In Wien, wo ich früher mehrmals im Jahr unterrichtete, gab es vor und nach 1900 einige ganz wichtige Pioniere der Medizin und der Psychoanalyse, deren Geschichte und Biografien mich schon lange beschäftigen. Bereits als Zwanzigjährige las ich begeistert das Buch Das Jahrhundert der Chirurgen von Jürgen Thorwald, es wurde 1956 veröffentlicht. Einer der Wegbereiter war Ferdinand von Hebra (1816-1880), dem aufgrund seiner unehelichen Herkunft fast verwehrt wurde, ein berühmter Mediziner zu werden. Als junger Medizinstudent „durfte“ er in der unterprivilegierten Abteilung Dienst schieben, dort, wo sich die an Krätze Erkrankten tummelten. Er machte Selbstversuche mit dieser damals weit verbreiteten Krankheit der Haut, die durch Parasiten (Milben, Sarcoptes scabiei var hominis) ausgelöst wird. Heute sind diese Spinnentierchen bzw. ihre Ausscheidungen für viele Allergieprobleme zuständig.
Er wusste zu berichten: „setzte ich mir eine […] lebende Milbe an die Innenfläche des Mittelfingers der linken Hand und in Verlauf von 8 Tagen, während welcher Zeit ein bedeutendes, über den ganzen Rücken verbreitetes Jucken mich plagte, erschienen beinahe an beiden Händen zugleich die ersten Krätzblüthen. Um mich genau von dem Gange der Krankheit zu belehren, wandte ich zwei Monate hindurch keine Mittel zur Heilung derselben an„. Durch seine Unerschrockenheit und seinen Forschergeist wurde er zum Begründer der Dermatologie, welche es zu seiner Zeit noch nicht gab, Internisten betreuten die Hautkranken. Er war auch der Erfinder des Wasserbettes um Wundliegen (Decubitus) bei Bettlägerigen vorzubeugen. Auf den Seiten der Uni-Bibliothek der Medizinischen Universität Wien ist mehr über ihn nachzulesen.
Um die Klammer zwischen Wien, Ferdinand von Hebra und den ätherischen Ölen zu schließen, möchte ich kurz eine Frage beantworten, die mir in letzter Zeit häufiger gestellt wurde (doch mehr als Allergien?). Gibt es ein ätherisches Öl, das bei Krätze hilft? Im Jahr 2004 wurde eine kleine australische In vitro-Studie veröffentlicht, wonach der Nachweis erbracht werden konnte, dass Teebaumöl und auch sein wichtiger Inhaltsstoff Terpineol-4 die winzigen unappetitlichen Sauger zumindest auf der Petrischale dosisabhängig eliminieren konnte.

Zum umfassenden Öle-Lexikon hier auf dieser Seite, über 120 ätherische Öle im Porträt: Einfach auf das Bild klicken!
Die Forscher betonen, dass mit dem Öl ein wirkungsvoller Ansatz gefunden werden könne, da die Parasiten immer resistenter gegen die gängigen Mittel wie Lindan (Jacutin) werden [Acaricidal activity of Melaleuca alternifolia (tea tree) oil: in vitro sensitivity of sarcoptes scabiei var hominis to terpinen-4-ol. Walton SF, McKinnon M, Pizzutto S, Dougall A, Williams E, Currie BJ. Arch Dermatol. 2004 May;140(5):563-6].
Mehr dazu auch im Öle-Lexikon unter Teebaum. Teebaumöl von Primavera ist in unserem Shop erhältlich, es sollte niemals „alt“ auf die Haut aufgetragen werden, maximal 9 Monate nach erstmaligen Öffnen verwenden, denn es kann recht schnell oxidieren! Und das auch nur bei optimaler Lagerung und zuverlässiger Qualität.

Blühender Teebaum in meinem Garten im Südwesten Irlands
Für die Behandlung der Hautkrankheit, die sich in juckenden Krusten äußert, können also Salben auf wohltuenden nativen fetten Ölen und Sheabutter gerührt werden (zum Rezept der Schüttelsalbe geht es hier), mit hautregenerierenden Ölen wie
Echter Majoran (enthält auch reichlich Terpineol-4, circa 20 Prozent)
Lavendel destilliert oder das intensivere Lavendel-Absolue
Rosengeranie und Rosengeranienhydrolat (das enthaltene Geraniol – wirkt als repellent auf zahlreichen Insekten, möglicherweise auch auf die Spinnentiere, welche die Milben sind – es wird auch für kommerzielle Produkte eingesetzt)
Rose (10 %ig) und Rosenhydrolat (enthalten von Natur aus Citronellol, Geraniol und Phenylethanol)
Monarde oder Indianernessel (enthält vorwiegend Geraniol)

Blühende Rosengeranie, die Destillation der Blätter ergibt den zauberhaft rosigen Duft, vor allem des Hydrolates
Diese Salben können mit Teebaum- und Neemöl sowie etwas Pfefferminzeöl gegen den Juckreiz ergänzt werden.
Da zumindest der isolierte Duftstoff Benzylbenzoat (ein Ester des Benzylalkohols) auch als Therapeutikum im Handel ist (Antiscabiosum; 10 % für Kinder, 25 % für Erwachsene), wäre es auch denkbar (bei Nicht-Allergikern, da dieser Duftstoff zu den angeblichen 26 Allergenen zählt), folgende zwei Naturdüfte zur Mischung zu geben, die davon viel enthalten können:
Ylang Ylang (Cananga odorata, je nach Destillation und Herkunft circa bis 10 % Benzylbenzoat), Ylang Ylang von Primavera in unserem Shop, dazu reichlich Informationen zu diesem faszinierenden ätherischen Öle samt Studien im Öle-Lexikon hier auf dieser Seite
Jasmin-Absolue (Jasminum grandiflorum, bis 13 % Benzylbenzoat), Jasmin von Jophiel in unserem Shop
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Benzoe-Harz zum Extrahieren in Bio-Ethanol und zum Räuchern
Der wunderbar vanillig duftende Benzoe-Extrakt – siehe im Öle-Lexikon mehr zu diesem wunderbaren Duft – mit der reichlich enthaltenen Benzoesäure kann ergänzend verwendet werden, er enthält zudem bis zu 50 % Benzylbenzoat. Bei Feeling erhältlich und von Farfalla/Evelyn Deutsch auch in unserem Shop erhältlich. Danke für die Unterstützung!
Gegen den schlimmen Juckreiz kann zwischendrin Pfefferminzhydrolat (super italienische Bioqualitäten von Doris Karadar oder von Familie Niederkofler Bergila) gesprüht werden oder ein Gemisch aus je einem Teil Rosen-, Teebaum- und Pfefferminzhydrolat), eventuell durch verschütteltes Lavendelöl und etwas Pfefferminzeöl verstärkt (oder mit natürlichem Emulgator Solubol wasserlöslich machen). Bettzeug, Matrazen und Teppiche sollten mit Neemspray entseucht werden, solche für den Menschen (auch für Kinder) gut verträgliche Sprays sind in Bioläden und auch in Bettengeschäften erhältlich.
Hinweis: Bis auf Pfefferminzöl und Pfefferminzhydrolat können die aufgezählten Naturdüfte bereits für Säuglinge ab 6 Monaten verwendet werden, bitte immer auf circa 0,5 bis 1 Prozent verdünnen, bei bestehenden Hautallergien kein Ylang Ylang für Kinder verwenden (Dosierungskärtchen hier kostenlos im Download)
In einer französischen Studie (2022) konnte gezeigt werden, dass eine Lotion mit 10 % Benzylbenzoat bei Krätze deutlich helfen konnte: Caumes E, Marty M, Cadot M, Boulanger P, Rousseaux C, Petit A. A prospective cohort of patients with common scabies treated with 10% benzyl benzoate emulsion as monotherapy: EPIGALE study. Int J Dermatol. 2022 Apr;61(4):434-441
In einer österreichischen Studie (2023) wurde topisches (äußerlich aufgetragenes) Benzylbenzoat mit Ivermectin, diesem für Menschen gut verträgliche Mittel gegen diverse Parasiten, verglichen: Patienten mit dermatoskopisch nachgewiesener Krätze, die die dermatologische Ambulanz aufsuchten, wurden zur Teilnahme an der Studie ausgewählt. Insgesamt nahmen 224 Patienten an diesem Experiment teil, sie wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei gleich große Gruppen eingeteilt. Gruppe A erhielt topisches 25 %iges oder 10 %iges Benzylbenzoat zur täglichen Anwendung über einen Zeitraum von drei aufeinanderfolgenden Tagen, Gruppe B erhielt orales Ivermectin (200 μg/kg Körpergewicht) zweimal im Abstand von einer Woche.
Das Behandlungsergebnis wurde bei einer 3-wöchigen Nachuntersuchung durch Dermatoskopie bewertet: Die Behandlung führte zu einer Heilungsrate von 87 % in Gruppe A und 86 % in Gruppe B. Die AutorInnen dieser Arbeit folgern daraus: Topisches Benzylbenzoat und orales Ivermectin zeigten eine vergleichbar gute therapeutische Wirksamkeit. Daher stellen beide Wirkstoffe eine angemessene Erstlinientherapie für die Behandlung der Krätze dar. Bei widerspenstigen und stark befallenen Fällen kann zusätzlich zur verkrusteten Krätze eine Kombination beider Wirkstoffe in Betracht gezogen werden. Meyersburg D, Welponer T, Kaiser A, Selhofer S, Tatarski R, Handisurya A, Bauer JW. Comparison of topical benzyl benzoate vs. oral ivermectin in treating scabies: A randomized study. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2023 Jan;37(1):160-165
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Hallo Eliane,
nun sitze ich hier und muss mich doch tatsächlich kratzen…die Macht der Gedanken……
Wäre es möglich dich zu erreichen, mich plagen zwei drei Fragen?
Liebe Grüße
Sabrina
Wie immer – ein sehr interessanter Beitrag!!!
Diese Viecher sind echt krauslich und lästig und leider immer wieder mal zu finden (Leider!!!!)
Wäre schön, wenn wir bei uns im KH solche Ölemischungen auch benutzen dürften – aber es ist ja noch nicht aller Tage Abend.
Ich bin eine treue Leserin dieses Wahnsinnsblogs und bin heute doch endlich mal über meinen Schattengesprungen.
Danke!
Hallo Eliane,
dann hast Du in Wien ja eine arbeitsintensive Zeit.
(aber ich nehme mal an, nicht nur in Wien 🙂 )
Zu der Moxa-Behandlung – ist ja ein Witz, was alles unter Aromatherapie verbucht wird. Ich werde mir den Link mal anschauen.
In meiner Phytotherapie-Ausbildung haben wir eine Moxa-Behandlung ausprobiert, das war schon sehr interessant. Ich habe Moxa im Garten, eine dieser Artemisien, Die Blätter duften so herb-erfrischend – einfach wunderbar.
(und ich freue mich auf den Juli in Irland)
LG Heidi
Hallo Eliane,
mich graust wenn ich an die Biester denke!! Aber Neemöl ist die beste Waffe für das Viehzeug! Ich verwende das ziemlich stinkende Öl immer wenn meine Pflanzen von Parasiten befallen wurden! Es hat noch nie seine Wirkung verfehlt!
P.S der Link mit dem Wissenschaftskalender funktioniert bei mir nicht!
Maschgra Maschgra Rollolo!!!
Sabine
Hallo Eliane,
endlich habe ich es geschafft!
Das ist sehr interessant, dass es doch schon so viel Studien gibt. Gerade hier wird ja immer wieder behauptet, dass nix erwiesen ist.
Schade dass wir im Juli ausgerechnet in Deutschland weilen.
Aber vielleicht kann ich Dich ja vorher mal besuchen.
liebe Grüsse
Ilka
Hallo Eliane,
Meine kleine hatte vor einem Jahr 2 Stellen mit juckenden Dellwarzen ihr rührte ich eine Salbe mit Neemöl und anderen Ölen und Fetten und verschiedenen Ätherischen Ölen. Diese Salbe 1-2x täglich aufgetragen hat suuuuuper geholfen auch einer Bekannten deren Tochter diese Dellwarzen hatte gab ich die Salbe und auch sie berichtete mir von einem Sehr guten Erfolg damit.
Nun zu meiner frage riecht dieses Spray mit Neemöl für die Betten nicht unangenehm ?
Und noch eine andere Frage was für ätherische Ätherische Öle gibt es alles gegen Candida innerlich wie auch äußerlich ?
Liebe Grüße Elisabeth
Liebe Eliane,
danke mal wieder für diese vielen wissenswerten Informationen!!!!
In einem Buch über Manuka habe ich gelesen, das diese Öl auch bei Krätze erfolgreich eingesetzt werde kann.
2 Teil Manuka mit 10 Teilen Jojoba mischen und auf die betroffenen Hautstellen auftragen.
Duftende Grüße
Kordula
Ich habe das Buch von Jürgen Thorwald mit den Aufzeichnungen seines Großvaters sogar zwei Mal gelesen, weil es mich so fasziniert hat. Vor zwei Jahren hatte ich selbst das Glück, für die Recherchen eines meiner Bücher den Ärzten im Operationssaal zuzusehen.
Sehr lehrreich und sehr wichtig fuer echte Heilung ohne Nebenwirkungen.
Natur ist das Beste – immer.
Es war sehr interessant,über krätze zu lesen,mein Mann leidet seid Wochen als er aus dem Krankenhaus kam!
Bin am Ende mit meinem Latein
Manuela
Vielleicht helfen Ylang Ylang-Öl und Benzoeextrakt in Johanniskrautöl, dazu müsste sein Immunsystem flott gemacht werden.
Hallo Elaine, mein Vater ist vor 2 Wochen verstorben danach hat ad ich rausgestellt das er an Krätze litt, bei uns ist noch nichts ausgebrochen was kann ich tun wenn es doch do ist, habe ein behindertes Kind, danke dir für deine Hilfe. Elisabeth
Herzliches Beileid! (ich trauere bisweilen meinem 2016 verstorbenen Vater immer noch sehr nach)…. schau mal bzw gib es ins Suchfeld ein, es gibt einen ausführlichen Artikel zum Thema: https://aromapraxis.de/2010/02/15/atherisches-ol-bei-scabieskratze/ Zudem las ich gerade gestern von Bergamotteöl bei Krätze, also alles zusammen sicherlich einen Versuch wert! Alles Gute! Eliane