Kürzlich fragte mich jemand, ob Bergamotteöl, das frei von den vermeintlich gefährlichen Furocumarinen ist (FCF), noch genau so gut sei wie das naturbelassene Bergamotteöl. Viele ätherische Öle werden verändert, entweder um gesetzlichen Vorschriften zu genügen oder weil die dem Produzenten nicht gut genug sind (im Duft oder in den Wirkungen). Eukalyptusöl beispielsweise wird gerne so “eingestellt”, dass der Gehalt an Eucalyptol (=1 ,8-Cineol) möglichst hoch ist, also 80 Prozent und mehr, wenn die Natur das nicht so hinbekommt, wird nachgeholfen.
Diverse Minzeöle, vor allem Ackerminzeöl (Mentha arvensis), sollen möglichst viel Menthol enthalten, also wird nachgeholfen.
Ysop- und Salbeiöl gibt es bei guten Firmen mit niedrigem Thujon-Gehalt, doch es kann auch einfach nachgeholfen werden, so dass dieser vermeintlich “böse” Stoff entfällt oder zumindest reduziert wird. Thujon kann bei falscher Anwendung neurotoxisch wirken, bei korrekter Verdünnung und nur äußerlich aufgetragen jedoch neurotonisch, also konzentrationsanregend, thujonhaltige Öl können auch prima zur Wundheilung eingesetzt werden und helfen enorm bei Inhalationen, wenn das HNO-System verschleimt ist.
Bei Rosenölen wird seit Anfang der 2000er Jahre entweder auf Rosen-Sorten zurück gegriffen, die kaum Methyleugenol enthalten, oder man muss als Mensch das Öl manipulieren, damit die Höchstwerte dieses fein duftenden entspannend wirksamen Moleküls nicht überschritten werden. Denn bei damit überfütterten Nagetieren entwickelten sich nach Monaten der Fehlernährung damit Leberprobleme bis hin zu Leberkrebs.
Zitrusöle dürfen so gut wie keine Furocumarine enthalten, wenn sie in Kosmetika verarbeitet werden oder als Kosmetika deklariert werden, weil sie als krebsauslösend gelten, und zumindest Pigmentflecken bilden, wenn die entsprechenden ätherischen Öle über 1%ig in der Sonne oder im Solarium auf der Haut angewendet werden. Auch Angelikawurzel- und Kreuzkümmelöl sowie einige andere Öle enthalten Furocumarine.
Ich habe zur Gedankenanregung folgende Fragen zurück gestellt: Wenn ein Inhaltsstoff starke Wirkungen hat und trotzdem (oder gerade deswegen) entfernt wird, wie soll das Öl dann noch dieselben Wirkungen haben, also die Wirkungen, die in guten Büchern nachzulesen sind? Furocumarine wirken laut einigen Studien antitumoral, sie wirken stimmungsaufhellend zumindest in dem Sinn, dass sie die Wirkung einiger Monoterpen-Ester wie Linalylacetat verstärken sollen.
Dieser kommt in Bergamotteöl und auch in Lavendel, Bergamottminze sowie in vielen anderen fein duftenden ätherischen Ölen reichlich vor. Vermutlich wirken Furocumarine leicht antidepressiv, weil sie die “Lichtausbeute” verstärken, die Aktivität der Zirbeldrüse soll in diesem Zusammenhang “aktiviert” werden, das ist wichtig bei Winterdepressionen (jedoch im Sommer eher nicht so relevant). Furocumarine wirken auch haltbarkeitsfördernd auf die sowieso sehr empfindlichen Zitrusöle.
Also, hat ein “amputiertes” Bergamotteöl dann noch dieselbe Wirkung? Hochwichtige Inhaltsstoffe, auch wenn sie nur zu ein Prozent und weniger in einem Öl vorkommen, zu entfernen, kann über wichtige Wirkungen des betreffenden ätherischen Öles entscheiden. Vor allem über die psychischen Wirkungen. Das ist ein bisschen so, als würde man Ihnen ein Auge weg schneiden, es macht ja nur weniger als 1% Ihrer Körpermasse aus, doch Ihr Aussehen und auch diverse Ihrer Fähigkeiten würden sich erheblich verändern, auch wenn Sie nach gewisser Gewöhnung sicher gut damit leben könnten.
Es ist also sehr kurzsichtig und zeugt von einer sehr einseitigen Betrachtung der Natur, wenn man einem “wohl gestalteten” Naturprodukt ein Kleinigkeit weg nimmt und dann davon ausgeht, dass es weiterhin seine wohltuenden bis heilenden Eigenschaften ausüben kann. Der Duft von “amputiertem” Bergamotteöl (FCF) bleibt übrigens recht gut und unterscheidet sich nicht stark vom naturbelassenen gleichnamigen Öl.
PS: Durch die neuere Gesetzgebung, die besagt, dass so gut wie keine Furocumarine mehr in Kosmetika enthalten sein dürfen, ist es ausgeschlossen, dass gute Produkte für die Haut noch Furocumarine in nennenswerten Mengen enthalten. Ätherische Öle, welche als Lebensmittel oder als Bedarfsgegenstände in Verkehr gebracht werden (wie ätherische Öle deklariert werden, entscheidet der jeweilige Anbieter), sind meistens noch Furocumarine enthalten.
Ach, Eliane, genauso passiert es auch bei Lebensmittel. Wir denken, dass wir uns die Natur zurechtbiegen können, oder?
Christine Lamontain hat gerade auf Facebook einen Film verlinkt, in dem dieses Thema auch zur Sprache kommt. Denn die klassische Parfümherstellung ist doch sehr auf ätherische Öle angewiesen und muss nach und nach Essenzen in bestehenden Rezepturen ersetzen, da diese jetzt als gesundheitsgefährdend gelten. Schade!
Ich nenne solche Öle oder Lebensmittel nicht amputiert, bei mir sind sie “kastriert”. Sie können kein Leben mehr spenden. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Inhaltsstoffe komplett notwendig sind, um eine Wirkung zu gewährleisten. Wir haben hier Synergien, die wir noch nicht verstehen können. Genau diesen Kardinalfehler, nämlich das zu eliminieren, was scheinbar unwirksam oder gefährlich ist, hat schon Withering gemacht, als er ein Kräuterrezept gegen Herzschwäche suchte. In seiner Verblendung hat er nur den Fingerhut genommen, die angeblich wirkungslosen Beikräuter weggelassen, was vielen Patienten das Leben kostete. Von der Heilkundigen, die ihm ihr Rezept verraten hatte, sind keine Todesfälle durch den Tee bekannt …
Ein anderes Beispiel wäre künstliches Ephedrin. Gefährlich leicht falsch zu dosieren. Als Kraut eingenommen, sind keine bösartigen Wirkungen bekannt. Die besitzt aber ausgleichende Inhaltsstoffe und trotzdem die gleiche anregende Wirkung …
Die Liste wäre endlos …
Ich kaufe meine Öle schon lange nicht mehr in der Apotheke. Da riecht man ja förmlich, das man “nichts” riecht. Ich weiß nicht, wie weit die Hersteller guter Qualitäten sich ebenfalls an die gesetzlichen Vorgaben halten müssen. Mit anderer Deklaration wie “nur für die Duftlampe” oder Ähnliches, dürfen sie womöglich die Substanzen belassen. Aber darüber klärst du uns ja sicher auf, wenn es hier etwas Neues gibt.
Ersatzweise, wenn zu Heilzwecken benötigt, selbermachen.
Guten Morgen Eliane ich Interessiere mich sehr für eine Woche Aromatherapie & Kräuterwandern Duft- Erlebnis-Woche. Daten am 17.06.2017 – 24.06.2017 oder 15.07.2017 – 22.07.2017 Nun meine Fragen: Welchen Zeitpunkt ist es von den Pflanzen schöner Juni oder Juli? Wird der Kurs auf Deutsch gesprochen, da ich keine Englisch Kenntnis habe. Was Kostet mich der Flug von Zürich? Was kostet mich die Duftwoche mit Unterkunft, Vollpension, ich habe nur die Zahlen von 2016 auf deine Homepage gesehen. Gerne erwarte ich Rückantwort. Mit lieben Grüssen Rösi Bucher
Sensationeller Artikel! DANKE, liebe Eliane!
Sonnige GrüÃe
Ingrid
ingrid karner – aromainfo.at e.U. dipl.-aromapraktikerin
a-8051 graz, wiener str. 199/top 6 DVR: 4012824
phone: +43 316 681500
fax: +43 316 681500-15
e-mail: office@aromainfo.at
Internet: http://www.aromainfo.at
Revolution bei Aromaanwendungen â aromatisierte Globuli:
oh jeh, das verunsichert mich jetzt doch ziemlich! Ich habe mir eingebildet, dass die Hersteller im Bio Bereich das nicht machen. Auf welche Firma kann man sich denn noch verlassen….
Danke für die Informationen hinsichtlich des Bergamottöls im Newsletter vom 30.8.2016. Ist bekannt, ob so ein verändertes Öl auch in 4711 eingesetzt wird? Oder überhaupt und generell wie muss es denn deklariert werden, wie weiß man als Endkunde, dass es nicht mehr in seinem natürlichen Komponenten gepresst, bzw. destilliert worden ist?
ich kenne die inhaltsstoffe von 4711 nicht. doch da ich bereits in den mittleren achtziger jahren davon hörte, wie es durch bekannte kosmetische- und parfümprodukte pigmentstörungen gab, zudem durch die neuere gesetzgebung, dass so gut wie keine furocumarine in kosmetika enthalten sein dürfen, ist es ausgeschlossen, dass gute produkte für die haut noch furocumarine in nennenswerten mengen enthalten.
[…] Auf dem Aromapraxis-Blog ging es um die Standardisierung von ätherischen Ölen und was der Nachteil daran […]
[…] Auf dem Aromapraxis-Blog ging es um die Standardisierung von ätherischen Ölen und was der Nachteil daran […]
Ich verstehe die Argumente, dass durch die Extraktion von Stoffen, die Heilwirkung von Ölen verändert bis vernichtet wird.
Dazu möchte ich sagen, dass ich am eigenen Leib erfahren habe, was es heisst, bewusst mit Furocumarinen vergiftet zu werden. Es ist ganz gut, dass man nicht so leicht an diese „vollständigen“ Öle kommt.
Vergesst nicht, dass Menschen auch das Böse in sich tragen. Wir alle.
Danke für den Artikel. Habe auch gerade bemerkt, dass es plötzlich ein Bergamottöl ohne Furocumarin gibt und hab mich gefragt, warum. Die Natur sollte m.E. so bleiben wie sie ist. Denn sie ist einzigartig und wunderbar komplex. Wenn wir daran herum manipulieren, könnten wir ja auch gleich synthetische Öle nutzen. Ich bin daher ganz deiner Meinung.
Vermutlich weil der Mensch immer das umsetzen muss, was er glaubt perfekt zu können, vermeintlich perfekter als die Natur. Leider passieren dann nach einiger Zeit schreckliche Dinge, weil die Natur nicht linear ist, sondern auf vielen kleinen Zahnrädchen aufbaut. Dreht man an dem einen, kann es sein, dass die anderen dann aus der Balance kommen. Tragisch. So wird ja nun auch auch das “lästige” feste Kokosfett amputiert, damit es gefälliger ist.