Melaleuca alternifolia (Maiden u. Betche) Cheel

Teebaum oder Tea Tree, Melaleuca alternifolia, wächst umso besser, je regelmäßiger man ihn beschneidet, somit gilt sein vielseitiges Öl als ein nachhaltig zu gewinnendes Universalantibiotikum, von infizierten Hautproblemen über andere Erkrankungen, die Antibiosen erfordern.

Pflanzenfamilie: Myrtaceae (Myrtengewächse)

Pflanzenteil: Zweige/nadelartige Blättchen

Haupt-Inhaltsstoff(e): mindestens 34 % des Monoterpen-Alkohols Terpineol-4, 20 % gamma Terminen und 10 % alpha-terminen, auch circa 2 % schmerzlinderndes p-Cymen, knapp 5 % Sesquiterpen-Verbindungen inkl etwas Viridifloren und Viridiflorol

Haupt-Wirkungen körperlich: universelles keimtötendes Mittel, hautfreundlich (nicht älter als 1 Jahr nach Anbruch der Fläschchen und dunkle, kühle Lagerung vorausgesetzt), schmerzlindernd

Haupt-Wirkungen seelisch: stabilisierend

Besonders effektive Anwendung: lokal auf Wunden, zum Gurgeln, Raumspray, Fußbad

Haltbarkeit nach Öffnen der Flasche: maximal 1 Jahr

Preisniveau: preiswert/mittel

Diese vielseitige Power – verbunden mit Verträglichkeit, sofern es möglichst frisch ist – machte es zum umstrittenen Politikum, so dass immer wieder Gefahr drohte, es nicht mehr frei erwerben zu können. Leider wird es mittlerweile bei jedem Discounter in dubioser Qualität angeboten, zudem kann es bei zu langer Lagerung zu Hautirritationen und sogar Allergien führen. In diesem ausführlichen Artikel schrieb ich über das Alterungs-Phänomen des Teebaumöles und zeige etliche Analysen.

Weil ich von engagierten Krankenschwestern immer wieder die Klage zu hören bekomme, dass verantwortliche Ärzte und Pflegedienstleitungen Beweise für die Verträglichkeit von aromatherapeutischen Anwendungen verlangen: Es gibt einen so genannten “Review” über die Toxikologie von Teebaumöl. Die mit Teebaumöl erfahrenen Wissenschaftler kommen zu dem Schluss: “that adverse events are minor, self-limiting and occasional“, das Öl hat also nur minimale, begrenzte und gelegentliche (unerwünschte) Nebenwirkungen: Hammer KA, Carson CF, Riley TV, Nielsen JB. A review of the toxicity of Melaleuca alternifolia (tea tree) oil. Food and chemical toxicology 2006 May;44(5):616-25.

Was stark wirkt, wird auch gerne stark bekämpft und regelmäßig wird mit rufschädigenden reißerischen Artikel darüber geschrieben. Teebaumöl ist keine Ausnahme.

Doch es gab eine – von der Presse nicht breit getretene – Entwarnung, dazu kann dieser Blogartikel über die vermeintlich durch ätherische Öle ausgelöste Gynäkomastie nachgelesen werden.

Wie fing dieses Pingpong aus Warnungen und Versuchen, das Thema sachlicher anzuschauen, überhaupt an? Eine am 1. Februar 2007 veröffentlichte wissenschaftliche Arbeit über Teebaum und Lavendel führte zu monatelangen reißerischen Meldungen: Lavendel- und Teebaumöl würden bei Jungs zu präpubertärem Wachstum der Brust (Gynäkomastie) [Henley DV, Lipson N, Korach KS, Bloch CA. Prepubertal gynecomastia linked to lavender and tea tree oils. N Engl J Med. 2007 Feb 1;356(5):479-85]. Gelegentlich liest man inzwischen, dass dies eine Tatsache sei und bei allen männlichen Kindern Vorsicht mit ätherischen Ölen geboten sei.

Zum Runterladen einer Ende April 2023 aktualisierten Zusammenfassung dieses Textes auf das Bild klicken, gerne ausdrucken und weiter geben, wenn Fragen zur angeblichen hormonellen Wirkung von Teebaum die Runde machen!

Diese Beobachtung war jedoch an drei (3!!!) Jungs gemacht worden, einer war erst knapp 4,5 Jahre alt, der andere 10 und ein Kind war knapp 8 Jahre alt. Wo sonst in der wissenschaftlichen Welt werden „Studien“ bzw Beobachtungen an drei Menschen dermaßen breit getreten?! Der Verdacht kam bereits damals auf, dass sich entweder Wissenschaftler profilieren wollten, oder dass wirtschaftliche Interessen hinter so einer Art der unseriösen Berichterstattung stecken könnten.

Das Wörtchen „scheinen“ (im Sinn von „anscheinend“ in der Überschrift der Pressemeldung wurde seinerzeit nicht beachtet: „ENDO 2018: Chemicals in Lavender and Tea Tree Oil Appear to Be Hormone Disruptors“ („ENDO 2018: Chemische Stoffe in Lavendelöl und Teebaumöl scheinen hormonelle Disruptoren zu sein“). Selbst die Herausgeber der Pressemeldung relativieren also in dieser Überschrift ihre Erkenntnisse. Alle weiteren Details – auch die Begründung von DEM Pionier der Klinischen Aromatherapie, dass diese Arbeiten nicht seriös durchgeführt worden sind – können in meinem Artikel über die angebliche hormonstörende Wirkung von Teebaumöl von 2018 nachgelesen werden.

Übrigens erschien 2015 eine Studie an 106 gesunden dänischen Jungs, welche die alte Annahme, dass eine Gynäkomastie (Brustwachstum) eine Folge von einem gestörten Verhältnis zwischen Östrogenen und Testosteron, also den Geschlechtshormonen, widerlegte. Vielmehr zeigt diese Arbeit, dass IGF-1, ein insulin-ähnliches Hormon, bei diesem als extrem peinlich empfundenen Beschwerdebild, eine wesentliche Rolle spielt.

::: NACHTRAG 2022 :::

Mit einer Mitte 2022 veröffentlichten Studie konnte belegt werden, dass das Risiko, eine Gynäkomastie zu entwickeln, bei Verwendern von Teebaum und Lavendel genau so hoch/niedrig ist wie bei Nicht-Verwendern dieser Öle, nachzulesen hier und hier. Die Biologin Dr. Petra Ratajc, sie arbeitet mit Robert Tisserand zusammen, schrieb eine hervorragende Erläuterung und Stellungnahme (in englischer Sprache) auf ihrer Website.

Bei kritischen Berichten ist zudem zu beachten, ob „Teebaum-Produkte“ wirklich Melaleuca alternifolia enthalten. Das ist für den Laien allerdings nicht immer ersichtlich, denn es gibt unzählige Melaleuca-Arten. Zudem werden – zumindest in der englischsprachigen Welt – auch einige Nicht-Melaleuca-Pflanzen Teebaum genannt (beispielsweise Manuka-Öl aus Leptospermum scoparium und Zitronen-Teebaum-Öl, das auch aus einer Leptospermum-Art destilliert wird).

Der Teebaum im irischen Garten der Autorin blüht immer im Juli, heimische Insekten erfreuen sich sichtlich an den interessanten Blüten

Leider wird in Berichten mit Negativ-Propaganda über dieses wertvolle Öl selten auf die Zusammensetzung der betreffenden Produkte eingegangen, selbst echtes Melaleuca alternifolia-Öl kann starke Schwankungen der Zusammensetzung aufweisen. Je nachdem wie diese ausfällt, entstehen die hautreizenden Peroxide (in Kontakt mit Licht und Sauerstoff) mal schneller und mal langsamer.

Hormonelle Disruptoren im Küchen-Alltag

Und noch zu bedenken: Dass Phthalate und andere Weichmacher in Kunststoffen als hormonelle Disruptoren wirken, sollte niemandem entgangen sein, also wenn, dann sollte sowohl zur Vermeidung von hormonabhängigen Tumoren also auch nach Diagnose UNBEDINGT Nahrungsmitteln, die in „elastischem“ Kunststoff verpackt wurden, gemieden werden! Denn je mehr „Stretch“ desto mehr Weichmacher, desto potenziell mehr Hormon-Wirkung! Vor allem fetthaltige Nahrungsmittel wie Käse und Wurst, die darin eingeschweißt wurden (und am besten noch schon lange darin aufbewahrt wurden), sollten unbedingt vermieden werden (so auch Klarsichtfolien zur Aufbewahrung von Sandwiches und Speiseresten). Darin findet sich – bei täglicher inner Aufnahme davon –sicherlich wesentlich mehr Hormon-Wirkung als in 2%ig äußerlich angewendeten frischen ätherischen Ölen. Lesen Sie zu Weichmachern in Plastik bitte die Infos des BUND.

Breitband-Wirkung und hilfreich bei Krätze

Dennoch ist es eines der ganz wichtigen ätherischen Öle, da es ein natürliches “Breitband-Antibiotikum” ist, es gibt unzählige Studien dazu. Im Jahr 2004 wurde eine kleine australische In vitro-Studie an Milben veröffentlicht, wonach auch der Nachweis erbracht werden konnte, dass Teebaumöl und auch sein wichtiger Inhaltsstoff Terpineol-4 die winzigen unappetitlichen Sauger zumindest auf der Petrischale dosisabhängig eliminieren konnte.

Die Forscher betonen, dass mit dem Öl ein wirkungsvoller Ansatz bei Krätze (Scabies oder Skabies) gefunden werden könne, da die Parasiten immer resistenter gegen die gängigen Mittel wie Lindan (Jacutin) werden. Walton SF, McKinnon M, Pizzutto S, Dougall A, Williams E, Currie BJ. Acaricidal activity of Melaleuca alternifolia (tea tree) oil: in vitro sensitivity of sarcoptes scabiei var hominis to terpinen-4-ol. Arch Dermatol. 2004 May;140(5):563-6 und bei der erfolgreichen Bekämpfung von Läusen und Milben: Williamson EM, Priestley CM, Burgess IF. An investigation and comparison of the bioactivity of selected essential oils on human lice and house dust mites. Fitoterapia 2007 Dec;78(7-8):521-5.

Kaum eine Heilpflanze ist von Wissenschaftlern so durchleuchtet worden wie dieser australische „Ureinwohner“. Aufgrund des drohenden Verbotes von Teebaumöl in Deutschland suchten engagierte Teebaumexperten wie Prof. Dietrich Wabner und Tony Burfield seriöse Studien raus, um EU-Politiker von der Unbedenklichkeit des Teebaumöles zu überzeugen. Sie kamen auf ganze 199 wissenschaftliche Papiere zum Thema.

Doch laut Prof. Wabner lehnte die seinerzeit angesprochene Grünen-Politikerin R. K. diese Evidenz ab, sie habe sich schlussendlich auf die Erkenntnisse von Prof Dr. B.M. Hausen, Dermatologisches Zentrum im Krankenhaus Buxtehude, berufen. Die entsprechenden Experimente waren recht übertrieben durchgeführt worden, mit Teebaumöl, das dauerhaft extremem Sauerstoff und Licht ausgesetzt worden war. Wer achtsam mit seinem Braunglasfläschchen umgeht, sollte diese extrem schnelle Oxidation nicht unter einem halben Jahr zu erwarten haben.

Traditionell erfolgreich und durch moderne Studien bestätigt

Als medizinischer Laie kann man wohl ruhig davon ausgehen, dass ein seit Jahrtausenden erfolgreiches Therapeutikum, dass so mit drohenden Verboten konfrontiert ist, sicherlich sehr wirksam ist!

Doch es gibt, wie gesagt, auch genügend „scientific evidence“, also wissenschaftliche Beweise. Man weiß beispielsweise recht genau, was an der Zellmembran von Staphylokokken und Pseudomonas-Bakterien passiert, wenn sie mit dem Öl in Berührung kommen. Ihre sie schützende und deren Innenleben regulierende Zellmembran gerät durcheinander.

In einer Studie konnte gezeigt werden, dass Bakterien bei ständigem Kontakt mit Teebaumöl (in geringen Konzentrationen) zwar nur leichte, jedoch immerhin Resistenzen aufbauen: McMahon MA, Tunney MM, Moore JE, Blair IS, Gilpin DF, McDowell DA. Changes in antibiotic susceptibility in staphylococci habituated to sub-lethal concentrations of tea tree oil (Melaleuca alternifolia). Letters of Applied Microbiology 2008 Oct;47(4):263-8 Das bestärkt die ständige Betonung von Phytotherapie-KollegInnen und mir, dass ätherische Öle – es handelt sich immerhin um extrem konzentrierte Pflanzenheilmittel –möglichst nicht prophylaktisch angewendet werden sollten, und auch nicht über viele Wochen hinweg.

Zu diesem Themenbereich können die umfangreichen Texte, die in unserem Quickfinder MRSA und andere Bakterien verlinkt sind, gelesen werden!


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Empfindlich auf Licht und Sauerstoff: Bildung von Peroxiden

Zur Folge 68 unseres Podcasts: Einfach aufs Bild klicken!

Wie wir inzwischen wissen, reagiert es extrem schnell mit dem Sauerstoff der Luft und bildet dann für die Haut mehr oder weniger hautreizende und allergen wirksame Peroxide (u.a. Ascaridol). Das lässt sich verhindern, indem man kein Discounter-Öl kauft, sondern verlässliche Bio-Qualitäten in kleinen Fläschchen, die bald aufgebraucht werden (würde eigentlich jemand auf die Idee kommen, Eier oder Wurst wochenlang aufzuheben und dann nach Verzehr mit durchschlagenden Folgen die miese Verträglichkeit von Wurst anprangern???).

Wenn wir das also wirklich peinlich genau beachten, haben wir mit Teebaumöl ein Erste-Hilfe-Produkt für viele missliche Lebenslagen an der Hand: kleine blutende Verletzungen, Halsschmerzen, Warzen, Lippenbläschen, Genital- und Fußpilz, Akne und vieles mehr.

Nach Anbruch sollte dieses ätherische Öl maximal 9 Monate auf der (empfindlichen) Haut verwendet werden, danach nur noch zum Putzen von „Schmuddelecken“, zB im Keller, Bad, Hundekorb etc verwenden.

Als schnelle Hilfe bei Schnitten, Stichen sowie Wunden unbekannter Herkunft kann dieses Erste-Hilfe-Öl wirksame Unterstützung bringen:

  • 10 ml fettes Pflanzenöl (Johanniskrautöl, Mandelöl, Jojobaöl)
  • 1-2 Tropfen Bio-Teebaum (nicht älter als 6 Monate nach erstem Öffnen)
  • 1-2 Tropfen Bio-Rose 10 % (nur wenn vorhanden)

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