Ich habe in den letzten Monaten einige Pflanzen destilliert, vor allem für Schauzwecke. Um den KursteilnehmerInnen mal zu zeigen, wie es funktioniert und dass man auch aus mehreren voll gefüllten Tassen mit Heil- und Duftkräutern manchmal keinen ganzen Tropfen an ätherischem Öl gewinnen kann.

Eliane Zimmermann AiDA Schule für AromatherapieWer selbst pflanzt, hütet, jätet, biologisch schützt (beispielsweise eine miefende Brennesseljauche ansetzt und regelmäßig einsetzt), erntet, mörsert oder schneidet und destilliert, weiß für immer, wie kostbar ein einziges Tröpflein ätherisches Öl ist! Und welche große Menge an Heilpflanze in diesem Tropfen steckt (dazu ein anschaulicher Artikel und Fotos von einem 2.500 qm kleinen Feld  und hier ein Anblick dieses Feldes, das pro Jahr “nur” 1 Liter Melissenöl ergibt )! Oder würde jemand eine Portion Tee aus dieser Menge Kraut aufbrühen? Oder eine Inhalation daraus machen? Oder einen blutstillenden Umschlag?

Eliane Zimmermann AiDA Schule für AromatherapieAuch als “alter Hase” staunte ich nicht schlecht darüber, wie extrem stark und “geraniolig” das Hydrolat aus meiner riesigen Rosengeranie (Pelargonium graveolens) roch. Ich hatte sie im Garten unseres Gästehauses und Schulgeländes ausgegraben, um ihr zu Hause ein neues Plätzchen zu geben. Sie war zunächst etwas beleidigt, und rollte viele ihrer Blätter zusammen. Diese sehr stark duftenden, fast trockenen Blätter “jagte” ich einige Sekunden durch meinen Thermomix (besser noch wäre ein behutsames schneiden mit einem sehr scharfen Messer).

Destillation_GlasdestilleEs passten dann circa 25 Gramm Trockenkraut und dazu zwei klein geschnittene frische Blätter in das Destillationsgefäß meines ‘Hydrolati’. Dann köchelte und brodelte es im bis 500 Grad feuerfesten Erlenmeyerkolben, und wie immer war ich fürchterlich aufgeregt, als die ersten Tröpfchen Hydrolat aus dem gläsernen Röhrchen heraus tropften. Ich habe mir übrigens bewusst eine kleine gläserne Destille zugelegt, damit KursteilnehmerInnen genau zuschauen können, wie Destillation funktioniert. Meine viel größere Kupferdestille ist für Hydrolate sinnvoller, da diese länger haltbar sind als die aus gläserner Produktion. Aber man sieht eben nicht viel des aufregenden alchemistischen Vorgangs und es dauert auch viel zu lange.

Eliane Zimmermann AiDA Schule für AromatherapieDiese praktische Heimdestille mit mundgeblasenen Teilen namens HYDROLATI kann nach einem Seminar bei der “Heilpflanzen-Hebamme” Barbara Kircher-Storch (klick!) erworben werden (circa 200 € inkl. Schutzbrille, Siedesteinchen, Kupferstück).

Eliane Zimmermann AiDA Schule für AromatherapieMeine knapp 200 ml Rosengeranienhydrolat – destilliert aus einem ganzen Thermomix-Behälter voller Kraut – enthielten circa 1,5 Tropfen ätherisches Öl!

Eliane Zimmermann AiDA Schule für AromatherapieBei einer Lavendeldestillation kam zwecks längerer Haltbarkeit des Hydrolats ein Stück Kupfermatte mit ins Wasser. Beide Hydrolate duften so ungleich viel besser als ihre gekauften gleichnamigen Hydrolate, egal von welcher Firma. Bei Lavendel kann man es sich nur in der heimischen Destillation leisten, das Heilkraut gut zu rebeln, dass keinerlei Zweige und Blättchen mit dabei sind. Auf diese Weise erreicht man ein recht blumig, fast süß duftendes Hydrolat. Sobald “Grünzeug” dabei ist, wird der Duft herber und enttäuscht dann viele KäuferInnen, weil er kaum an Lavendelöl erinnert.

Zudem muss bedacht werden, dass Lavendelhydrolat kaum den duftgebenden Ester Linalylacetat enthält. Denn dieser wird bei der Destillation aufgespalten in Linalool und Essigsäure. Die milden Pflanzensäuren machen Hydrolate so hautfreundlich, zudem haltbarer als der entsprechende Tee und mild antiseptisch sowie juckreizstillend (“Hydrolate” aus dem Espressokocher sind bei guter Kühlung nur zwei oder drei Tage haltbar, da sie sowas wie starker Tee sind, es fehlen Säuren, ätherische Öle und sicher noch manche andere Inhaltsstoffe, die bei der Destillation übergehen und entstehen).

Eliane Zimmermann AiDA Schule für AromatherapieAnders als anderslautende Behauptungen enthalten ätherische Öle aus Rosengeranie (Pelargonium graveolens) übrigens so gut wie keine Monoterpenaldehyde! Ich habe mal neun Gaschromatogramm-Analysen von sieben unterschiedlichen seriösen, größtenteils Bio-Öle-Anbietern verglichen. Ätherische Öle aus Pelargonium asperum können einen winzigen Anteil (< 1%) an diesen zitronig duftenden Bestandteilen enthalten. Bei Analysen 1 und 9 gab es keine Angabe über den wissenschaftlichen Namen des untersuchten Rosengeranienöles.

Foto Tropfen: Antje Wendel