Nachdem hier auf meinem Blog evidenzbasierte Aromapflege und Aromatherapie bei Kindern bislang eher zu kurz kam, erhielt ich zum ersten Teil dieses Beitrages sehr nettes Feedback und so folgen noch einige weitere der spärlichen wissenschaftliche Arbeiten zum Thema, angeregt durch die engagierte Aromapflege-Schule-Inhaberin Sabrina Herber (vielen Dank, liebe Sabrina!).

Folgende südafrikanischen Pilot-Studie von 2012, die in der renommierten Fachzeitschrift Burns veröffentlicht wurde, habe ich bereits in meinem umfangreichen Beitrag im neuen Aromapflege-Handbuch erläutert. Man untersuchte an 71 kleinen Verbrennungs-PatientInnen (Durchschnittsalter 3 Jahre) die physiologischen Parameter, die auf Entspannung und vermutlich auch auf Verminderung der Schmerzen deuten (Herzschlag, Atmung). Wie viele andere Studien kostet diese über 30 Dollar, so dass ich nur die Zusammenfassung vorliegen habe (hat jemand das Original?) und mir somit nicht bekannt ist, welche ätherischen Öle für die 126 Aroma-Massagen eingesetzt worden sind.

Der Herzschlag der kleinen Krankenhausbesucher beruhigte sich signifikant (p<0.001) und auch die Atemfrequenz (p<0.001). 92.8% der Massage-Sitzungen verliefen erfolgreich in dem Sinne dass die Kinder einschliefen, ruhiger wurden oder darum baten, weiter zu machen. 9 Kinder reagierten mit Strampeln und Weinen, sie waren durchschnittlich erst 15 Monate jung. Die Autoren folgern, dass Aroma-Massagen die Stress-Symptome der kleinen hospitalisierten Menschen mit Verbrennungen lindern können. [O’Flaherty L-A, van Dijk M, Albertyn R, Millar A, Rode H. Aromatherapy massage seems to enhance relaxation in children with burns: An observational pilot study. Burns 2012 Sep; 38(6) 840-845]

In einer Studie der University of California (Irvine), die jedoch nur am Rande mit Düften zu tun hat, konnten 28 Jungs (3-12 Jahre) mit unterschiedlichen Schweregraden an Autismus sechs Monate lang im Rahmen von sensorisch-motorischen Stimulationsübungen auch ätherische Öle schnuppern. Man hatte zuvor an Experimenten mit Nagetieren festgestellt, dass sich diverse sensorische Anregungen bei Defiziten des Verhaltens  auswirken können und versuchte nun, diese Erkenntnisse auf Menschen zu übertragen. Die Stimulation erfolgte 2x täglich (15-30 Minuten) durch Spielen mit Alltagsgegenständen wie Löffeln und Schwämmen, Berührungs- und Temperatur-Stimuli, dem abendlichen Hören von klassischer Musik  sowie mit dem Schnuppern an Düften (Lavendel, Zitrone, Vanille und Apfel [? 😉 ]).

Diverse Autismus-Symptome zeigten nach sechs Monaten bei 42% der stimulierten Gruppe und 7% der Kontrollgruppe eine klinisch signifikante Verbesserung von 5 Punkten auf der international genormten Skala (Childhood Autism Rating Scale).  Auch die Werte für kognitive Funktionen verbesserten sich bei der stimulierten Gruppe. 69 % der Eltern in der stimulierten Gruppe berichteten von Verbesserungen an ihren Kindern, 31% der Eltern der zum Vergleich herangezogenen Standard-Betreuungsgruppe berichteten von Verbesserungen. Die Forscherin Cynthia Woo betont: “Weil Eltern dieser Art von Therapie/Training mit Gegenständen, die in ihrem Haushalt vorhanden sind, durchführen können, entstehen weniger Kosten als bei der persönlich-individuellen Betreuung durch professionell geschulte MitarbeiterInnen.” [Woo CC, Michael L. Environmental enrichment as an effective treatment for autism: A randomized controlled trial. Behavioral Neuroscience, Vol 127(4), Aug 2013, 487-497]; zur Pressemeldung der Universität geht’s hier (klick!).

Eine britische Studie von 2006 verzeichnet wiederum keine signifikanten Unterschiede zwischen Aroma-Anwendungen (Lavendelöl in Traubenkernöl) oder keiner Behandlung. In dieser Pilotstudie erhielten 12 Kinder mit Autismus und Lernschwierigkeiten (12 bis 15 Jahre alt) Fuß- und Beinstreichungen mit 2%-igem Lavendelöl. Die Behandlungen fanden viermal an Dienstagabenden vor dem Zubettgehen statt. [Williams TI. Evaluating Effects of Aromatherapy Massage on Sleep in Children with Autism: A Pilot Study. Evid Based Complement Alternat Med. 2006 September; 3(3): 373–377]

2012 wurde eine us-amerikanische randomisierte, placebo-kontrollierte Doppelblindstudie an 37 Kindern und Jugendlichen veröffentlicht. Sie und ihre Eltern wurden vor und nach einer schmerzhaften und stress-beladenen Stammzelltransfusion beobachtet. Nach der Prozedur und der Inhalation von Bergamotteöl waren weder Ängste, Übelkeit noch Schmerzen der PatientInnen reduziert, die Ängste der Eltern jedoch vermindert (wenn auch nicht statistisch signifikant). [Ndao DH, Ladas EJ, Cheng B, Sands SA, Snyder KT, Garvin JH Jr, Kelly KM. Inhalation aromatherapy in children and adolescents undergoing stem cell infusion: results of a placebo-controlled double-blind trial. Psychooncology. 2012 Mar;21(3):247-54]

Eine Studie mit dem umwerfend duftenden Zitronenmyrtenöl (Backhousia citiodora) an Dellwarzen (Molluscum contagiosum) von Kindern hatte ich hier (klick!) bereits beschrieben.

Bio-Zitronenmyrtenöl von Farfalla

Zitronenmyrtenöl (Wildwuchs) von Florentia (nur Schweiz)

Selbst wenn die Situation der klinischen Studien mit Kindern und ätherischen Ölen mager ist, können verantwortliche für Pflegeanwendungen (ÄrztInnen und/oder Pflegedienstleitungen) dennoch Schlüsse daraus ziehen und vor allem sich über die Unschädlichkeit von ätherischen Ölen überzeugen. Selbst wenn nicht allen kleinen PatientInnen geholfen werden kann (oder nicht zufriedenstellend bzw. statistisch nicht relevant), ist die menschliche Zuwendung für kranke Kinder so immens wichtig. Und (fast) alle Kinder mögen Düfte und reagieren auf diese Abwechslung im Pflegealltag meistens sehr positiv.

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