In den letzten Jahren setzte mit dem Boom der ätherischen Öle – teilweise auf Raubbau bestimmter Duftpflanzen basierend, auch eine “Verwässerung” der Sprache statt. Immer häufiger ist das ‘Unwort’ “Aromaöle” zu lesen, als ob es nicht die offizielle und wissenschaftliche Definition unserer Naturdüfte gäbe. Denn echte ätherische Öle werden durch die Technik der Wasserdampf- oder Wasser-Destillation gewonnen. Punkt. Irgendwelche Duftöle oder eben Aromaöle können per definitionem alles sein, was duftet. Natürlich oder synthetisch oder ein wildes Gemisch daraus.

Dazu eine kurze Fantasiereise: Stell’ Dir einen Teppich vor, weich und wuschelig, das Etikett sagt “100 Prozent Wolle”. Dann schauen Sie unter den Teppich und sehen ein feinmaschiges Netz, das eindeutig aus Nylon/Plastik ist, es trägt die Wollfasern und gibt dem Teppich Zusammenhalt und Haltbarkeit, ist hauchdünn, ist fast nicht vorhanden, macht nur 1 Prozent des Teppichgewichtes aus. Doch der eigentliche, der sichtbare Teppich besteht aus reiner Wolle. So ähnlich verhält es sich mit synthetischem Geraniol, Citral, Linalylacetat, Menthol.

Wir riechen diese auch in billigen “Aromaölen”, doch die geschulte Nase schaut automatisch auch unter den Teppich, sie erkennt sofort, da sticht etwas, da fehlt etwas, das ist nicht rund.

Was die Laiennase auf den ersten Blick Schnupperer nicht merkt, erkennt jedoch ein anderer Teil des komplexen Systems Mensch und sagt “Halt! Hier stimmt etwas nicht, hier ist etwas drin, was nicht rein gehört” und löst beispielsweise eine Niesattacke aus oder rote Hautpusteln. Geschieht der Kontakt mit dem Chemiegeruch zu oft, kann sich auch das Immunsystem empören und löst dann irgendwann schlimmere Symptome aus, eben eine Allergie.

Der Chemiker sagt stolz: “Ach, dieses eine Prozent (“im Teppich” oder “im Aromaöl”) kann man wirklich vernachlässigen, es hat mit dem tollen von mir geschaffenen Duftmolekül eigentlich nichts zu tun, es dient lediglich als Trägersubstanz.” Je billiger so ein “Parfümöl” oder “Aromaöl”, desto größer ist dieses “Trägernetz” und desto wahrscheinlicher ist es, dass es aus chlorierten Substanzen besteht. Wer jemals im Schwimmbad, in der Sauna, in öffentlichen Toiletten penetranten Chlorgeruch wahrgenommen hat, weiß was ich meine.

Diese ach so minimalen Anteile an chlorierten Substanzen scheinen insbesondere für ungewollte Reaktionen wie Kopfschmerzen, Unverträglichkeiten und sogar Allergie verantwortlich zu sein. Eigentlich muss man entsprechenden Immunsystemen nun geradezu gratulieren, dass sie auf sowas überhaupt noch reagieren, und dankbar sein, dass sie Alarm schlagen. So degeneriert und dumm ist der menschliche Körper auch heute nicht, dass er nicht bemerkt: “Da stimmt etwas nicht, da muss ich mich wehren, da ist Gift mit im Spiel.”

Chlor in duftenden Fantasieprodukten aus dem Labor

Natürliche ätherische Öle kommen nicht nur ohne Chlor aus, sie sind auch eingebettet in ein Meer von anderen Inhaltsstoffen im jeweiligen Öl. Ein schönes Beispiel ist ein hochwertiges Öl der Gewürznelkenknospe. Es enthält zwar reichlich das potenziell hautreizenden, durchblutungsfördernden und anregenden Phenols Eugenol (bis zu 80 Prozent), doch in den verbleibenden 20 bis 30 Prozent finden wir auch andere Goodies, welche entkrampfen/entspannen (bis 22 Prozent Eugenylacetat), entzündungshemmend wirken (13% beta-Caryophyllen) und schmerzlindernd wirken (Methylsalicylat).

Eugenol an sich hat nicht nur negative Eigenschaften, wie so gerne behauptet wird, sondern wirkt als Breitbandmittel stark keimtötend und auch schmerzlindernd. Es muss also das ganze Orchester der Inhaltsstoffe betrachtet werden und nicht nur der eine einzelne “schrille und schräge” Flötenton, der im Gesamtkonzert vielleicht gerade das i-Tüpfelchen ausmacht, jeder Klassik-Konzertgänger weiß das.

Ätherische Öle sind lipophile (fettlösliche) Substanzen und können in einem Pflanzenöl verdünnt von der Haut wunderbar aufgenommen werden. So gelangt zumindest ein Anteil der winzigen Riechmoleküle in die kleinsten Blutkapillaren in der Lederhaut bis ins Körperinnere. Besonders gut gelingt das, wenn die Haut gut durchblutet und warm ist.

Die Verdünnung in Pflanzenöl verhindert die fettlösende, also potenziell hautschädigende Wirkung der Monoterpene, wie sie in fast allen ätherischen Ölen reichlich vorkommen. In Verbindung mit Berührung wirkt eine Aromamassage oder Einreibung wohltuend und berührt sowohl den Körper als auch die Seele.

Viele Moleküle in (unverdünnten) Naturdüften sind – chemisch betrachtet – Lösungsmittel, beispielsweise in den monoterpenreichen Zitrus- und Nadelölen. Sie kennen das sicher, wenn Sie ein paar Zitrusfrüchte geschält oder gerieben haben, dann bildet sich eine weißliche Schicht auf der Haut: Deren oberste Schicht kann nun oberflächlich leicht angegriffen sein, schützende Hautfette wurden aufgespalten.

Jede einzelne Zellmembran besteht aus einer Lipidschicht, die bei häufigem Auftragen von unverdünnten ätherischen Ölen langfristig geschädigt werden kann. Die überdosierte Anwendung von vielen ätherischen Öle kann sich auch negativ auf das Immunsystem auswirken, sowohl im Hinblick auf die Entwicklung der Immunität als auch auf die Entstehung allergischer Reaktionen, entweder sofort oder zu einem späteren Zeitpunkt.

Denn die meisten Bestandteile ätherischer Öle können aufgrund ihrer winzigen Größe nicht vom Immunsystem erkannt werden. Jedoch können sie zusammen mit Proteinen auf der Haut bzw im Körper so genannte Haptene bilden, die nun vom Immunsystem registriert werden können (mehr dazu in zwei Artikeln vom Pionier der Aromatherapie Robert Tisserand hier und hier).

Auf diese Weise kann bei ständigem Kontakt mit überdosierten oder reizenden Naturdüften eine immunologische Reaktion ausgelöst werden. Diese wird vom Immunsystem als eine Bedrohung identifiziert und artet dann im schlimmsten Fall in einer Allergie aus. Im günstigsten Fall reagiert die überreizte Haut mit Rötungen, Schuppen und Ekzemen. Schleimhäute nehmen ätherische Öle besonders gut auf, reagieren jedoch sehr empfindlich auf hautreizende oder oxidierte ätherische Öle und auch auf zu hohe Dosierung. Die besonders dünne und empfindliche Haut von Säuglingen und Senioren reagiert sensibel auf ätherische Öle, daher muss die Dosierung dementsprechend angepasst werden.

Das heute geltende Paradigma will uns mit erschreckend roher Gewalt und gesetzlichen Vorschriften wirklich ins Gehirn einhämmern, dass wir mit ganzheitlichem Denken und Betrachten falsch liegen, dass wir Einzelstoffe isoliert zu betrachten haben, dass diese einfach und schnell und billig von Menschenhand herzustellen seien (gerne als “naturidentisch” bezeichnet). Und dass viele Naturstoffe unvollkommen, schlecht, böse, fehlerbehaftet seien.

Darum sind aus Kosmetikgesetzgeber-Sicht und zugespritzt gesagt, Fenchel und Anis, Basilikum und Estragon, Zimt und Rose, “böse Pflanzen”, denn sie produzieren “gefährliche Stoffe”, welche hautschädigend und leberschädigend (durch die Haut???) wirken. Die wissenschaftlichen Experimente, die zu diesen Erkenntnissen führten, werden jedoch einerseits oft mit menschengemachten Laborduftstoffen an (Nage-)Tieren mit anders arbeitendem Stoffwechselsystem gemacht.

Isolierte Riechstoffe wirken anders als im Molekülverbund

Dazu werden diese Tiere mit isolierten und synthetischen Duftmolekülen zwangsernährt, obwohl Rose, Fenchel, Basilikum vielleicht nicht zu ihrem Beute- und Nahrungsschema gehören und ihr Metabolismus nicht Jahrtausende Jahre lang Zeit hatte, sich auf den Abbau dieser Pflanzeninhaltsstoffe einzustellen. Diesen Tieren wird zudem das Fell wegrasiert, bevor sie mit den fraglichen Substanzen eingeschmiert werden (wer sich als Mensch rasiert, wird sich an diesen Stellen nicht anschließend mit scharfen und reizenden Kosmetika einreiben, weil das Rasieren immer Mikroverletzungen zur Folge hat).

Damit wirklich nachgewiesen kann, wie gefährlich diese “Pflanzenstoffe” (aus dem Labor, hm) sind, werden sie hoch/überdosiert und über lange Zeiträume an den Tieren verwendet. Wenn ein menschliches “Versuchskaninchen” wochenlang ausschließlich mit Heu gefüttert werden würde, könnte man beweisen, dass Heu unverdaulich ist, zu Giftgasen in den Eingeweiden führt und schließlich zum Tod durch Darmverschluss.

Eliane Zimmermann AiDA AromatherapyDer Faktor Mensch wird bei solchen Experimenten immer noch völlig vernachlässigt: Dass der Mensch recht schnell “die Nase voll” hat von einem Duft, dass er vergesslich ist, selbst wenn er sich jeden Tag mit etwas einschmieren wollte, dass ihm nach kurzer Zeit penetrante Überdosierungen stinken, dass er einen komplexeren Stoffwechsel als ein Meerschweinchen hat, dass er Kleidung trägt, die das Kosmetikum abreibt, dass er Milch trinkt, die zu viel gegessene Duftstoffe emulgiert und resorbieren helfen kann, dass er andere und viel mehr Auswahl an Dingen isst, die mit dem Duftstoff interagieren werden…. all das, also das “wahre Leben”, findet im Labor nicht statt.

Wie sollte es auch! Dazu kommt, dass beispielsweise Rosen- und Lavendelöl aus jeweils einigen hundert Inhaltsstoffen bestehen! Dies kann und will nicht separat untersucht werden. Diese kann oder will man nicht als fast 100-prozentige Kopie der Natur herstellen, um ein “naturidentisches Aromaöl” auf den Markt zu bringen (man könnte es – technisch gesehen – zu 99,5% herstellen, doch dann wäre das billige “Aromaöl” vermutlich viel teurer als seine natürliche Variante).

Weil bei solchen Duftimitaten technische und vor allem an preisliche Grenzen vorliegen, wird beispielsweise Lavendelöl auf einige wenige “böse Inhaltsstoffe” reduziert (z.B. Linalool, Linalylacetat, Geraniol), die kunstvoll zusammengemischt sicherlich fast wie Lavendelöl riechen würden) und will den naiven Verbrauchern suggerieren, dass man sie vor diesen negativen Komponenten schützt.

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Ich war jedenfalls vor einiger Zeit – sehr schön passend zum Thema – zweimal mehr oder weniger freiwillig mit Chemieduftbomben konfrontiert. Einmal stand der Wäscheständer mit zu trocknender Wäsche im Schlafzimmer, sie war mit “eben mal ganz schnell” gekauftem Waschmittel (“mit ätherischen Ölen”) gewaschen worden, weil das Biowaschmittel leer war (in so einem Stinker sollten dann eher “Aromaöle” beworben werden).

Kaum zu glauben, was für Emissionen da im Zimmer umher waberten, sie lösten ein starkes Irritation im Sinne von “Achtung, Störung, hier stimmt etwas nicht, weg laufen!” aus. Das andere Erlebnis liegt schon etwas weiter zurück, mich führte der Besuch des Schweden-Kaufhauses bzw. zum Glück erst ganz am Ende die Kerzenabteilung, zu einem über 24 Stunden währendem leisen Kopfschmerz. Auf diesen beiden Produkten würde ich gerne die neue Etikettenvorschrift sehen: Kann bei Verschlucken und Eindringen in die Atemwege tödlich sein. Aber diese ist für solche Produkte, die man unter Umständen tagelang und wochenlang einatmet, nicht vorgesehen. Ein typisches Beispiel für den Zwei-Klassen-Duft.

PS Mir ist ein seriöser Anbieter von hochwertigen, teils von neutraler und unabhängiger Stelle zertifizierten Bio-Ölen bekannt, in dessen Firmennamen sich der Begriff “Aromaöl” befindet. Diese Öle sind ausdrücklich nicht mit meiner Kritik gemeint. Etliche dieser besonderen ätherischen Öle sind in unserem Shop erhältlich, beispielsweise der wundervolle Duft des Zitronen-Teebaums (Leptospermum petersonii, siehe im Ölelexikon die Beschreibung) und die fein nach Rose duftende Monarde Ct. Geraniol (auch Indianernessel oder Goldmelisse genannt).

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