Auf einer der inzwischen sechs wertvollen Botanica-Konferenzen lernte ich den Bio-Destillateur Krishana Chaitanya von den Nisarga-Farmen im indischen Teil des Himalaya kennen, er gestattete mir, einen seiner Blogartikel über Lemongrass und Litsea zu übersetzen, in dem er über gängige Verfälschungen dieser zwei beliebten Naturdüfte berichtet.

Für den kommenden Mai können übrigens noch Tickets für diese besondere Fortbildungs- und Vernetzungsveranstaltung namens Botanica2024 durch die weltweit bekannte Rhiannon Harris erworben werden, sie findet wieder bequem online statt, dieses Mal wird es deutsche Untertitel geben!

Das Aromatic Hologram Project, eine Art virtuelle Zeitkapsel mit Gesprächen der frühen “Influencer” beim Aufbau der internationalen Bewegungen rund um ätherische Öle, war nun live, dennoch kann der Zugang weiterhin erworben werden: mit einen VIP-Zugang unterstützen wird dieses einzigartige ehrenamtliche Projekt unterstützt, damit können die 65 interviewten KollegInnen zwei Jahren lang in Ruhe angeschaut werden, so können junge und spätere AromatherapeutInnen einst sehen, wie alles begann. Ich fühle mich geehrt, dass ich als eine der weltweiten PionierInnen der Aromatherapie gelte, ich darf mich unter weltweit bekannten KollegInnen (“Aromatische Riesen”) wie Shirley Price, Dr. Daniel Pénoël, Jeanne Rose, Katerina Svoboda, Marco Valussi, Robert Tisserand, Marcel Lavabre, Dr. Dietrich Gümbel, Dr. Kurt Schnaubelt, Michael Scholes und vielen anderen einreihen; einige der Interviews/Gespräche sind sehr berührend – immerhin sind einige dieser Pioniere in ihren späten Achtzigern oder gar in ihren Neunzigern wie meine Lehrerin Shirley Price.

Krishana berichtet direkt aus dem Himalaya-Gebirge:

Warum riecht das ätherische Öl von Litsea cubeba wie Lemongrass (Zitronengras)? Dies ist eine der am häufigsten gestellten Fragen, wenn Menschen zum ersten Mal an Litseaöl riechen und sagen: “Ist das Lemongrass?”

Und wenn jemand noch nie das ätherische Öl des Zitronengrases gerochen hatte und zunächst Litsea, dann erstmals an Lemongrass schnuppert, lautet die Frage: “Ist das Litsea?”

Junge Lemongrass-Pflanzung auf der Nisarga Farm im Kangra Valley im Indischen Himalaya (bei Dharamshala, Himachal Pradesh) © Krishan Chaitanya Nirsarga Farms

In der Regel lernen Menschen – vor allem in Europa – zuerst Lemongrass kennen, also vor dem fast noch ausgeprägteren Duft von Litsea. Letzteres ist bei einigen Öleanbietern eher nicht verfügbar, Lemongrassöl hat dagegen wohl jede Firma im Angebot. Im Folgenden erkläre ich beide Pflanzen Litsea und Zitronengrass aufgrund ihrer jeweiligen chemischen Analyse (Gaschromatogramm). Wir kauften die entsprechende Laborausstattung übrigens in Deutschland.

LITSEA [Litsea cubeba (Lour.) Pers.] ist ein Mitglied der Familie der Lauraceae (beispielsweise mit dem Namensgeber Laurus nobilis, also mit dem Lorbeer verwandt, es wird aus den kleinen Früchten destilliert). Der Baum wird auch May Chang genannt und wächst auch bei uns in der Himalaja-Region.

LEMONGRASS [Cymbopogon citratus (DC.) Stapf] gehört zur Familie der Poaceae, also der Süßgräser, es wird aus den duftenden Grashalmen destilliert. Beide wachsen bei uns auf der Nisarga Farm im Himalaya-Gebirge, bei der besondere ätherische Bio-Öle gekauft werden können (ab 150 $ portofrei, hier gehts zur spannenden Übersicht)

Die Duft-Verwandtschaft beider Öle stammt vom Molekül namens Citral

Beide ätherische Öle enthalten jeweils einen hohen Anteil an Citral, ein stark zitronig duftendes Molekül, das entsprechende ätherische Öle prägt, ich möchte es im Folgenden erläutern.

Citral finden wir in natürlichen wie auch in synthetischen Düften, dieses Duftmolekül verleiht diesen einen zitronig-frischen Duft, darum ist es sehr beliebt und wird in der Parfümherstellung eingesetzt, die Lebensmittel- und Getränkeindustrie schätzt es genau so wie die Kosmetika-Branche und auch in der Kräuterheilkunde wird es gerne eingesetzt.

  • In natürlichem Litseaöl sind 60 bis 75 Prozent Citral enthalten.
  • In natürlichem Lemongrassöl sind 60 bis 75 Prozent Citral enthalten.

Haben beide Öle immer denselben Anteil an Citral?

Nein. Je nach Wachstumsbedingungen der jeweiligen Pflanzen und je nachdem, wie sorgfältig sie destilliert werden, kann der Anteil an Citral variieren. Auch der Anteil am leicht zitronig duftenden d-Limonen kann sehr unterschiedlich sein. Dieses Molekül macht tatsächlich den Haupt-Unterschied beider Öle aus: In Litsea sind zwischen 10 und 20 % d-Limonen enthalten, dahingegen in Lemongrass nur maximal 1 Prozent.

Beide Moleküle sind zwar in beiden ätherischen Ölen enthalten, jedoch sollten in einem hochwertigen Litseaöl circa 15 Prozent d-Limonen enthalten sein.

Wie sieht es mit Verfälschungen aus?

Da beide Öle einen hohen Anteil an Citral enthalten, werden sie leider oft verfälscht, denn Lemongrass ist einfacher zu destillieren als Litsea, und darum preiswerter. Oft wird Citral in Litseaöl gegeben, es wird also oft gestreckt und verfälscht und manchmal auch als “Lemongrass” verkauft. Doch nicht nur das: Weltweit werden synthetisches Citral und auch synthetisches d-Limonen hergestellt und beide Öle werden damit gestreckt.

Knospen am Litsea-Baum, draus entwickeln sich die kleinen zitronenduftenden Früchte (Abbildung ganz oben), die zu einem feinen ätherischen Öl destilliert werden © Krishan Chaitanya Nirsarga Farms

Es ist zu hören, dass vor einigen Jahrzehnten Chemiker in Frankreich und Italien eine wahre Meisterschaft darin erlangten, diese beiden Duftstoffe zu synthetisieren, die als “naturidentisch” zu verkaufen und weltweit anzubieten. China und Indien folgten diesem Trend bald. Einer meiner Freunde arbeitete in der Lebensmittel- und Getränke-Produktion. Er erzählte mir, dass sie über 200 Muster von Zitrusdüften erhielten, sie seien alle “natürlich” gewesen. Er wusste nicht, dass dies nicht möglich sei.

Krishana Chaitanya

Weltweit werden synthetische Lebensmittelaromen, Duftstoffe für die Parfümindustrie und für andere Bereiche als “naturidentisch” oder gar als “bio” verkauft. Darum ist es wichtig, und auch unsere Verantwortung, mehr über diese Duftmoleküle zu lernen. Wenn wir eine Pflanze auch wissenschaftlich betrachten, dann ist es leicht und sicher, diese anzuwenden. Und wenn wir Pflanzen und ihre ätherischen Öle auch unter einer Ayurveda-Betrachtung kennenlernen, dann können wir sagen, dass das Verständnis dieser Pflanzen und ihrer Öle vollständig und ganzheitlich erfolgt.

Fotos & Text/credits: Krishana Chaitanya von der Mysore School of Aromatherapy & Nisarga Farms {thank you for your kind permission to translate your article; photo/information taken from Nisarga Farms} Krishana freut sich, wenn Ihr ihm auf Instagram folgt, er ist zu finden als: aromatherapist_krishana und auch bei essentialoil_distiller Seine ayurvedisch orientierte Schule Mysore School of Aromatherapy ist hier zu finden.

Als ich übrigens mit Krishana schrieb, um die Copyright-Thematik sicherzustellen, kam ein sehr berührender Hinweis von ihm: “… what I teach, or whatever we distill is less than 10% of what we know. Being born and brought up in India, I have learnt millions of sacred knowledge for free from my ancestors. So I can’t even dream of such things deep down. I even can’t even share all. Whatever I share is less than 10%.
Hence even if someone copyrights it, it doesn’t matter to me much because my 90% of knowledge, and my 100% of experience can’t be copyrighted in any way. … the only copyright can be of my “own face or my own experience”. The only original thing for me is “personal experience” and it can’t be copied however hard a person tries. Rest all can be copied in life and can be copyrighted also. You know all this 🙂 . Hence generally we don’t care for our own photo/work copyrights issues as such.”

… das, was ich lehre, oder das, was wir destillieren, weniger als 10% dessen, was wir wissen. Da ich in Indien geboren und aufgewachsen bin, habe ich Millionen von heiligem Wissen umsonst von meinen Vorfahren gelernt. Daher kann ich von solchen Dingen nicht einmal träumen. Ich kann nicht einmal alles teilen. Was immer ich teile, ist weniger als 10%.
Daher macht es mir nicht viel aus, selbst wenn jemand es urheberrechtlich schützt, denn meine 90% des Wissens und meine 100% der Erfahrung können in keiner Weise urheberrechtlich geschützt werden.

… das einzige Urheberrecht kann mein “eigenes Gesicht oder meine eigene Erfahrung” sein. Das einzig Original ist für mich die “persönliche Erfahrung”, und die kann nicht kopiert werden, egal wie sehr man sich bemüht. Alles andere kann im Leben kopiert werden und kann auch urheberrechtlich geschützt werden. Du weißt das alles 🙂
Daher kümmern wir uns im Allgemeinen nicht um die Urheberrechte unserer eigenen Fotos/Arbeiten als solche.

Die Lage der Nisarga Farm im beschaulichen Kangra Tal im Himalaya Gebirge Abbildung: @Google

Zu Informationen und Fotos von Lemongrass im Öle-Lexikon hier auf dieser Seite.

Zu Informationen und Fotos von Litsea im Öle-Lexikon hier auf dieser Seite.

PS: Einige der kostbaren Bio-Naturdüfte von den Nisarga Farmen sind in der Schweiz erhältlich, Sibylle Broggi-Läubli hat folgende Besonderheiten für ihren Shop namens Florentia ausgesucht:

Petrichor (der warme Duft der Erde wenn der erste Regen drauf  fällt, destillierter Ton; darüber werde ich auch einen Artikel schreiben)

Bio-Champaca 10 % in Jojobaöl

Vanille-CO2-Extrakt (kostbar, intensiv und sparsam)

Curryblatt (Murraya koenigii, Wildwuchs, würzig, gut 30 % Linalool,  10 % Ester)

Vetiverhydrolat (ohne Konservierungsstoffe)

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