Piper nigrum L.
Diese Rankpflanze mit ihren traubenartig hängenden roten kugeligen Früchtchen ist einer der wichtigsten Gewürzelieferanten weltweit.
Pflanzenfamilie: Piperaceae (Pfeffergewächse)
Haupt-Inhaltsstoff(e): fast 75 % Monoterpene (u.a. bis zu 24 % d-Limonen, je bis 14 % Sabinen, delta-3-Caren, alpha- und beta-einen, dazu bis zu gut 35 % Sesquiterpene, davon knapp 30 % β-Caryophyllen und bis zu 5 % β-Bisabolen
Haupt-Wirkungen körperlich: sanft durchblutungsfördernd, deutlich schmerzlindernd
Haupt-Wirkungen seelisch: belebend, stabilisierend
Besonders effektive Anwendung: lokal als Hautöl
Haltbarkeit nach Öffnen der Flasche: drei Jahre
Preisniveau: preiswert
Grüner, schwarzer und weißer Pfeffer stammen von derselben Pflanze. Nicht so der Rosa Pfeffer: Er ist die Frucht des wunderschönen Schinus-molle-Baumes (Anarcadiaceae). Schwarzer Pfeffer wird sofort nach seiner Ernte für einige Minuten in kochendes Wasser getaucht und anschließend getrocknet. Der weiße Pfeffer wird vollreif (dunkelrot) geerntet und von Fruchthaut und Fruchtfleisch getrennt. Kollegin Sibylle Broggi-Läubli erläutert diese Unterschiede sehr schön in einem ihrer vielen Videos.
Grüner Pfeffer wird im noch grünen Zustand in Salzlake eingeweicht oder gefriergetrocknet. Kubebenpfeffer oder Stielpfeffer (Piper cubeba) aus derselben Familie hat eine ähnliche Zusammensetzung mit ähnlichen Anwendungsgebieten.
Der schwarze Pfeffer liefert vier Farben an Früchten, die jeweils durch unterschiedliche Verarbeitung gewonnen werden:
- schwarzer Pfeffer (fermentiert, getrocknet)
- grüner Pfeffer (unreif geerntet, gefriergetrocknet oder in Salzlake)
- weißer Pfeffer (Fruchtfleisch wird abgelöst, nur das Innere der Frucht, besonders scharf, weniger ergiebig, teurer, jedoch oft mit dubiosen Substanzen wie Asche “verlängert”)
- roter Pfeffer (reif, süßlich, weich, nicht für Pfeffermühle geeignet, Rarität)
Destilliertes Pfefferöl enthält keine Scharfstoffe und kann sowohl in der Küche zum Würzen als auch zur effektiven Linderung von muskulären Schmerzen eingesetzt werden. Gut 30 Prozent β-Caryophyllen und β-Bisabolen wirken deutlich entzündungshemmend, so dass dieses Öl in meinen Schmerzmischungen nie fehlen darf. Eine vielfach bewährte Rezeptur bei Arthrose-Schmerzen beschreibe ich in diesem Artikel.
Was sagt die Wissenschaft?
Pfefferöl macht sogar schlecht auffindbare Venen besser sichtbar, wie in einer Studie an 120 PatientInnen (auch unter der Leitung von Dr. Jane Buckle) belegt werden konnte: Kristiniak S, Harpel J, Breckenridge DM, Buckle J. Black pepper essential oil to enhance intravenous catheter insertion in patients with poor vein visibility: a controlled study. J Altern Complement Med. 2012 Nov;18(11):1003-7. Wir zeigen dies inzwischen in unseren Grundkursen an den Venen unsere Teilnehmerinnen. Sie sind jedes Mal verblüfft, wie hilfreich Pfefferöl beim Sichtbarmachen der Venen sein kann.
An einer us-amerikanischen Universität wurden die ätherischen Öle des schwarzen Pfeffers (Piper nigrum) und der Angelikawurzel (Angelica archangelica) auf ihre Wirkung untersucht, die Spitzen des dringenden Verlangens nach Nikotin bzw. Zigaretten abzumildern (in fast allen Glimmstengeln ist ja meistens noch allerlei Synthetik enthalten). In diesem Experiment machten die 20 ProbandInnen unter der Leitung der von mir sehr verehrten Dr. Jane Buckle aus Großbritannien eine 2-minütige Trockeninhalation (auf einem Papiertuch), wann immer das Bedürfnis nach Nikotin deutlich spürbar wurde (Zigarette, Schnupftabak, Kautabak).
Beide Öle ermöglichten ein verzögertes Greifen zum nächsten “Kick”, wobei Pfefferöl den “Yeaper” besser reduzieren und kontrollieren konnte, Angelikaöl dagegen verhalf besser zu einer Verzögerung bis zum nächsten Nikotinschub. Die Folgerung der Autorinnen Barbara Cordell und Dr. Jane Buckle lautet: “Aromatherapie kann hilfreich zur Begleitung beim Nikotinentzug sein”. Cordell B, Buckle J: The effects of aromatherapy on nicotine craving on a U.S. campus: a small comparison study. J Altern Complement Med. 2013 Aug;19(8):709-13
Die „Reizung“ mit Pfefferöl, das – wie erwähnt – in der destillierten Form keinerlei Scharfstoffe enthält, wird auch für Kinder mit Schluckstörungen empfohlen: Munakata M, Kobayashi K, Niisato-Nezu J, Tanaka S, Kakisaka Y, Ebihara T, Ebihara S, Haginoya K, Tsuchiya S, Onuma A. Olfactory stimulation using black pepper oil facilitates oral feeding in pediatric patients receiving long-term enteral nutrition. Tohoku J Exp Med. 2008 Apr;214(4):327-3
Für ähnliche Studien mit Senioren (in einer dieser Studien nahmen 105 SeniorInnen nach einem Schlaganfall teil) entwickelte man eine Art Duft-Schmuck, der um den Hals der alten Bewohner gehängt wird, der duftende „Kettenanhänger“ sondert die hilfreichen Duftmoleküle kontinuierlich ab: Ebihara T, Ebihara S, Maruyama M, Kobayashi M, Itou A, Arai H, Sasaki H. A randomized trial of olfactory stimulation using black pepper oil in older people with swallowing dysfunction. J Am Geriatr Soc. 2006 Sep;54(9):1401-6
Diverse Zubereitungen mit schwarzem Pfeffer zeigten neuroprotektive und antidepressive Wirkungen Balakrishnan R, Azam S, Kim IS, Choi DK. Neuroprotective Effects of Black Pepper and Its Bioactive Compounds in Age-Related Neurological Disorders. Aging Dis. 2023 Jun 1;14(3):750-777
Das ätherische Öl aus den getrockneten schwarzen Früchten von Piper nigrum duftet würzig und warm – zumindest wenn es unter einem Jahr nach erstmaligem Öffnen geschnuppert wird – gelegentlich mit einem Hauch moschusartiger Untertöne. Es verfügt über verschiedene biologische Aktivitäten, darunter antioxidative, entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkungen. Jeena K., Liju V.B., Umadevi N.P., Kuttan R. Antioxidant, anti-inflammatory and antinociceptive properties of black pepper essential oil (Piper nigrum Linn) J. Ess. Oil Bear. Plants. 2014;17(1):1–12
In der chinesischen traditionellen Medizin wurde schwarzer Pfeffer zur Behandlung von Epilepsie eingesetzt. Auch als Hirntonikum ist er im Nahen Osten bekannt. Majeed M., Prakash L. The medicinal uses of pepper. Int. Pepper News. 2000;25(1):23–31.
Der CO2-Extrakt enthält jedoch die berühmten Scharfstoffe, es kann die Haut stark reizen und muss sehr achtsam verdünnt werden.
Das ätherische Öl aus den rosa Früchten Schinus molle-Baumes wirkt auch schmerzlindernd und wird gerne für Herrendüfte verwendet, Farfalla hat eine schöne Herren-Serie mit diesem würzig-herben Duft.
In der deutschsprachigen Aromatherapie und Aromapflege wird dieses wertvolle Öl nicht sehr häufig eingesetzt, ganz anders als in der englischsprachigen Szene, in der es als eines der wichtigen Schmerzöle eingesetzt wird. Es auszuprobieren lohnt sich: Es ist erhältlich im ViVere Shop, bei Feeling und auch bei Farfalla.
Im ausführlichen Artikel über die vielen Pflanzen mit dem Namen “Pfeffer” kann mehr nachgelesen werden. In unserer 108. Podcastfolge sprechen wir über weitere Pfefferöle beispielsweise über Szechuan-Pfeffer und Timutpfeffer.
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