Nachdem diese hocharomatische und ästhetische Pflanze vom  Verein NHV Theophrastus ausgezeichnet wurde, ist es mal wieder an der Zeit, dass ich mich ihrem ätherischen Öl zuwende. Es hat hier dem meinem Blog bislang wenig Beachtung gefunden, jedoch weil ich den feinen würzigen Duft durchaus sehr schätze, bekam es bereits vor langer Zeit ein ausführliches Portrait im Ölelexikon.

Neben Limettenduft, der bei mir sofort Erinnerungen an sorglose Strandtage in Brasilien weckt, erinnert mich das Aroma von Anis an sonnige Tage in Griechenland. Neben Anisauszügen enthält der dort so viel verwendete Schnaps Ouzo übrigens eine ganze Palette an ätherischen Ölen (Koriander, Gewürznelke, Mastix, je nach Rezeptur vermutlich auch noch Kamille und Angelikawurzel).

Bei der Pflanzenfamilie der Apiaceae/Doldenblütengewächse, zu denen Anis zählt,  spricht man nicht von ‘Samen’, aus denen die Teedroge gewonnen wird, sondern von ‘Früchten’. Deutsche Lieferanten verkaufen entweder die destillierten Früchte der zarten Heilkrautes Pimpinella anisum L. oder die destillierten Samen und Samenhüllen des 20 Meter hohen tropischen Baumes Illicium verum Hook. F. (Sternanis, Familie der Schisandraceae). Aus Illicium anisatum kann auch ätherisches Öl gewonnen werden, es enthält jedoch toxisches Isosafrol. Aus der Shikimisäure der Illiciumbäume wurde übrigens das während der Vogelgrippenpanik gepriesene antivirale Medikament gewonnen, ich schrieb seinerzeit darüber.

Schule für Aromatherapie Eliane ZimmermannAnisöl wird in der Aromatherapie kaum verwendet, vielleicht weil es so nach Essen und Trinken duftet, vielleicht weil das ähnlich wirkende und duftende Fenchelöl besser erhältlich ist, vielleicht auch weil in alten Büchern vor der Toxizität gewarnt wird. Wer abschalten möchte, Entspannung und tiefen Schlaf sucht, den Alltag etwas vergessen möchte, wird jedoch mit diesem Duft seine helle (aufhellende) Freude haben. Auch eignet sich dieses Öl wunderbar für Menschen, denen Ereignisse auf den Magen schlagen. Wenn man zu viel “Unverdauliches” erleben musste, kann eine Ölauflage auf dem Bauch samt Wärmflasche Wunder wirken (1 Tropfen Anisöl auf einen großen Esslöffel mit Olivenöl, sanft auf schmerzenden Bauch einreiben. Ergänzend dazu (oder alternativ) kann Basilikum eingesetzt werden, ich schrieb im letzten Blogbeitrag ausführlich darüber.

Tisserand_Safety_CoverDas ätherische Öl des wärmeliebenden Aniskrautes kommt meistens aus Frankreich oder Spanien, es enthält 75 bis 96 Prozent trans-Anethol, ein Phenylether. Da diese Gruppe von Molekülen eine deutliche psychische Wirkung ausüben können, kann die Raumbeduftung mit diesem Öl einerseits stark entspannend wirken, kann bei sensiblen Menschen angeblich auch Träume intensiver und bunter werden lassen. Vermutlich ist ein Cocktail aus Spuren von Anisketon, Anisaldehyd und Estragol für diese spannende Eigenschaft verantwortlich. Tisserand warnt in seinem neuen supergroßen, superschweren, superinformativen Buch “Essential Oil Safety” (4000 Referenzen zu Studien mit ätherischen Ölen!) vor oxidierten Ölen, die reich an Anethol sind, also das angebrochene Fläschchen bitte innerhalb von 1,5 bis 2 Jahren verbrauchen oder es nicht mehr für Hautanwendungen einsetzen. Dieser Stoff kann – zumindest innerlich verwendet – auch die Blutgerinnung verzögern, also Vorsicht bei gleichzeitiger Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten. Bei Experimenten mit Ratten beobachtete man zudem eine antidiuretische Wirkung, dh der Leitstoff von Anis fördert eventuell Wasseranlagerungen bei entsprechend vorbelasteten Personen. Untersuchungen bezüglich der östrogenähnlichen Wirkung zeigen nach wie vor unterschiedliche Ergebnisse, bei vernünftiger Verdünnung und bei nur äußerlicher Anwendung scheint keine Gefahr für schwangere und stillende Frauen zu bestehen, bei hormonabhängigen Krebserkrankungen sollten jedoch Fenchel- und Anistees nicht ständig und in großen Mengen getrunken werden.

Und nun noch ein paar andere Pflanzen, denen ab morgen mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte:

Schule für Aromatherapie Eliane ZimmermannIch wünsche allen meinen LeserInnen einen guten Start in eine neue Zeit und bedanke mich insbesondere bei allen, die hier ab und zu  mitmachen und die mich mit Kommentaren, Informationen und Anregungen begleiten, unterstützen und anspornen. (So eine kostenlose Informationsseite macht sich nicht ganz alleine.) Ein besonderer Dank geht auch nochmals an die UnterstützerInnen, die mir (und euch) durch Buch- und Sach-Bestellungen dieses Projekt seit über 5 Jahren (finanziell) möglich machen (vor allem geht ein dicker Knuddel an Patrick, dem Mega-Unterstützer!).