Die antivirale Wirkung von ätherischen Ölen wird eingehend wissenschaftlich (in vitro) untersucht, unter anderem ist das Hygieneinstitut der Universität Heidelberg sehr aktiv damit beschäftigt, letztes Jahr gab es sogar einen “Oskar”, also eine wichtige wissenschaftliche Auszeichnung, für eine Anti-Herpes-Studie: den Sebastian Kneipp Preis.

Diese Tests sind nicht so einfach zu machen wie die Aromatogramme, mit denen die antibakterielle Wirkung von ätherischen Ölen recht schnell und unkompliziert untersucht werden kann. Der Plaquereduktionstest genannte Anti-Viren-Test ist aufwändiger und dauert länger. Man weiß, dass die “Antennen” (Abbildung: HIV-Virusmodell Hygienemuseum Dresden), welche Viren zum Andocken an fremde Erbsubstanz benutzen, durch manche ätherische Öle “abgeknickt”, also geschwächt und gestört, werden [z. B. Schnitzler P, Schuhmacher A, Astani A, Reichling J (2008) Melissa officinalis oil affects infectivity of enveloped herpesviruses. Phytomedicine, 15, 734-40 | Schnitzler P, Schön K, Reichling J: Antiviral activity of Australian tea tree oil and eucalyptus oil against herpes simplex virus in cell culture. Pharmazie 56 (2001) 345 – 349 | Schuhmacher A, Reichling J, Schnitzler P: Virucidal effect of peppermint oil on the envelopped viruses herpes simplex virus type 1 and type 2 in vitro. Phytomedicine 10, 504-510, 2003. ].

Pflanzen schützen sich mit Hilfe von ätherischen Ölen nicht nur gegen Fraßfeinde, denen sie den Appetit verderben, indem sie penetrant riechen oder gar schmecken. Ätherische Öle sind vielmehr eine Art hauseigene Apotheke, mit denen sich die Pflanze, vor allem wenn sie ungestört und naturnah wachsen kann (also nicht in Monokulturen), gegen Mikroorganismen verteidigen kann. Diese ihr gefährlichen Bakterien, Pilze und Viren werden entweder “in Schach” gehalten, das heißt sie können sich nicht mehr vermehren oder aber sie werden beispielsweise durch phenolhaltige Öle abgetötet. In Heidelberg untersucht man, in welchem Stadium der Virenvermehrung die ätherischen Öle besonders aktiv sind, also bevor sie “attackieren”, während sie andocken oder während sie sich vermehren und im Wirtsorganismus verteilen.

Neben dem fetten Öl Calophyllum inophyllum gelten folgende ätherische Öle als deutlich antiviral:

  • Backhousia citriodora (Zitronenmyrte)
  • Cinnamomum camphora (Ravintsara)
  • Cistus ladanifer (Cistrose)
  • Citrus bergamia (Bergamotte)
  • Citrus limon (Zitrone)
  • Cymbopogon martinii (Palmarosa)
  • Eucalyptus sp. (fast alle Eukalyptusöle)
  • Lavandula latifolia (Speiklavendel)
  • Melaleuca alternifolia (Teebaum)
  • Melaleuca leucadendra (Cajeput)
  • Melaleuca viridiflora (Niaouli)
  • Melissa officinalis (Echte Melisse)
  • Origanum compactum (Oregano)
  • Pimenta racemosa (Bay)
  • Thymus vulgaris Ct. Thujanol (Thymian)