von ihnen gewählte Mischung von ätherischen Ölen sowohl effektiv bei der Verminderung der Keimlast in der Umgebung von Patienten in einer klinisch-pflegerischen Umgebung ist als auch sinnvoll, um bei ihnen die Einnahme von chemischen Medikamenten zu reduzieren.
So schön diese Ergebnisse klingen, bitte daran denken: Diese Maßnahmen erfolgten ZUSAMMEN mit konventionellen Hygiene-Maßnahmen. Zudem wird eine Reduktion von Medikamenten nicht immer willkommen geheißen, denn das hieße weniger Geld in die Kassen bestimmter Groß-Konzerne. Da ich jedoch stark dafür bin, dass die Gesundheit eines jeden einzelnen Menschen so schonend wie möglich unterstützt werden wollte, werde ich noch recherchieren, welche ätherischen Öle auf welche Weise eingesetzt wurden. [Gelmini F, Belotti L, Vecchi S: Air dispersed essential oils combined with standard sanitization procedures for environmental microbiota control in nosocomial hospitalization rooms, diese Studie kann für 31.50 $ bei Elsevier erworben werden]
Liebe Eliane,
Ich verfolge seit einiger Zeit mit Begeisterung deinen Blog und möchte heute gerne mal 2 fragen loswerden. Mich würde mal interessieren ob du mir sagen kannst ob sich die Länge eines Destillationvorgangs nicht nur auf die Qualität und Inhaltsstoffe von ätherischen Ölen auswirkt sondern auch auf deren Haltbarkeit. Zum Beispiel bei Mandarine gibt es Hersteller die 1,5-2 Jahre Haltbarkeit geben andere sagen nach öffnen nur ein halbes Jahr. Ist die Zeit in der destilliert wird deiner Erfahrung nach tatsächlich so unterschiedlich lang. Weiß man denn überhaupt welche chemischen Bestandteilen nach welcher Zeit gelöst werden? Und welcher Stoff ist es genau der für die schnelle Oxidation verantwortlich ist (außer natürlich Sauerstoff und Wärme)?
Vielleicht kannst du darüber mal was schreiben? Das würde mich sehr freuen,
Vielen lieben Dank und herzliche Grüße, Tabitha Hess
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Ich habe in meinen über 600 Blog-Artikeln bereits öfters zum Thema Haltbarkeit und Zusammensetzung von ätherischen Ölen geschrieben (bei Fragen immer im Suchfeld rechts oben gesuchte Stichworte eingeben!)
https://blog.aromapraxis.de/haltbarkeits-hinweise
https://blog.aromapraxis.de/2013/02/19/verdunnung-haltbarkeit-und-verantwortung-im-umgang-mit-atherischen-olen
https://blog.aromapraxis.de/2009/10/20/haltbarkeit
https://blog.aromapraxis.de/2009/01/21/haltbarkeit-von-atherischen-olen
Mandarinenöl wird nicht destilliert, je nach Zusammensetzung kann es länger als ein halbes Jahr halten, Abfüllanlagen und Transportwege entscheiden auch über die Haltbarkeit eines Öles.
Pflanzen, die destilliert werden, können sehr unterschiedlich zusammen gesetzt sein, je nachdem welche Temperaturen herrschen und wann sie geerntet worden sind (beispielsweise Frühling oder Spätsommer). Wo sie wachsen bzw die Menge der UV-Einstrahlung (beispielsweise Meereshöhe oder Berg) beeinflusst die Zusammensetzung erheblich.
Ja, man weiß sehr genau, nach welcher Zeit welche Bestandteile eines Öles gelöst werden, das kann in jedem Gaschromatogramm gesehen werden.
Manche „Mini-Inhaltsstoffe“, die erst in kleinen Mengen nach einer ausreichenden Zeit der Destillation in jeweilige Öle übergehen, können die Haltbarkeit positiv beeinflussen. Zb bei Ylang Ylang kann ganz kurz destilliert werden oder 24 Stunden lang und alles dazwischen, die lange Komplettdestillation ist durch Vorhandensein von Sesquiterpenverbidungen haltbarer, besser für die Haut und für chronische Beschwerden, duftet allerdings nicht so schwer blumig wie die kurz destillierten Ylang-Öle.
Inhaltsstoffe mit Doppelbindungen an bestimmten Stellen wie Limonen und Pinen sorgen für die sehr schnelle Oxidation eines ätherischen Öles. Wenn diese in großen Mengen vorhanden sind und wenig Sesquiterpenverbidungen als stabilisierend wirkender Ausgleich, dann kippt das Öl schnell, besonders wenn es zu warm, zu kalt, zu hell gelagert wird und zu oft geöffnet. Das sind vor allem Zitrus- und Nadelöle, auch grün-nadelig duftende Öle wie Galbanum und Mastixharz, auch „zitronige“ Öle die reich an bestimmten Aldhehyden sind wie Zitronenmyrte. Und Teebaumöl, in dem alpha-Terpineol durch die gleichzeitige Anwesenheit von Cineol „auf dumme Gedanken“ kommt, also zu hautreizenden Peroxiden oxidieren kann.
Ich habe übrigens den Verdacht, dass manche Firmen (natürliche?) Antioxidantien zusetzen, so dass Zitrusöle relativ lang halten.
Hallo Eliane,
vielen Dank für Deinen Blog!
Es ist toll, dass Du mich auf diese Weise auf dem laufenden hältst.
LIebe Grüße
Susanne
gerne, liebe susanne, ich freue mich, wenn absolventinnen meiner ausbildungen weiterhin auf dem laufenden bleiben, es tut sich so viel in der forschung. danke dass du dir die mühe des kommentars gemacht hast, das fehlt mir ein wenig hier auf dem blog.
Guten Tag
Mich würde diese Studie sehr interessieren.
Ich selbst bin auch aus Italien/Südtirol und würde mir gerne diese Maßnahmen genauer anschauen, da ich selbst von der Wirkung überzeugt bin, und unsere Einrichtung – ein Krankenhaus – auch beabsichtigt ab September schrittweise die Aromapflege in den tgl. Alltag mit einfließen zu lassen. Eintsprechende Mitarbeiterinnen wurden ausgebildtet (aromaFORUM Österreich) um dieses Ziel besser erreichen zu können.
Meine Bitte, können sie mir besagte Einrichtung nennen? oder geht das nur über die Universität?
Lieben dank für die tollen Zusammenfassungen, auch wenn wir erst in den Kinderschuhen stecken bin ich überzeugt dass wir den Pflegealltag verbessern können, an der Motivation fehlt es jedenfalls nicht.
LG
Christoph
Die komplette Studie mit detaillierten Informationen kann bei Elsevier erworben werden: http://www.complementarytherapiesinmedicine.com/article/S0965-2299(16)30013-9/abstract Die Autoren der Studie werden folgenden Instututionen zugeordnet: F. Gelmini:Department of Pharmaceutical Sciences, University of Milano, L. Belotti: Fondazione “Don Ambrogio Cacciamatta”, Iseo, C. Testa: Functional Point S.r.l., Laboratorio di Microbiologia e Virologia, Bergamo, G. Beretta: Department of Pharmaceutical Sciences, University of Milano
Vielen lieben dank für die Schnelle Antwort.
glg
christoph