Keiner Heil- und Duftpflanze habe ich so viele Blogartikel gewidmet wie der frisch gekürten Arzneipflanze des Jahres 2020: Der Echte Lavendel (Lavandula angustifolia Mill). [Manchmal wird noch der alte wissenschaftliche Name ‘Lavandula officinalis’ verwendet, kaum noch wird von Lavandula vera gesprochen.] Erst im letzten Beitrag ging es um eine neuere Studie zu Lavendelöl bei Knieschmerzen. Ich stellte vor geraumer Zeit auch meinen Übersichts-Artikel voller wissenschaftlicher Arbeiten hier auf die Seite. Mehrere Seiten mit kurz beschriebenen klinischen Studien finden die BesitzerInnen meines Fachbuches Aromatherapie für Pflege- und Heilberufe auch von Seite 420 bis 423. Dieses Füllhorn an Informationen ist perfekt für alle Pflegenden, die evidenzbasiert arbeiten müssen, denn diese Duftpflanze stellt Rekorde an klinischen Studien auf!

Das kommende Jahr gehört nun also dem “blauen Wunder” Lavendel, um auf seine vielfältige Nutzung in der Geschichte und auf neu vorliegende Forschungsergebnisse aufmerksam zu machen. Diese hübsche Staude, die auch für Insekten außerordentlich wichtig ist, gehört zu den bekanntesten Duftpflanzen der europäischen Aromatherapie, sie wird seit Jahrhunderten als pflanzliches Arzneimittel zur Beruhigung und bei Schlafstörungen genutzt. Das ätherische Öl ist ein unglaublich wirkungsvolles Mittel zur Wundheilung.

Die Arbeitsgruppe Klostermedizin (interdisziplinärer Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzen am Institut für Geschichte der Medizin der Universität Würzburg) wählt seit 1999 jedes Jahr die Arzneipflanze des Jahres. Die Jury will damit nicht nur auf eine bestimmte Heilpflanze, sondern auch auf die wissenschaftliche Arbeit an der Hochschule aufmerksam machen: Denn am Medizinhistorischen Institut hat sich, in enger Zusammenarbeit mit dem Würzburger Lehrstuhl für Pharmazeutische Biologie und den Pharmazie-Historikern in Marburg und Heidelberg, eine kompetente Forschung zur Geschichte der Pflanzenheilkunde sowie einzelner Heilpflanzen etabliert.

Die Beliebtheit dieses preiswerten und so vielseitigen ätherischen Öles spiegelt sich auch in einer nagelneuen Meta-Analyse, die von italienischen Forschern zusammen gestellt wurde, wider: Über 9000 Menschen und ihre Reaktion auf Lavendelöl, Lavendelpulver, Lavendelduft (oder Placebo) wurden angeschaut*. Einen großen Anteil der Schlussfolgerung, dass Lavendelöl anxiolytisch wirkt (angstlösend), trägt die umfangreiche Forschung mit Lasea-Kapseln, über die ich bereits mehrfach schrieb. Mein erster Artikel über diese Neueinführung in Deutschlands Apotheken im Februar 2010 war viele Jahre der meist gelesene und geteilte Artikel hier, er erhält ab und zu immer noch noch Kommentare.

Übrigens wurde die WEGWARTE (Cichorium intybus) zur Heilpflanze des Jahres 2020 ernannt. Das hat die Expertenjury des NHV Theophrastus entschieden, dieser Verein kürt bereits seit 2003 die „Heilpflanze des Jahres“ und macht so auf das reichhaltige Angebot der Natur für Gesunderhaltung und Gesundung aufmerksam.

FIEBERKLEE wird als die Blume des Jahres 2020 geehrte, er wächst vor allen in sumpfigen Bereichen. Mit der Blume des Jahres 2020 macht die Loki Schmidt Stiftung auf den dringend notwendigen Schutz der Moore aufmerksam und thematisiert ihre Bedeutung für Mensch und Natur. Denn nicht nur eine Vielzahl gefährdeter, hoch spezialisierter Arten fühlt sich hier wohl – vor allem das Klima wird in erheblichem Maße durch sie beeinflusst.

Mir ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht bekannt, ob es wieder eine Duftpflanze des Jahres geben wird, schauen Sie einfach ab und zu auf die Website von The Scented Drop.

*Donelli D, Antonelli M, Bellinazzi C, Gensini GF, Firenzuoli F. Effects of lavender on anxiety: A systematic review and meta-analysis. Phytomedicine. 2019 Sep 26;65:153099  Diese Meta-Analyse ist derzeit kostenlos zu lesen.

PS. Eine Bitte: Ich wurde von Rhiannon Harris, der engagierten Veranstalterin der kommenden Super-Konferenz Botanica2020, gefragt, ob es in “meiner” deutschsprachigen Leserschaft Interesse daran gibt, dass Simultanübersetzungen angeboten werden. FRAGE: Wer würde an der fünften Botanica vom 22. bis 25. Mai 2020 ganz nah der österreichischen südlichen Grenze in Bled (Slowenien) teilnehmen wollen, wenn es keine Sprachbarrieren mehr gäbe? Ich wurde als ‘deutsche Botschafterin’ gefragt, doch ich kann es einfach nicht einschätzen, ob so ein Service überhaupt angenommen werden würde. Allerdings vernahm ich bereits vor den vergangenen vier Botanica-Konferenzen in Dublin und Brighton, dass manche Menschen Interesse hätten, jedoch nicht über ausreichende Englischkenntnisse verfügten, um teilnehmen zu können. Nun wird dieser Service – bei ausreichendem Interesse – erwägt. Rhiannon und ich würden uns über einen Kommentar freuen! Übrigens wird die Konferenz von der Nachfahrin des Namensgebers unser Fachrichtung, René-Maurice Gattefossé, am Freitag Nachmittag dem 22. Mai 2020 um 13.15 Uhr, eröffnet: Sophie Gattefossé-Moyrand. Hier kann das vielfältige Programm der Konferenz mit SprecherInnen aus aller Welt runter geladen werden. 2 Tage (Samstag und Sonntag) kosten € 355, 3 Tage (Freitag Nachmittag, Samstag und Sonntag) kosten € 430, die diversen kleineren praktischen Workshops am Montag kosten je € 75.

Abbildung Feld: Nikolay Hristov bei Unsplash  • Abbildung Hand:  Emma bei Unsplash