Kürzlich bekam ich ein unglaubliches Feedback eines „privaten Experimentes“, das inzwischen immer wieder mal stattfindet. Vermutlich weil wir „alte Häsinnen“ der Aromatherapie nun im Alter sind, wo auch unsere Männer erste Probleme mit der Prostata bekommen können. Diese vergrößert sich grundsätzlich im Laufe des Alterungsprozesses etwas, je nach Lebensweise (zB durch regelmäßiges Fahrradfahren) und Ernährung kann sich jedoch auch eine gefährliche Entwicklung in Richtung degenerative Zellveränderung einstellen.
Und so machten einige Frauen Zäpfchen, basierend auf wissenschaftlichen Arbeiten, die nur in vitro, also an Zellgewebe untersucht, belegten, dass u.a. der Veilchenduft Ionon antitumoral auf Prostatagewebe wirkt. Ionon finden wir vor allem in manchen Ölen bzw Absolues von
- Iriswurzel (Pressemeldung der Uni Bochum zur relevanten Prostatazellen-Studie)
- Veilchenblätter (Spuren Ionon)
- Boronia (10-15 % Ionon)
- Osmanthus (bis zu 8-50 % Isomere des Ionon)
- Champaca (bis 3,5 % Ionon)
Weitere Infos zu diesen Naturdüften sind im Öle-Lexikon nachzulesen.
Die umsorgenden und besorgten Frauen gaben auch noch andere ätherische Öle in die Rezeptur, für deren Haupt-Bestandteile gezeigt werden konnte, dass sie die krankhaft schnelle Zellwucherung reduzieren konnte. Wie gesagt, die Studienergebnisse stammen von Laborstudien, sind also offiziell NICHT auf das lebendige große „Kunstwerk Mensch“ übertragbar. Oder doch?!
:: WERBUNG :: Mehr dazu im Duft-Talk 7 über evidenzbasierte, naturheilkundliche Ansätze in der Onkologie (100 Minuten) über zahlreiche Studien zur antitumoralen Wirkung von ätherischen Ölen berichten, zum Kauf geht es hier).
Zurück zum neuesten Feedback, welches nicht das erste in die Richtung war. Ein Mann bekam eine beunruhigende Diagnose, die insbesondere auf einem bedenklich hohen PSA-Wert beruhte (wie tausendfach jedes Jahr bei vielen Männern). Dieser bedeutet zwar überhaupt nicht, dass Prostatakrebs vorliegen könnte, doch irgendwie ist er dennoch zum Schreckgespenst geworden. Der betreffende Mann willigte dankbar ein, es zunächst mal mit diesen selbst hergestellten Zäpfchen zu probieren. Nach sechs Wochen wurde wieder getestet: Sein PSA war fast halbiert, er lag nun eher zu niedrig für sein Alter! Der Arzt war sichtlich irritiert, denn diese Senkung sei ohne Medikamente nicht möglich, da sei etwas „nicht mit richtigen Dingen“ gelaufen. Die angedachte Operation ließe sich mit diesem Wert nicht (mehr) rechtfertigen.
Neben Ionon ist auch Lupeol ein vielversprechender Bestandteil beispielsweise in Mimosen-Absolue und Frangipani-Absolue. Ersteres besteht zu gut 50 Prozent aus diesem sehr spannenden Molekül, das auch aus Lebensmitteln bekannt ist: 52 % Lupeol (auch Lupenol und Fagarsterol genannt, ein Triterpenalkohol) (siehe auch Artikel Wir essen täglich ätherische Öle). In einer US-amerikanischen In vitro- und In vivo-Studie konnte gezeigt werden, dass Lupeol (auch enthalten in Lebensmitteln wie Erdbeeren, Kohl, Mangos, Oliven, Paprika) eine signifikante Wirkung auf die Entstehungsprozesse von Prostatatumoren besitzt. Die Autoren gehen von einer guten Übertragbarkeit des Tiermodells auf Menschen aus, insbesondere um Krebszellen, die nicht mehr auf die konventionelle Behandlung ansprechen, wieder für diese zu sensibilisieren. Auch eine ganz neue Studie befasst sich mit dieser Thematik: mit Darmkrebs.
Doch nochmals, bevor jetzt große Hoffnungen geweckt werden: Leider müssten große Mengen an antitumoral wirksamen ätherischen Ölen (oder deren Bestandteile) eingenommen oder gespritzt werden, so dass es zu Problemen mit der Verträglichkeit kommen würde. Zudem sind naturheilkundliche Mittel und Anwendungen nicht ohne Weiteres patentierbar, so dass das immense Forschungsgeld, was für klinische Studien nötig ist, nicht wieder eingefahren werden kann. Jedoch im Sinne von Prophylaxe und ‚Begleitung bei Tumorerkrankungen‘ sollten uns diese Studien zu denken geben und eine große Freude an gesunder Naturkosmetik und an frischen Lebensmitteln wecken oder aufrecht erhalten. Zu Lupeol gibt es u. a. folgende Arbeiten:
- Schmidt C, Loos C, Jin L, Schmiech M, Schmidt CQ, Gaafary ME, Syrovets T, Simmet T. Acetyl-lupeolic acid inhibits Akt signaling and induces apoptosis in chemoresistant prostate cancer cells in vitro and in vivo. Oncotarget. 2017 Jul 8;8(33):55147-55161
- Siddique HR, Mishra SK, Karnes RJ, Saleem M: Lupeol, a novel androgen receptor inhibitor: implications in prostate cancer therapy. Clin Cancer Res. 2011 Aug 15;17(16):5379-91
Eine klinische Arbeit wiederum, also an und mit Menschen konnte zeigen, dass die Speicheldrüsenfunktion bei Schilddrüsen-Tumor bei 71 Patienten mit DTC (Schilddrüsen-Tumor) mit ätherischen Ölen deutlich verbessert werden konnte. In der Aromatherapiegruppe (Gruppe A, n = 35), inhalierten sie 10 Min. lang 1 ml ätherisches Zitronenöl und 0,5 ml Ingweröl, in der Kontrollgruppe (Gruppe B, n = 36) wurde Wasser inhaliert. Die Speicheldrüsenfunktion wurde vor und nach der Behandlung untersucht, die Änderungsrate der Akkumulationsrate in den Ohrspeicheldrüsen und den Unterkieferspeicheldrüsen war nach dem Experiment in der Gruppe A signifikant höher (P < 0,05). In den beidseitigen Ohrspeicheldrüsen der Gruppe A wurde ein signifikanter Anstieg der Sekretionsänderungsrate vor und nach der Behandlung festgestellt (P < 0,05). Nakayama M, Okizaki A, Takahashi K. A Randomized Controlled Trial for the Effectiveness of Aromatherapy in Decreasing Salivary Gland Damage following Radioactive Iodine Therapy for Differentiated Thyroid Cancer. Biomed Res Int. 2016;2016:9509810
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PS :: Bitte keine Anfragen zu den genannten Zäpfchen, ich werde keine Rezepturen dafür verteilen können.
Foto: Raoul Croes on Unsplash
Vielen Dank für den informativen Beitrag. Warum und wie aber, wirkt sich Fahrradfahren auf die Prostata aus? Von diesem Zusammenhang habe ich noch nicht gehört und freue mich über Aufklärung.
Ganz genau muss das ein Arzt erklären. Meine Erklärung: Dieses lange Sitzen auf harten Satteln über Asphalt, Stock und Stein rüttelt den Unterkörper durch, drückt die Hoden etwas platt und verändert die Durchblutung der Unterleibs-Organe. Offenbar werden dadurch die diversen Vital-Parameter der Prostata verändert. muss ja nicht negativ sein. Die Ejakulation verändert auch den PSA-Wert.
Ich möchte nochmals vorsichtig daran erinnern, dass die „Prostata-Studie“ um Prof. Hatt ausschließlich mit dem Riechstoff beta-Ionon durchgeführt wurde. Beta-Ionon hat einen sehr intensiven fruchtig-blumig-süß-holzigen Geruch, der an Freesien, Beeren, Holz und entfernt auch an Veilchen erinnert. In Iriswurzelöl (‚Irisbutter‘, Irisabsolue etc.) ist beta-Ionon gar nicht enthalten; stattdessen findet sich in den duftenden Extrakten/Destillaten aus der Iriswurzel das tatsächlich stark nach Veilchen riechende alpha-Iron.
Beta-Ionon ist ein häufig in der Parfümerie, Kosmetik und Nahrungsmittelindustrie eingesetzter Duft- und Aromastoff, der oft synthetisch erzeugt wird, aber auch – mit höheren Kosten verbunden – aus natürlichen Rohstoffen isoliert werden kann. Die starke geruchliche Präsenz der Absolues von Boronia und Osmanthus ist zum Teil den hohen natürlichen Gehalten an (beta-)Ionon zuzuschreiben.
Liebe Eliane
Danke für die interessanten Infos in diesem Blogartikel zu diesem spannenden Thema! Ich hatte mich schon vor dem Erscheinen dieses Artikels zum 2-tägigen Web-Seminar – „Altbewährtes mit Wissenschaft belegen • Nutze evidenzbasiertes Wissen für Deine Arbeit mit ätherischen Ölen“ (siehe oben) – angemeldet. Zum Glück habe ich daran teilgenommen! Die zwei Tage waren wahnsinnig interessant. Du hast uns so viel Wissenswertes vermittelt. Auch vom Skript bin ich enorm beeindruckt. Es ist so kostbar! Das Gehörte lässt sich damit bestens wiederholen und vertiefen. Mir hat auch deine Art gefallen, wie du mit deinen Erfahrungen und Beispielen die verschiedenen Aussagen untermalt hast. Sollte das Seminar wiederholt werden, kann ich es wärmstens empfehlen.
Vielen Dank auch allgemein für den Blog. Ich lese jeden!
Silvia Junker
Oh so ein nettes Lob, ganz herzlichen Dank liebe Silvia!
Nach meiner Recherche hat sich zwischenzeitlich ein weiterer natürlicher Duftstoff, der in geringen Mengen z.B. in Jasminabsolue (Jasminum grandiflorum) vorkommt, als antitumoral oder zumindest tumorwachstumshemmend herausgestellt: Methyl Jasmonat (Jasminsäuremethylester). Im Gegensatz zu den genannten Substanzen Ionon und Lupeol ist MJ auch in synthetischer Form eine recht hochpreisige Substanz. Methyl Jasmonat sollte trotz der großen Namensähnlichkeit nicht mit dem extrem häufig eingesetzten Duftstoff Methyl Dihydrojasmonat (besser bekannt unter dem Handelsnamen Hedione) verwechselt werden. – Jasminabsolue enthält 0,5 – 1,0 % Methyljasmonat.
Studie:
Tumor Decelerating and Chemo-Potentiating Action of Methyl Jasmonate on a T Cell Lymphoma In Vivo: Role of Altered Regulation of Metabolism, Cell Survival, Drug Resistance, and Intratumoral Blood Flow; Yugal Goel1, Saveg Yadav1, Shrish Kumar Pandey1, Mithlesh Kumar Temre1, Babu Nandan Maurya2, Ashish Verma2, Ajay Kumar3 and Sukh Mahendra Singh1* in Frontiers Oncology, 25.02.2021
Vielen Dank für diesen Hinweis. Ich habe eine umfangreiche Liste mit antitumoralen Ölen bzw Inhaltsstoffen (bislang über 200) angefertigt und diese nun hinzugefügt, es ist wirklich spannend, was die Natur uns sozusagen vor die Nase legt und keiner will’s wissen….