Eliane Zimmermann AiDA AromatherapyNach dem 1. Aromatherapie-in-der-Psychiatrie-Kongress in Basel, vor ziemlich genau zwei Jahren, fasste ich den Bericht (klick!) von Jean-Claude Richard (Farfalla) zusammen, dass in der Provence die Lavendelproduktion am kollabieren sei, dass eine Krankheit das “blaue Wunder” bedrohe, dass Lavendelöl sich stark verteuern werde.

Kürzlich wurde die erschreckende Verschlechterung dieser (noch lokal wütenden) ökologischen Katastrophe in einem sehr guten Artikel in der Zeitung Die Welt (klick!) zusammengefasst. Die blau-lilafarbenen Felder des beliebten Lippenblütengewächses werden durch eine bakterielle Krankheit bedroht, welche durch winzig kleine Zikaden übertragen wird (Stolbur-Phytoplasma). Durch die Attacke der Mikroben bilden die Pflanzen nur kleine Blüten und verdörren. Das trockene Wetter der letzten Jahre verstärkte das Aufkommen der Krankheit, die im Jahr 2000  erstmals auftrat. Vielerorts mussten deshalb gesamte Bestände vernichtet werden. Danach kann jedoch nicht neu gepflanzt werden, vielmehr müssen 5 Jahre vergehen, bevor an eine Rekultivierung des Bodens mit Lavendel zu denken ist. Man rechnet mit einer weiteren Verschlimmerung der Situation, der Preis für echtes Lavendelöl ist bereits um 30 Prozent angestiegen, Tendenz steigend. Man kann keine Insektizide versprühen, da diese die bestäubenden Bienen töten würden, diese wiederum sorgten bislang für weiteres Einkommen in der kargen Region, sie produzierten reichlich des bekannten Lavendelhonigs.

Zwischen 2005 und 2010 sind auf diese Weise 50 Prozent der Anbauflächen verschwunden, 2005 wurden noch 85 Tonnen ätherisches Öl produziert, inzwischen sind es unter 30 Tonnen. Bulgarien rüstet indessen auf und produzierte im vergangenen Jahr 45 Tonnen Lavendelöl, die Ukraine und China erreichen inzwischen bereits 15 Tonnen pro Jahr.

Leider muss man befürchten, dass dies wieder eine Lektion in Sachen “gierige Plantagen-Landwirtschaft” ist. Diese extrem art-ungerechte Art der Pflanzenkultivierung erfordert reichlichen Einsatz durch Chemikalien zum Wachsen und zum Abwehren von Beikräutern sowie von unerwünschten “Viechern”, sie schwächt die Pflanzen, fördert Resistenzen auf vielerlei Art, welche dann zu verstärkten Bemühungen mit Pestiziden führen können. Irgendwann “freut sich der Dritte”: Irgendein Mikroorganismus nutzt die Immunlücke bei den Gewächsen und labt sich daran. Die grenzenlose Gier, der Erde immer mehr als möglich abzupressen, fordert ihren Tribut.

Vielleicht sollten wir in milden Gegenden Mitteleuropas Kooperativen gründen und lokalen Lavendel destillieren, er wächst vielerorts so schön, ich habe auf der derzeitigen Reise ganz viel wunderschönen Lavendel gesehen, er wird meistens gar nicht geerntet. In Österreich gibt es jedenfalls bereits ein solches Projekt, das Projekt Berglavendel. Und vielleicht sollten wir uns angesichts dieser traurigen Lektion besinnen, auch unsere Nahrungsmittel nicht von billig produzierenden Plantagengiganten zu kaufen, sondern kleine regionale Lebensmittelerzeuger zu unterstützen. Denn BIO ist einfach LOGISCH, so tut es der Erde gut, so tut es uns gut, so tut es den Tieren und Insekten gut. Der Mensch kann ohne Lavendelöl leben, doch ohne Obst und Gemüse wird er nicht weit kommen.

Tausend Dank übrigens an all die lieben und wohlwollenden LeserInnen, die meinen letzten Blogeintrag zum 20-Jahre-Schuljubiläum so nett gewürdigt haben! Auch ansonsten stille Mitleserinnen haben sich ein Herz genommen und etwas geschrieben, das ist des Bloggers Ansporn, genau so noch besser weiter zu machen!