Auch wenn es derzeit immer wieder etwas spätsommerlich sein kann, die ungemütlichen Herbst- und Winterabende befinden sich im Anmarsch. Kuscheldecken, Kerzenschein und wärmende Düfte gehören nun zu den Grundbedürfnissen der meisten Menschen.

Doch allergie- und atemwegsreizend-verdächtige Geruchsbelästigungs-Kerzen können nachweislich gesundheitsschädlich sein, insbesondere wenn Kinder und Haustiere mit im Haus leben. Auch kann das mineralöl-basierte “Wachs”, also das Paraffin, je nach Qualität der Kerzen bedenkliche Substanzen in die Raumluft, darunter Ketone, Toluol oder Benzol abgeben. Stattdessen kann das Haus mit einer einfachen, jedoch sehr lecker duftenden Mischung von ätherischen Ölen beduftet werden. So wie der traditionelle Lebkuchen – der Kuchen zur Erhaltung des LEBens (während des Winters) – enthält ein natürlicher Winterduft vor allem phenolische Verbindungen, welche einerseits nachweislich die Keimlast im Haus verringern und andererseits das Immunsystem unterstützen können. So dass es mit den nun überall attackierenden Krankheitskeimen besser fertig werden kann. Ich erinnere mich auch an ein Experiment, in dem ein Raum, der (unterhalb der Wahrnehmungsschwelle) hauchfein nach Zimt duftete, als etwas wärmer empfunden wurde als ein identischer Raum ohne diese würzig-warme Duftnote.

Der Kuchen mit dem das LEBEN im Winter geschützt wurde

Der gute alte Lebkuchen lieferte neben diesen “Naturmedikamenten” außerdem reichlich Fett (Schmalz und Butter) sowie viel Honig, um kalorientechnisch gut durch die “schlechten Zeiten” zu kommen. Für uns moderne Menschen ist dieses Hüftgold allerdings in den meisten Fällen nicht mehr sinnvoll, da wir nicht mehr so hart arbeiten wie unsere Vorfahren und auch (zu) viel Zeit in meistens überheizten Räumen verbringen. Für die Erde, die Heizkostenrechnung und die Atemwege wären ein paar Grad weniger sinnvoll. Stattdessen den Anspruch auf T-Shirt-Tragen im Haus aufzugeben, vorwiegend wärmende Speisen wie Suppen und Eintöpfe zu essen sowie kuschelige Pullover sowie Fleecejacken aus Naturfasern anzuziehen wäre auch prima für die Gesundheit. Zudem stöhnen Kläranlagen und Gewässer unter den Milliarden von synthetischen Mikrofasern aus unseren Waschmaschinen, diese sind komplett unabbaubar und reichern sich mit beängstigender Geschwindigkeit in unserer Umwelt an. Insofern waren die “alten Zeiten” nicht in jeder Hinsicht schlecht, denn unsere Vorfahren gingen behutsamer mit ihrer Gesundheit und auch mit ihrer Umgebung um.

Doch nun zur duften Unterstützung. Eine Raumduft-Grundmischung ist ganz schnell hergestellt, sie kann auch prima für all die feinen Leckereien, die nun in vielen Backöfen hergestellt werden, eingesetzt werden. Man nehme ein Fläschchen mit 10 ml Bio-Orangenschalenöl (beispielsweise von Feeling, Farfalla oder Primavera) und gebe folgende Gewürzdüfte dazu (wenn damit auch Speisen zubereitet werden sollen, bitte aus anerkannt zertifiziertem biologischem Anbau):

Die zwei letzten Zutaten können auch weg gelassen werden, eine 1:1-Mischung aus Orangen- und Mandarinenöl macht sich auch super. Natürliches Vanillin ist übrigens ein Molekül, das unser Nervensystem so ähnlich selbst herstellt, denn es ist ein Zwischenprodukt bei der Synthese vom Gehirn-Botenstoff Dopamin. Also Gute Laune pur! Der Extrakt der Tonkabohne hat vermutlich eine ähnliche Wirkung, dieses Gewürz gehörte noch vor gut 50 Jahren in jeden Weihnachtsstollen (Rezeptidee und Tonkabohnen als Gewürz oder zum selber Extrakt herstellen > einfach in kleine Stückchen mörsern, 3-4 Wochen in Rum oder Whiskey einlegen, abseihen).

Eliane Zimmermann Schule für Aromatherapie

Tonka: Das Power-Böhnchen bei seelischen Schieflagen und Schmerzen

Mit dieser Grundmischung kann im Handumdrehen ein feines Raumspray gezaubert werden: 50 ml Wodka in eine Sprühflasche aus Glas geben und 30 Tropfen dieses Mixes hinzufügen, vor jeder Anwendung kurz durchschütteln und einige Sprühstöße in der Raum geben. Oder man gibt 3-4 Tropfen davon auf ein feuchtes Tuch, das auf die Heizung gelegt wird. Oder in die Wasserschale, die auf dem gemütlichen Bollerofen steht (aber bitte nicht in Kerzen! ätherische Öle sind entflammbar).

3-5 Tropfen runden sowohl ein Kuchen- oder Plätzchenrezept als auch einen Glühwein mit und ohne Alkohol ab. Eine fertige Mischung dafür gibt es als Gebäck- und Glühweinmix bei Feeling, auch können auch die als Lebensmittel zertifizierten ätherischen Öle von Vegaroma für diese Zwecke verwendet werden.

Zu oft vergessen: Die Pflege der empfindlichen Nasenschleimhaut

Leider wird von infekt-anfälligen Menschen fast immer übersehen, dass trockene Luft den Krankheitskeimen sozusagen Tür und Tor öffnet, da die empfindlichen Schleimhäute des Atemtraktes eigentlich leicht feucht sein sollten. Um sie einigermaßen vor Keim-Attacken zu schützen, kann man das fertige Nasenöl Gelositin kaufen, es besteht aus Sesamöl und Orangenöl. Damit wird Viren das “Andocken” erschwert. Ein ähnlicher Mix kann auch ganz schnell selbst gerührt werden. Da natives Kokosfett leicht antiviral wirkt (die meisten Fettsäuren in naturbelassenen fetten Ölen wirken leicht keimreduzierend) nehme ich es stückchenweise zum langsamen Lutschen, wenn der Hals verdächtig kratzt, auch als “Salbe” für die Nase kann es dem “Anheften” von Viren entgegen wirken. Man nehme also:

mische alles gut, fertig! Eventuell das Kokosfett vorher kurz auf der Heizung schmelzen und die Mischung dann in einem gut verschließbaren Glasdöschen (Mini-Marmeladenglas) aufbewahren (es hält circa 3 Monate oder gar länger, wenn es immer mit sauberem Spatel oder Löffel entnommen wird). Wer sehr kälteempfindlich ist, nimmt stattdessen als ölige Grundlage 30 ml Bio-Sesamöl (Feeling, Evelyn Deutsch, Farfalla).

Übrigens ist die Stellungnahme der Biologin und Heilpraktikerin Ruth von Braunschweig zu dem kürzlich veröffentlichtem verunsicherndem Unsinn über natives Kokosfett sehr empfehlenswert!

Eliane Zimmermann Schule für Aromatherapie

Mastixharz kann als Kaugummi zur Zahnfleisch-Straffung gekaut werden

Und nun noch ein Duft-Highlight, das zudem beruhigend wirken kann. Ich wurde früher öfters nach einer Rezeptur der traumhaft süß-lecker duftenden und beruhigend wirkenden altägyptischen Räuchermischung Kyphi gefragt.

Eine traumhaft duftende uralte Rezeptur

Inzwischen ist sie kaum noch bekannt, sie ist sozusagen zum Geheimtipp geworden. Auch wenn inzwischen die in Berlin tätige Ägyptologin einige Geheimnisse lüften konnte, Dora Goldsmith gibt Kurse zum Nachbau alter Schönheits-Rezepturen und antiker Parfüms, ich durfte ihren super-spannenden und unterhaltsamen Vortrag auf der Botanica-Konferenz in Frühling 2022 lauschen (ihr Porträt). Kyphi kann relativ einfach hergestellt werden. Da diese klebrige Mischung eine zeitlang ziehen und reifen sollte, wären diese spätherbstlichen Wochen ein guter Zeitpunkt, mit dem Mischen anzufangen. Eine Variante mit der “feuchten Methode” lautet: Man mische

  • 100 g Rosinen
  • 1-3 Esslöffel Rotwein
  • 1 Teelöffel sanft geschmolzenen Honigs
  • falls vorhanden circa zwei Teelöffel klein gehackte Bienenwaben
  • 100 g guter Weihrauch/Olibanum (Boswellia)
  • 50 g Mastixharz (Pistacia lentiscus, Abbildung oben)
  • 50 g Benzoeharz (Styrax tonkinensis oder Styrax benzoin)
  • 10 g Myrrhe (Commiphora myrrha)
  • 25 g getrocknete Wacholderbeeren (Juniperus communis)
  • 10 g Kardamomkapseln (Elettaria cardamomum)
  • 10 g getrocknete Ingwerwurzel (Zingiber officinale)
  • und/oder 5 g pulverisierte Iriswurzel (Iris germanica/florentina)
  • 10 g getrocknete Koriandersamen (Coriandrum sativum)
  • 1 Röllchen Zimtrinde (oder einige Rindenstückchen, Cinnamomum zeylanicum)

Rosinen in einem Mörser mit dem Rotwein zerstampfen und verrühren, über Nacht ziehen lassen. In einer Schüssel mit dem Honig und den Wabenstückchen vorsichtig vermischen. Die Harze im Mörser gut zerkleinern, in die Schüssel mit den feuchten Zutaten geben und gut unterrühren. Die Gewürze einzeln mörsern und hinzufügen.

Die krümelige Masse auf einem sehr sauberen Küchentuch/alte Stoffwindel o.ä. gut ausbreiten, mit zweitem Tuch abdecken und einige Tage an einem dunklen, warmen Platz aufbewahren. Wenn die Mixtur einigermaßen trocken ist, in einen luftdichten und dunklen Behälter geben, vorzugsweise aus Glas. Vor der ersten Räucherung (1/2 Teelöffel davon auf etwas glühender Kohle) mindestens einen Monat reifen lassen.

Diese Räucherung kann im Kinderzimmer vorgenommen werden, jedoch 30-60 Minuten vorm Schlafengehen, der beruhigende Duft kann sogar schlafunwillige Kinder zum Sandmännchen führen. Wie Harze die Raumluft von Bakterien befreien können (sogar wenn sie nicht verräuchert werden), kann in der spannenden Diplomarbeit von Felix Bachmair, Uni Wien 2013, nachgelesen werden.

Apopros Kinder und Düfte: Die dritte Ausgabe unseres Magazins aromaMAMA ist vollgepackt mit weiteren duften Winter-Tipps, es kann in unserem Shop bestellt werden. Alle drei Ausgaben gibt es in einem Paket zusammen mit einem Miniposter zu einem reduzierten Preis. Zusammen mit der würzigen Duftmischung eignet sich das Magazin als hilfreiches Geschenk für junge Mamas und Papas (oder Aroma-Omas und Aroma-Opas 😉 )

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