Dieses erdig-krautig duftende Öl ist ein wertvoller Helfer bei Stress-Symptomen, da es einen positiven Einfluss auf den Nervus parasympathicus hat, dieser sorgt dafür, dass wir in einen wohltuenden und regenerierenden Entspannungsmodus abtauchen können.

Pflanzenfamilie: Lamiaceae (Lippenblütengewächse)

Pflanzenteil: (blühendes) Kraut

Haupt-Inhaltsstoff(e): bis 12 % gamma-Terpinen, bis 10 % alpha-Terpinen, je bis 5 % Terpinolen und p-Cymen, circa 20 % Terpineol-4 und 15 % Linalool (kein Eucalyptol, darum bessere Haltbarkeit als das ähnlich zusammen gesetzte Teebaumöl), bis zu 20 % cis-Sabinenhydrat (besser bekannt als 4-Thujanol > C10H18O, es ist wenig hitzestabil, kann bei der Destillation also “verloren” gehen)

Haupt-Wirkungen körperlich: bei körperlichen Krämpfen (wie Waden), bei verstopfter Nase, bei Neigung zu Migräne und Spannungskopfschmerzen, Menstruationskrämpfen, bei vorzeitigen Wehen und Darmkrämpfen mit Übelkeit

Haupt-Wirkungen seelisch: ausgleichend, entspannend, hilft beim Loslassen

Besonders effektive Anwendung: Duftlampe, Fußbad, Nasenbalsam

Haltbarkeit nach Öffnen der Flasche: circa drei Jahre

Preisniveau: mittel

Die Blüte vom ultra-milden Majoran (auch Süßer Majoran genannt) ist gut zu unterscheiden von der Blüte des Oregano (der ein enger Verwandter ist), erstere ist fast kugelförmig-schuppig. Deutschland ist der Weltmeister des Konsums dieses Krautes, also der größte Abnehmer davon, es gehört einfach in deftig schmeckende Wurstwaren (darum auch super in jeder Art von veganen Bratlingen). In der frischen Pflanze (und vermutlich auch im CO2-Extrakt) sorgt cis-Sabinenhydrat in Verbindung mit cis-Sabinenhydracetat für den sehr speziellen, typischen Majoranduft (Steflitsch & al 2013).

Wir haben es bei Majoranöl mit einem nachhaltig zu gewinnenden europäischen/mediterranen Heilkraut-Öl zu tun, das allerdings aus Lohnkosten-Gründen leider nicht mehr im deutschsprachigen Gebiet gewonnen wird, in guter Qualität kommt es oft aus Ägypten. Es wirkt mild antibakteriell sowie bei unzähligen Alltags-Beschwerden, insbesondere wenn sie mit Stress-Symptomen verbunden sind, es gehört also in die Hausapotheke.

Das ätherische Öl dieses sonnen- und hitzeliebenden Würz- und Heilkrautes hat sich bei Menschen, die zu Wadenkrämpfen neigen, extrem bewährt (bitte jedoch erst von Arzt/Ärztin abklären lassen, ob beispielsweise Magnesiummangel* und/oder Herzprobleme vorliegen). Es wird darum manchmal als “das Magnesium der Aromatherapie” bezeichnet, denn seine krampflösende Wirkung überzeugt auch bei extremen Zuständen. Ich konnte zweimal einem nicht mehr jungen Bergwanderer, der sich sehr übernommen hatte, in wenigen Minuten mit einer hochprozentigen Einreibung mit Majoranöl helfen, denn er hatte massive Wadenkrämpfe gehabt.

Majoranöl kann sich bei schwangeren Frauen, die zu vorzeitigen Wehen neigen, als sehr wertvoll erwiesen, es hat also eine ausgesprochen deutliche tokolytische (wehenlösende, wehenhemmende) Wirkung [lyse, gr = lösen, auflösen, beenden]. In der bekannten Bahnhof Apotheke in Kempten ist es im dafür perfekt zusammengestellten Toko-Öl enthalten.

Die “lösende” Wirkung wird manchmal bei Menschen mit übersteigertem Sexualtrieb empfohlen, Majoran als Kraut und Gewürzmittel in der Küche wurde (angeblich) gerne von Mönchen konsumiert! Ich hörte jedoch bereits ganz gegensätzliche “Fallbeschreibungen”, dass durch die endlich eintretende Entspannung erotische Gefühle überhaupt erst wieder hoch kommen konnten (gerne zusammen mit etwas “heißeren” ätherischen Ölen wie Ylang Ylang, Bohnenkraut, Gewürznelkenknospen, Kreuzkümmel oder Jasmin). Also: bitte ausprobieren!

Auch bei Menstruationsschmerzen starker Helfer

Teenager und Frauen mit Menstruationskrämpfen können sich mit Majoran-Auflage und Magnesium-Einnahme* gut helfen. Dafür mischen:

  • 50 ml fettes Pflanzenöl (gerne Calendula-Mazerat, es wird in der britischen Aromatherapie als DAS Frauenöl betrachtet, heißt es doch Marigold, das Kraut der Maria; doch auch Mandel- oder Olivenöl sowie wärmendes Sesamöl sind geeignet)
  • 10 Tropfen Majoran
  • 10 Tropfen Neroli 10 % (oder 3-4 Tropfen unverdünntes Neroliöl)
  • 10 Tropfen Mandarine

Gut mischen und bei Bedarf knapp 5 ml davon (circa 1 Teelöffel) auf den Unterbauch auftragen, mit trockenem Waschlappen oder Serviette abdecken und mit Wärmflasche warm halten. Wenn bereits Tage vorher das Prämenstruelle Syndrom (PMS) für Achterbahnen der Stimmung plagt, kann Yuzu hilfreich sein, dies wurde in einer Studie bestätigt.

Das Echte Majoranöl kann in 0,5%-iger Verdünnung (beispielsweise in Olivenöl oder Sheabutter) bereits bei verschnupften Säuglingen sanft unter das Näschen gerieben werden, diese traditionelle Empfehlung wird infolge nicht ausreichend geklärter Risiken allerdings nicht mehr ausgesprochen Quelle. Entgegen manchen Behauptungen sind keine Belege zu finden, dass das ätherische Öl die gefürchteten Pyrrolizidinalkaloide enthält, diese Moleküle gehen nach heutigem Wissensstand nicht bei der Destillation ins Öl über. Majoranöl guter Herkunft gilt als völlig unbedenklich, als nicht toxisch, sowie bestens verträglich auch für winzige Erdenbürger – freilich immer in den adäquaten Verdünnungen.

Immer wieder sehen wir Verwechslungen mit dem so genannten “Spanischen Majoran”, der jedoch korrekterweise eine Thymianart ist (Thymus mastichina). Das ätherische Öl aus dieser Pflanzenart duftet gar nicht erdig, vielmehr erinnert es entfernt an Eukalyptus- oder Cajeputduft, mit einer wunderschönen leicht blumig-fruchtigen Note, denn es enthält viel 1,8-Cineol (Eucalyptol). Darum ist es ein perfekter Erkältungsbegleiter, der bereits bei Kindern ab 4 Jahren eingesetzt werden kann (für Rezeptideen und vielfältige Informationen rund um die sichere Anwendung von ätherischen Ölen bei Kindern schauen Sie bitte auf unsere aromaMAMA-Seite).

Eine fatale Verwechslung wäre die mit dem Oreganoöl, sozusagen der wild wachsende, sehr scharfe Verwandte mit “gleichem Vornamen”, jedoch anderen Blüten. Sein ätherisches Öl besteht weitestgehend aus extrem scharfen Phenol wie dem Caravacrol, diese wirken sehr hautreizend, jedoch auch extrem antiseptisch. Reichlich Information ist hier auf dieser ausführlichen Seite im Öle-Lexikon-Artikel über Oregano nachzulesen.

Um den sehr krautig-erdigen Duft angenehmer zu gestalten, kann es bestens mit Mandarinen-, Bergamotte- oder Orangenöl, welche zudem die Wirkung verstärken können, gemischt werden. Farfalla bietet eine feine Demeter-Qualitat des Majoranöles an, Bio-Majoranöl gibt es bei Primavera, Feeling bietet ein destilliertes Majoranöl an und auch den herrlich intensiven CO2-Extrakt aus dem Majorankraut an, dieser ist auch bei Maienfelser bestellbar. Dadurch dass das duftprägende Molekül cis-Sabinenhydrat im frischen Kraut so wenig hitzestabil ist (besser bekannt als 4-Thujanol > C10H18O), also je nach Destillation verringert wird, ist dieser sehr zu empfehlen.

Ich setze diesen in der Badewanne für die wirklich tiefe Entspannung nach verrückten Tagen ein (1-2 Tropfen genügen, dazu 5-6 Tropfen eines anderen entspannend wirksamen Öles wie Ylang Ylang oder Rosengeranie).

Jedoch auch in der Küche ist dieser lebensmittelzertifizierte Extrakt ganz ganz super in deftiger Kartoffelsuppe und absolut genial in veganer “Leberpastete” aus Kidneybohnen und etwas Räuchertofu.

Dazu eine Vormischung herstellen:

  • 50 ml Bio-Olivenöl nativ
  • 5 Tropfen Majoranöl destilliert (oder 3 Tropfen CO2-Extrakt)

Gut mischen und mit diesem Würzöl tropfenweise die Speisen abschmecken, in Kartoffelsuppe für 4 Personen  kann ein Teelöffel davon gegeben werden. Hält sich je nach Temperatur in der Küche bis zu einem halben Jahr.

(Wer mehr Erfahrung mit der schmackhaften Aromaküche hat, kann ein Zahnstocherstäbchen mit dem Öl überziehen und damit die Speisen vorsichtig abschmecken, ein Hauch genügt).

Das sagt die Wissenschaft zu Majoran-Öl

An einem kleinen japanischen Experiment nahmen achtzehn Personen teil. Neun Personen wurden jeweils einem von zwei Ruheprotokollen zugewiesen. Protokoll 1: Nach einer 2-minütigen Ruhepause in sitzender Position bei Raumluft inhalierten die Probanden 6 Minuten lang entweder Luft oder Luft mit ätherischem Majoranöl. Protokoll 2: Nach einer 5-minütigen Ruhepause in Rückenlage inhalierten die Probanden 10 Minuten lang das ätherische Öl und erholten sich dann 10 Minuten lang bei Raumluft.

Alle Versuchspersonen inhalierten das ätherische Öl über eine Gesichtsmaske, die Herzfrequenz und der arterielle Blutdruck sowie die Atemluftvariablen wurden kontinuierlich aufgezeichnet. Bei beiden Protokollen wurde während der Duftinhalation des ätherischen Öls ein zeitabhängiger Rückgang des mittleren Blutdrucks und der Herzfrequenz beobachtet (P<0,05). Während der Erholung nach der Inhalation hielt der signifikante duftinduzierte bradykarde Effekt mindestens 5 Minuten an (- 3,1 ± 3,9 % gegenüber dem Ausgangswert vor der Inhalation, p<0,05). Kawai E, Nakahara H, Ueda SY, Manabe K, Miyamoto T. A novel approach for evaluating the effects of odor stimulation on dynamic cardiorespiratory functions. PLoS One. 2017 Mar 3;12(3):e0172841

In großen us-amerikanischen Akutkrankenhäusern (im Zeitraum der Studie: 10.262 Krankenhauseinweisungen) wurde der Einsatz und die Wirksamkeit von therapeutischen Maßnahmen mit ätherischen Ölen zur Behandlung von Schmerzen, Übelkeit und Angstzuständen, von Krankenpflegenden für Patienten durchgeführt, untersucht.

Lavendel wurde unabhängig von der Art der Verabreichung am häufigsten verwendet (49,5 %), gefolgt von Ingwer (21,2 %), süßem Majoran (12,3 %), Mandarine (9,4 %) und Kombinationen dieser Öle (7,6 %). Süßer Majoran bewirkte die größte durchschnittliche Schmerzveränderung bei einem einzelnen Öl, während die Kombination aus Lavendel und  Majoran die gleiche durchschnittliche Angstveränderung aufwies. Ingwer zeigte die größte durchschnittliche Veränderung bei Übelkeit. Johnson JR, Rivard RL, Griffin KH, Kolste AK, Joswiak D, Kinney ME, Dusek JA. The effectiveness of nurse-delivered aromatherapy in an acute care setting. Complement Ther Med. 2016 Apr;25:164-9

Bei Arthritispatienten mit depressiven Verstimmungen wurde die Wirkung einer Aromatherapie-Mischung aus Lavendel, Majoran, Eukalyptus, Rosmarin auf die Stärke ihrer Schmerzen, ihre depressive Verstimmung und Lebenszufriedenheit untersucht. Diese Anwendung reduzierte signifikant die Schmerzen und die Depressivität. Kim MJ, Nam ES, Paik SI. The effects of aromatherapy on pain, depression, and life satisfaction of arthritis patients. Taehan Kanho Hakhow Chi 2005; 35: 186–194

*Das ernste Thema Magnesium-Mangel wird selten in Betracht gezogen, wenn diverse entsprechende Beschwerden bestehen, beispielsweise Durchschlafstörungen. Durch wenig frische Grünzeug-Ernährung und ausgelaugte Böden magnesium-verarmtes Gemüse wird die Zufuhrempfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) von 300-350 mg / Tag bei sehr vielen Menschen nicht erreicht. Rund 30 % der Menschen erreichen die empfohlene tägliche Zufuhr von Magnesium laut diversen Untersuchungen nicht.

Bei jungen Erwachsenen als auch bei Senioren ist dieser Mangel meistens verbreiteter als bei Menschen mittleren Alters. Besonders auffallend ist der Anteil von 56 % in der Gruppe der 14-18-jährigen Frauen, die die empfohlene Magnesiumzufuhr nicht erreichen. Daran sollte bei starken Periodenkrämpfen gedacht werden. Auch Senioren haben fast immer Magnesium-Defizit, daran sollte bei Obstipation (Verstopfung, Herzbeschwerden und Schlafstörungen gedacht werden, oft sind deswegen keine oder weniger Medikamente nötig). Anders als die preiswerten Magnesium-Präparate aus Discounter- und Drogeriemärkten (Magnesiumoxid), gelten andere Magnesiumverbindungen als effektiver.

Ich nehme seit vielen Jahren abends 2-3x pro Woche Magnesiumcitrat, es kann auch unterwegs als Kau-Tabletten eingenommen werden. Als hoch konzentriertes Pulver wird es in Flüssigkeit gerührt oder in Kapseln abgefüllt eingenommen, auch in dieser Variante als Magnesiumhydrogencitrat hat es eine hohe Bioverfügbarkeit.

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