Salvia sclarea L.

Die leicht klebrigen, sehr markanten Blüten dieses bis zu einem Meter hohen ungewöhnliche Salbei ergeben durch Wasserdampfdestillation ein ungewöhnlich duftendes (riechendes?) ätherisches Öl.

Pflanzenfamilie: Lamiaceae (Lippenblütengewächse)

Pflanzenteil: klebrige Blüten”ähren” (je mehr Blüte statt Kraut desto feiner der Duft)

Haupt-Inhaltsstoff(e): 75 % Linalylacetat (Monoterpenester), 12 % Linalool, bis 2 % Sclareol (Diterpen)

Haupt-Wirkungen körperlich: stark krampflösend, normalisiert Menstruationsunregelmäßigkeiten

Haupt-Wirkungen seelisch: anxiolytisch (angstlösend), euphorisierend, stark stimmungsaufhellend

Besonders effektive Anwendung: Ölauflage im Bauchbereich (bei Menstruationskrämpfen durch Wärmflasche verstärken!), Riechstift für mehrfach tägliche Trockeninhalationen bei Zyklusstörungen (jedes Mal 1 Minute tiiiief einatmen)

Haltbarkeit nach Öffnen der Flasche:2-3 Jahre

Preisniveau: mittel

Im Joanneum in Graz in der Steiermark, wurde am Anfang dieses Jahrtausends genau untersucht, aufgrund welcher Anbaufaktoren und Destillationszeiten die Zusammensetzung dieses eigenwillig riechenden Öles so stark variieren.

Eliane Zimmermann Schule für Aromatherapie

Mit einer handelsüblichen Kamera (oder mit guten Augen) können die kleinen “Bläschen” mit dem starken Duft erkannt werden. Kurz dran reiben, sie platzen und die Riechmoleküle breiten sich aus.

Der Gehalt an Linalylacetat (auch der Hauptinhaltsstoff in Lavendelöl und Bergamotteöl, je circa 35 Prozent) ist jedenfalls am höchsten (circa 70 Prozent), wenn vor allem die Blüten und weniger das Kraut destilliert werden. Die Blütendestillation bringt auch den höchsten Ertrag an ätherischem Öl. Die zart-lila blühenden Rispen sind wirklich ziemlich klebrig und für das bloße Auge sichtbar besetzt mit der deutlich (und fast verblüffend) den Menstruationszyklus regulierenden Duftsubstanz. Laut dem Grazer Forschungsbericht (klick!) schwanken die Inhaltsstoffe wie folgt:

  • Linalylacetat: 16.7 – 69.7 % > stark entspannend wirksam
  • Germacren D: 2.2 – 31.2 % > antibakteriell, vermutlich Pheromonwirkung
  • Beta-Caryophyllen: 1.2 – 10.7 % > entzündungshemmend wirksam
  • Bicyclogermacren: 0.6 – 9.1 %
  • Linalool: 0.6 – 8.9 % > keimwidrig wirksam
  • Alpha-Copaen: 0.5 – 6.1 %
  • transA/B-Sclareoloxid: 0.5 – 5.7 %
  • Sclareol: 1.6 – 6.9 % > vermutlich auf die Cortisol-Achse wirksam, also bei Stress-Symptomen hilfreich

Jedoch bitte ein ätherisches Öl NICHT an den Einzelkomponenten ausmachen und bewerten! Das wäre nur eine einzige Melodie aus einem Orchester-Musikstück abzuspielen! Ja, man ahnt das Lied. Doch wenn das komplette Orchester erklingt, berührt die Musik unser Herz!

Sclareol ist der Diterpenol (Kette aus 20 C-Atomen, ein Labdanditerpenoid, der Rohstoff, aus dem der Riechstoff Ambrox – für “animalische” Noten in Parfüms – hergestellt wird), der vor allem für die “hormon-modulierende” Eigenschaft des Öles verantwortlich gemacht wurde. Er kann bei zu kurzer Destillation auch gar nicht im Öl enthalten sein.

Ob es der Stoff ist, der bei manchen Menschen, die gleichzeitig Alkohol trinken, zu einem stärkeren Rausch führt, ist nicht bekannt. In Anbetracht der obigen Bandbreiten an Inhaltsstoffen heißt es bei diesem Öl noch mehr als bei anderen Ölen: Auf gute Qualität achten und Duftvergleiche anstellen.

Antitumorale Wirkung

Bekannt ist, dass zumindest in Gewebestudien antitumorale Eigenschaften von Sclareol belegt werden konnten (Lunge, Darm Brust): Paradissis A, Hatziantoniou S, Georgopoulos A, Psarra AMG, Dimas K, Demetzos C. (2007). Liposomes modify the subcellular distribution of sclareol uptake by HCT-116 cancer cell lines. Biomed. Pharmacother. 61 (2-3), 120–124

Eine ganz neue Übersicht (2022) belegt nochmals die “schrumpfende” Wirkung bei Brustkrebsgewebe: Hossain R, Ray P, Sarkar C, Islam MS, Khan RA, Khalipha ABR, Islam MT, Cho WC, Martorell M, Sharifi-Rad J, Butnariu M, Umbetova A, Calina D. Natural Compounds or Their Derivatives against Breast Cancer: A Computational Study. Biomed Res Int. 2022 Jul 5;2022:5886269.

Die frühere Behauptung, dass Muskatellersalbeiöl bzw der Inhaltsstoff Sclareol “hormonartig” wirken soll, war sehr missverständlich, denn fast alle Menschen assoziierten mit diesem Begriff, dass es auf die Geschlechtshormone Östrogen bzw Testosteron einwirken solle. Ruth von Braunschweig korrigierte dieses Missverständnis bereits vor über 10 Jahren in ihrem Fachbuch mit Monika Werner und auch in einem Artikel in Forum Essenzia, doch dringt die Korrektur einfach nicht durch! Zu oft werden veraltete Bücher nachgeplappert, ohne dass selbst recherchiert wird. Lesenswert dazu ist der Mythos Nr. 18, den auch DER Analytiker von ätherischen Ölen, Dr. Robert Pappas, von etlichen Jahren aufklärte. Erinnern wir uns: Der Mensch ist mit gut 50 unterschiedlichen Hormonen ausgestattet, die alle sehr fein und in winzigen Mengen wie ein filigranes Mobile oder Uhrwerk zusammen arbeiten. Vor allem Cortisol, das “Stress-Hormon” kann durch ätherische Öle balanciert werden, uns das ist doch eine gute Nachricht, wer schätzt das nicht?!

Eine gute Qualität dieses Öles wirkt also hormonell regulierend (nicht hormon-artig oder hormon-ähnlich!), es kann demnach eine gute Hilfe für Mädchen und Frauen mit schmerzhaften und krampfartigen Blutungen sein, über eine Menstruations-Studie kann nachgelesen werden. Der hohe Anteil an Linalylacetat (bis zu Dreiviertel des Öles Bestsehen aus diesem entkrampfend und stimmungsaufhellend wirkenden Molekül, macht es zu einem perfekten Öl bei Anspannungen und Überforderungs-Gefühlen, mit oder ohne PMS. Auch lesenswert: wissenschaftliche Erkenntnisse bei leichtem Bluthochdruck.

AiDA Schule für Aromatherapy Eliane ZimmermannSynthetische Hormone dagegen, also im Labor hergestellt und zwecks Zuverlässigkeit und Patentierbarkeit minimal verändert, “krallen” sich sozusagen in diesem System fest und können auch an an diversen Stellen “dazwischen funken”. Auch hormonähnliche Substanzen in Kunststoffen, Lösungsmitteln und leider auch in vielen konventionellen Kosmetik-Produkten können sich sehr störend auf den gesamten Hormonhaushalt auswirken, insbesondere auf die Geschlechtshormone. Vermutlich begünstigen sie auf diese Weise hormonabhängige Tumore. All dies ist nach dem heutigen Stand des Wissens nicht der Fall beim ätherischen Öl des Muskatellersalbei.

Ja, Muskatellersalbeiöl fördert – gemäß neuen Studien, u. a. an der Universität Wien – die Ausschüttung eines Hormons: Oxytocin. Dieses so genannte “Kuschelhormon” fördert Nähe, Beschützen, Kontakt, menschlichen Austausch, Vertrauen. Ist es nicht das, was wir derzeit mehr denn je brauchen!?

Mitic M , Zrnić A, Wanner J , Stappen I. Clary Sage Essential Oil and Its Effect on Human Mood and Pulse Rate: An in vivo Pilot Study. Planta Med. 2020 Oct;86(15):1125-1132

Tadokoro Y, Shigeko Horiuchi S, Takahata K, Shuo T, Sawano E, Shinohara K. Changes in salivary oxytocin after inhalation of clary sage essential oil scent in term-pregnant women: a feasibility pilot study. BMC Res Notes. 2017 Dec 8;10(1):717

Tarumi W, Shinohara K. The Effects of Essential Oil on Salivary Oxytocin Concentration in Postmenopausal Women. J Altern Complement Med . 2020 Mar;26(3):226-230

Der Oxytocinhaushalt wird also eindeutig von Riechmolekülen beeinflusst! Der Duftstoff Hedion (Methyldihydrojasmonat, ähnlich als cis-Methyljasmonat in Davana und als Methyljasmonat im Absolue der Ginger Lily-Blüte und im Absolue des Jasmin [grandiflorum]) interagiert mit dem menschlichen Pheromon-Rezeptor V1R (im Riechepithel): Hedion stimuliert ein spezifisches Kerngebiet im Hypothalamus bei Frauen 10 x mehr als bei Männern. Hedion erhöht zudem signifikant das Vertrauen (Reziprozität) und führt möglicherweise auch zur Ausschüttung vom „Vertrauenshormon“ Oxytocin, so Prof. Dr. Dr. Dr. habil. Hanns Hatt, nachzulesen in dieser Pressemeldung.

Sehr empfehlenswert: Prof. Hanns Hatt’s Vorlesungen auf YouTube, zB

April 2019 

Mai 2019

Juni 2019


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Übrigens fördert auch jede Berührung die Ausschüttung von Oxytocin! Dieses verändert unsere Empfindlichkeit für Endorphine, dadurch erfolgt der Abbau von Stresshormonen Atmung und Herzschlag verlangsamen sich: Uvnäs-Moberg K, Handlin L, Petersson M. Self-soothing behaviors with particular reference to oxytocin release induced by non-noxious sensory stimulation. Front Psychol. 2015 Jan 12;5:1529. Auch Schmerzen verringern sich unter Oxytocin: Pfeifer AC, Ditzen B, Neubauer E, Schiltenwolf M. Wirkung von Oxytocin auf das menschliche Schmerzerleben. Schmerz 2016 30:457–469

Ein ausführlicher Artikel mit vielen Rezepten und Anwendungstipps bei Menstruationsbeschwerden, auch in den Wechseljahren, hat Sabrina Herber zusammengestellt.

Das eher zart duftende Hydrolat aus dieser doch eher penetrant riechenden Pflanze kann bei Hitzewallungen helfen. Zusammen mit Pfefferminzöl macht es die Wirkung des Hitzestop-Sprays für Frauen im Klimakterium aus. Farfalla hat eine feine Demeter-Qualität im Sortiment und bei Primavera gibt es eine Bio-Qualität. Feeling wie auch zahlreiche andere Anbieter hat es auch im Sortiment.

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