Was können wir gegen “normale” und gegen resistente Keime unternehmen, vor allem: Können wir in der Palliativmedizin etwas gegen den üblen Geruch, den zerfallende Tumore und die beteiligten Fäulnisbakterien abgeben, unternehmen? (Ich berichtete bereits einmal hier darüber). Die Betroffenen leiden sehr darunter, aber auch die Besucher fühlen sich abgestoßen und nicht zuletzt die Pflegenden werden dadurch unnötig belastet.
Diese Frage stellte sich vor knapp 20 Jahren auch ein Team von Wissenschaftlern rund um PD Dr. Dr. Patrick Warnke von der Universität Kiel und der Bond University In Australien (Robina, Queensland). Sie kreierten und testeten eine Ätherisch-Öl-Mischung namens Kielmix® . Diese wird von aufgeschlossenen Medizinern auf stinkenden Krebstumoren eingesetzt. Die Idee war zunächst, einfach die Gerüche zu reduzieren, indem die Ausbreitung der Zerfallsbakterien eingedämmt werden sollte.
Die erfreuliche Nebenwirkung war, dass die Wunden begannen, Zeichen von Heilung zu zeigen, der Bakterienbefall ging wirklich zurück (auch MRSA) und dass sogar bei einigen Patienten das Tumorwachstum sich verlangsamte. [Stephan T. Becker, Eugene Sherry, Sureshan Sivananthan, Harald Essig, Jörg Wiltfang, Ingo N. Springer, Joachim Bredée, Patrick H. Warnke. Behandlung fötider Tumorulzerationen mit ätherischen Ölen (KIELMIX®) in der Palliativmedizin · Zeitschrift für Phytotherapie 06/2006] Probeheft dieser Fachzeitschrift aus dem Hippokrates Verlag: MVS Medizinverlage Stuttgart. Ein kleiner Bericht aus der renommierten Onkologie-Fachzeitschrift ‘Journal of Clinical Oncology’ ist hier (in englischer Sprache) nachzulesen. Den Artikel in deutscher Sprache kann man hier online bestellen und runterladen.
Kielmix® enthält laut Herstellerfirma (wird laut aktuellen Informationen nicht mehr hergestellt [2018]:
- Eukalyptusöl 136mg
- Teebaumöl 131mg
- Lemongrassöl 86mg
- Zitronenöl 71mg
- Gewürznelkenöl 73mg
- Thymianöl 26mg
- Ethanol (Weingeist) 347mg
Es wäre mit etwas mehr gesundem Menschenverstand und vor allem mit mehr Aufgeschlossenheit so einfach, in der heutigen Zeit einfach ein paar Labore zu bemühen, um diese Rezepturen und Fallbeschreibungen zu verizifizieren, die Mischungen ggfs. den betreffenden Umständen leicht abzuändern. So könnte man den betroffenen MENSCHEN wirklich helfen, ihre ohnehin oft höllenmäßig empfundene Situation besser zu ertragen. Welcher Mensch ist schon gerne pflegebedürftig und muss sich obendrein auch noch für eklige Ausdünstungen schämen… Die obigen ätherischen Öle sind übrigens allesamt preiswert, selbst wenn sie in hervorragender Bio-Qualität gekauft werden.
Inzwischen haben Prof. Warnke und sein Team auch eine Reihe von ätherischen Ölen gegen diverse krankenhausübliche und antibiotikaresistente Bakterien- und Hefestämme durchgetestet und für eine preiswerte, effektive und “vielversprechende Kraft” befunden. Sie testen die ätherischen Öle von Eukalyptus, Teebaum, Thymian (weiß ?), Lavendel, Zitrone, Lemongrass, Zimt, Grapefruit, Nelkenknospe, Sandelholz, Pfefferminze, Kunzea und Salbei [Warnke, P. H., Becker, S. T., Podschun, R., Sivananthan, S., Springer, I. N., Russo, P. A., Wiltfang, J., Fickenscher, H., Sherry, E. (2009). The battle against multi-resistant strains: Renaissance of antimicrobial essential oils as a promising force to fight hospital-acquired infections. Journal of craniomaxillofacial surgery, 37(7), 392-397] Abbildung: Lemongrass an einem Straßenrand in Süd-Brasilien
PS Da ich ja meinen Vortrag vor einer Selbsthilfegruppe Brustkrebs hielt und danach nach Wien reiste, wo ich jetzt bin, hat sich ein kleiner Kreis geschlossen: Mir ist ein lesenswertes kritisches Buch eines Wiener Gynäkologen “über den Weg gelaufen”: Wirtschaftfaktor Brustkrebs von Prof. Dr. Franz Fischl der seine Ordination nach etlichen Jahren an der Uni Mainz seit Kurzem wieder in Wien (am AKH) hat. Es ist auch bei Weltbild als E-Book für 19.80 Euro erhältlich.
Hallo Eliane,
das Buch ist bestellt!!!! Danke für den Tipp, endlich mal ein Buch, welches mir aus dem Herzen zu sprechen scheint.
Da ich viel mit Hospizmitarbeiterinnen arbeite, kenne ich die Problematik der unangenehmen Gerüche. Dies wird ein Thema auch in meinem Seminar “Hospiz- und Pallliativpflege mit ätherischen Ölen”, sein.
Danke für die wertvollen Hinweise.
Liebe Grüße und eine schöne Zeit in Wien
Sabrina
Hallo Eliane,haben verzweifelt versucht “KIELMIX” zu bekommen.Hast du vielleicht eine Idee woher man es beziehen kann?
Die Mischung wird wohl unser Apotheker für uns zubereiten.Würdest du Eukalyptus radiata und Thymian thymol nehmen?
Vielen Dank ,herzliche Grüße Marion ( Danke für den Hinweis zur Freischaltung mein PC und Ich wir mögen uns nicht besonders;-)
Der Bericht über den Kieler Mix klingt vielversprechend, ich arbeite auf der Palliativstation und bin für die Aromapflege zuständig.
Wird der Kieler Mix in einer Klinik eingesetzt?
Ich bin sehr gespannt liebe Grüße E. Schneider-Blaser
das das fertige produkt, soweit ich weiß, nur in australien verkauft wird, weiß ich nicht ob es in deutschsprachigen kliniken verwendet wird, doch ganz ähnliche varianten wurde durchaus von apotheken zubereitet und angewendet.
Wie setzt man das mischung ein?
Um das einzusetzen, sollte man zumindest eine Basis-Fortbildung in Aromapflege haben, um zu checken, was bei individuellen Patienten zu berücksichtigen ist, ideal wäre es, wenn eine in Onkologie ausgebildete Person den betreffenden am Tumor leidenden Menschen betreuen würde. Für die Betreuung durch Privatpersonen bieten wir regelmäßig Online-Kurse an, beispielsweise morgen und übermorgen: https://www.vivere-aromapflege.de/seminar/onlineseminar-aromatherapie_bestrahlung_chemo/