Beim Beantworten einer besorgten Frage nach verantwortungsvoller Aromapflege nach Einsetzen einer Mitralklappe (Herz) aus Goretex fiel mir dieser Artikel ein, den ich vor acht Jahren zusammenstellte. Mir waren beim Ausmisten zwei alte Lieblings-Geschirrtuch-Aufhängungsvorrichtungen wieder aufgetaucht. Noch so, wie wir sie vor vielen Jahren aus der alten Küche entfernt hatten: Die Rückseite war noch mit dickem schaumstoffartigem doppelseitigem Klebeband versehen (das natürlich nicht mehr klebte). Alles Ziehen und mit Messer Kratzen half nichts, das Zeug ging nicht mehr ab. Ich weichte das die schmierige Masse einfach circa 20 Minuten mit 2-3 ml (altem) Orangenöl ein und konnte die schmierige Substanz dann einfach mit dem Messer abnehmen. Mit etwas (altem) Zitronenöl nachpoliert (riecht besser als altes Orangenöl) und die Teile hängen nun wie neu in der Küche!

Umgekehrt ist das eine Lektion in Sachen Sicherheit: Orangenöl löst so genannte Thermoplasten, also eine bestimmte Art von Kunststoff (vermutlich nicht nur diese). CD-Hüllen fallen in diese Kategorie, Kühlschrankschubladen und auch viele Essensverpackungen, Getränkeflaschen und Kunststoffgeschirre.

  • Acrylnitril-Butadien-Styrol (ABS)
  • Celluloid (altes Filmmaterial)
  • Polyamide (PA)
  • Polylactat (PLA)
  • Polymethylmethacrylat (PMMA)
  • Polycarbonat (PC)
  • Polyethylenterephthalat (PET)
  • Polyethylen (PE)
  • Polypropylen (PP)
  • Polystyrol (PS)
  • Polyetheretherketon (PEEK)
  • Polyvinylchlorid (PVC)

Mit Hilfe der auf den meisten modernen Kunststoffverpackungen aufgebrachten Recycling-Codes kann man sich als Laie ein klein wenig durch den Kunststoffdschungel orientieren. Allerdings aufgepasst: Manche AromaenthusiastInnen verdammen JEDEN Kontakt von Kunststoff mit jedem Öl, egal in welcher Verdünnung. Ist Ihnen jedoch schon einmal aufgefallen, dass die Tropfeinsätze in unseren Fläschchen immer auf Kunststoff hergestellt sind??!! Es gibt also durchaus Plastik, das auch von unverdünnten Ölen nicht angegriffen wird.

Zitrusöle also nie pur auf diese Gegenstände geben. Selbst in unseren üblichen Verdünnungen von circa 1 bis 3 Prozent haben wir schon Auflösungserscheinungen bei Quarkpackungen u.ä. beobachtet (dazu beschrieb und zeigte ich ein Experiment mit Kaffeesahnepackungen). Also leckere und gesunde Aroma-Speisen nur in Glas- oder Porzellangefäßen anrühren. Infos über unsere tägliche Einahme von ätherischen Ölen sind hier zu finden.

Und im klinischen Bereich Öle in der Nähe von Kunststoffgerätschaften (chirurgische Fäden, Intubierungsmaßnahmen, Inhalationsgeräte etc) nur einsetzen, wenn sicher ist, dass diese die Öle vertragen (es gibt Gefäße und Laborgeräte, die keine Probleme mit ätherischen Ölen haben). Bei der Mundpflege auch berücksichtigen, dass Gebisse aus Kunststoff sind! Es ist leider viel zu wenig bekannt, welche Arten von Kunststoff sich mit welchen Ölen vertragen. Als Richtlinie für Laien kann man jedoch sagen, dass Öle mit einem Anteil an über 10 -15 Prozent Monoterpenen Auflösungserscheinungen verursachen können. Also sind beispielsweise Inhalationen (in Kunststoffgeräten/-gefäßen) mit Rosen- oder Manukaöl sinnvoller als mit Fichtennadel-, Orangen- oder Teebaumöl.

Übrigens, zurück zum Anfang dieses Artikels: Ich gehe davon aus, dass kein einziges ätherisches Öl, das unter den empfohlenen drei Prozent verdünnt wurde, einem Herzpatienten mit künstlichem Organersatz Schaden zufügen wird. Denn nur ein Teil der Moleküle der Inhaltsstoffe unserer Mischungen kommt in das gesamte System Mensch. Und viele dieser Moleküle werden innerhalb von wenigen Stunden metabolisiert (zerlegt/inaktiviert). Ich meine, die Wohltat einer aromatischen Fußmassage, die Freude einer duften Handeinreibung und das Vergnügen des Einatmens einer feinen, individuell zusammen gestellten Duftmischung sollte gerade Menschen, die schwere Krankheiten haben/hatten oder schwere chirurgische Eingriffe hinter sich bringen konnten, gegönnt werden.