Da ich immer wieder zum Thema ‘Ätherische Öle in der Schwangerschaft’ angeschrieben werde, überarbeite ich heute mal einen alten Artikel, denn das ist ein Thema, um das es fürchterliche Gerüchte gibt, mal werden völlig unbegründete Verbote ausgesprochen und die schwangeren Frauen sehr verunsichert, mal werden Überdosierungen und potenziell toxische Öle angepriesen. Ein Blick auf die Chemie der Öle kann viele Missverständnisse ausräumen.

In seriösen Büchern über Aromatherapie muss meistens mehr gewarnt werden als im realen Leben tatsächlich nötig wäre. Als Autorin kenne ich ja nur wenige meiner Leserinnen und kann nicht ahnen, ob unbekannte Leserinnen beispielsweise einen Hang zum Übertreiben haben wie “was, nur zwei Tropfen, das ist doch alles Natur, ich nehme mal 10 Tropfen“. Auch der neue Trend zur Anwendung von unverantwortlich großen Mengen an unverdünnten Ölen kann zu Problemen führen.

Drogeriemarkt-Düften kann zudem auch nicht angesehen werden, ob sie wirklich so naturrein sind, wie es der Anschein erwecken soll. Darum veröffentlichen wir AutorInnen möglichst niedrige Rezepturen und sprechen auch Warnungen vor bestimmten Ölen aus. Im Einzelfall und bei Bedarf würden wir möglicherweise dennoch kurzzeitig und punktuell „gefährliche“ Öle einsetzen oder auch höher dosieren.

Die Nase einer schwangeren Frau ist meistens extrem sensibel, manchmal ist sie schon durch Allerweltsgerüche so gereizt, dass der betreffenden Frau oft schlecht wird. Meine Erfahrung ist, dass schwangere Frauen sehr gut “der Nase nach” gehen können und ein sehr genaues Gespür haben, welche Öle sie wann und in welchen Mengen einsetzen können. Das überfeine Näschen hat die Natur der Ur-Frau mit gegeben, damit sie ihr Kleines vor schlechter Nahrung und potenziell giftigen Kräutern und Beeren bewahrt.

Die fürchterlich klingenden Warnungen über Aromatherapie in der Schwangerschaft kommen aus alten Büchern, in denen vor allem die Einnahme von synthetischen und isolierten Duftmolekülen bewertet worden war. Denn so wie manche Kräuter sind auch ätherische Öle immer wieder zur Beendigung von unerwünschten Schwangerschaften eingesetzt worden. Doch Aromapflege mit physiologisch verdünnten Ölen, also im ein- und zweiprozentigen Bereich, stellt für eine gesunde Schwangere und ihr Baby keinerlei Bedrohung dar.

Viele Alltagsgegenstände sind “gefährlicher” als stark verdünnte ätherische Öle

Der mit Billigöl angemachte Salat, die schreiend-beduftete Billigkosmetik, das Herumstehen an der Tankstelle, da Färben von Haaren und Plastifizieren von Fingernägeln, das Lackieren von Möbeln etc bergen eher ein Gefahrenpotenzial.

Eliane Zimmermann AiDA Schule für AromatherapieIm Folgenden zeige ich ein paar grundsätzliche Hinweise zum Gebrauch von ätherischen Ölen in dieser Zeit, in der frau ein anderes – hochempfindliches – Lebewesen schützen muss. Die Anlagen des werdenden Menschen entstehen vor allem im ersten Schwangerschaftsdrittel (Trimenon), anschließend wachsen und verfeinern sich die angelegten Organe und Körperteile; in diesen nun folgenden beiden Dritteln geht es im Wesentlichen um das Wachstum. Somit sind besonders in den ersten zwölf bis fünfzehn Wochen der Schwangerschaft toxische Substanzen sowie alle Öle zu meiden, die stark durchblutungsfördernd und somit blutungsauslösend oder gar krampfartige Erscheinungen auslösend wirken könnten.

Insbesondere sind sehr empfindliche Frauen und solche mit bereits unglücklich verlaufenen Schwangerschaften von diese Warnhinweisen betroffen, gesunde Frauen können bei entsprechender Indikation und betreut durch eine sachkundige Hebamme auch die folgenden Öle verwenden.

  • Achillea millefolium, Schafgarbe (wegen des möglichen hohen Kampfergehaltes, der einen starken Einfluss auf das Nervensystem hat und durchblutungsfördernd wirkt)
  • Cinnamomum zeylanicum cort & fol, Zimtblätter und Zimtrinde aus Sri Lanka
  • Cinnamomum aromaticum, Cassiazimt aus China (wegen der extrem starken Durchblutungsförderung)
  • Foeniculum vulgare, Fenchel (wegen der leicht östrogenmodulierenden Wirkung)
  • Melaleuca viridiflora, Niaouli (weges des den Hormonhaushalt regulierenden Inhaltsstoffes Viridiflorol)
  • Pimpinella anisum, Anis (wegen der leicht östrogenmodulierenden Wirkung)
  • Aloysia triphylla/Lippia citriodora (wegen der bei manchen Frauen wehenauslösenden Wirkung)
  • Salvia officinalis, Salbei (wegen der leicht östrogenmodulierenden Wirkung und des manchmal hohen Gehaltes an Thujon und Kampfer, die einen starken Einfluss auf das Nervensystem haben, eingenommenes Thujon kann abortiv wirken)
  • Ocimum basilicum, Basilikum (wegen des bei manchen Ölen hohen Gehaltes an Methylchavicol, welches einen starken Einfluss auf das Nervensystem hat und auch die Leber [nur in verrückter Dosierung] schädigen kann)

Auch sollten vor allem empfindliche Frauen in dieser Zeit mit den Ölen anderer Lippenblütler wie Thymian, Oregano, Bohnenkraut vorsichtig sein. Selbstverständlich müssen während der ganzen Schwangerschaft alle ätherischen Öle vermieden werden, die bestimmte Monoterpenketone enthalten, da diese das Nervensystem des Kleinen überstrapazieren können und bei Fehlanwendung abortiv wirken können.

  • Hyssopus officinalis, Ysop
  • Salvia officinalis, Salbei
  • Lavandula stoechas, Schopflavendel
  • Thuja occidentalis, Thuja/Lebensbaum
  • Mentha pulegium, Flohminze
  • Cinnamomum camphora, Kampfer
  • Rosmarinus officinalis Ct. Borneon, Rosmarin

Auch die seltenen Öle mit Sabinylacetatgehalt sind nicht erlaubt, da dieser Inhaltsstoff zu den wenigen Estern gehört, die (embryo-) toxisch wirken, z.B. Salvia lavandulifolia (Lavendelsalbei) und Juniperus sabina (Sade, eine Wacholderart). Methylsalicylat-haltige Öle müssen auch gemieden werden (Betula lenta, Birke; Gaultheria fragrantissima, Wintergrün und Syzygium aromaticum, Gewürznelke).

Eliane Zimmermann AiDA Schule für Aromatherapie

Nur in Ausnahmefällen und unter Aufsicht einer in Aromatherapie erfahrenen Person sollten stark phenolhaltige Öle (z.B. Oregano, Bohnenkraut, Thymian Ct. Carvacrol und Ct. Thymol, Bay, Tulsi und Gewürznelke) verwendet werden.

Stark 1,8-Cineol-haltige Öle sollten nur im Bedarfsfall (z. B. Erkältung) und sparsam in Inhalationen oder Brustsalben verwendet werden:

  • Eucalyptus globulus
  • Myrtus communis Ct. Cineol
  • Rosmarinus officinalis Ct. Cineol
  • auch mentholhaltige Öle (Mentha piperita, Mentha arvensis) nur wenig und nur wirklich bei Bedarf.

Übrigens: Der Fötus/Embryo kann noch nicht mit seiner Lunge atmen, darum dürfen schwangere Frauen bei Kopfschmerzen oder Übelkeit mit Pfefferminze inhalieren, beispielsweise in einem Riechstift.

Immer daran denken: die Nase mit entscheiden lassen!!!

Umgekehrt, welche Öle kann eine schwangere Frau “einfach so” zum Wohlfühlen, Entspannen, und Loslassen verwenden oder auch bei Schnupfen, Rückenschmerzen, Krampfadern? Neben allen Ölen die ihr gut tun und die maximal 1-prozentig verdünnt werden (beispielsweise 2 Tropfen auf 10 ml Mandelöl) sind die Klassiker sicherlich:

  • Lavandula angustifolia, Echter Lavendel (nicht zu verwechseln vielen oft kampferhaltigem billigen Lavandin-Sorten, auch nicht zu verwechseln mit Speiklavendel)
  • Mentha citrata, Bergamottminze
  • Citrus reticulata, Mandarine und andere Zitrusschalenöle, möglichst nicht älter als 12 Monate nach erstem Öffnen)
  • Rosa damascena, Rose (und andere echte Rosenöle)
  • Bursera delpechiana, Linaloeholz und Linaloefrüchte
  • Cinnamomum camphora Ct. Linalool, Ho-Blätter
  • Citrus aurantium flos, Neroli
  • Citrus aurantium fol, Petit Grain
  • Eucalyptus staigeriana, Zitronenduftender Eukalyptus
  • Monarde/Indianernessel, Monarda fistulosa L. Ct. Geraniol
  • Rosengeranie, Pelargonium graveolens (P. asperum)
  • Myrtus communis Ct. Myrtenylacetat, Nordafrikanische Myrte
  • Backhousia citriodora, Zitronenmyrte
  • Santalum album, Sandelholz
  • Boswellia sacra, Weihrauch
  • Pogostemon cablin, Patchouli
  • alle Blütendüfte (in Maßen!)

dazu die drei fein-lecker duftenden alkoholischen Extrakte:

  • Vanilla planifolia, Vanille
  • Styrax tonkinensis, Benzoeharz
  • Dipteryx odorata, Tonkabohne

Diese Naturdüfte (und noch viel mehr!) sind bei Feeling, bei Evelyn Deutsch/Farfalla und in unserem Shop von diversen Anbietern wie Primavera, Jophiel und Oshadhi erhältlich, fast alle in neutral zertifizierter hochwertiger Bio-Qualität.

Säuglinge müssen erst die Hustenmuskulatur entwickeln

Säuglinge sollten bis zur Ausbildung einer Brustmuskulatur, die abhusten kann, also bis das Kind flott krabbelt und sich hochzieht, nur von gut geschulten Menschen mit maximal 0,5%-ig verdünnten ätherischen Ölen behandelt werden. Pflegende und reinigende Öle mit kosmetischen Verdünnungen sind bei gesunden Kindern möglich, beispielsweise 100 ml Mandelöl mit 3 Tropfen Rosenöl. Fast jedes ätherische Öl wirkt zumindest leicht sekretolytisch (schleimlösend), das könnte einem noch passiv herum liegenden Säugling gefährlich werden, sofern er sich nicht selbst umdrehen kann und zuverlässig abhusten kann. Nur Fachleute können beurteilen, welche Inhaltsstoffe bedenklich sein können, kaum jemand ahnt beispielsweise, dass selbst im babyfreundlichen Mandarinenöl der eher scharfe Inhaltsstoff Thymol enthalten ist, wenn auch unter einem Prozent.

Mit unserem Aroma-Mama-Projekt  informieren wir mit ganz vielen kostenlosen Infos rund um Baby, Kleinkind und “Pubertier”, auch unser Buch ‚Aromatherapie für Kinder‘ enthält Informationen, Rezepte, Tipps für spezielle Anwendungen. In allen unseren Medien erklären wir, welche Duftmoleküle beispielsweise nicht in die Nähe des Gesichtes (Nase/Atemwege) eines Säuglings kommen sollten (schließlich sind Naturduftmoleküle flüchtig, das ist ihre Natur, daher kommt der Name ‚ätherisch‘ (=der frühere Name für Himmel, also gen Himmel entweichend). Auch unsere aroma-MAMA-Magazine enthalten reichlich einfach zu lesende Artikel  (in der Ausgabe geht es um viele Grundlagen), unsere Info-Poster sind auch in unserem Shop zu finden.

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