Nach einer „Elefanten-Schwangerschaft“ (22 Monate) ist nun die wohl umfassendste zweisprachige „App“ über ätherische Öle online (weiter unten drei Studien zur möglichen verbleibenden Lebenszeit u.a. zum Riechsinn, sorry, wieder sehr viel Input!). Sie heißt Scentarium und kann hier angeschaut werden und eine Woche kostenfrei getestet werden. Wir fingen streng genommen bereits vor sechs Jahren an, dieses Projekt zu konzipieren. Insbesondere auf etlichen Autofahrten durch das südwestliche Irland, als wir für vier E-Learning-Kurse Videos an schönen Orten filmten, hatten wir entspannte Momente, um Ideen und Wünsche zu formulieren.

Der Name Scentarium leitet sich von ‚Herbarium‘ ab, eine Sammlung von botanischen Mustern, in unserem Fall sind es Beschreibungen von Duftpflanzen und allem was dazu gehört. Für mehr Infos auf das Bild klicken!

Eigentlich sollte es zunächst nur eine Datenbank für Sibylle Broggi-Läubli und mich werden, wir wollten einfach nur die unzählig vielen Studien, die wir auf Papier und auch digital hier und dort seit lagen Zeiten horten (und oft nicht wieder finden), an einem Ort systematisch sammeln. Ihr Mann Michel Broggi ist Programmierer, so sagten wir auf einer Fahrt über den Ring of Kerry einfach mal „bitte, bitte“.

Es verging viel Zeit und wir verschlissen viele Tabellen, etliche Computerprogramme und nicht wenig Geld, bis sich das Produkt immer mehr verfeinerte und zu dem entwickelte, was wir seit 10 Tagen mit der deutschsprachigen und englischsprachigen Community teilen. Jede/r von uns dreien hatte unterschiedliche Schwerpunkte (und Talente), jeweils unterstützt durch eine Person, welche die von uns gehorteten Daten sichtete, sortierte, einpflegte, miteinander verknüpfte und vor allem systematischer und für jedermann einfach zugänglich machte. Denn Sibylle und ich sind eben nicht die systematischen Sortiererinnen: Wir stapeln unsere „Papiere“ bis wir irgendwann gar nicht mehr wussten, welche Schätze sich in zusammen fast 80 Jahren unserer täglichen Tätigkeit mit ätherischen Ölen angesammelt hatten.

Darum war es ein langer und für uns beide sehr anspruchsvoller Weg, uns neben der normalen Alltags-Arbeit mit der Welt der Datenerfassung vertraut zu machen. Wir mussten genau darüber nachdenken, was wir damals als Anfängerinnen geschätzt hätte und was uns als „alte Häsinnen“ immer noch fehlt. Das alles musste „übersetzt“ werden in machbare und übersichtliche Tabellen und Kästchen, fast alles muss miteinander verknüpft werden, fast alles muss per raffinierter Suchfunktion auffindbar sein. Man muss vorwärts und rückwärts suchen können. Genau so, wie wir es uns wünschten (und nicht für möglich hielten, da durchaus etwas technophob).

Zum Preis von einer Kinokarte (plus Popcorn oder Limo 😉 Es sind drei Pläne möglich: Zunächst kann eine Woche ganz ohne Geld in die Hand zu nehmen in diesem riesigen Werk gestöbert werden. Dieses Test-Abo geht alleine zu Ende ohne weitere Verpflichtungen. Wer mag, kann auf diese stetig wachsende Wissens-Sammlung mit 16,90 € oder 19,90 € monatlich zugriffen werden, auf das Bild klicken für die detaillierten Pläne.

Einen einzigen Text für eine Datenbank zu schreiben ist für unsere Neuronen so viel komplizierter als dieselben Informationen für einen Artikel oder für ein Buch aufzubereiten! Für mich war das Schreiben der über 200 Öle-Porträts teilweise ein Kreativitäts-Killer. An vielen Stellen war etwas anzuklicken und zu verknüpfen, vor- und zurück zu scrollen, echt mühsam, obwohl ich eine so passionierte Schreiberin bin. Aber halt aus dem vergangenen Jahrhundert!!!

Es sind also (bislang) die gut 200 allerwichtigsten Öle porträtiert, mit Eigenschaften, Indikationen, Vorsichtshinweisen, Rezepten, möglichen Ersatzölen und Mischungs-Partnern sowie – einmalig im deutschsprachigen Bereich – mit entsprechenden detaillierten Analysen enthalten (bei circa 100 € pro Analyse kann ist eventuell zu ahnen, was alleine diese Funktion wert ist). Weitere Porträts sind bereits in der Warteschleife.

Wir sind ein bisschen stolz, dass wir die allermeisten Duftpflanzen mit Fotos von eigenen botanischen Streifzügen illustrieren konnten. Das ist heutzutage so wichtig, denn viele AnwenderInnen greifen zu völlig falschen Fotos einiger Duftpflanzen. Nur weil „das Internet“ behauptet, gewisse Motive unter dem Stichwort Bergamotte oder Jasmin seien korrekt, heißt das inzwischen noch lange nicht, dass die Pflanzen wirklich so aussehen! Selbst einige Öleanbieter zeigen inzwischen etliche falsche Pflanzenfotos.

Kopfzerbrechen bereiteten uns auch die momentan geltenden wissenschaftlichen Namen etlicher Duftpflanzen. Viele der neueren Änderungen waren uns bereits geläufig (wie die ersten drei der folgenden Liste), bei manchen Namen waren wir überrascht (wir richteten uns schon wie für die vergangenen paar Auflagen meines Fachbuches nach ‚Plants of the World‘ von Kew Gardens):

  • Deutsche Kamille: Matricaria chamomilla statt Matricaria recutita
  • Rosmarin: Salvia rosmarinus statt Rosmarinus officinalis
  • Arabischer Weihrauch: Boswellia sacra statt Boswellia carteri
  • Ravintsara: Camphora officinarum statt Cinnamomum camphora
  • Blauer Rainfarn: Vogtia annua statt Tanacetum annuum
  • Ravensara: Cryptocarya agathophylla statt Ravensara aromatica usw

Kanntest du diese Namens-Neuerungen?! Wer sich also bezüglich korrekter Abbildungen und korrekter aktueller wissenschaftlicher Namen informieren möchte, ist bei Scentarium richtig. Die Bedienungsoberfläche ist sehr übersichtlich ohne viel Schnickschnack gestaltet, so dass man sich in wenigen Minuten orientieren kann.

Kleine Meldung, wenn beim Komponieren eines Rezeptes die 3%ige Verdünnung erreicht wird

Jede einzelne Analyse der Inhaltsstoffe hat ihr eigenes Tortendiagramm, wenn dann im Community-Bereich eine eigene Rezeptur notiert wird (privat oder für alle), zaubert die (für mich überaus magisch wirkende) Programmierung auch ein Tortendiagramm der Gesamtrezeptur. Wenn also beispielsweise eine Rezeptur mit einem hohen Anteil an Estern zwecks Beruhigung und Stimmungsaufhellung erstellt werden soll, braucht man nicht die Eigenschaften und Inhaltsstoffe der jeweiligen Öle auswendig zu wissen, sondern kann so lange an der Rezeptur „feilen“, bis das Tortendiagramm beispielsweise über  50 % Ester anzeigt (sorgfältig unterteilt in Monoterpenester und aromatische Ester).

Auch teilt einem das Programm mit, wenn die physiologische Verdünnungsmenge von 3 Prozent erreicht ist. Denn wir achten auf maximale Sicherheit im Umgang mit den kostbaren Naturdüften. Aus gesundheitlichen Gründen und auch um Verschwendung vorzubeugen und damit den nachhaltigen Umgang mit Duftpflanzen zu unterstützen.

Eliane Zimmermann und Sibylle Broggi-Läubli werden gefilmt beim Fachsimpeln über die römische Kamille, die im Südwesten Irlands als „Unkraut“ allgegenwärtig ist, zum Video (und weiteren kostenfreien über 100 gefilmten Pflanzenporträts) aufs Bild klicken!

Der Bereich der Studien wird noch tüchtig anwachsen: Wir haben uns vor allem auf neuere Studien von 2020-2025 konzentriert, denn Studien, die älter als 5 Jahre sind gelten in der Wissenschaft als „historisch“.  Dennoch habe auch diese ihren Wert für uns praktisch arbeitende Naturduft-EnthusiastInnen! Viele Studien habe ich bereits kommentiert, also beispielsweise dazu geschrieben, ob sie völlig an den Haaren herbei gezogen sind (wie mit hoch dosiertem Methylchavicol zwangsernährter Nagetiere) oder ob sie höchstwahrscheinlich Rückschlüsse auf den menschlichen Organismus und auf das menschliche Empfinden/Verhalten haben könnten. Ich durfte im Laufe der Jahrzehnte nicht wenige Ätherische-Öle-Forscher persönlich sprechen und notiere bisweilen auch entsprechende Erkenntnisse „von hinter der Bühne“.

Somit kann der Inhalt der Studien in einigen Sätzen auf Deutsch nachgelesen werden, der angegebene Link führt zum Original: Manchmal nur zur Zusammenfassung, oft jedoch auch zur ganzen Arbeit als PDF-Datei (dann fast immer auf Englisch). Das kann für Pflegende wichtig sein, die ihre Arbeit mit ätherischen Ölen rechtfertigen und belegen müssen. Die Originale kosten meistens circa 50 Dollar und mehr. So kann nach Symptomen und Eigenschaften, nach Namen der Öle, die wissenschaftlich durchleuchtet wurden, nach Datum und auch nach den Studienautoren gesucht werden. Wir haben möglichst viele klinische Studien berücksichtigt, fanden einige Tierexperimente jedoch auch recht relevant.

Wir haben dagegen (bislang) kaum eine der unzählig vielen Bakterien- und Pilzestudien aufgenommen, da fast alle ätherischen Öle antibakteriell und antimykotisch wirken und wir diese Eigenschaften, wenn deutlich ausgeprägt, in der entsprechenden Auflistung sichtbar gemacht haben. Studien über die antivirale Wirkung gibt es nicht so viele, doch einige haben wir aus immer noch aktuellem Anlass integriert. Auf Studien wie etwa über die Integration von Bestandteilen von ätherischen Ölen in Nanopartikel, die zum Schutz von Salatgurken oder Goldfischen dienen sollen, haben wir n nicht eingepflegt. Klar sollte sein, dass es weder zu allen Ölen noch zu allen Krankheiten für die praktische Arbeit Studien gibt! Über Immortelle, Cistrose, Ravintsara ist beispielsweise immer noch fast gar nichts zu finden.

Zu Scentarium hier aufs Bild klicken, da diese App browser-basiert ist, kann die auf allen Geräten ohne Installation verwendet werden.

Fragen und Antworten der eher technischen Art

🟢 Die Probeversion endet automatisch. Das Konto bleibt jedoch bestehen und man kann sich jederzeit danach für eines der Abos entscheiden.

🟢 Das Abo verlängert sich automatisch. Es kann jedoch jederzeit in den Profileinstellungen unter Abonnement gekündigt werden und zu einem späteren Zeitpunkt wieder aktiviert werden.

🔸 Vielleicht ist dir aufgefallen, dass du unsere App nicht im App Store oder Google Play Store findest: www.scentarium.info Das hat einen einfachen Grund: Scentarium ist keine klassische App zum Installieren, sondern eine Webanwendung. Das bedeutet: Du kannst Scentarium ganz einfach über deinen Internetbrowser (z. B. Safari, Chrome oder Firefox) auf deinem Smartphone, Tablet oder Computer nutzen – ohne etwas installieren zu müssen!

Die Vorteile einer Web-App auf einen Blick:

✅ Kein Download oder Speicherplatz nötig

✅ Immer die neueste Version – keine Updates erforderlich

✅ Zugriff von jedem Gerät mit Internetverbindung

✅ Einfach als Lesezeichen speichern oder zum Startbildschirm hinzufügen

✅ Plattformunabhängig (iOS, Android, Windows, Mac)

Da ich statt „Gute-Nacht-Geschichten“ so gerne Studien lese, jetzt noch ein Dreierpack von hoch spannenden wissenschaftlichen Erkenntnissen, eine davon wurde erst vor wenigen Tagen veröffentlicht.

[1] Drei Studien zur Prognose der Lebenszeit im Herbst des Lebens

Der Verlust des Geruchssinns nach dem 60. Lebensjahr ist ein starker, unabhängiger Prädiktor für eine geringere Lebenserwartung und kann als Frühwarnzeichen für einen zugrunde liegenden Gesundheitsverfall dienen.

Vor über 10 Jahren schrieb ich hier auf dieser Seite über eine viel beachtete Studie zu diesem Thema: Pinto JM, Wroblewski KE, Kern DW, Schumm LP, McClintock MK. Olfactory dysfunction predicts 5-year mortality in older adults. PLoS One. 2014 Oct 1;9(10):e107541. Folgestudien wurden in Fachzeitschriften wie den Annals of Internal Medicine veröffentlicht und von großen Nachrichtenagenturen wie BBC und Reuters aufgegriffen.

Dr. Jayant Pinto von der Universität Chicago schloss aus seiner Arbeit an über 3000 Menschen: Wer über einen intakten Geruchssinn verfügt, hat (ab Mitte 50) noch lange zu leben. Der erste Durchlauf der Untersuchung erfolgte in den Jahren 2005 bis 2006. 39 Prozent der 3005 Probanden zwischen 57 und 85 Jahren, die fünf Gerüche nicht identifizieren konnten, waren beim zweiten Durchlauf des Experiments – 2010-2011 – verstorben; demgegenüber starben „nur“ 19 Prozent der StudienteilnehmerInnen, welche den Riechtest bestanden hatten, innerhalb dieser fünf Jahre.

Eliane Zimmermann AiDA Schule für Aromatherapie

Für den Riechtest mussten folgende Gerüche in dieser Schwierigkeitsreihenfolge identifiziert werden: Pfefferminze, Fisch, Orange, Rose und Leder. Das Umfrageteam arbeitete mit den Sniffin‘ Sticks, die von NeurologInnen zur Identifizierung von ersten Symptomen von Morbus Alzeimer und Parkinson als Diagnosemittel verwendet werden. Dieses interessante Experiment zeigte dass:

  • Fast 78 Prozent der TeilnehmerInnen konnten grundsätzlich normal riechen: von ihnen konnten 45,5 Prozent alle fünf angebotenen Gerüche korrekt identifizieren, 29 Prozent aus dieser Gruppe konnte vier der fünf Riechstoffe benennen.
  • Fast 20 Prozent der Probanden wurden als “hyposmisch” eingestuft („Schwachriecher“): Sie identifizierten zwei oder drei der fünf Gerüche.
  • Die restlichen TeilnehmerInnen, also 3,5 Prozent, waren Anosmiker: Sie konnten nur einen der fünf Gerüche erkennen (2,4 Prozent) oder gar keinen (1,1 Prozent). In dieser Gruppe befanden sich erwartungsgemäß die ältesten Probanden (25 Prozent der 85-jährigen) und in dieser Gruppe gab es die verhältnismäßig hohe Sterblichkeit von knapp 40 Prozent.

Studienleiter Prof. Pinto sagt dazu: „Der Geruchssinn ist der am meisten unterschätzte und am wenigsten geschätzte menschliche Sinn — bis er entschwunden ist.” Das Forschungsteam, das aus BiopsychologInnen, ÄrztInnen, SoziologInnen und StatistikerInnen besteht, hat dazu folgende Hypothese aufgestellt: Der Riechnerv ist der einzige Hirnnerv, der direkt der Umgebung/Umwelt ausgesetzt ist. Er könnte als Eingangspforte für Umweltverschmutzung, Toxine, Krankheitskeime oder andere Substanzen dienen, welchen das Zentrale Nervensystem ausgesetzt ist.

Die für das Experiment verantwortliche Psychologin Prof. Martha K. McClintock, die sich in ihrer ganzen Karriere mit dem Geruchssinn und der Kommunikation durch Pheromone befasst hat, kommentiert die Ergebnisse folgendermaßen: „Die Geruchsorgane enthalten Stammzellen, die sich selbst regenerieren können. So könnte ein Verlust in der Fähigkeit zu riechen ein Indiz dafür sein, dass die Fähigkeit des Körpers, seine wichtigen Ressourcen zu regenerieren, am abnehmen ist. Somit könnte dieser Verfall ein Indikator für die Sterblichkeit sein. Der evolutionär gesehen uralte Geruchssinn könnte einen wesentlichen Mechanismus, der für Langlebigkeit verantwortlich ist, aufzeigen.“

Nach Berücksichtigung von Alter, Gesundheit, Ernährung, sozioökonomischem Status und Lebensstilfaktoren war die Wahrscheinlichkeit, nach fünf Jahren zu sterben, bei Personen mit Anosmie mehr als dreimal so hoch wie bei Personen mit normalem Geruchssinn (Odds Ratio 3,37, 95% CI 2,04-5,57). Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass die Riechfunktion einer der stärksten Prädiktoren für die Fünf-Jahres-Mortalität ist, stärker als viele führende Todesursachen wie Herzversagen, Lungenerkrankungen und Krebs.

„Die Riechfunktion ist somit einer der stärksten Prädiktoren für die 5-Jahres-Mortalität und könnte als Indikator für eine verlangsamte Zellregeneration oder als Marker für kumulative toxische Umwelteinflüsse dienen.“

Mehrere weitere Studien ergaben, dass ein schlechter Geruchssinn bei Erwachsenen über 60 ein starker Prädiktor für eine erhöhte Sterblichkeit ist, unabhängig von anderen Gesundheitsfaktoren. Beispielsweise hatten Personen mit schlechtem Geruchssinn in einer Follow-up-Studie, in der fast 2 300 ältere Teilnehmer 13 Jahre lang beobachtet wurden, ein 46 Prozent höheres Sterberisiko nach 10 Jahren und ein 30 Prozent höheres Risiko nach 13 Jahren im Vergleich zu Personen mit gutem Geruchssinn. Der Zusammenhang war am stärksten bei denjenigen, die zu Beginn der Studie gesund waren, was darauf hindeutet, dass ein schlechter Geruchssinn als Frühwarnzeichen dienen kann, noch bevor andere Krankheiten auftreten.

Ein schlechter Geruchssinn wurde mit einer höheren Sterblichkeit durch neurodegenerative und kardiovaskuläre Erkrankungen in Verbindung gebracht, aber diese Faktoren erklärten nur einen Teil des erhöhten Risikos. Diese Studie kann nachgelesen werden: Liu B, Luo Z, Pinto JM, Shiroma EJ, Tranah GJ, Wirdefeldt K, Fang F, Harris TB, Chen H. Relationship Between Poor Olfaction and Mortality Among Community-Dwelling Older Adults: A Cohort Study. Ann Intern Med. 2019 May 21;170(10):673-681

Mögliche Erklärungen

Der Verlust des Geruchssinns führt nicht direkt zum Tod, sondern kann auf einen zugrunde liegenden physiologischen Verfall, eine verlangsamte Zellregeneration oder eine kumulative Exposition gegenüber Umweltgiften hinweisen. Er ist auch ein frühes Anzeichen für neurodegenerative Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson, die jedoch nur einen Bruchteil des erhöhten Sterberisikos erklären.
Der Geruchssinn hängt von der ständigen Erneuerung der Zellen in der Nase ab, so dass eine Verschlechterung des Geruchssinns ein Anzeichen für ein allgemeines Problem mit der Selbstheilungskraft des Körpers sein kann. Ein einfacher Geruchstest könnte ein schnelles, kostengünstiges Instrument sein, um ältere Erwachsene mit erhöhtem Sterberisiko zu identifizieren und eine weitere medizinische Untersuchung oder Überwachung zu veranlassen.

Etliche neurodegenenerative Erkrankungen wie Morbus Alzheimer oder Parkinson kündigen sich mit dem Schrumpfen des Hippocampus an, dem Teil des Limbischen Systems, der Riechen und Erinnerungen verarbeitet, beide Funktionen verschwinden nach und nach. Mit dem Eintritt einer solchen Erkrankung wäre eine verkürzte Rest-Lebenszeit eingeläutet. Menschen, die ihr Essen nicht mehr riechen können, essen Verdorbenes oder Unverträgliches oder essen zu wenig, da der Appetit fehlt, auch das könnte ein möglicher Faktor der Verkürzung des Rest-Lebens gegenüber riechenden Menschen sein. Menschen, die Gefahren wie Rauch, Feuer und Abgase nicht mehr riechen können, könnten eher einem Unfall zum Opfer fallen. Menschen, die nicht mehr riechen können, werden öfter depressiv als Riechende, sie verlieren öfter die Freude und das Interesse am Genuss und am Leben, auch das könnte ein Risikofaktor sein.

[2] Wer Tiernamen aufzählen kann, hat eine längere Lebenserwartung

Ältere Menschen, die mühelos Tiere oder verschiedene Wörter aufzählen können, die mit demselben Buchstaben beginnen, leben mit größerer Wahrscheinlichkeit länger. In einer neuen Analyse der Berliner Altersstudie erweist sich eine scheinbar einfache Aufgabe als besonders aussagekräftiges Maß für die Lebenserwartung im Alter.

Die in der Zeitschrift Psychological Science veröffentlichten Ergebnisse beruhen auf Längsschnittdaten der Berliner Altersstudie. Paolo Ghisletta und sein Team an der Universität Genf untersuchten die kognitive Entwicklung von 258 Frauen und 258 Männern, die zu Beginn der Studie zwischen 70 und 103 Jahre alt waren. Die Teilnehmenden wurden nach dem Zufallsprinzip aus einem städtischen Melderegister gezogen, sie gelten daher als repräsentativ. Die kognitiven Fähigkeiten der Teilnehmenden wurden regelmäßig angeschaut und eingeordnet. Zweiundzwanzig Personen nahmen an der abschließenden Bewertung teil, die 18 Jahre nach Beginn der Studie stattfand. Zum Zeitpunkt der Datenanalyse waren alle Teilnehmenden bereits verstorben.

Hauptaufgabe für 516 Teilnehmenden war es, neun kognitive Tests zu lösen. Zwei Gedächtnisaufgaben, zwei Aufgaben zum verbalen Wissen und drei Aufgaben zur Wahrnehmungsgeschwindigkeit, dazu auch zwei Tests zur sprachlichen Gewandtheit. Bei einer dieser schlichten Aufgaben sollten die Teilnehmenden innerhalb von 90 Sekunden so viele verschiedene Tiere wie möglich benennen. Bei einer Variante dieses Tests sollten sie innerhalb von 90 Sekunden so viele verschiedene Wörter, die mit „S“ beginnen, nennen.

Die beiden Aufgaben zur Redegewandtheit sagten die Zahl der verbleibenden Lebensjahre wesentlich besser voraus als die anderen sieben Tests. „Personen, deren Redegewandtheit in den oberen 25 Prozent der Stichprobe lag, lebten fast neun Jahre länger als diejenigen, deren Redegewandtheit in den unteren 25 Prozent lag“, erklärt Ghisletta. Das Sterberisiko verringerte sich mit jedem zusätzlich genannten Tier um fünf Prozent und mit jedem zusätzlichen Wort, das mit „S“ beginnt, um drei Prozent. Die überlegene Vorhersagekraft der Aufgaben zur verbalen Geläufigkeit blieb auch nach Kontrolle von Alter, Geschlecht und Bildung erhalten. Weitere Quelle Max Plack Gesellschaft

[3] Der Flamingo-Test

Ziel einer weiteren Studie war es, die Gültigkeit und Zuverlässigkeit eines neuen Gleichgewichtstests für Erwachsene ab 65 Jahren zu testen. Der modifizierte Flamingo-Test wurde für die Verwendung durch Studenten der Gesundheitspflege in Malta entwickelt, die in Pflegeheimen oder in der Gemeinde arbeiten, um die Teilnehmenden effizient in unterschiedliche Trainingsgruppen zuzuordnen – Fähigkeiten das Gleichgewicht zu halten, so dass kein Testgerät erforderlich war.

Der Flamingo-Test ist ein einbeiniger Gleichgewichtstest, der Teil der Eurofit-Testbatterie ist. Die Eurofit-Testbatterie, zu der auch der Flamingo-Test gehört, wurde vom Europarat speziell für Kinder im Schulalter entwickelt und wird seit 1988 in vielen europäischen Schulen eingesetzt. Der Test wurde zur Beurteilung des statischen Gleichgewichts und des allgemeinen Körpergleichgewichts entwickelt. Er war ursprünglich für Kinder gedacht, wurde aber inzwischen auch bei anderen Bevölkerungsgruppen eingesetzt, darunter bei Universitätsstudenten und älteren Erwachsenen.
Es gibt keine bestimmte Person, der die Erfindung des Flamingo-Tests zugeschrieben wird; vielmehr wurde er als Bestandteil der Eurofit-Testbatterie von einer Arbeitsgruppe unter der Schirmherrschaft des Europarats entwickelt.

Während der ursprüngliche Test für Kinder entwickelt wurde, hat sich seine Anwendung auf ältere Menschen ausgeweitet, um das Gleichgewicht und das Sturzrisiko zu beurteilen. Neuere Studien und Modifikationen, wie der modifizierte Flamingo-Test, zielen speziell auf Erwachsene ab 65 Jahren ab, aber die Veröffentlichung des ursprünglichen Tests geht auf das Jahr 1988 als Teil der Eurofit-Batterie zurück.

Menschen, die keine 10 Sekunden auf einem Bein stehen können, haben ein fast doppelt so hohes Risiko, innerhalb von 10 Jahren zu sterben.

Für die Studie wurden zwischen 2008 und 2020 insgesamt 1 702 Personen im Alter zwischen 51 und 75 Jahren mit stabilem Gang beobachtet. Zu Beginn wurden die Teilnehmer gebeten, 10 Sekunden lang ohne zusätzliche Unterstützung auf einem Bein zu stehen. Um den Test zu standardisieren, wurden die Teilnehmer gebeten, die Vorderseite ihres freien Fußes auf die Rückseite des gegenüberliegenden Unterschenkels zu stellen, während sie ihre Arme an der Seite hielten und den Blick geradeaus richteten. Es waren bis zu drei Versuche mit jedem Fuß erlaubt.

Einer von fünf (21 %) bestand den Test nicht. Im Laufe des nächsten Jahrzehnts starben 123 Personen aus verschiedenen Gründen. Nach Berücksichtigung von Alter, Geschlecht und Grunderkrankungen war die Unfähigkeit, 10 Sekunden lang ohne Unterstützung auf einem Bein zu stehen, mit einem um 84 % erhöhten Risiko verbunden, aus irgendeiner Ursache zu sterben. Araujo CG, de Souza E Silva CG, Laukkanen JA, Fiatarone Singh M, Kunutsor SK, Myers J, Franca JF, Castro CL. Successful 10-second one-legged stance performance predicts survival in middle-aged and older individuals. Br J Sports Med. 2022 Sep;56(17):975-980

:: Werbung :: (für die eigene App)

Foto Schnuppernde Frau von Age Cymru auf Unsplash  •  Collagen mit Motiven von Canva  •  Vier schnuppernde Menschen: EZ