Es ist immer schwierig, über Tierexperimente zu schreiben. Sie werden weltweit vorgenommen, nicht nur zu gesetzlich geforderten Untersuchungen von herkömmlichen Medikamenten, sondern auch zum besseren Verständnis der Wirkweisen von Naturprodukten. Selbstverständlich kann man die Ergebnisse der Tierstudien, die teilweise über ganz andere Stoffwechsel als wir verfügen, nicht auf das Geschehen im menschlichen Körper schließen. Dennoch finde ich manche Ergebnisse bemerkenswert, auch wenn der Gedanke an massenweise gequälte Viecher mir wirklich Übelkeit verursacht (vor allem, wenn es – wie gerade eben – rund um mich piepst, schnurrt und wufft).

Dr. R.M. Samarth und Dr. A. Kuma untersuchten mit ihrem Team von indischen Strahlenforschern und Krebsbiologen an der Universität Rajasthan im indischen Jaipur spezielle Anwendungen von Pfefferminzöl (Mentha x piperita), die hier und da bereits in der Palliativpflege eingesetzt werden.

Pfefferminzöl kann, zumindest bei Nagetieren, vor Beginn einer Bestrahlung mit Gammastrahlen (Radiotherapie, beispielsweise bei bestimmten Gehirn- und Brusttumoren) präventiv eingesetzt werden, um vor den ansonsten oft erheblichen Strahlenfolgeschäden zu schützen. Die in Kauf genommenen Wunden des eigentlich gesunden Umgebungsgewebes können sich oft scheußlich infizieren, so dass neben der Krebserkrankung noch weiteres Leid auf die betroffnenen Menschen zukommt, insbesondere wenn es sich um antibiotikaresistene Keime handelt.

Der entdeckte Stahlenschutz erfolgt laut den unten aufgelisteten Studien auf unterschiedliche Weise, beispielsweise durch einen Anstieg der Anzahl von Milzzellen, welche wichtige Mitstreiter im Immunssystem sind (sie können geschädigte Zellen abbauen). Auch die Anzahl der Leukozyten, welche zur Abwehr gehören, kann steigen.

Zudem kann durch diesen vorsorgenden Pfefferminzeeinsatz die Anzahl von roten Blutkörperchen steigen, diese sorgen für einen regenerierend wirksamen Sauerstofftransport. Auch eine dosisabhängige Erhöhung von Glutathion (wichtiges Zellschutz-Enzym in der Leber) konnte im Blut nachgewiesen werden, dazu weitere bei der Krebstherapie nützliche Blutwerte. Folgeschäden der Bestrahlungsbehandlung wie zerstörte Zellen in der Darmschleimhaut und in den Hoden waren nicht so stark ausgeprägt, wenn die tierischen Patienten vorsorglich mit Mentha piperita behandelt wurden.

Die Forscher vermuten, dass ein Teil dieser erfolgversprechenden Funde auch beim Menschen zutreffen könnte, doch das müsste natürlich untersucht werden. Was aber fast nicht möglich sein dürfte, denn kaum eine Ethik-Kommision würde es heutzutage gestatten, tumorkranke Menschen “nur” oder auch nur ergänzend mit “schnöden” Kräutern zu behandeln.

  • Samarth RM, Samarth M. Protection against radiation-induced testicular damage in Swiss albino mice by Mentha piperita (Linn.). Basic & Clinical Pharmacology & Toxicology. 2009, 104(4):329-34
  • Samarth RM, Panwar M, Kumar A. Modulatory effects of Mentha piperita on lung tumor incidence, genotoxicity, and oxidative stress in benzo[a]pyrene-treated Swiss albino mice. Environmental and Molecular Mutagenesis. 2006, 47(3):192-8
  • Samarth RM, Kumar A: Radioprotection of Swiss albino mice by plant extract Mentha piperita (Linn.). J Radiat Res. 2003 Jun;44(2):101-9
  • Samarth RM, Saini MR, Maharwal J, Dhaka A, Kumar A: Mentha piperita (Linn) leaf extract provides protection against radiation induced alterations in intestinal mucosa of Swiss albino mice. Indian J Exp Biol. 2002 Nov;40(11):1245-9

Vielen Dank an Marta, die mich auf diese Studien-Reihe aufmerksam gemacht hat!

PS an Prembali: Die Labormäuse sind per Sonde mit dem Pfefferminzextrakt gefüttert worden und die Dosis war, wie so oft im Tierexperiment, extrem hoch (in der Zusammenfassung, die mir vorliegt: 1 g/kg Körpergewicht, allerdings kann sich diese Angabe auch auf den Gesamtextrakt beziehen, also Pfefferminzeöl plus Verdünnungsmittel, ich bin noch nicht mit Details fündig geworden). Solange PatientInnen nicht mitten in der Chemobehandlung sind, können sie ätherische Öle, die ihnen zusagen, zum Regenerieren einsetzen, also auch Speisen und Getränke mit Pfefferminzeöl genießen. Auch dünndarmlösliche Kapseln mit dem Öl, welche für Colon irritabile (Reizdarm) in jeder Apotheke erhältlich sind, wären denkbar. Wie beschrieben, wir wissen leider noch viel zu wenig darüber.