Gestern war ich mit meiner besuchenden Kollegin Sabrina auf der wunderbaren Blumeninsel Garinish Island, die nun mit den Folgen des fürchterlich kalten Winters kämpft – vielleicht der kälteste seit Bestehen des subtropischen Parks, also seit genau 100 Jahren.
Ich musste nachschauen, welche empfindlichen Pflanzen diese ungewöhnliche “Eiszeit” überlebt haben. Der Kampferbaum fand diese kalten Wochen ganz bestimmt nicht lustig. Doch die Blätter sahen noch recht gut aus.
Wir haben also einige Kampferblätter zum Pressen gesammelt, um sie unseren jeweiligen KursteilnehmerInnen zeigen zu können. Und um daran zu erinnern, dass dieser große Baum namens Cinnamomum camphora in ganz unterschiedlichen Chemotypen je nach Herkunft vorkommen kann:
- Cinnamomum camphora Ct. Borneon – Kampfer-Chemotyp, der bekannte Campher der einst als Mottenkugel eingesetzt wurde, das ätherische Öl aus den Blättern wirkt extrem neurotonisch, regt also Denkfähigkeit und Kreislauf stark an, kann aber bei Überdosierung neurotoxisch wirken, ist also bedenklich für die empfindlichen Zielgruppe wie Schwangere, Babys und Epileptiker
- Cinnamomum camphora Ct. 1,8-Cineol – Eukalyptol-Chemotyp, genannt Ravintsara, wächst nur auf Madagaskar, ausgezeichnet verträglich trotz des hohen Cineol-Anteils, stark antiviral wirksam, auch für Kinder verträglich, wenn sie nicht unter asthmatischen Beschwerden leiden (hier ein Artikel von Olivier Behra, der die Namenskonfusion vor einigen Jahren aufklärte)
- Cinnamomum camphora Ct. Linalool – Linalool-Chemotyp, genannt Ho-Blätter, kommt auch wie erstgenannter Baum aus China, das Öl aus den Blättern enthält fast nur den blumig duftenden und ausgezeichnet verträglichen Monoterpenol Linalool (“Lavendelalkohol”), wunderbar bei Infektionen von Groß und Klein und auch von Tieren einsetzbar. Es wird als nachhaltiger “Ersatz” für das Holzöl aus der bedrohten Art Rosenholzbaum (Aniba rosaeodora) in der Aromatherapie verwendet.
Der Baum ist ein ganz enger Verwandter der Zimtbäume Cinnamomum zeylanicum und Cinnamomum aromaticum, deren Blätter sehr ähnlich aussehen. Hier sind wirklich nur einige aus einer riesigen Gattung dieser vielfältigen Lorbeergewächse erwähnt.
Lieben Dank für die Erhellung dieses “Problems”. Ich hatte ja schon früher mal danach gefragt.
Ein bekannter Duftforscher aus Neufahrn behauptet aber nach wie vor, dies seien keine Chemotypen, sondern abhängig von Destillationszeitpunkten…. 🙁
Auf jeden Fall gaaanz lieben Dank für Deine engagierten Blog.
Liebe Grüße
Marion.
Vielen Dank für die Informationen.
Ravintsara ist ein so tolles Öl! Die antivirale Wirkung hat sicher schon so manche Erkältung verhindert.
Auf den botanischen Namen kann man sich bei Cinnamomum camphora
allein nicht verlassen. Danke für die Beschreibung der verschiedenen Chemotypen.
Viele liebe Grüße
Annegret
[…] Zimmermann hat hier über die verschiedenen Chemotypen des kampferbaums […]
Ich bin gerade am lernen der Namen und dein Artikel hier hat mich ein wenig erhellt 🙂 Danke für deine ganze Arbeit.
Das ist ja auch tatsächlich sehr verwirrend, nicht nur bei Cinnamomum, auch bei Pflanzen, denen die Botaniker plötzlich neue oder gar alte Namen, wie beim Rosmarin, verleihen, der ist ja nun ein Salvia, also Salbei.