Rosa x damascena Herrm.

Eines der ganz kostbaren Öle wird aus der Damaszener Rose gewonnen: In einem einzigen Tropfen Rosenöl sind mindestens 30 Rosenblüten enthalten, somit ist der Preis von zwei bis drei Euro pro Tropfen durchaus gerechtfertigt

Pflanzenfamilie: Rosaceae (Rosengewächse)

Pflanzenteil: Blüten

Haupt-Inhaltsstoff(e): 40-50 % Citronellol, bis zu 28 % Geraniol (Monoterpen-Alkohole), bis zu 400 weitere Stoffe jeweils in Spuren

Haupt-Wirkungen körperlich: antiseptisch, entzündungshemmend, schmerzlindernd, wundheilend, Geraniol gemäß einiger Studien antitumoral

Haupt-Wirkungen seelisch: bei Stress-Symptomen, beim Gefühl, „aus der Bahn geworfen zu sein“, bei Trauer und “Herzschmerz”

Besonders effektive Anwendung: alle

Haltbarkeit nach Öffnen der Flasche: für Hautpflegezwecke circa 2 Jahre nach öffnen (Citronellol und Geraniol sind nicht ganz so stabil wie man einst dachte), für Parfümzwecke 10 Jahre bis „ewig“

Preisniveau: sehr kostbar

Der vermeintlich hohe Preis eines Tropfens umfasst also mehr als zwei Dutzend Blütenköpfe, dazu die Erntearbeit, die Destillation, den Transport etc. Die im frühen Morgengrauen „abgebrochenen“ Blütenköpfe werden anschließend der Wasserdestillation zugeführt, die frei werdenden Blütenwachse würden die gebräuchlichere Wasserdampfdestillation unnötig schwierig machen, eine klumpige Masse würde entstehen. Der meistens angegebene wissenschaftliche Name Rosa x damascena Mill. gilt derzeit übrigens als nicht akzeptiert.

Dieses ätherische Öl enthält circa 20 Prozent pflanzliche Paraffine, diese werden unter circa 16 Grad Celsius gel-artig. Einst war diese Fähigkeit zum Gelieren ein Qualitätstest: Kurz in den Kühlschrank und die Sache war klar. Doch freilich haben Fälscher alle Tricks drauf, und setzen ähnlich bei Kühle reagierende Chemikalen ein, um das Öl zu strecken.

Ähnlich wie Lavendelöl – ist Rosenöl bei so ziemlich allen gesundheitlichen Beschwerden hilfreich– kleinste Mengen genügen. Außer dem erheblichen Preis für dieses fein duftende Öl aus Bulgarien oder der Türkei spricht nichts dagegen, es gleichermaßen für körperliche wie für seelische Beschwerden einzusetzen. Es gibt destilliertes Rosenöl und extrahiertes Öl namens Rosenabsolue (manchmal aus Rosa centifolia extrahiert).

Bei der Destillation gehen etliche der duft-relevanten Moleküle verloren. Ich scheine sehr empfindlich auf „amputierte“ Naturprodukte zu reagieren, das fällt mir auch immer wieder bei „natürlichen“ und bio-zertifizierten Parfüms auf. Diese werden (eigentlich sehr kunstvoll) aus einzelnen natürlichen Duftmolekülen komponiert. Auf den ersten Riecher mag ich viele davon, doch ganz plötzlich stellt sich ein starkes Unwohlbefinden ein, als ziehe sich ein stark schräger Ton durch die Symphonie, als würde jemand mit Kreide an der Tafel kratzen.

Generell ziehe ich die Düfte von hellen bzw weißen Blüten vor, ich habe keine Erklärung dafür. Dr. Kurt Schnaubelt erklärte das dahingehend, dass in weißen und dunklen/roten Blüten unterschiedliche Anteile an Schwefel- und Stickstoff-Molekülen den Duft prägen und somit unterschiedliche Bestäubungs-Insekten anlocken. Offenbar beeinflussen diese „Stinkmoleküle“ auch menschliche Nasen!

Zur Zeit meiner aromatherapeutischen Anfänge in den achtziger Jahren hatten also Rosenöle bei mir kaum eine Chance. Ich jedenfalls ziehe schon immer Jasmin, Tuberose und Osmanthus den Düften aus dunklen Blüten vor. Umso witziger fand ich es, als ich vor einigen Jahren das ätherische Öl (bzw den CO2-Extrakt) der weißen Rosa x alba entdeckte (in Österreich und Deutschland bei Feeling, in der Schweiz von Damascena). Mit diesem Duft kommt meine Nase meistens sehr gut klar. Insbesondere in der gelungenen Duftmischung namens Herzenswärme kann ich diese alte Rose herausriechen, ich habe immer ein Reservefläschchen davon auf Lager, so sehr liebe ich diese Komposition.

Rosenöl zählt – wie erwähnt – zu den hochpreisigen ätherischen Ölen, die empfindlichen Blüten werden bereits in den frühen Morgenstunden von fleißigen ErntehelferInnen mit viel Geschick von den Sträuchern „gebrochen“ und zur Destille gebracht (unterhalb der Blüte befindet sich eine „Sollbruchstelle“, dort wird die Blüte abgeknipst, also ohne Werkzeug). Eine geübte Rosenblütenpflückerin erntet an einem guten Tag bis zu 18 kg des kostbaren Naturschatzes. Rose schützt ihre Blüten mit dem ätherischen Öl vor der frühmorgendlichen Kälte. Circa 3000 – 5000 Rosenblüten werden benötigt, um einen Liter ätherisches Öl daraus zu gewinnen. Unsere Kollegin Ekaterina, die regelmäßig Rosenreisen (klick zum netten Vorschau-Video) in ihre Heimat Bulgarien organisiert(e), begleitete ein Team von Arte, sie berichtet hier über die Hintergründe (leider ist der Arte-Film nicht mehr zugänglich).

Wer einen Tropfen unverdünntes Rosenöl in seine Duftlampe gibt, sollte immer bedenken, dass sich in diesem die Duftmoleküle von circa 30 Duftrosen befinden. Wir finden es darum sehr praktisch, bereits vorverdünnte Rosenöle – wie oben verlinkt – für jede Form von Hautanwendungen einzusetzen. Meistens ist das kostbare Rosenöl in Jojobaöl (ein flüssiges Wachs) verdünnt, diese Mischung kann wegen des extrem schweren Duftes, der intensiven Wirkung, der vielseitigen Einsatzgebiete und nicht zuletzt wegen des hohen Preises so eingesetzt werden, als würde es ich um ein normales unverdünntes ätherisches Öl handeln. 1 Tropfen bereits verdünntes Rosenöl beispielsweise in einem Roll-on von 10 ml duftet sicherlich intensiver als etliche Tropfen Lavendelöl, auf diese Weise in 10 ml fettem Öl verdünnt.

Zur Gewinnung des Absolues werden Lösungsmittel verwendet, wie beispielsweise Hexan. Die Blüten werden mit diesem toxischen Stoff, der ähnlich wie ein Nagellackentferner wirkt, getränkt und durchdrungen, er wird anschließend durch Verdampfung entfernt. Bei dieser Gewinnungsmethode werden auch andere Inhaltsstoffe aus den Blüten als bei der Wasserdampfdestillation extrahiert, beispielsweise Farbstoffe wie Carotin-Abkömmlinge und Pflanzenwachse. Auch der duftprägende und schmerzlindernd wirksame Phenylethylalkohol befindet sich zu 74 Prozent im Rosenabsolue, darum erinnert der Duft eher an die frische Rosenblüte als das destillierte Rosenöl. Es ist also bereits an der Farbe im Fläschchen gut erkennbar: das Destillat ist fast farblos und ganz hell, die Extrakte (Absolue und CO2-Extrakte) sind gelblich, honigfarben, manchmal fast hellbraun.

In der Aromatherapie kennen und schätzen wir unterschiedliche Rohstoffe aus der Rose, jeder ist auf seine Art ein Seelen- und Körperpflaster der effektivsten Art:

  • Rosenöl (Wasserdestillation) aus Rosa x damascena, Rosa x alba, Rosa x centifolia
  • Absolue meistens aus Rosa x centifolia
  • CO2-Extrakt, am ehesten aus Rosa x alba
  • Rosenattar, Rosendestillat in Sandelholzöl
  • Rosenwasser (Rosenhydrolat) meistens aus Rosa centifolia
  • Wildrosenöl (= Hagebuttenkernöl, ein fettes Pflanzenöl aus Rosa rubiginosa oder R. canina)
  • Rosenwachs (als pflanzliche Luxusvariante zu Bienenwachs in Naturkosmetik)

Rosenöl kann als das perfekte ‚Öl der Mitte‘ bezeichnet werden: Es harmonisiert die Herzfrequenz sowohl auf der psychischen als auch auf der physischen Ebene. Kaum ein anderes Öl enthält so viele unterschiedliche Inhaltsstoffe (je nach Analyse annähernd 500) wie das im Wasser destillierte Rosenöl.

Perfekt als vielseitiger Helfer

Rosenöl ist in der Anwendung und in der Haltbarkeit definitiv noch vielseitiger als das „Grundausstattungsöl“ Lavendel, es kann bei absolut jedem seelischen und körperlichen Unwohlsein ausprobiert werden. Lediglich bei extrem ausgeprägten psychiatrischen Erkrankungen sollte vorsichtig getestet werden, ob nicht eine unerwünschte heftige Reaktion der Patienten erfolgt.

Das wunderbar duftende und pflegende Rosenwasser (Rosenhydrolat) ist nicht minder kostbar. Es enthält den bereits erwähnten besonderen Inhaltsstoff, den Phenylethylalkohol (=Phenylethanol). Dieser wirkt schmerzlindernd, entzündungshemmend, antibakteriell und antimykotisch.

Einige Fakten und Studien zum Rosenöl:

  • Natürliches destilliertes Rosenöl enthält – wie oben bereits beschrieben – bis zu 20 Prozent hochmolekulare Wachse (Paraffine), die bei 16 bis 18 Grad Celsius erstarren. Früher wurde das Öl einfach kurz in den Kühlschrank gestellt, wenn es wie Wackelpudding erstarrte, galt es als aus natürlicher Herkunft. Heute nutzen Fälscher diese Eigenart der Natur mit Mineralöl-Zusätzen.
  • In Deutschland wurden ab 1883 Rosen zu Destillationszwecken kultiviert. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden in der Parfümfirma Schimmel & Co. Nachkommen bulgarischer Rosen in der Umgebung von Leipzig angebaut und mit damals modernsten Methoden destilliert. Das ginge auch heute noch, jedoch könnte laut Auskunft des Bio-Rosenbauers Werner Ruf* nur 1 Euro pro Stunde an die Mitarbeiter gezahlt werden.
  • Auf englisch heißt destilliertes Rosenöl ROSE OTTO, vom indischen Begriff ‚Attar‘ für ‘destillieren/Destillation’ abgeleitet.
  • Der narkotisch wirkende Stoff Phenylethanol ist nur zu einem geringen Anteil im Rosendestillat zu finden, im Absolue dagegen sind es bis zu 75 Prozent, im lipophilen Anteil eines guten Rosenhydrolates zu 50 Prozent.
  • Rosenöl ist nicht giftig (orale LD50 = 80 ml), das bedeutet, dass deutlich mehr als 480 ml reines Rosenöl getrunken werden müsste, um sich mit Rosenöl umzubringen… (höre dazu auch unsere Podcast-Episode 47 Der Suizid des Milliardärs)
  • Anhand von Rosenöl konnte belegt werden, dass es nicht egal ist, an welcher Körperstelle ätherische Öle aufgetragen werden: Beim Auftragen auf die Epidermis des Bauches, der Brust oder des Oberarmes wurde es unterschiedlich resorbiert. Bauchhaut beispielsweise nahm die Roseninhaltsstoffe α-Pinen, Limonen und β-Myrcen (Monoterpene) schlechter auf als β-Citronellol, Geraniol und Linalool (Monoterpenole); das Monoterpenketon Isomenthon, cis-Rosenoxid und das nur in Spuren vorkommende trans-Rosenoxid wiesen hingegen eine gute Penetration über die Bauchhaut auf. Eugenol konnte nicht in die Oberarmhaut eindringen. Die am besten geeignete Körperstelle für die Haut-Anwendung ätherischer Öle ist laut den Autoren der Brustbereich – perfekt, das Herz wird danken! [Schmitt S, Schäfer UF, Döbler L, Reichling J. Variation of in vitro human skin permeation of rose oil between different application sites. Forsch Komplementmed 2010; 17: 126–131]
  • In einer Doppelblind-Studie konnte gezeigt werden, dass dieser Rosenduft die emotionalen Zustände signifikant des Prämenstruellen Syndroms zu verbessern vermag, nicht so jedoch die körperlichen Beschwerden. [Heydari N, Abootalebi M, Jamalimoghadam N, Kasraeian M, Emamghoreishi M, Akbarzaded M. Evaluation of aromatherapy with essential oils of Rosa damascena for the management of premenstrual syndrome. Int J Gynaecol Obstet. 2018 Aug;142(2):156-161]
  • Rosenhydrolat wirkt schmerzlindernd, entzündungshemmend, antibakteriell und antimykotisch, es verhindert das wurzelartige Ausbreiten dieses Pilzes in tiefere Hautschichten. [Maruyama N, Tansho-Nagakawa S, Miyazaki C, Shimomura K, Ono Y, Abe S. Inhibition of Neutrophil Adhesion and Antimicrobial Activity by Diluted Hydrosol Prepared from Rosa damascena. Vol. 40, No. 2 Biol. Pharm. Bull. 40, 161–168 (2017) 161]

In meinem Blog-Vorgänger-Magazin gibt es eine Rosenausgabe mit interessanten Zahlen und Fakten zur Königin der Blumen, hier geht es zum Magazin Aromapraxis Aktuell. Auf unserem Rosen-Plakat ist erklärt, wie Rosen mit ihren Bienenstock-Duft Geranial die fleißig Bestäuber an der Nase herum führen. In einem schönen schlichten Rahmen, könnte es eine dekorative Lernhilfe sein. Fotos der Rosendestillation bei der Familie eines sehr engagierten Bio-Destillateurs im Indus Valley in Pakistan zeige ich hier. Wie Rose und andere stützende Naturdüfte in der Palliativen Aromapflege eingesetzt werden könne, beschreibt Kollegin Barbara Bernath-Frei hier auf der Seite. Für den letzten Weg eines lieben Menschen kreierte Evelyn Deutsch das Wegebegleitungsöl– freilich mit Rosenduft.

Eine Studie (2017) über die Anti-MRSA-Wirkung und über die Anti-Candida-Wirkung von Rosenhydrolat fasste ich hier zusammen (ein Premium-Rosenhydrolat von unserer Kollegin Doris Karadar gibt es hier).

Rosenhydrolat (Farfalla, Feeling, beide ohne Alkohol) und Rosenabsolue (Farfalla, feine, nicht so schwer duftende Qualitäte)  enthalten das wasserlösliche Molekül namens Phenylethanol, es wirkt besonders schmerzlindernd und auf Bienen regelrecht betäubend. Feeling hat das betörende Parfüm der weißen Rose im Sortiment, es ist in meiner Lieblingsmischung enthalten: Herzenswärme, sie ist unglaublich gelungen und “rund”, ich trage einige Tropfen davon im schicken Riechstift mit mir. Für das fette Pflanzenöl aus diversen Wildrosen werden die Kernchen in den Hagebutten gepresst, es ist das bekannteste Hilfsmittel, um unschöne oder gar wulstige Narben zu unterstützen (Evelyn Deutsch, Farfalla, Feeling).

In der Schweiz kann beim sympathischen Anbieter Damascena (Inhaber Marcel ist aus Bulgarien, DEM Rosenland) zwischen etlichen unterschiedlichen Rosendüften ausgewählt werden, dazu zahlreiche “rosige” Mischungen und auch das wundervolle und inzwischen extrem kostbare Rosen-Attar (mit Sandelholz) ist bei ihm erhältlich (es hält viele, viele Jahre und man benötigt nur winzige Mengen dieses betörend-samtigen Duftes).

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