Klar, dass hinter dem  Adventskalendertürchen des Heiligen Abends die Königin der Blumen prangt (Ros). In vielen Religionen gilt sie als heilige Pflanze, sie macht heil(e), sie heilt (Wunden), sie bringt uns näher zum Heil(and). Und so ähnlich ist auch das Rosenhydrolat zu bewerten.

Eliane Zimmermann AiDA Aromatherapy

Wenn es denn in einer puren, naturreinen und frischen Qualität zur Verfügung steht. Denn kein Pflanzenwasser wird so fantasievoll nach den Vorstellungen des Menschen geschaffen, wie eben ‘Rosenwasser’. Wie im Merksatz zu Piment beschrieben, dürfen nach dem Gesetz, dass die Arbeit der Apotheker reguliert (DAB), auch synthetische Bestandteile ins menschengemachte Rosenwasser wandern. Mal abgesehen von den (oft reizenden) chlorierten Trägersubstanzen, die fast immer in synthetischen Duftmolekülen enthalten sind, legen die Duftfälscher keinen Wert auf jeden einzelnen Inhaltsstoff, der im kopierten Naturduft enthalten ist. Hauptsache, das Ergebnis aus dem Labor riecht gut bzw. der Laie ist fähig, es als den gewünschten Duft zu identifizieren (dafür reichen oft wenige Duftbestandteile, so wie man beispielsweise eine Symphonie auch mit der Blockflöte gespielt erkennen kann, das volle und erhebende Musikerlebnis jedoch ‘geht flöten’). Zudem sind oft die ‘Mini-Bestandteile’ in ätherischen Ölen (und sicherlich auch in Hydrolaten) für die oft wundersamen und durchschlagenden therapeutischen Erfolge mit verantwortlich (1-2% Sclareol in Muskatellersalbei, 1% Methylanthranilat in Mandarinenschale etc). Oder sie prägen den Duft erheblich (Nootkaton in Grapefruit, Phenylethanol in Rose etc). Insofern gibt es mehrere Gründe, synthetisches oder sonstwie ‘bearbeitetes’ Rosenwasser abzulehnen. Rosenhydrolat ist (bislang) das einzige Hydrolat, von dem ich über 500ml pro Jahr verbrauche, da es für und gegen so ziemlich alles einsetzbar ist. Und wenn die neue Flasche vor dem Aufbrauchen der alten Flasche eintrifft, wandert der letzte Rest in den Wassertank des Bügeleisens.

  • Rosa x damascena Mill [und auch andere Rosenarten wie Rosa x alba, Rosa gallica, Rosa centifolia] (Rosaceae, Rosengewächse)

Herstellung: Wasserdestillation (selten Wasserdampfdestillation) der Blütenblätter (weil Blütenwachse ein Durchdringen des Wasserdampfes erschweren)

pH-Wert: 4,1-4,4; bei hervorragender Qualität auch ohne Konservierung, wenn sauber, dunkel und kühl ohne Temperaturschwankungen gelagert circa zwei Jahre

Geruch/Geschmack: blumig, nach Rose, frisch, kühlend, minimal bitter (Ronald Reike und Maienfelser bieten viele unterschiedliche Rosenhydrolate an)

Inhaltsstoffe im lipophilen Anteil: 9-28% Citronellol, 14-28% Geraniol, 7-27% Nerol, 7% Phenylethanol (Len & Shirley Price 2004)

Körperliche Wirkung und äußerliche Anwendung: stark schmerzlindernd und entzündungshemmend, meistens besser als jede Art von Augentropfen sind Kompressen mit (evtl. gekühltem) Rosenhydrolat bei Konjunktivitis, roten Augen, trockenen Augen, gereizten Augen (auf geschlossene Lider legen), auch bei Augen-Infektionen von Säuglingen (auf Qualität ohne Alkohol achten!); schmerzlindernd bei Zahn- und Kiefernoperationen (evtl. einfrieren: Eiswürfel aus Hydrolat machen), etwas ins Wasser für Wadenwickel (nie kalt, immer einige Grad unter der aktuellen Körpertemperatur). Als tägliches Gesichtswasser, bei Hitzewallungen, bei entzündlicher und gereizter Haut, auch bei Windeldermatitis von Säuglingen, als Grundlage für Deos. Zur Vorbehandlung vor öliger Körperpflege, die ansonsten austrocknend wirken kann (Körperöle immer nur auf feuchte Haut einmassieren, nach der Dusche oder nach Einsprühen mit einem Hydrolat), das muss besonders in der Pflege von Seniorenhaut beachtet werden. Zur Desensitivierung bei Neigung zu Allergien und/oder heftigen Reaktionen auf Umweltreize. Viele spannende Fakten  zur Rose und ihren unterschiedlichen Düften ist auf den ersten vier Seiten meines Online-Magazin 24 nachzulesen.

Seelische Wirkung und Einnahme: harmonisierend und ausgleichend, stabilisiert emotionale Achterbahnfahrten, insbesondere vor der Menstruation, in der Schwangerschaft, in der Zeit des Wechsels, gute Ergänzung zum Rosengeranienhydrolat; als ‘Wasser’ für die Herstellung von Bachblüten-Arzneien; für die Herstellung von Marzipan, für Desserts, Prosecco- oder Sektglas vor dem Einfüllen mit einem Sprühstoß Rosenhydrolat versehen, auch in Rosen- oder Fruchtbowle; Rosenhydrolat kann pur in die Duftlampe gegeben werden

24. Merksatz zu Hydrolaten: Gibt es bei ätherischen Ölen bereits erhebliche Unterschiede in der Zusammensetzung, auch wenn es sich um Öle mit exakt den gleichen wissenschaftlichen Namen für die jeweils duftspendende Pflanze handelt, haben wir bei Hydrolaten noch größere Differenzen bei den Inhaltsstoffen zu verzeichnen. Das liegt nicht nur an unterschiedlichen Verfahren der Wasserdampfdestillation, sondern auch an unterschiedlichen Verfahren bei der Analyse. Zudem kann die Qualität des verwendeten Wassers, das ja den größten Anteil an unserem Produkt ausmacht, die Zusammensetzung erheblich beeinflussen.

Diese Serie hat gezeigt, dass in Hydrolaten ein riesiges Potenzial an therapeutischen und pflegerischen Möglichkeiten existiert und ich möchte hiermit alle LeserInnen ermutigen, ‘neue’ Hydrolate zu erkunden und mir im Laufe des nächsten Jahres Erfahrungen damit zu schicken, damit wir alle daran teilhaben können! Selbst ich bin durch das Reflektieren, Nachlesen und Aufschreiben von Erfahrungen wieder neugierig auf Abwechslung in meinem Hydrolateregal geworden.   * nach Suzanne Catty

K.E.K.S. Ich schrieb im ersten Hydrolate-Beitrag, dass mich eine mögliche Spende meiner LeserInnen motiviert hat, diesen Adventskalender der anderen Art zu verfassen. Auch wenn es inzwischen 18 Jahre her ist, ich kann mich so gut an die leidvollen Stunden nach der Entbindung erinnern, als Ärzte mit dem Wort ‘Oesophagusatresie’ um sich warfen. Keine Zeit für Erklärungen hatten. Schon gar keine Zeit für Trost und das Spenden von Zuversicht. Später die endlosen Monate, in denen wir uns vorkamen wie die letzten Idioten, weil wir nicht wussten, ob und wie unser Kind jemals würde essen können. Die vielen Infekte, die vielen Ärzte, die vielen Antibiotika, die Krankenhausaufenthalte. Wenn uns damals jemand nur ganz kurz, jedoch überzeugend erklärt hätte, wie man mit den jeweiligen Episoden am besten umgeht und  dass so ein Kind ein ganz (oder in manchen Fällen fast ganz) normales Leben führen kann, wäre vieles einfacher gewesen. Und dieser JEMAND sitzt bei K.E.K.S. – in Form von Krankenschwester, Sozialpädagoge, Ärztin und Arzt, betroffenen Eltern. Fast alle blicken auf inzwischen 25 Jahre Erfahrungen in der Beratung von Betroffenen mit angeborener Oesophagusatresie zurück und auch mit beispielsweise durch Einnahme von ätzenden Substanzen erworbenen Speiseröhrenschäden. Nur was immer fehlt ist GELD. Da KEKS von Spenden lebt. Das alte KEKS-Haus in Stuttgart war marode und musste abgerissen werden, ein neues Gebäude wurde während dieser Hydrolate-Serie fertig und eingeweiht. So dass betroffene Familien eine Anlaufstelle in der realen Welt finden, wo sie beraten werden, wo sie perfekt aufgehoben sind, wo sie auch mal übernachten und abschalten können. Wenn jede(r) meiner täglich einige hundert Blog-LeserInnen pro Hydrolate-Beitrag einen Euro (oder auch nur 50 Cent) spenden würde, käme eine stattliche Summe zusammen (Spenden bitte mit dem Stichwort ‘Aromatherapie’ versehen; auch Zahngold wird angenommen; Stuttgarter Volksbank, Konto-Nr.: 300 000 006, BLZ: 600 901 00, BIC: VOBADESS, IBAN: DE88 6009 0100 0300 0000 06). Essen ist die natürlichste Sache der Welt – jedoch nicht für Keks-Kinder, sie brauchen dafür ganz viel Unterstützung. Vielen Dank und schöne Festtage!

Mehr zum Thema sowie 12 heraustrennbare Taschenkärtchen zu den wichtigsten Indikationen gibt es im Hydrolate-Buch von Eliane Zimmermann. [Foto Rosen: Antje Wendel]

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