Diese weit verbreitete Zimmerpflanze fristet oft ein Eckendasein und damit gibt sie sich meistens auch zufrieden. Darum nannte ich sie früher ‚Studentenpflanze‘, denn ich lernte sie in einer Wohngemeinschaft kennen, wo man sich nur ab und zu dieser südafrikanischen Schönheit annahm.
Warm oder kalt, Wasser oder keines, sonnig oder halbschattig, Zuwendung oder Vernachlässigung, sie nimmt kaum etwas übel. Zudem kann man ratzfatz Ableger draus machen, sie wurzelt sehr bereitwillig. Sie und ihre engen Verwandten duften nach Rose, nach Zitronenmelisse, nach Aprikose, nach Schokolade, nach Minze, nach Minzschokolade, nach Muskat und vielen anderen Gerüchen.
Diese Fähigkeit zur Adaption, zur Anpassung an sehr unterschiedliche Lebensumstände, wurde uns Menschen normalerweise mit auf den Lebensweg gegeben. Doch immer wieder kommt sie uns – zumindest phasenweise – abhanden. Das nennt man dann im fortgeschrittenen chronischen Stadium ‚Krankheit‘. Viele Bereiche der Naturheilkunde nennen sich ‚Regulative Medizin‘, denn sie unterstützen den kranken Körper und die angeschlagene Seele dabei, sich wieder in die Balance zu bringen, sich wieder selbst zu regulieren. Genau in diesem Bereich springt auch die Rosengeranie hilfreich ein. Sie wird meistens einfach Geranie oder Geranium genannt, (obwohl sie eine Pelargonie ist). Sie reguliert. Sie balanciert. Sie lotet das wieder aus, was aus dem Lot geraten ist. Egal ob sich das anregende und das beruhigende Nervensystem nicht einig sind, ob sich die Stresshormone zu sehr in den Vordergrund spielen, ob der Feuchtigkeits- und Fetthaushalt der Haut Amok laufen, ob die Geschlechtshormone vergessen haben, wie eine Schwangerschaft zustande kommt. Manche Leute sind sich sicher, das Rosengeranienduft sogar stockende Konferenzen und wichtige Business-Gespräche auf Vordermann bringt und dass miese Stimmungen weniger Chancen haben.
- Pelargonium graveolens [auch P. odoratissimum, P. asperum] (Geraniaceae, Storchschnabelgewächse)
Herstellung: Destillation der Blätter/Zweige
pH-Wert: 4,9-5,2; relativ unstabil je nach Herkunft*
Geruch/Geschmack: zart blumig, süßlich, lecker, je nach Firma leicht rosig und/oder zitronig
Inhaltsstoffe im lipophilen Anteil: bis 39% Isomenthon, bis 33% Linalool, bis 9% Geraniol (Len & Shirley Price 2004)
Körperliche Wirkung und äußerliche Anwendung: extrem ausgleichend bei allem was mit ‚zu‘ beschrieben wird: zu wach, zu müde, zu heiß, zu kalt, zu dick, zu dünn etc; wichtiges Gesichtswasser sowohl bei zu trockener als auch bei zu fettiger Haut (auch 1:1 mit Rosenhydrolat vermischt), als kühlendes und erfrischendes Körperspray im Hochsommer, bei Hitzewallungen, nach zuviel Sonne(nbrand), als Grundlage für Deo-Rezepturen (‚zu‘ viel Schweiß); wirkt leicht zusammenziehend, darum gut bei Couperose, als Rasierwasser-Grundlage und auch bei kleinen blutenden Wunden (insbesondere für Kinder), bei schweren Beinen (‚zu ausgeleierte‘ Venen), als Auflage bei Hämorrhiden, nach Insektenstichen
Seelische Wirkung und Einnahme: als Grundlage für Raumsprays insbesondere im Bürobereich; lecker in Getränken (auch in Kräutertees), Süßspeisen (Gelatine, Obstsalat), Zuckerguss
23. Merksatz zu Hydrolaten: Destillationsprofi Dr. Albrecht von Keyserlingk, der viele hochkarätige Ätherisch-Öl-Firmen beliefert, betont, dass hochwertige Hydrolate mit bestem Trinkwasser destilliert werden müssen. Oder aber mit der indirekten Dampfzufuhr, das bedeutet dass das zu verwendende Wasser in einem Gerät außerhalb des Alambics erzeugt wird und somit nur noch der Wasserdampf in Kontakt mit der zu destillierenden Pflanze kommt. Ich habe das bei einer alten Destillationsanlage in Brasilien gesehen: In einer Art – oder gar umgebauten – altertümlichen Dampflokomotive wurde der Wasserdampf erzeugt und dieser wurde dann in die eigentliche Destillationsanlage geleitet. So wird das Hydrolat nicht durch unreines Wasser verfälscht, auch kommen keine Chemikalien (etwa zur Wasserentkalkung) mit den Heilpflanzen in Berührung. * nach Suzanne Catty
Mehr zum Thema sowie 12 heraustrennbare Taschenkärtchen zu den wichtigsten Indikationen gibt es im Hydrolate-Buch von Eliane Zimmermann.
Viele Dank für den schönen Adventskalender. Nun hast Du Dir aber eine Auszeit verdient :-). Besinnliche Feiertage. LG Tina
Liebe Eliane,
vielen Dank für den informativen Adventskalender und die große Mühe und viele Zeit die dahinter steckt. Hydrolate sind meine Lieblinge und ich find es sehr spannend was man mit ihnen alles bewirken kann.
Ich wünschen Ihnen und Ihren Lieben ein frohes Weihnachtsfest und ein glückliches und gesundes neues Jahr.
Liebe Grüße vom Niederreihn
Kordula
Geranie wirkt bei Nagelpilz. Es wird auf die befallenen Stellen aufgetragen. Der befallene Nagel muss zuvor mit einer Nagelfeile leicht angerauht werden, damit das Geranienöl besser wirken kann.
Mehr dazu unter
Hallo Eliane,
ich habe heute Rosengeranienhydrolat in meiner Kupferdestille hergestellt. Es hat sich einiges an ätherischem Öl gebildet. Ganz zum Schluss ist es plötzlich hellblau-türkis geworden obwohl es bis dahin farblos wie das Hydrolat war. Kann es sein, dass es mit dem Kupfer reagiert hat? Sollte ich das ätherische Öl abnehmen und nicht weiter verwenden? Ich bin mir da etwas unsicher. Das Hydrolat duftet sehr fein!
Liebe Grüße aus dem Schwarzwald
Daniela
Hallo Daniela, wow, das ist ja spannend,vermutlich handelt es sich um eine Interaktion aus schwefeligen und Kupfermolekülen, aber das ist nur eine Vermutung, ich kenne dieses Phänomen bei Rosengeranie nicht. Ich würde es auf gar gar keinen Fall weg tun, sondern erstmal 14 Tage ruhen lassen und beobachten, öfters mal den pH-Wert checken, ob dieser sich verändert. Der Duft von beiden Anteilen wird vermutlich schöner werden.