Kürzlich hörte ich bei einem Vortrag wieder mal die alte Story des Chemikers René Maurice Gattefossé, den stets falsch nachgebeteten Gattefossé-Mythos. Er hatte bei einem Laborunfall seine Hand verbrannt, diese soll er in einem Pott Lavendelöl “gelöscht” und gekühlt haben. Er wurde seine Schmerzen los und entdeckte somit die Aromatherapie “wieder”. Laut einem der Pioniere der neuzeitlichen Aromatherapie Robert Tisserand – er begleitete immerhin die Übersetzung von Gattefossés französischsprachigem Buch “Aromathérapie” (1937) ins Englische (1993) ausführlich und kommentierte diese – verhielt sich die Sache völlig anders.

Demnach war Gattefossé, dessen Körper wegen einer Chemikalienexplosion im Jahr 1910 (oder nur die Arme? “after a laboratory explosion covered me with burning substances”) richtig brannte, ins Freie gestürzt und hat sich auf einem Rasen gewälzt, um die Flammen zu löschen. Danach entwickelte sich an beiden Händen ein Wundbrand (der durch das Bakterium Clostridium perfringens ausgelöst wird – es kommt beispielsweise im Boden vor). Seinerzeit verstarben noch ein Viertel der infizierten Menschen an der sich sehr rasch ausbreitenden Gangrän, zumindest war sie ein Grund zur Amputation der befallenen Gliedmaßen in den Kriegen vor dem zweiten Weltkrieg.

Gattefossé vermerkte in seinem Buch, dass “nur eine Spülung mit Lavendelöl” die übliche Gasbildung im Gewebe stoppte, es entwickelte sich sodann ein übermäßiges Schwitzen, doch am nächsten Tag setzte die Heilung ein. Der genaue Wortlaut ist auf “Tisserand’s Space” auf der Website seiner ehemaligen Firma nachzulesen. Nur dank des Lavendelöles konnte er weitere Pioniere wie Jean Valnet und Marguerite Maury in dieser duftenden Wissenschaft unterrichten, deren Bücher in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts den Aromatherapy-Boom in Großbritannien auslösten. Aber das ist eine andere Geschichte.

Mehr zum Mythos und anderen Fabeln rund um ätherische Öle im erweiterten Artikel über René Maurice Gattefossé. Basics-Wissen rund um ätherische Öle bequem von Daheim lernen? Vielleicht wirken einige Aufzeichnungen unserer beliebten Web-Seminare einladend? Oder unser kostenloser Podcast Aromatherapie für die Ohren, alle Folgen sind unter dem Link einzusehen und jeweils verlinkt.

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