Orangen-, Zitronen- und Bergamotteöl werden oft eher als Wellness- und Wohlfühlöle gehandelt. Sind sie auch, doch es gibt etliche wissenschaftliche Untermauerungen ihrer positiven Effekte. Einige Beispiele aus meinen Kursen (die kompletten Quellenangaben liegen vor):

Zitronenöl
– Zitronen-, Rosen- und Lavendelöl-Dämpfe wurden an Mäusen während standardisierter Stress-Situationen (zB werden sie zum Schwimmen gezwungen und durch Labyrinthe geschickt) getestet und mit diversen Medikamenten wie Dopamin-Antagonisten verglichen. Eine antidepressive Wirkung von Zitronenöl wird über die Beeinflussung des 5-HT-nergischen Stoffwechselweges, speziell durch Beeinflussung der 5-HT(1A) Rezeptoren (Serotoninstoffwechsel), erklärt. Komiya & al 2006

Bergamotteöl
– Die Aktivität von naturbelassenem Bergamotteöl und von furocumarinfreien Destillaten wurde an klinisch relevanten Pilzarten untersucht und für effektiv befunden (Trichophyton, Microsporum and Epidermophyton). Sanguinetti 2007
– Menschliche SH-SY5Y-Neuroblastomzellen (Gehirntumor) wurden dem krebsauslösenden Zellgift N-methyl-D-aspartate (NMDA) ausgesetzt. Durch die Beigabe von unterschiedlichen Fraktionen (Inhaltsstoffe-Anteilen) von Bergamotteöl konnte die Schädigung der Nervenzellen reduziert werden. Corasaniti & al 2007
– Musikhören und 15-Minuten-Inhalationen mit Bergamotteöl wurden verglichen, im Vergleich zu einer Kontrollgruppe zeigten Musik und Duft signifikante Veränderung in Richtung einer verstärkten Tätigkeit des Parasympathikus > mehr Entspannung. Peng & al 2009
– Noch unbekannte Anteile in Bergamotteöl führen zu einer Modulierung von diversen Neurotransmittern im Hippocampus von Ratten (Limbisches System/Erinnerungsvermögen). Morrone & al 2007

Orangenöl
– Jeweils ein Viertel von 200 in Zahnarzt-Ordination/Praxis-Warteraum wartenden PatientInnen wurden mit Orangen- oder Lavendelduft beduftet. Ein Viertel der wartenden Patienten wurden mit beruhigender Musik berieselt, ein Viertel wurde nicht manipuliert. Ihr jeweiliger Grad der Ängstlichkeit, Stimmung, Wachheit und Ruhe wurde erfasst. Orangen- und Lavendelöl erwiesen sich als effektiver zur Beruhigung und Angstminderung als Musikberieselung und Nicht-Eingriff. Lehrner & al 2005
– Perillylalkohol, ein Metabolit (Abbauprodukt) von d-Limonen (in fast allen Zitrusschalenölen, hat Anti-Krebs-Eigenschaften, indem es die Apoptose („Selbstmord“) der Krebszellen auslöst. Boon & al 2000

Grapefruitöl
Die us-amerikanische Studie von Alan Hirsch, die besagt, dass der Duft der Schale von Pink Grapefruit Frauen um sechs Jahre jünger erscheinen lässt (in de Augen der männlichen Probanden), hatten wir an anderer Stelle bereits erwähnt…

Nun gibt es aber Wissenschaftler und Lobbyisten, die in all diesen natürlichen Molekülen die Wurzeln allen Allergie-Übels sehen. Volkmar informierte mich über einen Artikel zum Thema Raumbeduftung in Allergie konkret 1/2010, der Zeitschrift des Deutschen Allergie- und Asthmabundes. Einige untersuchte Duftmuster von Primavera werden scharf kritisiert und es wird sogar vor der Anwendung gewarnt, unter anderem vor deren Zitronen- und Orangenöl (weil es  ‘gesundheitgefährdendes’ Limonen enthalte) (Abbildung: DAAB).

Ganz ehrlich, mir geht bei solchen einseitigen Berichten die Hutschnur hoch! Es gibt und gab nie einen geruchsfreien Raum, weder in der Natur noch im noch so allergiefreundlich gestalteten Haus. Wir Verbraucher können keinen Einrichtungsgegenstand oder kein Baumaterial (mehr) kaufen, das nicht irgendwelche Gerüche ausströmt. (Nicht nur preiswerte) industriell gefertigte Möbel- und Teppich-Massenware wird mit den unglaublichsten Cocktails an Chemikalien produziert. (Nicht nur preiswerte) Lebensmittel werden aromatisiert, was das Zeug hält. Die Kleidungsindustrie mischt selbst unter 100-Prozent-(Baumwoll/Woll/Viskose)-Textilien wüste Kunststoffgemische. Die Wasch- und Putzmittelindustrie will uns weis(ß)machen, dass nur porentief rein und desinfiziert als wirklich sauber gelten kann. Mit allerlei Kosmetik betupfen wir uns oft unfreiwillig mit antibiotika-ähnlichen Stoffen (zB Triclosan). Manche Babywindeln sollen sogar bereits kleine – nicht deklarationspflichtige – Mengen an entzündungshemmendem Cortison enthalten.

Wir (Eltern) müssten eigentlich pausenlos entsprechende Berichte bei Greenpeace, Foodwatch, diversen Textilkritikern und so vielen mehr studieren, um uns (und unsere Kinder) vor unnötigen Designermolekülen, die allergisierend wirken könnten, zu schützen. Anstatt den Kindern Möglichkeiten zur gesunden Körperabwehr zu geben, wird ihre kleine-große Welt desinfiziert und sie werden vermeintlichen Gefahren fern gehalten. Wenn sie auffällig werden, darf die Pharmaindustrie ihre milden Gaben ausschütten. Und selbst in den bunten “Apotheken-Smarties” befinden sich allergisierende (Farb-)Stoffe. Aber wenn man sich eine kleine Konzentrationsunterstützung oder einfach nur einen Wohlfühlduft bei einer der seriösen und engagierten Firmen zulegen will, wird man von diesem militanten Allergiker-Verband als fast unverantwortlich abgestempelt. (Warum gibt es eigentlich keinen kämpfenden Pro-Ätherische-Öle-Verband????). Ich bin wirklich froh, dass ich zwischen tropischem Dreck und stacheligen Kakteen, auf Bäumen und in gruseligen Höhlen, mit Schlangen hinterm Haus und haarigen Spinnen rund ums Bett aufwachsen durfte. Und dass ich seit gut einem Vierteljahrhundert mein Leben mit ätherischen Ölen versüßen darf, meine Immunzellen haben es mir (bislang) gedankt!