Im Jahr 2016 durfte ich erstmals mein Fachbuch Aromatherapie für Pflege- und Heilberufe gründlich renovieren, also verändern und ergänzen nach Herzenslaune, so wie ich es für richtig hielt. Dazu war nun eine besser strukturierte bunte Auflage vorgesehen. Ich hatte eine neue Betreuerin im Verlag an meiner Seite, und ich konnte es kaum fassen, dass ich plötzlich keinerlei Begrenzung von Seitenzahlen oder sonstige Auflagen erhielt. So konnten auch “nicht essenzielle” Korrekturen sowie Themen, die mein Aroma-Herz berührten, mit einfließen.

Ich erinnere mich sehr gut an das Staunen, als ich in genau dieser umfangreichen  “Renovierungs-Zeit” das neue Buch vom österreichischen Biologen und Öko-Immunologen* Clemens Arvay las: Der Biophilia Effekt. Nicht nur gefiel mir der Begriff extrem gut: bio = das Leben, die Natur; philia = lieben, Liebe – Die Liebe zu allem Lebendigen. Dieser Begriff passt(e) so gut zu mir, zu meinem Bezug zur Natur, zu den Pflanzen, mit denen ich mich umgebe. Auch zu meinen gärtnerischen Aktivitäten, zu meinen Garten- und Aromatherapie-Wochen, die oft entsprechend begeisterte Rückmeldungen erhielten.

Das Buch bzw der Begriff Shinrin Yoku (Waldbaden) floss in mein Fachbuch mit ein (und inspirierte viel später dazu und dazu), ich schlug einige der von ihm aufgelisteten Studien über die wohltuenden Effekte des Einatmens von Monoterpenen aus Nadelbäumen in den Original-Quellen nach. Wie wunderbar, es gibt nun also auch Belege dafür, dass insbesondere Nadelbaumdüfte das Immunsystem unterstützen, ich war begeistert, so etwas von einem Nicht-Aromatherapeuten, von einem Akademiker zu lesen! {Leider ist es seit jeher schwer, die immens vielen Aromatherapie-Studien und entsprechenden Aktivitäten der Japaner nachzulesen, denn es wird wenig übersetzt. Eine Ahnung davon erhielt ich auf meinem Vortrag in Tokyo , bei der Familie, die Primavera in Tokyo und Japan vertritt – und den folgenden Tagen in Kyoto.}

Ich zitierte Clemens Arvay also in meinem Buch, ich fing auch an, andere Texte von ihm im Internet zu lesen und schaute mir einzelne Videos auf seinem YouTube-Kanal an (inzwischen über 140.000 Abonnenten). Er thematisierte in diversen Filmen seine Achtung allen Tieren gegenüber, er zeigte unter anderem den “Bio-Bluff” (zum Video mit über 170.000 Aufrufen), beispielsweise anhand der grauenhaften Techniken, mit denen lebende männliche Küken geschreddert werden. Auf der 12. PRIMAVERA Fachakademie 2019 wurde er auch einem breiteren Publikum der Aromatherapie-Szene bekannt.

In den endlosen Wochen und Monaten der Einsperrungen in 2020 und 2021 (wir durften uns zeitweise nur 2 km von zu Hause entfernen), lernte ich von ihm viel über das WUNDERvolle Immunsystem, das ich bereits seit meiner Heilpraktiker-Ausbildung Ende der achtziger Jahre immens bewundere. Ich ließ mich von seiner ruhigen, gut und umfassend erklärenden Art inspirieren, mir gefiel diese Kombination aus sanftem Herzensmensch und knallharter Recherche. Nie griff er Menschen herzlos an, wie das heute so verbreitet ist, immer rief er auf, besser nachzuschauen, dieses und jenes zu überprüfen, sich umzuschauen und zu öffnen für andere Sichtweisen.

Er wurde seitdem irgendwie zu meinem steten Begleiter. Darum konnte ich mitverfolgen, wie entsetzlich er trotz seiner sachlichen und leisen Aufklärungen und Aufrufe aufs Übelste verhöhnt und gemobbt wurde. Ich erinnere mich an sein fast naiv-entsetztes Gesicht, nachdem er körperlich attackiert wurde, weil er bei einer nur Sekunden währenden Abgabe eines vorfrankierten Paketes keinen Mundschutz trug. Auch seine liebevollen Erklärungen zu seinem kleinen Sohn Jonas (Jonny), der wegen gesundheitlicher Beeinträchtigungen besonders schützenswert sei, blieben mir in Erinnerung. Sehenswert sind die berührenden Erklärungen in einem Interview im SWR zum Autistischen Formenkreis und wie er seinem Sohn in seiner Entwicklung helfen konnte (18.7.2019).

Als die gegenwärtigen Spritzen am Horizont auftauchten, erklärte er, wie diese durch so genannte teleskopierte Verfahren schneller als andere medizinische Mittel zuvor zugelassen werden sollten. Er betonte dabei immer wieder, dass er keineswegs ein Spritzengegner sei – weder früher noch in dieser Zeit. Er sagte viele Probleme voraus, mit exakten, gut recherchierten Begründungen. Diese kommen in diesen Wochen und Monaten immer mehr ans Tageslicht, denn auch die bekannteren Medien trauen sich inzwischen an das “heiße Eisen” heran. Kenner des menschlichen Immunsystems wussten sehr früh, wie dieses auf moderne Eingriffe reagieren könnte (nicht muss, sondern kann!).

Vor einem Dreivierteljahr suchte Clemens Arvay Probandinnen für seine anstehende Doktorarbeit – Frauen mit der Diagnose Brustkrebs – um seine ersten Ergebnisse zu den positiven Laborparametern über die Wirkung von Grünräumen und Naturerfahrungen wissenschaftlich zu untermauern. Vor drei Monaten zeigte er ein kurzes Video über einen Besuch im Allgäu bei Wolf-Dieter Storl, er gestaltete mit dem beeindruckenden Senior der Ethnobotanik ein kleines Hauskonzert und spielte dafür seine Harfe. Überhaupt zeigte er oft diesen Weg der Erholung und Heilung, indem er sich seiner geliebten Musik – sogar mit einem Klavier im Freien – widmete (River Flows in You und The Old Willow).

Seit Samstag, dem 18. Februar 2023 schlägt sein naturliebendes Herz nicht mehr. “Es geschah an einem steilen Kalkfelsen der Ruine Türkensturz in der Naturregion ‘Bucklige Welt’ zwischen Graz und Wien, wo der Feuerbusch, Orchideen und Alpenveilchen dem Frühling entgegen wachsen.” schrieb vergangene Woche (s)eine Freundin auf ihrem Kanal.

Clemens Arvay hatte viele, viele Fans, er erhielt bei all dem unvorstellbaren (Cyber-)Mobbing immer extrem viele überaus dankbare, unterstützende und bewundernde Kommentare. Seine sachliche und sanfte Art fand ein breites Publikum. In diesen Tagen quellen die paar Medien und kleineren Kanäle regelrecht über vor Bestürzung. Ihm wird ein würdiger Nachruf geschenkt, viel Wohlwollen, Dankbarkeit und gute Wünsche sind zu lesen. Wer ihm und seiner Familie ein paar Gedanken aufschreiben möchte, kann das auf “seiner” Seite bei Bestattung Pius machen, oder dort eine virtuelle Kerze anzünden, wie bereits circa 19.000 Menschen.

Umso befremdlicher ist es, dass es nun sogar unerträglich geschmacklosen Spott auch nach seinem Tod gibt. Diese Bewegung von Hassern drücken eine beispiellose Anti-Biophilia aus – ja, das Gegenteil, fast eine grauenhafte “Nekrophilia”. Also eine Freude am Zerstören, einen unreflektierten Fanatismus und einen Hang zur Bösartigkeit, die ihresgleichen suchen.

Genau DIE deutschsprachigen Medien, die vergangenen Sommer den Freitod der “von Impfgegnern gehetzten” österreichischen Ärztin gründlich ausgeschlachtet hatten, fanden (bislang) null Worte über diesen engagierten Wissenschaftler. Obwohl er früher in den Mainstream-Medien durchaus zu Hause war, er war/ist also kein Unbekannter.

Es ist beschämend, was inzwischen mit der Presse geschehen ist. Man muss nicht psychologisch geschult sein, um zu ahnen, was diese konstant einseitigen Berichterstattungen mit den Seelen der Konsumenten dieser vermeintlichen Leitmedien machen. Ein gewisses großes Online-Lexikon, das bezahlte Löscher- und Umschreiber-Kolonnen nachweislich rund um die Uhr beschäftigt, trägt derzeit entsetzlich zum Hass und zum widerwärtigen Umgang mit kritischen Wissenschaftlern bei.

Ich hatte nun etliche Tage Zeit, darüber nachzudenken, ob ich diesen Text veröffentlichen sollte. Denn Details über Hintergründe sind nicht wirklich zu erfahren. Ich ging davon aus, dass Nicht-KonsumentInnen von den Unsozialen Medien diese Nachricht mit einer Woche Verspätung vielleicht doch aus der “normalen Presse” erfahren würden. Doch dem scheint nicht so zu sein. Ich wachte heute früh auf und spürte “den Auftrag”, Clemens Arvay und sein Wirken hier auf meiner eigenen Plattform zu würdigen.

Mein Beileid gilt der Familie von Clemens Arvay, insbesondere seinem Söhnchen und seiner betagten Mutter. Ich drücke hiermit eine immense Dankbarkeit aus, dass ich von seiner gutmütigen, großzügigen Wissensvermittlung inspiriert werden durfte.

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*Einflüsse der Umwelt auf das Immunsystem ::  Abbildung Buchcover: Ullstein Verlag