Es ist Herbst, es ist kalt, es ist feucht. Viel zu früh wird es dunkel. Und mein Griff in den Gewürz- und Teeschrank weist in Richtung Glücksmoleküle. Nach vielen Monaten trinke ich wieder Earl Grey Tee, der mit dem stimmungsaufhellenden Bergamotteöl angereichert wird. Er ist ganz einfach selbst herzustellen: In eine Packung mit preiswertem Bio-Schwarztee (lose oder als Teebeutel) gibt man ein Stück zusammengefaltetes Küchenpapier, auf das man je nach Geschmack zwei bis drei Tropfen Bio-Bergamotteöl getropft hat, lässt es mindestens eine Woche ziehen, ab und zu schütteln oder umschichten kann nicht schaden. Die besonders stimmungsaufhellenden Furocumarine werden ja inzwischen nach und nach aus dem Öl genommen (wenn das Öl als Kosmetikum deklariert ist), also auf unverfälschte Ware (zur Raumbeduftung oder als Lebensmittel) achten. Diese Stoffe verstärken sozusagen die Lichtintensität, das kann gut für die Stimmung sein, kann jedoch auf der Haut für unerwünschte Bräunungen (Pigmentstörungen, Verbrennungen) sorgen, wenn sie zu viel und in Kombination mit bestimmten UV-Strahlen einwirken.

Ich schmunzelte über mich, als ich mich zum wiederholten Mal beim Griff zur Muskatnuss ertappte. Die arme braune ‘Knolle’, musste monatelang einsam und allein im dunklen Schrank verbringen, der Appetit darauf war komplett verschwunden. Nun sind aber die amphetamin-ähnlichen Inhaltsstoffe wieder gefragt, ganz instinktiv und nasengesteuert. Das ätherische Öl dieser Frucht (oder aus dem umhüllenden Macis) hat, in der Duftlampe benutzt, eine anregende Wirkung auf das ZNS (Zentralnervensystem), was zur Förderung der Konzentration, der Kreativität und des Ideenflusses führen kann. Es ist allerdings nur in sehr geringer Dosierung und nur für gesunde Erwachsene geeignet (obwohl der Wirkstoff in Cola-Getränken enthalten war oder noch sein kann). Hier weist die Nase auch den Weg, ein Hauch zu viel und Muskatöl (und auch als Gewürz im Essen) wird bitter und ekelhaft.

Ein verbotenes ätherisches Öl stammt aus den roten Narbenschenkeln einer im Herbst blühenden Krokusart (Crocus sativus L.): Safranöl. Die mühsame Ernte in Spanien (Consuegra in der La Mancha bei Toledo) und im Wallis (beim Örtchen namens Mund) ist sicherlich seit Kurzem beendet. Iran liefert jedoch den Großteil der Jahresernte, circa 85 Prozent. Auch die Türkei und Afghanistan sind Produzenten  des gerne und reichlich verfälschten “Goldes” der Gewürzbasare.

Immer früh am Morgen geht’s auf die Felder, in gebückter Haltung, die Blüten sind zart. Anschließend werden – teilweise in Heimarbeit – drei Fäden pro Blüte gezupft. Eine professionelle Zupferin schafft circa 10 bis 15 Gramm pro Stunde. Aus 200 000 Blüten wird gerade mal ein Kilo des Paella-Gewürzes gewonnen, es hat auf dem Weltmarkt einen Preis von bis zu 1500 US-Dollar. Das besondere Aroma entwickelt sich erst während des folgenden Trocknungsprozesses. So ist es kein Wunder, dass ein Gramm circa 10 Euro im Geschäft kosten wird. Diese Kostbarkeit wurde früher übrigens verwendet, um Gewänder von buddhistischen Mönchen mit dem unverwechselbar-leuchtenden Gelb zu färben.

Der Wirkstoff Safranal, ein Monoterpen-Aldehyd, ist für das Aroma verantwortlich. Ihm werden krampflösende Eigenschaften zugeschrieben, da er als Agonist (fördernd) auf die GABA-A-Rezeptoren wirkt. Ganz ähnlich wie mit Myristicin im Muskatöl hängt es mal wieder von der Dosis ab: Eine kleine Menge wirkt lösend und stimmungsaufhellend, zu viel wirkt schädigend. Vermutlich wird ähnlich wie bei Johanniskrautextrakten die Wiederaufnahme von bestimmten Neurotransmittern (Dopamin und Serotonin) gefördert.

In Tierversuchen und auch bei Experimenten mit Menschen konnte eine vielversprechende antidepressive Wirkung von Safranextrakten nachgewiesen werden. Also “Safran macht den Kuchen gel’ ” singen und ab und zu damit würzen!

Wer mehr zu diesem kostbaren Gewürz nachlesen möchte, dem sei dringend das Buch Gold in der Küche von der “Aromatherapie-Päpstin” Susanne Fischer-Rizzi ans Herz gelegt. Sie gibt auch immer wieder mal Seminare zum goldenen Thema.

PS Ich möchte an dieser Stelle allen UnterstützerInnen danken, für die reichlichen Bestellungen meines neuen Buches (und sonstiger Dinge)!