Wo Licht ist, ist auch Schatten – einige ätherische Öle haben Nebenwirkungen, die bei unsachgemäßer Anwendung gesundheitschädlich sein können. “Unsachgemäß” bedeutet insbesondere: Einnahme und kontinuierliche Überdosierung auf der Haut oder gar regelmäßig Anwendung von unverdünnten ätherischen Ölen auf der Haut.

Grundsätzlich lässt sich jedoch sagen, dass bei der bewussten und kompetenten Anwendung sehr selten Komplikationen entstehen. Allergien sind selten, kommen jedoch vor. Und selbstverständlich gibt es Erste Hilfe-Maßnahmen für kleine Pannen. Bestimmte Menschen, wie “Bluter” (Hämophilie), Menschen, die “blutverdünnende” Mittel einnehmen müssen, Menschen die zu hohen Augeninnendruck haben, Patienten mit Herzrhythmus-Störungen etc. müssen die intensive Anwendung von bestimmten ätherischen Öle meiden. Mehr darüber erfahren Sie in der überarbeiteten Auflage von “Aromatherapie für Pflege- und Heilberufe” (Haug Verlag 2018).

Öle, mit photosensibilisierenden (oder gar phototoxischen) Eigenschaften
Das sind Öle und Essenzen, die die Wirkung der ultravioletten Strahlen auf der Haut verstärken. Furokumarinhaltige ätherische Öle zum Beispiel wirken photosensibilisierend, d.h. diese Moleküle besitzen die Fähigkeit, sich an die Melaninzellen der Haut zu binden. Die Melaninzellen absorbieren dadurch wiederum geballt das ultraviolette Licht und verursachen so — je nach Hauttyp — leichte bis starke verbrennungsartige Reizungen. Der Eintritt dieser Reaktion kann 48 Stunden nach Sonnenbestrahlung (Solariumbenutzung) erfolgen.

Sie befinden sich hauptsächlich in durch Pressung gewonnenen Essenzen. Tisserand rät diesbezüglich vom perkutanen Gebrauch von Zitronenverbenen-Öl gänzlich ab und empfiehlt bei einigen Ölen folgende Verdünnungen, die die angegebenen Werte nicht überschreiten sollten. Auch dann sollte nach der perkutanen Anwendung die Haut 6 bis 12 Stunden (je nach individueller Empfindlichkeit) vor ultravioletten Strahlen der Sonne oder eines Solariums geschützt werden.

  • Aloysia triphylla (Lippia citriodora) Zitronenverbene
    Angelica archangelica Angelikawurzel 0,78%
    Citrus bergamia Bergamotte 0,4%
    Citrus aurantifolia Limette 0,7%
    Citrus aurantium Bitterorange 1,4%
    Citrus limon Zitrone 2%
    Citrus paradisi Grapefruit 4%
    Cuminum cyminum Kreuzkümmel 0,4%
    Levisticum officinale Liebstöckel
    Petroselinum sativum Petersilie
    Ruta graveolens Raute 0,78%
    Tagetes tenuifolia Tagetes 0,05%

Laut modernen Erkenntnissen wirken qualitativ hochwertige ätherische Öle der Orange (Citrus sinensis), der Mandarine (Citrus reticulata) bei sachgemäßer Anwendung nicht photosensibilisierend oder phototoxisch, auch bei Zitronenöl und Grapefruitöl kann bei einer Verdünnung von circa 1 Prozent Entwarnung gegeben werden. Auch das destillierte Limettenöl wirkt nicht photosensibilisierend.

Hautreizende Öle
Das sind vor allem phenolhaltige Öle, die bei Menschen mit empfindlicher Haut allenfalls auf die robuste Haut der Fußsohlen aufgebracht werden sollten, zum Beispiel im Falle einer drohenden Erkältung. Selbst hier ist auf eine maximal dreiprozentige Verdünnung zu achten.

  • Cinnamomum aromaticum Kassiazimt (chinesischer Zimt)
    Cinnamomum zeylanicum Zimtrinde, Zimtblätter
    Syzygium aromaticum Gewürznelke (Blätter & Knospe)
    Origanum vulgare/comp. Oregano
    Satureja hortensis/montana Bohnenkraut
    Thymus vulgaris Thymian Ct. Thymol & Ct. Carvacrol
    Myroxylon balsamum Perubalsam

Öle, die reich an Aldehyden sind, können empfindliche Haut auch reizen, insbesondere wenn sie älter als 1/2 Jahr nach erstem Öffnen sind. Die Zugabe von pinen- oder limonenhaltigen Ölen mildern diesen Effekt. Es handelt sich um Öle, die ähnlich wie Lemongras und Citronella duften, also auch Zitronenmyrte, Melisse, Litsea, Zitroneneukalyptus und Zitronenverbene. Zimtaldehyd (in Zimtölen) kann besonders hautreizend wirken.

Zitrusessenzen sind besonders im warmen Vollbad vorsichtig zu dosieren, zehn Tropfen können je nach Haut und Wassertemperatur bereits zuviel sein. Nicht jede sichtbare Reaktion auf der Haut ist allergisch bedingt, es kann auch eine einfache Reizung, ähnlich wie sie nach Berührung von Brennnesseln auftritt, sein.

Wenn ein Öl oder einzelne Bestandteile darin vom Körper als Allergen eingestuft wird, muss es erst die Haut durchdringen, und durch die überschießende Immunreaktion wird Histamin ausgeschüttet; es bilden sich Rötungen bis hin zu Ausschlägen. Bei Vorhandensein von Allergien und bei empfindlichen Personen sollte man die gewählten Öle vor Gebrauch testen: Etwas vom Öl, mit maximal der doppelten Konzentration als später verwendet werden soll, mit fettem Öl vermischt auf der Innenseite des Unterarms auftragen und 48 Stunden die Stelle nicht abwaschen oder reiben. Entsteht eine Rötung, Jucken, eine Schwellung oder gar Blasen, sollte das Öl nicht angewendet werden. Bei starken Allergien kommt es unter Umständen bereits nach wenigen Minuten zur Immunreaktion. Perubalsam, das allerdings kein ätherisches Öl ist, sondern ein Resinoid, wird als ungewöhnlich starkes Allergen eingestuft, schuld daran scheint nach Auskunft von Fachleuten jedoch die Verarbeitung des Produktes zu sein (aggressive Lösungsmittel).

Hautfreundliche Öle
Aniba rosaeodora Rosenholz
Anethum graveolens Dill (ganze Pflanze)
Chamamaelum nobile Kamille, römisch*
Boswellia carterii Weihrauch
Bursera delpechiana Linaloeholz
Cananga odorata Ylang Ylang
Cedrus atlantica Atlaszeder
Cinnamomum camphora Ho-Blätter
Citrus aurantium Neroli
Commiphora myrrha/molmol Myrrhe
Cupressus sempervirens Zypresse
Daucus carota Karottensamen
Elletaria cardamomum Kardamon
Hyssopus officinalis Ysop
Iris germanica Iris
Lavandula x hybrida Lavandin
Lavandula angustifolia Lavendel
Leptospermum scoparium Manuka
Matricaria recutita Kamille deutsch/blau*
Melaleuca viridiflora Niaouli
Origanum majorana Majoran
Pelargonium graveolens Geranie
Pogostemon patchouli Patchouli
Rosa damascena Rose
Salvia sclarea Muskateller-Salbei
Santalum album Sandelholz
Vetiveria zizanioides Vetiver
* nur starker in Verdünnung hautfreundlich

Leicht kurzfristig blutdrucksteigernd
Hyssopus officinalis Ysop
Rosmarinus officinalis Rosmarin
Salvia officinalis Salbei
Thymus vulgaris Thymian
Hypertoniker sollten bei langer Anwendung der ätherischen Öle der Lippenblütler (außer Lavandula und Melissa) ihren Blutdruck regelmäßig überprüfen lassen, da diese tonisierend wirken können.

Bei empfindlichen Menschen leicht kurzfristig blutdrucksenkend
Cananga odorata Ylang-Ylang
Daucus carota Karottensamen
Santalum album Echtes Sandelholz
Tagetes tenuifolia Tagetes

Vorsicht bei Epilepsie (bei sachgemäßer Anwendung keine Probleme bekannt)
Cinnamomum camphora Kampher
Foeniculum vulgare Fenchel
Hyssopus officinalis Ysop
Mentha pulegium Flohminze
Myristica fragrans Muskatnuss/-blüte
Petroselinum sativum Petersilie
Pimpinella anisum Anis
Salvia officinalis Salbei
Thuja occidentalis Thuja

Bei empfindlichen Menschen Augeninnendruck erhöhend (nicht abschließend bewiesen)
Cymbopogon flexuosus Lemongras
Litsea cubeba Litsea (May Chang)
Melissa officinalis Melisse

Sicherheitshalber nicht oft anwenden bei Brustkrebs (Wirkung nicht abschließend geklärt)
Foeniculum vulgare Fenchel
Pimpinella anisum Anis
Salvia officinalis Salbei

Bei hoch empfindlichen Menschen halluzinogene/euphorisierende Wirkung
Myristica fragrans Muskatnuss/-blüte
Pimpinella anisum Anis
Salvia sclarea Muskateller-Salbei

Mutmaßlich krebserzeugende Öle (bei regelmäßiger und übermäßiger Anwendung)
Acorus calamus Kalmus
Juniperus oxycedrus Cade
Sassfras albidum Sassafrasholz
Thuja occidentalis Thuja

Weitere Informationen:

Ketone

Photosensibilisierung