Eigentlich wollte ich schon längst einen „richtigen“ Artikel schreiben, doch es kam immer etwas dazwischen, er liegt jetzt angefangen im Archiv. Dann wollte ich euch kurz ein wunderbares Buch vorstellen, für das ich einen großen Beitrag über wissenschaftliche Studien verfasst habe und das demnächst erscheinen wird – ich kann es kaum erwarten. Dessen Cover sollte ich eigentlich schon längst bekommen haben, um es euch zu zeigen. Aber auch bei der Buchherstellung kommt erfahrungsgemäß meistens etwas dazwischen.
So zeige ich euch nur ein paar Bilderchen eines schwer verstaubten Schatzkästchens, das mir in den Tiefen unseres gut gekühlten Gartenschuppens „über den Weg gelaufen“ ist. Ich bekam einst (circa 1986/87) von einer Wiesbadener Nachbarin einen mysteriösen Attachékoffer angeboten. Den hätte ein Bekannter ihr gegeben, da der Inhalt „zu alt“ sei.
Der wäre doch ‚was für mich. Beim Öffnen kam mir eine riesige Duftwolke entgegen. Das Schatzkästchen war offensichtlich sowas wie der Vertreterkoffer eines Parfüm-Rohstoffe-Fachmannes gewesen.
Auch heute noch hat das geöffnete Teil alle Räume rund um unsere Veranda beduftet. Vor allem die diversen Galbanum-Fläschchen stechen zusammen mit einigen synthetischen Aldehyden deutlich raus.
Besonders gefreut hatte ich mich über die größeren Mengen an Iriswurzel-Concréte, doch leider hat diese weiße kristallartige Substanz als erstes ihren Duft ab- und aufgegeben. Besonders gut und intensiv duften immer noch die Fläschchen mit Veilchenblätter-Absolue.
Für jeden Duft gibt es ein Datenblatt, so erfährt man, welche Rohstoffe natürlichen Ursprungs ist, welche Düfte der Fantasie ihrer menschlichen Schöpfer entsprungen sind und welche Rohstoffe eine Mischung aus beidem sind. Ich habe übrigens ein nettes Interview mit dem Parfümeur Bertrand Duchaufour gefunden, der mal für die Herstellerfirma dieser Düfte gearbeitet hat.
Mit dieser Kiste kann ich mir ganz gut ein olfaktorisches Bild davon machen, wie lange bestimmte ätherische Öle haltbar sind bzw. gut riechen. Denn das Wort ‚Haltbarkeit‘ ist sehr relativ zu betrachten. ‚Leicht oxidiert‘ bedeutet nicht zwangsläufig ’schlecht geworden‘, sondern kann bei einem ätherischen Öl sogar bedeuten, dass die schmerzlindernde und keimtötende Wirkung erhöht ist. Jedoch geht dieser Wandlungsprozess meistens mit einer Verschlechterung der Hautverträglichkeit einher. Darum gebe ich in meinen Büchern lieber eine kurze Haltbarkeit von ätherischen Ölen an (beispielsweise Teebaum circa ein halbes Jahr nach Öffnen, Mandarine circa ein dreiviertel Jahr nach Öffnen), damit die Verträglichkeit auch auf empfindlichster Haut noch gewährleistet ist.
Wow Eliane, da hast du ja einen wahren Schatz ausgehoben! Viel Spaß bei den verschiedenen Olfaktorischen Dufterlebnissen 🙂
Da würde ich gerne mit schnüffeln 😀
Schöne Grüße aus dem Duft-Studio
Sabine 🙂
Liebe Eliane, dein toller Schatz führt mich zu folgenden Fragen:
Waren früher Öle chemisch anders zusammengesetzt als heute? Welche Änderungen bewirken z.B. Klimaveränderung oder veränderte Produktionsverfahren? Haben andere Kulturen/Zeiten auch andere Düfte (obwohl von der gleichen Pflanze) hervorgebracht bzw. bevorzugt? Hat z.B. das Kyphi vor 5000 Jahren anders gerochen als heute in der gleichen Zusammensetzung?
Während meiner Tätigkeit für die Aromaindustrie habe ich z.B. gelernt, daß unterschiedliche Kulturzonen in ihrem sinnlichen Empfinden völlig anders reagieren können: Zum Beispiel bevorzugen Osteuropäer – ökonomisch nachweisbar – Aromen, die für unsereiner total künstlich wirken! Da stellt sich natürlich die Frage, wie unser Hirn und unsere Sinne etwas als ’natürlich‘ bewerten…
Falls dir diesbezüglich etwas auffällt – würde mich das interessieren!