Mir zerreißt es immer ein bisschen das Herz, wenn ich mit Neuigkeiten konfrontiert werde, welche die steigende Ausbeutung von Böden und Pflanzen beschreiben. Schmuggel, unendlich lange Transportwege sowie auch Respektlosigkeit gegenüber potenziellen KundInnen in unserer duften Branche belasten mein seit über 30 Jahren gepflegtes ökologisches Gewissen. Der neumodische Hype rund um ätherische Öle, vor allem rund um die grenzenlose Verschwendung und Überdosierung von ätherischen Ölen ist verheerend. Beispielsweise hätte ich niemals gedacht, dass eine Eukalyptusart in meiner Lebenszeit auf die rote Liste der bedrohten Arten rutschen würde.

Eukalyptus, der Wucherbaum, dessen abgeschnittene Äste umso besser wachsen, je mehr man abschneidet (fast)! Der Baum, der vom winzigen “Zweig”, also jungen Keimling aus mikroskopisch kleinen Samen, in weniger als 10 Jahren zum Kletterbaum für Kinder wachsen kann. Der Baum, der sogar aus dem komplett abgesägten Stumpf aus dem Holz wieder fröhlich austreibt. Der beeindruckend riesige Baum, der mich davon überzeugte, vor über 20 Jahren unser Holzhäuschen in Irland zu kaufen, denn 30jährig wachte er zunächst gleichsam beschützend über das zarte Gebäude. Bald wurde er größer als eine alte Eiche, verlor bei Stürmen regelmäßig dicke Äste und wurde zur Gefahr. Ich durfte diesen faszinierenden Baum sehr gut erleben und studieren.

Eliane Zimmermann Schule für Aromatherapy

Ab 1. Januar 2021 wird also Eucalyptus radiata auf der Liste der (beinahe) bedrohten Arten stehen (‘near threatened’, ich könnte wirklich heulen, während ich dies schreibe). In den letzten Jahren ging es bereits den diversen Weihrauchölen und Nardenöl “an den Kragen”, diese beiden Gattungen sind dermaßen extrem ausgebeutet und beworben worden, so als gäbe es kein Morgen. Die IUCN-Liste der bedrohten Arten zu studieren tut einem ökologisch denkenden Menschen wirklich weh.

Schmuggel und unnötige Transporte

Zum Schmuggel von durch CITES geschützte Arten schrieb ich bereits einmal: Beispielsweise wurde Rosenholz durch einen gigantomanischen Öleanbieter als Rosengeranie umdeklariert. Die für Emma Normalverbraucherin hoch erscheinende Strafe zahlt so ein Milliarden-Unternehmen gewissermaßen aus der Portokasse. Nardenöl – das Ernten dieser spannend duftenden Wurzel zerstört wie bei allen Wurzeldrogen die ganze Pflanze – es wird von seriösen deutschsprachigen Anbietern inzwischen auch nicht mehr oder immer seltener angeboten.

Das kümmert die Übersee-Naturdüfte-Kraken jedoch nicht. Man kann es doch einfach von Nepal nach Dubai einreisen lassen, die Araber dort sind nicht so pingelig mit lästigen Artenschutzabkommen wie die Europäer [$$$]. Und weiter geht es dann mit noch mehr CO2-Ausstoß für unsere geschundene Atmosphäre ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Die nur minimal informierten und selten sonderlich umweltbewussten Damen (und seltener Herren) glauben und verbreiten die Märchen von der Gutherzigkeit ihres bevorzugten bis vergötterten Milliardenunternehmens, das freilich nur Gutes im Sinn hat [$$$].

Weil reichlich weitere Marketing-Lyrik kursiert und wir wirklich ständig verunsicherte Fragen zu diesem unschönen Themenbereich erhalten, möchten wir einige dieser Märchen für möglichst viele Personen durchleuchten. Auch weil oft Kamille (deutsch) der anderen Kamille (römisch) für Anwendungen gleich gesetzt wird und weil über die Verwendung von Johanniskrautöl gestritten wird, werden wir im letzten unserer webSeminare für 2020 aufklären. Wir haben diverse Themen zusammen gestellt und dort wo vorhanden, mit wissenschaftlichen Arbeiten belegt: webSeminar Mythen :: Missverständnisse :: Marketing-Tricks. Gerne weiter sagen! Weitere über 30 webSeminare rund um die sichere Anwendung von ätherischen Ölen sind inzwischen bei Digistore erhältlich – vielleicht ein Geschenk(gutschein) oder Unterhaltung mit Mehrwert an den stillen Tagen.

Eliane Zimmermann Schule für AromatherapieSchnelle Verknappung

Wir hoffen so sehr, dass etwas behutsamer mit diesen wundervollen – jedoch teilweise wirklich sehr endlichen – Gaben der Natur umgegangen wird, dass unwissende Menschen nicht mit Verharmlosungen von gefährlichen Rezepturen verschaukelt werden, dass sich evidenzbasiertes Wissen halten darf. Wurzel- und Baumöle unterliegen naturgemäß einer Verknappung, wenn nicht achtsam geerntet wird. Denn der Baum wird gefällt, wie beispielsweise eine Atlaszeder, der Bestand dieses Baumes schrumpft seit 2013 erheblich. Für Wurzelöle muss die gesamte Pflanze aus der Erde heraus gerissen werden. Es muss neu gepflanzt werden, damit die Bestände sich erholen können. Auch die schützenden Rinden/Borken von Bäumen können nicht beliebig geerntet werden.

Zarte Bäumchen wie der karge Weihrauchbaum darf nur alle paar Jahre angeritzt werden, um das kostbare Harz zu gewinnen. Es war einst genau so kostbar wie Gold (Heilige Drei Könige). Nun wird seit einigen Jahren wirklich damit um sich geworfen, denn es soll Krebs heilen [zum Extrakt – nicht zum destillierten ätherischen ÖL, das ist ein gewaltiger Unterschied – gibt es zahlreiche In-vitro-Studien und ein paar klinische Beobachtungen (am lebenden Menschen), dass der Extrakt bestimmte Tumore bzw die dadurch verursachten Schwellungen und darauf folgenden ernsthaften Beschwerden LINDERT. Nicht heilt].

Nachhaltig zu gewinnende ätherische Öle

Zitruschalenöle sind oft “Abfälle” der Saftindustrie, davon gibt es reichlich. Viele Kräuteröle sind ökologisch recht unbedenklich zu gewinnen, denn die meisten Duftstauden wachsen besser, wenn sie regelmäßig “frisiert” werden. Karottensamenöl stammt von einem gerne mal tot gespritzten “Unkraut”, also lieber ernten und destillieren! Seine Verwandten Kümmel, Anis, Fenchel, Koriander spenden uns auch recht großzügig ihre duftenden Früchte/Samen. Viele Blätteröle wie von Teebaum, Cajeput und Niaouli wachsen bei achtsamer Behandlung der Bäume auch gut nach. Niaouli gilt in manchen Gegenden sogar als invasive Pflanze. Bis vor Kurzem behauptete ich genau das noch vom Eukalyptus. Doch ich muss mich neuerdings korrigieren, auch dieser Baum wurde also durch die momentane Goldgräber-Stimmung dezimiert.

Duftmolekuele bauen
:: WERBUNG :: In den vergangenen Monaten arbeitete ich zusammen mit meinen Kollegen-Freunden in Bern intensiv daran: Seit einer Woche ist der sehr sehr ausführliche Online-Kurs (entspricht mindestens zwei Tagen Live-Kurs) Freundliche Moleküle bei der Sela Schule buchbar. Es war wirklich ein Mammut-Unternehmen, denn als Dozentin muss man völlig neu denken, wie bestimmte Zusammenhänge gut nachvollziehbar dargestellt werden können; darum gibt es auch ein Paket mit zahlreichen Duft-Proben und Modell-Atomen, aus denen unter meiner Anleitung Molekül-Modelle gebaut werden können. Dazu liegt ein neuartiges Plakat als Übersicht der unterschiedlichen Inhaltsstoffe-Gruppen sowie ausführliche überarbeitete Kursunterlagen voller Eselsbrücken und mit zahlreichen Illustrationen im Paket – freilich gibt es auch ein virtuelles Gruppen-Treffen für eventuelle Fragen und Unklarheiten. Ich denke, wir sind ein sehr produktiv-kreatives Kurs-Team, dem ein ganz besonderer Kurs gelungen ist, der zudem auch bestmöglich zur Abschlussprüfung der kompletten Aromatherapie-Ausbildung bei Sela in Bern geeignet ist. Die Einleitung zum Kurs Freundliche Moleküle kann auf YouTube angesehen werden.

Naturduefte_RezepturenWer gerne Rezept-Ideen sammelt, wird sich über den Advents-Kalender von Sabrina Herber freuen, dieser ist voll gepackt mit tollen Mischungs-Vorschlägen zum Selbermachen. Einfach ihren Blog abonnieren, dann landet immer das neueste Türchen “druckfrisch” und “duftend” im Mail-Postfach (schade, dass einfache Duftmodems noch nur der Parfüm-Industrie vorbehalten sind!!!).

Wunderschöne Erläuterungen rund zu Mandarine als Frucht (unter anderem wird erläutert wie sich die Anzahl der Schnitze bei Mandarinen und Clementinen unterscheidet) und zum ätherischen Öl von Sibylle Broggi-Läubli, mit Rezeptideen für Angstzustände und Bauchkrämpfen, perfekt in schweren und dunklen Tagen.