Krankenpflege-Fachfrau Renate Figl, die auf einer Intensivstation in Südtirol arbeitet, erzählte mir vor Kurzem wieder einmal eine berührende Geschichte einer aromapflegerischen Intervention. Sie hatte mir bereits vor etlichen Jahren eine so WUNDERbare Fallbeschreibung geschickt: Sie konnte eine junge Frau vor der Amputation ihres großen Zehs bewahren. [Achtung, wer keine heftigen Wunden anschauen kann, sollte sich den Link nicht anschauen!]

Hauptsächlich durch ihren äußerst engagierten Einsatz von ätherischen Ölen erzielte sie einen extrem wertvollen Erfolg und erhielt das Lob der jungen Patientin: “Danke, du hast mir meine Zehen gerettet. Sonst hätten sie sie mir abgeschnitten. Dann wäre ich jetzt ein Krüppel …”.

Vor Kurzem wurde Renate wieder eine “ungewöhnliche” Behandlung genehmigt, mit gut sichtbarem Erfolg. Ich lasse sie im Folgenden über einen Mann berichten, der aufgrund von Covid beatmet werden musste, er hatte bereits vorgeschädigte Haut “mitgebracht” und es kamen dann noch allerlei Keime hinzu, insbesondere der Pseudomonas-Keim, der extrem widerspenstig ist, also kaum behandelbar.

Der zu behandelnde Patient war 61 Jahre alt und wurde aufgrund eines ARDS [Acute respiratory distress syndrome] bei SARSCoV2 Infektion im septischen Zustandsbild auf die Intensivstation aufgenommen. Es zeigte sich ein schweres ARDS mit einer Superinfektion durch Streptokokkus pneumoniae, Staphylokokkus hominis und Candida albicans. Der Patient wurde sowohl antibiotisch wie antimykotisch abgedeckt mittels Ceftriaxon, Vancomycin und Anidulafungin. 

Der Betroffene hat an seinem Bein eine alte Wunde am Knöchel. Ein Abstrich der Wunde (vor einem Monat) vor der Aufnahme, ergab einen Pseudomonas aeruginosa-Befall. Der Pseudomonas aeruginosa ist auf der ICU einer unserer größten Feinde. Es handelt sich dabei um einen wichtigen MDR-Krankenhauskeim, der gegen mehrere Antibiotika resistent ist. 

Bei den routinemäßig abgenommenen Abstrichen auf weitere MDR-Keime konnte bei Aufnahme kein Nachweis erbracht werden. 

 Pflegemaßnahme: 

Die Beine des Patienten waren stark verhornt und dunkel gefärbt bis zu den Knien. Wir haben den Betroffenen täglich mit den 2 % Chlorhexidin Feuchtigkeitstüchern, laut interner Krankenhausleitlinie, bis zu den Knien gewaschen.

Die alte Wunde am Knöchel, auffallend die starke Verhornung mit schuppiger Haut, wie ein Belag

Unterhalb des Knies versorgten wir die Haut mit aromatischen Feuchtigkeitstüchern und rieben die Hautregion anschließend mit unserer Aroma Mischung Nr. 2 (Rezepturen weiter unten) zweimal täglich ein. 

Dieses Foto wurde am 3. stationären Tag aufgenommen

Die Verhornung ist nach drei Tagen sichtbar rückläufig, dennoch bleiben die dunklen Verfärbungen der Schienbeine.

Dieses Bild entstand nach 8 Tagen

Die Verhornung ist nach einer guten Woche nicht mehr sichtbar, die dunkle Verfärbung der Haut ist stark zurück gegangen, fast gänzlich verschwunden. 

Ergebnis: 

In nur wenigen Tagen, ohne großen Arbeitsaufwand, bzw. ohne Zusatzarbeit, konnte das Hautbild des Betroffenen stark verbessert werden. Nach 19 Tagen intensivmedizinischer Betreuung hat sich der Zustand des Betroffenen so weit gebessert, dass der Patient auf Normalstation (Covid-Station immer noch positiv) verlegt werden konnte. 

Eine Keimbesiedelung durch den Pseudomonas konnte in den folgenden MDR Abstrichen nicht nachgewiesen werden. Bei Verlegung zeigten die Beine ein unauffälliges Hautbild. 

Produktbeschreibung Aromamischung 

Die Mischung Nr. 2 ist 1%ig und in 50 ml Fläschchen gebrauchsfertig vom Galenik Labor betriebsintern zubereitet. Sie kostet 2,15 Euro pro Flasche. Davon wurden pro Anwendung 5-10 ml verwendet, um die Beine des Patienten einzureiben. 

Die antiseptischen Körperreinigungstücher

Die antiseptischen Körperreinigungstücher werden industriell hergestellt und sind gebrauchsfertig in je 6 Blatt/Packung im Handel. Es handelt sich um 2 %iges Chlorhexidingluconat in einer nichtalkoholischen und nichtalkalischen Basis. Die Reinigung damit ist im Haus, in dem Reni Figl tätig ist, vorgeschrieben.

Aromatische Feuchtigkeitstücher 

Vom Acetum aromaticum ‘Drei Lavendel’ wurden 30 ml aus der 1 Liter Flasche entnommen und mit 1 Liter bidestilliertem Wasser verdünnt, also eine 3%ige Lösung zubereitet. Es werden darin die Vlies Gazen getränkt, wobei eine Rolle Gazen ca. 90-100 Blatt aufweist. 

Es wurden ein 5-kg-Joghurtbehälter aus der Küche recycelt und im Deckel ein Schlitz eingefügt. Die Öffnung dient zur hygienischen, einfachen und wiederholten Entnahme der Feuchtigkeitstücher, ohne, dass diese austrocknen, bei nicht sofortigem Verbrauch. 

Es wurde mit Bedacht ein Joghurtbehälter ausgewählt, um optisch einen Unterschied zu geben, zwischen Behältern mit Oberflächen-Desinfektionstüchern und den aromatischen Feuchtigkeitstüchern. Es konnten so Verwechslungen ausgeschlossen werden. 

1 Liter Acetum aromaticum ergeben 33,3 Zubereitungen von aromatischen Feuchtigkeitstüchern. Die Haltbarkeit beträgt einen Monat. Acetum aromaticum von Doris Karadar erhältlich in Italien: in der Ausführung Drei Lavendel oder Rose-Rosengeranie, in Deutschland ein unserem Shop erhältlich: Drei Lavendel und Rose-Rosengeranie.

Essig ist ein altbekanntes Hausmittel. Die traditionelle Verwendung von Essigzubereitungen gegen die Pest mit Beginn des Mittelalters lässt sich bis in die Antike zurückverfolgen

Er desinfiziert, konserviert, regt den Blutkreislauf an und neutralisiert schlechte Gerüche. Die Hydrolate und ätherischen Öle haben einen sauren pH-Wert, stabilisieren somit das saure Milieu der Schleimhaut, der Haut und unterstützen dadurch deren natürlichen Schutzmantel. Das Acetum aromaticum fördert somit die Selbstheilung. Es sollte nur verdünnt verwendet werden. 

Es handelt sich um ein in Essig gebundenes Hydrolat, sowie auch ätherisches Öl, von dreierlei Lavendel oder von Rosengeranie und Rose. 

Wir verwendeten die Lavendelvariante; wobei ich eine 3% Mischung mit bidestilliertem Wasser in einem Behälter herstellte und Flies-Gazen darin getränkt habe. Fertig waren die aromatischen Feuchtigkeitstücher. 

Diese Aromapflege von Renate Figl entspricht genau diese Prinzipien! Mehr Rezepturen und Informationen im Newsletter-Archiv von Sabrina Herber, einfach aufs Bild klicken! Gerne den kostenlosen Newletter abonnieren, dann kommt er immer direkt nach Erscheinen per E-Mail ins Postfach geflattert.

Schlussfolgerung 

Auch auf einer Intensivstation mit einer Bettenauslastung von ca. 900 Patienten pro Jahr ist es möglich, ohne größeren Arbeitsaufwand, in einem doch großteils schulmedizinisch orientiertem Krankenhaus, Aromapflege gekonnt und gezielt anzuwenden; 

mit einem doch deutlich geringeren Kostenfaktor! 

Während bei den Chlorhexidin- Körperreinigungstücher die Haut zwar für 6 Stunden desinfiziert wird, wird sie mit wiederholter Anwendung trocken, schuppig und auch Juckreiz wurde von den Betroffenen berichtet. 

Die aromatischen Feuchtigkeitstücher hingegen pflegen die Haut auch bei Langzeitanwendungen und unterstützen die Haut in der Selbstheilung. 

Eine Geruchsbelästigung durch den Essiggeruch wurde von einzelnen Personen wahrgenommen. 

Nur dank der Unterstützung des gesamten Teams war es uns möglich beschriebenen Erfolg und noch viele weitere zu verzeichnen. 

Die Aromapflege wurde inzwischen zu einem Betriebsprojekt, es folgt eine von Grund auf neue Implementierungsphase. 

Renate Figl bedankt sich ausdrücklich bei ihrer Tutorin Dr. med. univ. Julia Kompatscher Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin 

Die Vita von Renate Figl:

Mein Name ist Renate Figl. Ich bin Gesundheits- und Krankenpflegerin auf der Landesintensivstation PA-ICU im Gesundheitsbezirk Bozen. Seit 1992 arbeite ich auf der Intensivstation mit Unterbrechung durch Mutterschaft von 3 Kindern und einem kurzen Abstecher ins Pflege- und Altenheim Heinrich von Rottenburg von Kaltern. 

Zur Aromapflege kam ich, da ich auf dem Land aufgewachsen und mit Pflanzenheilkunde und Kräuterwissen meiner Vorfahren groß geworden bin. 

2013-2014 absolvierte ich an der Cusanus Akademie in Brixen den Lehrgang Aromapflege, unter der Leitung des aromaForum Österreich Claudia Arbeithuber Eder. Meinen Abschluss erlangte ich 2017 an der bayrischen Pflegeakademie unter der Leitung von Maria Hoch des aromaforum internationale mit dem Titel ärztlich geprüfte Aromapraktikerin und die Aromatologen Abschlussprüfung in Brixen mache ich 2019 erneut mit aromaForum Österreich Claudia Arbeithuber Eder. 

Die Implementierung der Aromapflege im Krankenhaus begann ich 2017. Inzwischen bin ich seit Mai 2020 von der allgemeinen Intensivstation auf die Landesintensivstation gewechselt. 

Weitere Informationen in der Aromapflege in Form eines kleinen Videos von Renate Figl und Claudia Arbeithuber Eder findet ihr auf der Homepage des aromaForum Österreich zum Thema ‘Aroma & Corona’ ‘Allergien/ Heuschnupfen”. Kontakt: renate.figl@sabes.it 

Vielen Dank liebe Renate, wir Fachfrauen wünschen uns alle sehr, dass mehr Menschen mit dieser sanften und doch effektiven Aromapflege geholfen werden darf!

Morgen Abend (Freitag 17.2.) ist die 70ste Episode unseres Podcasts zu hören, wir sprechen mit einer Betroffenen über ein sehr ernstes, oft verschwiegenes Thema: Das Abwenden der Entstehung von Gebärmutterhals-Krebs bei einem unerfreulichen Pap-Abstrich. Ja, in sehr vielen Fällen ist dies mit ätherischen Ölen und einer weiteren Zutat möglich! Wir möchten Frauen zu mehr Selbstfürsorge inspirieren. Idealerweise Hand in Hand mit einer medizinischen Person.

Unser nächstes eintägiges Online-Live-Seminar mit gemeinsamen Schnupperübungen: Aromatherapie vom Kugelbauch bis zur Kuschelzeit am 23. Februar 2023.

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Patientenfotos: Renate Figl    Foto Hand von Olga Kononenko auf Unsplash