Und wieder hat ein ganz besonderer Mann der Ätherische Öle- und Naturkosmetik-Welt diese Welt verlassen: Hans-Peter Lindenmann. Der Gründer von Maienfelser Naturkosmetik war eher still, plusterte sich nicht auf, machte sein Ding. Er war bereits aktiv, als spätere Mitbewerber sich erst langsam etablierten. Ich erinnere mich an meine aller-allerersten Fläschchen mit ätherischen Ölen, ihre Etiketts waren seltsam „handgemalt“, irgendwie wirkten sie geradezu etwas „magisch“ auf mich.

Einige meiner uralten Schätze aus den achtziger und neunziger Jahren hüte ich noch heute in meinen drei Schatzkisten
Ich erstand sie in einem Lädchen in Mainz als ich noch studierte (Grafik, wie er – was ich freilich nicht ahnte), sicher drei bis vier Jahre, bevor ich die eigentliche Aromatherapie kennen lernte.
Doch vermutlich legten diese Naturdüfte den Grundstein für das, was ich dann geradezu verzauberte und bis heute fasziniert. Denn ich jobbte bald in einem kleinen Buchladen in der Saalgasse in Wiesbaden, in dem wir auch einige ätherische Öle verkauften. Diese interessierten mich nicht sonderlich, doch die gerade erstmals erscheinenden Bücher umso mehr (Tisserands Übersetzung im Bauer Verlag, Martin Hengleins einziges Buch und Susanne Fischer-Rizzis Himmlische Düfte). Das waren die mittleren achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts.
Ich schrieb seinerzeit an Hans-Peter Lindenmann, denn irgendeine Frage zu den ätherischen Ölen plagte mich, ich meine, ich wollte den Unterschied zwischen destillierter und extrahierter Iriswurzel wissen.

Der ‚Kleine Dicke Grüne‘ erschien 2010 nicht mehr umständlich und teuer gedruckt, sondern als ultramoderne Version auf CD.
Damals schrieb man noch Briefe und Postkarten, gelegentlich hatten auch Klein-Unternehmen ein Faxgerät zur Verfügung! (Sagte ich doch, es war das letzte Jahrhundert!!!) Und prompt kam eine sehr freundlich geschriebene Postkarte mit einer prima Antwort. Das muss 1988 oder 1989 gewesen sein, ich erinnere mich, dass ich sie in meinem wunderschönen ‚Atelier Aromatherapie‘ in der Fußgängerzone in Wiesbaden erhielt und dass ich erstaunt war, denn ich hatte nicht wirklich mit einer Antwort gerechnet!

Als viele der heutigen Copaiva-Hype-Anhängerinnen noch nicht einmal geboren waren ;-), gab es diesen Duft bereits bei Maienfelser
Wir hatten nie regelmäßigen Kontakt, doch hin und wieder hörte ich etwas von ihm. Beispielsweise wie er Ärger mit der damals frischen stark restriktiven Gesetzgebung rund um die Pyrrolizidinalkaloide in Beinwellzubereitungen hatte. Ich weiß nicht mehr wie, vielleicht hatten wir telefoniert, er jedenfalls ließ verlautbaren, dass er sich die Herstellung seiner hervorragend wirksamen Salben nicht verbieten lasse. Ich bewunderte seinen Mut und seine Rebellion. Ein kleiner Artikel in der Marbacher Zeitung vom vergangenen Jahr lässt seine schillernde Persönlichkeit erahnen.
Irgendwann fuhr ich nach Maienfels in der Nähe von Wüstenrot bei Heilbronn, er zeigte mir trotz starker Zahnschmerzen seine Destillen und die Räume der Manufaktur, wo die wundervolle Kosmetik und all die „Heilsalben“ gerührt wurden (das darf nur ich sagen, sowas darf eine Naturkosmetikhersteller nicht sagen). Alle Räume sind eher klein, sehr gemütlich, sehr persönlich. Ich durfte den gigantischen „Setzkasten“mit den inzwischen circa 1000 ätherischen Öle bewundern. Diese wurden fast jedes Jahr im neu erscheinenden „Kleinen Dicken Grünen“ ausführlich beschrieben (die Fotos die ich damals bei meinem Besuch schoss, muss ich erst suchen, ich habe keinen Schimmer, wo ich diese Dateien einst abgelegt hatte). Ich staunte einmal wieder über die gigantische Auswahl an fetten Ölen, auch seine Essige, seine Räucherwaren, seine riesige Auswahl an teils sehr besonderen Hydrolaten und vieles mehr verrieten den eifrigen Sammler. Das Angebot an ganz besonderen CO2-Extrakten, das er zusammenstellte, ist auch bemerkenswert.

Die ästhetische Verpackung ist immer eine Augenweide in den Duft-Paketen
Ich schaute mir den Garten an einem recht steilen Hang an. Bewunderte seine Regensammelanlage, denn Verschwendung war ihm ein Graus, ganz pure Natürlichkeit war ihm Wunsch und Drang; Verunreinigung, Gepantschte, das künstliche Aufhübschen von Produkten verabscheute er. Ich hörte mir seine „Geschichten“ an, wie die über die Destillation eines Mammutbaumes, dessen Öl gerade neu im Sortiment war. Ich hatte den Eindruck, dass wenn ihm irgendwie zu Ohren kam, das hier ein Baum umgefallen war oder dort eine Hecke beschnitten wurde, er sofort zur Stelle war und die botanischen Kostbarkeiten destillierte. Destillieren musste. Er schien nicht anders zu können.
Keine Pflanze war zu selten oder zu schwach in der Ausbeute, die Welt der Naturdüfte samt einer intensiven Sammel-Leidenschaft waren seine Natur. Und immer wurde alles äußerst ästhetisch verpackt und präsentiert.

Japanische Sicheltanne, Cryptomeria japonica
Er hatte sich einst entschuldigt, dass er nie zu einer meiner Duftwochen kam, die seien halt immer zur wichtigsten Zeit in seinem Garten und in seiner Manufaktur. Das fand ich schade, bekam ich doch bei Maienfelser genau die ätherischen Öle zu den eher subtropischen Pflanzen, die entweder in meinem Garten hier im milden Südwesten Irlands wachsen oder zumindest ganz in meiner Nähe. Ich hatte dieses Set auf dem Foto ganz oben aus circa 15 Ölen auf fast jeder Exkursion dabei, damit die Kursteilnehmerinnen den Duft unter der jeweiligen Pflanzen – oft stattliche Bäume – kennen lernen konnten: Sicheltanne, Dacrydium/Harzeibe, Skimmia, Hiba-Zypresse, Fokienia-Zypressse/Siamholz, Hinoki-Zypresse, Osmanthus, Gagelstrauch, Rhododendron etc
Erst vorhin stand ich unter der ganz besonderen Japanischen Sicheltanne, die Christine Lamontain öfters buchstäblich erfassen/anfassen ließen. Dann bekamen die Teilnehmenden das ätherische Öl aus dieser Baumart, ohne zu wissen, was sie auf ihrem Riechstreifen hatten. Anschließend wurde der Duft unter dem Baumriesen gerochen. Die Reaktionen der meisten Menschen waren oft erstaunlich, mehr als erstaunlich. Immerhin kam sein Sohn Benjamin zu unserer allerletzten Veranstaltung zum Thema Duftkommunikation mit Christine Lamontain im Juli 2019.

Ob die dicken kleinen Kataloge oder die kleineren Infohefte: Alles war liebevoll und eigenwillig gestaltet, trug seine ganz besondere „Handschrift“
Seine Frau Caren samt Familie und Team veröffentlichten heute diese Nachricht:
Liebe Kundinnen, Kunden und Freunde der Maienfelser Naturkosmetik.
Eine Woche voll Schmerz und Trauer liegen nun schon hinter uns. Es ist immer noch unendlich schwer für mich Ihnen allen mitteilen zu müssen, dass mein Mann (Firmengründer und Vater unser 3 Kinder)
Hans-Peter Lindenmann,
am 02.07. auf unserer Reise zur „Salbei-Insel“ Cres unsere Welt verlassen hat. Unerwartet, doch vorherbestimmt, ist er nach einem erfüllten Leben verstorben. Meine Kinder und ich nehmen uns die wertvolle Zeit seine Reise noch ein Stück zu begleiten, für unsere Trauer und um unsere innerliche Balance wiederzufinden.
Auch wenn unsere Betriebsführung schon seit langem in unser allen Händen lag, bitten wir weiterhin um Ihr Vertrauen und Ihre Unterstützung. Wir werden getreu unserer Firmenphilosophie und in Gedenken meines Mannes die Firma und somit sein Lebenswerk weiterführen.
Unser Team steht Ihnen wie gewohnt über den Online-Shop bereit, der Dufte Laden in Maienfels bleibt jedoch bis zum 17. Juli geschlossen. Wir bitten um Verständnis.
Weiteres, dass wir aufgrund der aktuellen Firmensituation schon mit meinem Mann in Vorbereitung hatten und persönliche Worte wird in den nächsten Wochen kommen.
Mit herzlichsten Grüßen aus Maienfels,
Caren Veyhl-Lindenmann, mit Familie und Team.
Ich wünsche euch viel Kraft, mit diesem immensen Verlust zurecht zu kommen. Möge Hans-Peter in Frieden ruhen.
Foto: Maienfelser Naturkosmetik
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Ich sitze inmitten einer Lieferung von Maienfelser Ölen, habe mal richtig Geld in die Hand genommen und mir etliche der besonderen Öle gegönnt. Ich habe noch nie bei einem Duft fast weinen oder seltsam stille werden müssen – doch beim ersten Anriechen direkt nach der Lieferung ging es mir so mit Cabreuva und dem Grünen Tee insbesondere.
Das Tablet kündigt eine Benachrichtigung an, ich lege das Röhrchen mit dem Nelkenblütenöl zur Seite und lese, dass der Gründer der Firma, die dieses Öl bereitet hat, verstorben ist – derjenige, der vielleicht vor Kurzem noch eines der Fläschchen in der Hand hie!t? 🙁
Das ist ja ein Gänsehaut-Moment, echt, ich habe gerade Gänsehaut. Danke fürs Teilen!
Liebe Eliane,
ooh, das ist ja sehr traurig zu lesen. Erst Dietrich Wabner, dann Martin Henglein und nun Hans-Peter Lindemann. Möge er an einem Ort verweilen, wo es ihm gut geht und seine Nase von vielen zarten Aromen umschwebt wird. Ich hatte mich vor einigen Monaten noch von ihm persönlich zu den vielen verschiedenen Varietäten von Narde beraten lassen.
Danke und Diralles Liebe, Heike
Danke liebe Heike. Ja, drei mega-engagierte Pioniere.
Liebe Eliane,
was für ein schöner, wertschätzender und zugleich informativer Nachruf auf einen Pionier „unserer“ Zeit. Auch ich wünsche der Familie viel Kraft und Liebe für die kommende Zeit.
Liebe Grüße
Martina
Danke liebe Martina!
Herzlichen Dank für deinen schönen Beitrag über Herrn Lindenmann und die Maienfelser Natutkosmetik. Ich weiss noch ganz genau, als ich mein erstes äth. Öl erhielt, verpackt in diesem wunderschönen Kartonröhrchen.
Der kleine Dicke begleitet mich heute noch. Ab und zu nehme ich ihn aus dem Regal und tauche eine Weile ab, in die Welt des Herrn Lindenmann.
Liebe Eliane
vielen Dank für deinen einfühlsamen Nachruf von Hans Peter Lindenmann und deine wertvollen Bilder. Ich war nur zweimal in seiner Manufaktur und stand jedesmal „verzückt“ vor seinem „Setzkasten“ mit allen seltenen Düften.
Ich wünsche seiner Familie viel Kraft.
Liebe Eliane, wow, ich bekomme grad Gänsehaut und Tränen in den Augen beim Lesen. Danke fürs Teilen deiner wundervollen Worte. Dieser Nachruf berührt mich zutiefst. Namasté und möger Peter Lindemann in Frieden ruhen. All die lieben Seelen finden Ruhe in einer anderen Dimension, da bin ich mir sicher. Mein Mitgefühl für Familie Lindemann, Ich weiß, wie es sich anfühlt. Ihnen wünsche ich Kraft und Energie. Abschiednehmen ist nicht das Schwerste, schlimmer ist die Bürokratie, die damit zusammen hängt und einen nicht zur Ruhe kommen lässt. Herzensgrüße aus Dresden
Danke für dein Lob und die netten Worte. {Ja, als ob man es als Familie nicht schon schwer genug hat, die Kosten und die Verwaltung rund um einen Todesfall sind eine Zumutung für die Trauernden.}
Liebe Eliane,
danke für den schönen Beitrag, der mich zugleich aber auch sehr traurig macht, über den Heimgang, aber auch über das wundervolle Wirken von Herrn Lindenmann.
Immer wenn ich die wunderschön gestalteten Fläschchen und Döschen in Händen halte, ist mir bewusst, mit wieviel Liebe dieses Familienunternehmen agiert. Das gibt es kaum ein 2. mal.
Ich wünsche der ganazen Familie und allen Mitarbeitern viel Trost und Kraft!
Beate
Vielen Dank! {Ja, es ist fast unverständlich, dass so unendlich viele Menschen lieber global ausbeutende Kraken-Konzerne unterstützen statt mit Liebe und Umwelt-Engagement agierende Familienunternehmen.}
Liebe Eliane, wie wundervoll ist Dein Nachruf von Hans-Peter Lindenmann zu lesen, wenn es auch gleichzeitig traurig ist.
Ich kenne die einzigartigen Maienfelser-Produkte durch Simone Senn, sie ist schon seit vielen Jahren die schweizer Vertretung der Manufaktur. Und glücklicherweise hat sie ihren Duft-Laden ganz in meiner Nähe.
Auch ich wünsche den Angehörigen des grossartigen Maienfelser Gründers viel Kraft und spreche mein herzlichstes Mitgefühl aus.
Danke für diese netten Worte, ich denke, die Familie wird hier auch irgendwann vorbei schauen. Ansonsten sammle ich die direkten Wünsche und leite sie weiter.
Hi liebe Eliane,
Danke für deinen so schönen Nachruf. Ach es ist so traurig – die Maienfelsermanufaktur Produkte und ätherischen Öle waren damals meine ersten Schritte in die duften Welt. Seine Rosencreme war echt ein Stück kostbarstes Paradies für mich.
Ich konnte auch mal an einem seiner „Dufttage“ dabei sein. Wenn man den Laden betritt, ist es als ob man in einen andere Welt eintritt – das Duftregal war magisch für mich.
Im nachhinein an den Dufttag habe ich eine Anfrage wegen dem feinen und ganz besonderen Essen per Mail gesendet, und auch ich habe alle Rezepte per Post erhalten mit einem handgeschrieben Brief von seiner Frau. Ein wundervoller Moment für mich.
Mögen die drei duften Herren im Himmle sich nun genüsslich austauschen über all ihre Erfahrungen die sie im laufe ihres erfüllten Lebens auf der Erde gewonnen haben.
Ich wünsche der Familie Lindenmann ganz viel Kraft und Mut in der schweren Zeit.
Danke für das Teilen dieser schönen Momente!
Vielen Dank für die einfühlsamen Worte des Nachrufes, ich denke Hr. Lindemann war ein ganz besonderer Mensch und jemand der für seine Arbeit gelebt hat.
Herzliche Anteilnahme der Familie Lindemann und alles Gute.
Auch danke!
Vielen Dank für diesen sehr berührenden Nachruf! Obwohl ich (als Österreicherin) noch nie von diesem Herrn gehört hab haben mich deine Worte sehr bewegt.
Danke! Ich hatte einst bei all meinen österreichischen Kursen diese Öle vorgestellt, sie sind (oder waren zumindest) auch in Österreich erhältlich.
Hallo liebe Eliane,
Vielen Dank für den wunderbaren Exkurs in das Leben und Schaffen von Hans-Peter Lindenmann.
Mein Mann und ich hatten das Glück 2011 an einem Dufterlebnistag in seiner Manufaktur teilhaben zu können. Das war einfach unbeschreiblich! Der Kurs, das Ausprobieren der fetten und ätherischen Öle, die Besichtigung der Destillerie, das Verkosten von eben frisch gepresstem Leinöl (den wundervollen Geschmack vergesse ich nie), das herrlich liebevoll zubereitete vegetarische Essen, die Besichtigung des immensen Kräutergartens inklusive Paul, dem Lebeschwein und Restmüllverwerter, … WOW! Ich musste das alles mal sacken lassen und habe meine Eindrücke viel später in einem Fotobuch im Jugendstil gehalten verfasst. Nebenbei bemerkt: ich teile Lindenmanns Liebe zum Jugendstil absolut. Seine Produktdeko ist wie die Kirsche auf der Sahnetorte. Ich habe dann der Familie Lindenmann ein Exemplar von dem Fotobuch als Dankeschön geschickt und bekam ein sehr liebevolles persönliches Schreiben zurück, was jetzt in meinem Buch liegt.
Ja, auch ich wünsche der Familie Lindenmann und allen Mitarbeitern und Freunden ganz viel Kraft um die traurige Zeit zu überstehen, aber auch um die Firma in seinem Geiste weiter zu führen. In dem Sinne lebt Hans-Peter Lindenmann dann weiter.
Alles Gute!
Denise
Oh Denise, wie schön du dieses Erlebnis beschreibst, danke! Ich kann mit gut vorstellen, wie auch dieses Fotobuch wieder wunderschön geworden ist!
Liebe Eliane,
auch wenn dein Eintrag dieses Mal sehr traurig macht, ist es doch immer wieder eine Freude von dir zu lesen. Ich verwende deine Rezepturen sehr oft und bin glücklich durch dich zu den Ölen gefunden zu haben. Du und die Rezepturen bereichern mein Leben. Alles, Alles Liebe – Tina
Danke für dieses nette Lob, liebe Tina!