Nicht schlecht staunte ich – nein, ich geriet in Schnappatmung – als ich dieses Produkt für Babys ab drei Monaten gestern in einem Drogeriemarkt in Wien sichtete. Da liest und lernt man seit einem Vierteljahrhundert, dass der Inhaltsstoff Campher (=Bornan-2-on, nicht korrekt und der Einfachheit halber auch Borneon genannt) nicht für sehr empfindliche Menschen geeignet ist. Dazu zählen sehr junge Kinder, sehr alte und in der Atmung beeinträchtigte Menschen, Menschen mit Anfalls-Leiden. Auch Menschen mit obstruktiven Atemwegserkrankungen wie Asthma sind vorsichtig damit zu behandeln. Campher ist der relevante Inhaltsstoff in Rosmarinöl (Rosmarinus officinalis):

  • Im Campher-Chemotyp sind circa 30 Prozent davon enthalten, deswegen wirkt dieses Öl stark kreislaufanregend, den Blutdruck steigernd, durchblutungsfördernd, sekretolytisch (bei Erkältungen den Schleim verflüssigend und lösend).
  • Der etwas teurere Chemotyp 1,8-Cineol, der meistens nur von wirklichen Aromatherapie-Insider-Anbietern verkauft wird, enthält circa 10 Prozent dieses Moleküls.
  • Sehr wenige Firmen bieten den auch selteneren und teureren Chemotypen Verbenon-Myrtenylacetat (ABV) an, kaum ein Apotheker weiß um diese Rarität, die null bis 5 Prozent Campher enthalten kann.

Eliane Zimmermann AiDA Schule für AromatherapieUnd da sehe ich einen Pad für ein medizinisches Luftbeduftungsgerät, der Rosmarinöl ausdrücklich für Säuglinge ab 3 Monaten anbietet (schwerer als 4,5 kg). Die Anwendung scheint ähnlich zu funktionieren wie in die Steckdose zu gebende elektrische Insektenvertreibungs-Geräte. Hm, ich bin irritiert. Vor allem, warum wird anregender Rosmarinduft mit beruhigendem Lavendelduft kombiniert? Sorgt das Produkt wirklich für ruhigen Schlaf, wie angepriesen? Wäre eine relevante sekretolytische Menge Rosmarinöl enthalten, so dass ein verstopftes Näschen und verschleimte Bronchien Befreiung erfahren würden, wäre ein sehr kleines Baby (zumindest rein theoretisch) gefährdet, weil es den gelösten Schleim noch nicht richtig abhusten kann, vor allem wenn es auf dem Rücken liegt.

Manche Kinderärzte, die fast hysterisch auf den Einsatz von ätherischen Ölen reagieren, begründen ihre Warnung auf genau diese schleimlösende Eigenschaft von sehr vielen Naturdüften. Ich jedenfalls wäre bei meinen Söhnen nie auf die Idee gekommen, ihnen Rosmarin bei Erkältungskrankheiten zuzumuten. Ich habe das fein duftende Öl auch noch nie Eltern mit jungen kranken Kindern empfohlen. Vielleicht ist die in diesen Pads enthaltene Menge dieses Öles auch so extrem gering, so dass sie mehr als Werbeversprechen für ‘Natürlichkeit’ zu verstehen ist und dieses Pad sorgt tatsächlich ein beruhigend wirksame Lavendelbeduftung.Eliane Zimmermann AiDA Schule für Aromatherapie

Es werden also entweder zwei Prinzipien der ganzheitlichen Aromatherapie und Aromapflege nicht beachtet oder es ist keine nennenswerte Menge Rosmarin im Produkt enthalten. Hat jemand von euch dieses Produkt bereits ausprobiert? Ich würde gerne über die Duftqualität und die Erfahrungen hören!