Marguerite Maury starb heute vor 42 Jahren. Dieser Tage besuchte ich den Friedhof in der Nähe von Sankt Gallen, auf dem sie damals begraben wurde. Ihre Schülerin Daniele Ryman hat mir freundlicherweise ein nettes Foto zur Verfügung gestellt, denn in meinem Buch befindet sich nur meine unten stehende ziemlich dilettantische Zeichnung nach einer kleinen und unterbelichteten Vorlage.

Marguerite Maury, meistens Madame Maury genannt, wurde als Marguerite König 1895 in Österreich geboren, sie wuchs in Wien ohne Mutter auf, diese war gestorben, als sie noch ein Baby war. Schon in ihrer Internatszeit war Musik ihre ganz große Leidenschaft, sie spielte ihr Leben lang Klavier. Doch sie wollte Biochemie und Botanik studieren. Stattdessen heiratete sie mit 17 Jahren. Im folgenden Jahr wurde sie Mutter, sie verlor ihr Söhnchen im Alter von zwei Jahren an Meningitis.

Ihr Mann starb im ersten Weltkrieg und als auch noch ihr Vater Suizid beging – er war ein bekannter Kunstkritiker, Intellektueller und Förderer des Künstlers Gustav Klimt gewesen, auch ein Freund von Arthur Schnitzler. Sie ließ in ihren frühen Zwanzigern zur Krankenschwester ausbilden und wurde chirurgische Assistentin (eine Stelle, die seinerzeit nicht selbstverständlich für Frauen zu erreichen war). Diesen Beruf übte sie im Elsass aus, dort wurde das Buch „Les Grandes Possibilités par les Matières Odoriferantes“, das bereits 1838 erschienen war, ihre große Inspiration. Dessen Autor Dr. Chabenes wurde später der Lehrer von René-Maurice Gattefossé. Mit dieer Lektüre begann ihre lebenslange Liebe zu den ätherischen Ölen mit ihren faszinierenden heilenden Eigenschaften.

In den frühen dreißiger Jahren traf sie – auf einem Militärschiff von Marseille nach Algier arbeitend – den homöopathischen französisch-deutschen Arzt Dr. Maury (die Mutter stammte aus Stuttgart), der ihre Interessen mit ihr teilte: von Musik, Kunst, Literatur über Homöopathie, Akupunktur und Zen. Sie heirateten in Folkstone, sie forschten und schrieben fortan zusammen Bücher. Später ließen sie sich scheiden (vermutlich in den frühen sechziger Jahren).

In den vierziger Jahren versuchte sie nachzuweisen, wie ätherische Öle auf das Nervensystem wirken, wie ihr seelisch ausgleichender und verjüngender Effekt zustande kam. Sie gab Seminare in ganz Europa und eröffnete Aromatherapie-Kliniken in Paris, in der Schweiz und in Großbritannien. Parallel widmete sie sich ihrer Liebe zur Musik und zur Kunst, sie war mit dem berühmten Künstler Alberto Giacometti (1901-1966) befreundet. An Buddhismus und Ayurveda gleichermaßen interessiert praktizierte sie jeden Tag Yoga und Meditation.1961 erschien ihr bekanntestes Buch „Le Capital Jeunesse“. Sie beschreibt ihre Erkenntnisse aus ihrer medizinisch-kosmetischen Arbeit mit ätherischen Ölen und plädiert für eine sorgfältige Schulung, um für jeden individuellen Menschen die richtigen „verjüngenden“ Öle einsetzen zu können. Im Jahr 1964 wurde es in Großbritannien unter dem Titel “Secret of Life and Youth” veröffentlicht.

Zusammen mit Danièle Ryman war sie die erste Frau, die die gesundheitlichen und schönheitsfördernden Eigenschaften der ätherischen Öle dem interessierten Publikum vorstellte. Bühnen- und Leinwandstars ließen sich von ihnen behandeln.

Laut Danièle Ryman besaß sie “einige der Exzentrizitäten eines Genies, aber sie war auch eine der großzügigsten und liebenswertesten Frauen, eine magnetische und charismatische Person. Sie war ein wahrer Wirbelwind an Energie und Enthusiasmus und arbeitete unaufhörlich.” Sie hatte nie ihren österreichischen abgelegt, hatte eine recht laute und entschiedene Stimme, die kaum Widerspruch zuließ. Bei der ersten Begegnung mit Danièle Ryman war jene erst 17 Jahre, sie wurde ihre Assistentin und später ihre Erbin.

Am 25. September 1968 starb Marguerite Maury – eigentlich an Überarbeitung. Ihr letztes Manuskript wurde neben ihrem Bett gefunden. Es begann mit den Worten: “Die Aromatherapie in der Kosmetologie kann zu den außergewöhnlichsten Ergebnissen führen”.

Wer mehr erfahren möchte und englisch kann, sollte auf Daniele Rymans Seite gehen. Wer englisch kann, sollte sich unbedingt ihren mehrteiligen interessanten Podcast über ihre Begegnungen mit Marguerite Maury anhören. Das Foto von Marguerite Maury stellte sie mir freundlicherweise zur Verfügung. Das wichtigste Buch von Madame Maury auf deutsch gibt es nur noch antiquarisch.

Auszug aus “Aromatherapie für Pflege- und Heilberufe“, Haug Verlag); copyright photograph of M. Maury: Daniele Ryman, thank you for the kind permission to use it.